■•■'»J'^'v ^■^rtiT A I ARCHIV DER P H A R M A C I E. Zeitschrift des Deutschen Apotheker-Vereins. nerausgcgebcn vom Vorstande unter Redaction E. Reichardt. IS^W YORK BOTANiCAL QAROEN X. Jahrgang. Im Selbstverlage des Vereins. In Commission der Buchhandlung des Waisenhauses in Hallo a/S. 1883. ARCHIV DER PHAR MAGIE. CCXXI. Band. Dritte Reihe, XXI. Band. Herausgegeben NE\y YOP|< ßOT/iNfcAf vom *v«-'»^'x Vorstande des deutschen Apothekervereins unter Redaction E. Reichardt. 62. Jahrgang. Im Selbstverlage des Vereins. In Commission der Buchhandlung des Waisenhauses in Halle a/S. 1883. XA y (S) ® ARCHIV DER PHARMACIE. Zeitsclirift des Deutschen Apotheker- Vereins. 10. Jahrgang. Bd. 221, Hft. 1. (Dritte Eeilie. Bd. 21. Hft. 1.) HerausEresreben vom Vereins -Vorstände unter Eedaction E. Reichardt. Mit Beiblatt No. 1, enthaltend die Bekanntmachungen des Vorstandes und amtliche Verordnungen. Im Selbsti'erlage des Vereins. In Commission der Buchhandlung des Waisenhauses in Halle a/S. 1883. ®- Xiichricl Jjs wird gobetfu, alle IJ ei trüge für das Archiv aa deu Redacteur desselben, Hrn. Professor Dr. p]. Reichardt in Jena, alle die Verwaltung des Archivs iind die Mitglieder liste betreffenden Nachrichten aa die „Archiv -Verwaltung" z.Z. Hrn. Med. Ass. Pusch in Dessau einzusenden. Inhalt. A. Originalmittheilungen. Seite P. (J. Pluggc, Audromedotoxiii, der giftige Bestandthfil der Audroineda Japonica Tlumberg 1 K. H c k , ( lefärbte ätherische Uele 17 M. C. Traub, Zusammensetzung des Caeaoölcs 19 Th. Po leck, Ferrum reductum 23 Seit© E. Schmidt imd H. Roemer, Vorkommen kohlenstoEBreicher, fi'eier Fettsäuren in pflanzlichen Fetten .34 G. Christel, Bildung von Glau- bersalz in Mauerziegeln . . . 3i> B. Monatsbericht. K. Müller. Tamarinde» ... 42 J, Fiebert, Bereitung des Chini- num taunicum neutrale (Cliini- num insipidum) 43 M. Yvon, Yvon'sches Reagens auf Chloroform 44 R. K a y s r , Bestimmung des Glycerins 44 C. Amthor, Bestimmung von Stärkemehl in Wurst .... 45 Fischer, Kairin 45 A. Tschirch, Chlorophyll . . 46 K. Lieb er s, Anwendung des Aluminium -Palmitates ... 47 H. Flemming, Säurebeständiger Kitt ... 47 A. G e u e u i 1 , Bleivergiftung durch Zündhölzchen 48 A. J a u d u s , Chemischeßestand- theile der Epheufrucht ... 48 Blutveräuderung bei den acuten Infectiouski-ankheiten .... 48 Leven, Wirkung dos Caffees und Zuckers auf den Magen ... 50 E. Ilarnack, Nachweis des Jods im Harn nach der Anwendung von Jodoform 50 Wolffhügel u. Hueppe, Ein- dringen der Hitze in das Fleisch bei seiner Zubereitung ... 51 F r n m ü 1 1 (i r , Gerbsaures Can- nabin 51 Dcsplats, Wirkung der Conval- laria majalis auf das Herz und die Nieren 52 C. Tanret, Convallamarin, das wirksame Princii) der Maiblume 52 E. Schmitt, Mittel, Butterverfäl- schungon zu erkennen ... 53 Blarez, Entgypsen des Weines vom Standpunkt der Hygiene . 55 Ramann, Passivität des Eisens . 57 Lextreit, Stiychninsulfat . . 57 Vulpian, Behandlung des Ty- phus mit Salif-ylsäuro . . . 5Ü Marcus und de Conink, Phy- siologische Wirkung von Colüdin 59 E. Burkor, Volumotrische Be- stimmung von Kali .... 60 Yvon, Mikroskopische Untersu- chung von Harnsedimenten . 61 Galignani, Subcutane Injection von Chiuinum bihydrochloricum 62 J. Lefort u. P. Thibault, Ein- fluss des arabischen Gummis bei gewissen chemischen Reac- tionen 1'2 AI e s s a n d r i , Wirksame Bestand- theile von Buxus sempervirens 65 ARCHIV DER PHARMACIE. 21. Band, 1. Heft. A. Oriiiiiialmittlieilungeii. Ueber Andromedotoxin , den giftigen Bestandtheil der Andromeda Japonica Thunberg. Von Prof. P. C. Plugge. (Untersuchungen aus dem pharmaceut. - toxicologischeu Laboratorium der Universität Groningen.) JJie Andromeda Japonica Thunberg ist eine immergrüne Staude aus der Familie der Ericaceae, die in Japan allgemein auf Bergen vorkommt und aucli ziemlich vielfältig in Garten als Ziergewächs gezogen wird. Den Japanesen ist diese Pflanze schon längst als giftig bekannt; dennoch ist es mir, auf meine Bitte um nähere Auskunft in dieser Richtung, nicht gelungen, etwas zu erfahren, das besonders her- vorgehoben zu werden verdiente. Die japanesisch erseits mir gege- bene Auskunft geht darauf hinaus, dass die Pflanze giftig ist für Menschen , Insecten , Kühe und namentlich für Pferde (daher denn auch , dass die Pflanze in Japan , ausser mit dem üblichem Namen Asebo, auch mit dem Namen Basuiboku (von Ba = Pferd, sui = betäubend und boku = Baum) bezeichnet wird. ^ 1) Die erwähnten Nachrichten, welche ich hier übersetzt folgen lasse, laii- teten also: „Die Pflanze kommt als eine wild wachsende allgemein auf Ber- gen vor und wii'd auch in Gärten cultivirt. Die Höhe der Pflanze wechselt von 4 bis 10 Fuss; ihre Blätter sind immergrün. Bei dem Yolke gilt die Pflanze allgemein als giftig. Es ist mir nicht bekannt, ob sie als Arznei (as a poisonous medicine) angewandt wird, doch sind Fälle bekannt, dass Kinder, welche irrthümlich von der Pflanze gegessen hatten, dadurch ver- giftet worden sind. Pferde und Kühe, welche von den Blättern gefressen hatten, scheinen betäubt und sterben, daher wird die Pflanze genannt: Basuiboku: a plant intoxicating horses. E3in Absud der Blätter wii'd auch vom Yolke angewandt zur Vertilgung der Insecten.'' Arch. <1. Pliann. XXI. Bds. 1. Hft. 1 2 P. C. Pliigge, Andromedotoxin. <1. gift. Bestandth. d. Androm. Jap. Th. Schon während meines Aufenthaltes in Japan (1876 — 1878) liabe ich mich, auf die Bitte des Heim Sensai Nagayo, des Chefs vom Sanitiits - Bureau in Tokio, mit der Untersuchung der Blätter beschäftigt und dabei die erhebliche Giftigkeit des wässerigen Aus- zuges durch Versuche auf Frösche und Kaninchen constatirt. Indem meine damaligen vielfachen Beschäftigungen mich an der Beendigimg dieser Untersuchimg verhinderten, nahm ich bei meiner Abreise aus Japan (1878) eine Ejste mit getrockneten Pflan- zen mit. Mi der Untersuchung derselben habe ich mich seit dem Sept. 1881 abwechselnd beschäftigt: die Resultate jener Untersuchungen lasse ich hier folgen. Um zunächst Anweisungen über die beste Abscheidungsmethode des giftigen Bestandtheils zu erhalten, wurden folgende vorläufige Experimente angestellt. I. Aus 50 g. Holz und Blättern (etwa gleichen Quantitäten) der Andromeda Japonica wurde durch zweimaliges Ausziehen mit heissem Wasser ein Auszug bereitet, der nach Filtrirung verdunstet wurde zu einem Volum von 10 C. C. Jedes C. C. dieser Flüssigkeit ent- sprach also 5 g. Holz und Blättern. Dieser rothbraune, sauer reagirende Auszug stellte sich bei Versuchen auf Thiere als sehr giftig heraus. 0,1 C. C. bei Fröschen (sowohl Rana esculenta wie Rana temporaria) subcutan injicirt, ver- ursachte sehr charakteristische Vergiftungserscheinungen mit tödt- lichem Ausgang. Durch 0,8 C. C. wurde eine Taube in 30 Minuten, durch die nämliche Quantität (0,8 C.C.) ein Kaninchen in 43 Minu- ten getödtet. Dm^ch diese Versuche war also dargethan, dass der giftige Bestandtheil durch Wasser ausgezogen werden kann. n. 6,5 C. C. des wässerigen Auszuges I, wurden vollständig präcipitirt mit einer Auflösung von neutralem Bleiacetat, das Prä- cipitat abfiltrirt, gut abgewaschen und danach aus Filtrat und Wasch- wasser das überflüssige Pb durch H^S entfernt. Die bleifreie Flüs- sigkeit wurde vorsichtig verdunstet, bis das Volumen wieder 6,5 C. C. betrug. Mit dieser gereinigten Flüssigkeit, die nur hellgelb gefärbt war, wurden jetzt toxicologische Versuche angestellt. Sie erwies sich noch als sehr giftig und aus den Thatsachen, dass eine Taube durch eine Dosis Gift von 0,8 C.C. in 40 Minuten unter vollkommen gleichen Vergiftungserscheinimgen starb , darf wolil gefolgert werden, dass die Reinigimg mit neutralem Bleiacetat ohne P. C. Plugge, Andromedotoxin, d. gift. Bostandtli. d. Aiidioni. Jap. Tli. 3 zu befürchtenden Verlust der giftigen Substanz angewandt wer- den kann. Ein anderer Theil dieser gereinigten Flüssigkeit wurde dazu verwendet, zu constatiren, dass die Auflösung keine Alkaloide ent- hielt. Durch Jod - Jodkalium , Jodwismuth - Jodkalium , Jodqueck - silberjodkalium, Gerbsäure u. a. allgemeine Alkaloid-Eeagentien wurde nicht die geringste Trübung oder Fällung verursacht. m. Um einigermaassen annähernd den G-iftigkeitsgrad des wäss- rigen Auszuges der Blätter (ohne Holz) zu bestimmen, wurden auf die sub I. erwähnte Weise aus 125 g. Blättern 15 CG. Infus berei- tet. 0,1 e.G. dieser Flüssigkeit (= 0,833 g. Blätter) tödtete ein Kaninchen von einem körperlichen Gewicht von 725 g. in 1 Stunde 17 Minuten. Diese Flüssigkeit wurde weiter dazu benutzt, zu untersuchen, ob auch basisches Bleiacetat zur Eeinigung der Flüssigkeit verwendet werden könnte, resp. zu untersuchen, ob der giftige Stoff, der nach II. nicht präcipitirt wurde durch neutrales Bleiacetat, sich auf die nämliche Weise verhält gegenüber dem basischen Acetat. Dazu wmxlen 13 G.G. des Infuses nach vorheriger Verdünnung mit Wasser vollständig präcipitirt mit einer Auflösung von basischem Bleiacetat. Das sehr voluminöse Präcipitat wurde so gut wie mög- lich abgewaschen und aus Filtrat und Waschwasser das Blei mit H^S entfernt, um danach wieder bis auf 13 G.G. zu verdunsten. Durch Versuche auf Frösche wurde ermittelt, dass auch die also gereinigte Flüssigkeit sehr heftig giftige Wirkung besitzt, und deshalb der giftige Stoff auch durch basisches Bleiacetat nicht oder doch sehr unerheblich gefällt wird. IV. Um zu ermitteln, ob die durch die genannten Bleisalze gebildeten Präcipitate auch andere giftige Substanzen enthalten, habe ich später aus einer grösseren Quantität Flüssigkeit erst ein Präci- pitat (a) durch neutrales — und danach aus dem Filtrate ein zwei- tes Präcipitat (b) durch basisches Bleiacetat abgesondert. Jene Prä- cipitate wiu-den möglichst rein mit destiUirtem Wasser vertheilt, durch H^S zersetzt, die Flüssigkeit abfiltrirt, dm-ch Verdunstung von H^ S gereinigt und zu einem kleinen Volum reducirt. Mit jenen beiden Flüssigkeiten auf Frösche angestellte Versuche zeigten, dass beide, freilich schwache, doch deutliche Vergiftungs- erscheinungen hervorriefen. 1* 4 P. C. Plugge, Andromedotoxin, den gerichtlich chemischen Untersuchungen, sind diese Reactionen neben den anderen von grossem Werthe, indem sie, gesetzt, dass sie dem vollkommen reinen Stoffe nicht eigen sind, doch auftreten würden bei dem Stoffe, der sich abscheidet nach der bei der gericht- lich chemischen Untersuchung üblichen Methode. Wiewohl ich über Ermittelung des Giftes in organischen Mischim- gen später noch besondere Versuche mittheilen werde, kann ich doch nun schon rücksichtlich der gefimdenen Eigenschaften des Stoffes die folgende Methode empfelilen. Die Stoffe, Inhalt des Magens, Speisebrei, u. s. w. werden einigemale nacheinander ausgezogen mit starkem Alkohol, die ver- einigten, filtrirten Flüssigkeiten eingedunstet und der extractartige Rest einigemale ausgezogen mit nicht zu geringen Quantitäten Wasser. Diese wässerige Auszüge werden filtrii't, durch vorsichtiges Ver- dimsten concentrirt und alsdann , nach Abkühlung (wir setzen voraus, dass die Flüssigkeit schwach sauer ist) geschüttelt mit Petroleum- äther, um etwaige Unreinigkeiten zu beseitigen, wonach man zu wiederholten Malen mit reichlichen Quantitäten Cliloroform aus- schüttelt, von dem man einen Theil durch Destillation zurück- gewinnen kann. Mit den Residuen der Chloroform - Auf lösung , durch Verdunstung auf mehrere Uhrgläser gesammelt, nehme man folgende Reactionen vor : mit concentrirter H2S0^ concentr. HCl, H^PO* von 25 \, HNO^ + H^N, Fröhde's Reagens, die Mischung von K^j^e 2 Cy^ 2 -|- Fe^Cl^ und schliesslich eine physiologische Reaction auf einen Frosch. Da ich bald anderswo Ausführlicheres über die toxicologische Wirkung des Andromedotoxins mitzutheilen hoffe , werde ich hier nur angeben, was bei dieser sogenannten physiologischen Reaction auf Frösche zu bemerken ist. Wenn man das Residuum der Chloroform -Auflösung, das nicht mehr als 0,25 — 1,0 Mg. zu betragen braucht, in etwas Wasser oder noch besser in einige Tropfen sehr schwache NaOH -Auflösung auf- nimmt und diese Auflösung subcutan injicirt, so bieten sich eine Anzahl wichtiger und sehr charakteristischer Vergiftungserscheinungen dar, die ziemlich constant auftreten und daher neben den chemischen Reactionen von sehr grossem Werthe sind für die Erkennung des Griftes. Die Erscheinungen sind folgende: IG r. C. Plugge, Ajidromodotoxin, '1. gift. Bestandth. d. Androm. Ja]». Tli. Ziemlich constant erhöhte Schleimabsondernng der Haut, nament- Kcli in den Achseln bald sichtbar. Anfängliche Beschleunigung des Athmens, das bald darauf unregelmässig wird, vermindert und bald ganz aufhört (Adromedotoxin ist allerdings in erster Linie Respira- tionsgilt). Hat das Athmen aufgehört, was bei nicht zu geringer Dosis zuweilen schon innerhalb 2 — 3 Minuten stattfindet, so zeigen sich fast immer starke brechförmige Bewegungen, mit weitem Oeffnen des Mundes und nicht selten mit Ausstülpung des Magens. Zuweilen bleibt das Thier nach solch einer brechförmigen Bewegung einige Zeit mit geöffnetem Munde ruhig und wie betäubt sitzen. Indem in diesem Momente die Empfindlichkeit noch selir gross ist, braucht man das Thier nur eben anzurühren , um es zum Springen und zugleich zum Scbliessen des Mundes zu bewegen. Nach und nach folgt dann aber Lähmung, die meistens zuerst am Vordertheile des Körpers sichtbar wii'd. Das Thier kann die gewöhnliche, sitzende Stellung auf den Vorderfüssen nicht mehr einhalten und lässt die Brust auf den Teller sinken. Reizung verursacht aber noch ziemlich starke Bewegung, einige springen sogar auf; nach einiger Zeit ist dieselbe aber unmöglich geworden und werden sogar nach starken Kneifen oder Stechen allein die Hinterfüsse noch krampfhaft ausgestreckt. Charakteristisch sind auch die während dieses Stadiums fast nimmer ermangelnden, sehr schönen fibrillären Zuckungen, die geraume Zeit fortbestehen und über den ganzen Körper, doch besonders an den Hinterfüssen prächtig wahrnehmbar sind. Die Lähmung greift nun immer melir um sich, sodass man das Thier auf den Rücken und in ii-gend welche willkürliche Stellung legen kann, ohne dass es sich bewegt. Beobachtet man während dieses Stadiums die Schwimmhaut unter dem Miki-oskop, so sieht man, dass der Blutstrom noch sehr ki'äftig und schnell ist, dass des- halb das Herz noch nicht oder nur wenig gelitten hat. Schliesslich hören auch die fibrillären Zuckungen und danach die Blutbewegimg aiif (zuweilen erst nach sehr langer Zeit, was natürlich bedingt wii-d durch individuelle Unterschiede und Dosis), und das Thier stirbt. Untersucht man alsdann ein Muskel- Ners^räparat des Frosches (Nervus ischiadicus mit Musculus gastrocnemius) im Myographion, mit einzelnen Inductionschlägen , dann sieht man, dass die Reizbar- keit des Muskels unverändert, gut geblieben ist, indem die Reizbar- keit des Nervs (intramusculäre, motorische Nervendimgen) oft sehr vermindert, zuweilen auch ganz geschwunden ist. K. Hock, Gefärbte ätlierische Oelc. 17 Auch die boi warmblütigen Thieren auftretenden Erscheinun- gen, welche ich später beschreiben werde, dürften, wenn hinläng- licher Stoff geboten wäre, bei der Ermittelung des Andromedoto- xins als physiologische Reactionen zu verwenden sein. Mitthoiluiigeii aus der Staatsapotheke in Bern. 1. Ueber gefärbte ätherische Oele. Von Karl Hock. Gelegentlich einer Untersuchung ätherischer Oele prüfte ich das Verhalten von Ol. chamomilL, Ol. absinth. und Ol. millefol. im Spec- tralapparate und fand, dass dieselben sehr interessante Absorptions- verhältnisse zeigen. Sie geben drei Absorptionsstreifen im Roth und Orange und zwar bei den Fraunhofer'schen Linien B, C und C ^/g D. Obwohl nun diese drei Oele ziemlich verschieden gefärbt erschei- nen, so erblickt man bei der spektroskopischen Untersuchung die Streifen in ganz derselben Lage. Dies spricht dafür, dass dieselben einen Farbstoff gemeinsam enthalten. Destillirt man diese Oele, so erhält man anfangs farblose Producte , bei 150*' jedoch gehen grün- liche und blaugrüne Antheile und bei 260*^ und darüber intensiv blaue Destillate über. Diese letzteren zeigen auch die Streifen am deutlichsten, so dass also dem blauen Antheile die Absorptionen zuzuschreiben sind. Es lag nahe, die Untersuchung auch auf das blaue Oel, welches man bei der trocknen Destillation von Gralbanum erhält, auszudehnen. Ueber Letzteres und über das blaue Oel der Matricaria chamomilla liegen interessante Mittheilungen von Möss- mer ^ und Kachler ^ vor , welchen sich neuerdings hinsichtlich des blauen Oels aus Resina guajaci peruviana aromatica und eines blauen Productes aus Ol. valerianae Untersuchungen von A.Kopp ^ anscliliessen. Blaue Oele erhält man ferner , wie Flückiger * angiebt , bei der Destillation der Oele von Ferula Sumbul, Nectandra Puchury, Po- gostemon Patschuly und Asa foetida. 1) Annal. d. Chem. u. Pharm. 119. 2G2. 2) Ber. d. d. ehem. Ges. 1871. 36. 3) Ai-ch. d. Pharm. 1876. 193. 4) Pharm. Chemie 309. Aldi. a. Phanii. XXI. Bds. 1. Hft. 2 18 K. Hock, r.efiirlite ätherische Oolo. Eine beträchtliche Quantität blauen Destillates giebt auch, wie ich gefunden habe, das Oel von Inula Heleniura. Ich habe mir diese blauen Oele, welche sämmtlich erst bei 260° übergehen, dargestellt und fand bei der spektroskopischen Prüfung, dass dieselben alle die nämlichen Absorptionslinien geben. Hieraus geht hervor, dass diese Oele, wenn auch vielleicht die chemische Zusammensetzung nicht dieselbe ist, doch alle denselben blauen Farbstoff (Azulon) gemein- sam haben. Es scheint, dass dieser blaue Körper manchmal schon in der Pflanze vorgebildet ist oder doch bei der Destillation mit Wasserdampf erzeugt wird, während man ihn in anderen Fällen erst durch Zersetzung bei höherer Temperatur erhillt. Diese Zersetzung, welche bei Galbanum durch trockne Destillation bewirkt wird, wird wohl bei ^der Destillation genannter Oele auf ganz ähnlichem Vor- gange beruhen. Einen wesentlichen Einfluss auf die Ausbeute an blauem Product übt auch das Alter des zu destillirenden Oeles aus, indem etwas verharzte Oele grössere Mengen an blauen Parthien ergaben, als es bei gleichen Quantitäten frischen Oeles der Fall war. Der blaue Farbstoff ist an der Luft sehr unbeständig, denn die Fär- bung geht bald in ein schmutziges Braun über; dagegen zeigt eine Probe des blauen Oeles aus Oalbanum , welches vor einigen Jahren dargestellt und in ein Grlasrolu' eingeschmolzen wurde, noch ganz unverändert die tiefdunkle azui-blaue Farbe. Kachler ^ giebt an , dass auch der Dampf dieser höher sieden- den Theile von Ol. chamomülae und Ol, galbani von tiefblauer oder violetter Farbe sei. Um zu constatiren, ob dies wirklich der Fall ist, leitete ich den Dampf dieser Oele durch ein weites Glasrohr, welches auf einer Temperatur von ca. 300° erhalten wurde. Wäre nun der Dampf wirklich blaugefärbt, so müsste man durch das Spek- troskop eine Arsorption wahrnehmen können. Thatsächlich ist dies jedoch nicht der Fall. Niu- an jenen Stellen, bei welchen sich der Dampf wieder etwas abgekühlt und sich zu condensiren angefangen hatte, sah man Absorptionslinien. Diese stimmten indess genau mit denen des flüssigen Oeles überein, so dass also die scheinbare Blau- färbung des Dampfes nur von condensh-ten Theilen herrührt, während der eigentliche Dampf farblos ist. 1) Ber. d. d. ehem. Ges. 1871. 3ß. M. C. Trauli, Zusammonsetzung des Oauaoöles. 19 2. Ueber die Zusammensetzung des Cacaoöles. Von M. C. Traub. Unter den zu pharmaceutischer A^erwendung herbeigezogenen Fettkörpern zeigt das Cacaoöl in mannigfacher Hinsicht sehr inter- essante Eigenschaften. Seine grosse Beständigkeit, seine feste Con- sistenz verbunden mit einem gegen andere Fette verhältnissmässig tiefen Schmelzpunkt, wie auch seine Fähigkeit, lange Zeit im flüssi- gen Zustande verharren zu können, ohne gerade Ueberschmelzung zu zeigen, sind Eigenthümlichkeiten , welche in einer besonderen Zu- sammensetzung dieses Körpers begründet sein müssen. Die über die Zusammensetzung des Cacaoöles vorhandenen An- gaben weichen, wie leicht aus einer vergleichenden Durchsicht der- selben ersehen werden kann, in hohem Grade von einander ab. Ich will mich hier nur darauf beschi'änken , die von Kingzett gege- benen hierher gehörenden Daten näher zu erörtern. K.^ will näm- lich aus den im Cacaoöle enthaltenen Fettsäuren zwei demselben eigenthümliche Säuren abgeschieden haben, deren eine er als Theobromasäure bezeichnet, während er die andere unbenannt lässt. Als charakteristische Merkmale erwähnt er füi' diese Körper, dass die namenlose Säure bei 57^ schmelze und der Laurinsäure isomer sei, während die Theobromasäure bei 72^ schmelze, bei höherer Temperatur unzersetzt destillire; ihre Molecularformel sei C64H12802, Mit Versuchen, die letztere Säure wieder darzustellen, hat sich vor einiger Zeit van der Becke^ beschäftigt, ohne jedoch zu positi- ven Eesultaten zu gelangen. Es war daher von Interesse, eine erneute Untersuchung zur Feststellung der Zusammensetzung der Cacaobutter in Angriff zu nehmen unter besonderer Berücksichtigung der K.'schen Säuren, deren Existenz für die eine wohl eine wahr- scheinliche , für die Theobromasäure hingegen durch die derselben von K. beigelegten Eigenschaften eine sehr zweifelhafte ist. Die durch ihre Formel gegebene Zugehörigkeit der Theobroma- säure zur Ameisensäurereihe muss einen gewissen Einfluss auf die für dieselbe zu erwartenden Eigenschaften ausüben in Folge allge- mein für diese gültiger Eegeln, von welchen nun die genannte Säure in hohem Grade abweicht. Es ist vor AUem der Schmelz- 1) Berl. Ber. 1877. S. 2243. 2) Zeitschrift f. analyt. Chemie 1880. S. 296. 2 * 20 M. C. Ti'aub , Zusammensetzung des Cacaoöles. punkt, welcher nicht mit der Thatsache, dass die Schmelztempera- turen mit Zunahme der Moleculargrösse eine stetig fortschreitende Erhöhung erfahren, in Einklang steht. Zeigen auch einzelne der hier in Frage kommenden Säuren in dieser Hinsicht eine Ausnahme von der Regel, so sind dies jedoch nur diejenigen, welche künstlich dargestellt, eine ungerade Anzahl von Kohlenstoffatomen im Molecül aufweisen mid auch bis jetzt noch in keiner natürlichen Fettverbindung aufgefunden wurden. Die natürlichen Fettsäuren, welche sicli von den künstlichen durch die gerade Anzalil von Kohlenstoffatomen im Molecül unterscheiden, stehen dagegen in voller Uebereinstimmung mit der erwähnten Gesetzmässigkeit. Und gerade von dieser sollte die Theo- bromasäure in so auffallender "Weise abweichen. Während die Me- lissinsäure bei 91 ^^ schmilzt, soll die Theobromasäure , für welche sich in nm- einigermaassen reinem Zustande ein weit über lOO'* liegender Schmelzpunkt erwarten lässt, bei 72^* schmelzen. Nicht vermehrt werden die Bedenken bei Betrachtung der weiteren Eigenschaft dieser Säure, bei höherer Temperatiir unzer- setzt zu destilliren. Es gelingt wolü die Destillation von Fettsäm-en im luftverdünnten Räume. Die gemachten Erfahnmgen reichen aber über die Arachinsäm-e nicht hinaus, ja es scheint diese die Grenze zu bilden, welche zu überschreiten, selbst unter derart abgeänderten physikalischen Bedingungen nicht mehr möglich ist.' Diese Voraussetzungen treffen zwar nur für Fettsäuren von nor- maler Structur, wie diese Krafft^ für eine grössere Anzahl dersel- ben nachwies, zu. Für Isomere der normalen Säuren müsste in Betracht gezogen werden, dass mit Zunahme der Complication der molecularen Structur zwar der Siedepunkt erniedrigt, die DestiUations- fähigkeit also erhöht wird, gleichzeitig aber auch der Schmelzpunkt. Vergleicht man nun die auf Grund des soeben Erörterten zu erwartenden Eigenschaften für eine Säure von der Moleculargrösse, wie K. sie seiner Theobromasäm-e zuschreibt, so wird man bald überzeugt sein, dass entweder die Moleculargrösse oder die Eigen- schaften oder beide zusammen, d. h. die Existenz der Säure unrich- tig angegeben ist. Die andere K.'sche Säure, welche der Laurinsäure imd der von Beckmann 2 beschriebenen Hordeinsäurc isomer sein soll, unterschei- 1) Berl. Ber. 1882. S. 1687. 2) J. f. pr. Chemie 66.5. 52. M. V. Traub, Zusanunensotzung des Oacaoölcs. 21 det sich von diesem beiden durch den Schmelzpunkt. Ihre Existenz ist jedoch auf Cmmd ihrer Eigenschaften eine weit wahrscheinlichere als die der Theobromasäure. Die zur Aufklärung dieser Verhältnisse eingeleitete Untersuchung hatte also die Fragen zu lösen: „Existii'en in dem Cacaoöle Säuren, welche den K. 'sehen in Bezug auf Moleculargrösse entsprechen und welche Eigenschaften kommen dann diesen zu, endlich welche anderweitigen Säiu'en finden sich noch in demselben?" Als Material für die Untersuchung dienten einerseits zwei selbst bereitete, andererseits drei von verschiedenen renommirten Handels- häusern bezogene Cacaoölsorten. Sämmtliche in Arbeit genommenen Sorten zeigten nahezu übereinstimmende Schmelzpunkte. Die aus denselben mit Hülfe durchgreifender Yerseifung etc. gewonnenen Fettsäuren wm-den zunächst durch Pressen von der Oelsäiure befreit und nunmehr jedes der fünf Säuregemische für sich untersucht. Ziu' Trennung von Fettsäuren stehen zwei Methoden zur Ver- fügung, welche wdrklich zuverlässige Eesultate liefern, die fractio- nirte Fällung und die von Ejrafft eingeführte fractionii'te Destillation im luftverdünnten Eaume. Die von K. in Anwendung gebrachte fractionirte Krystallisation bewähi'te sich bei von mir versuchten Trennungen von Fettsäuren so wenig, dass ich nicht glaubte, von ihr Gebrauch machen zu dürfen. Bei der Unsicherheit über die Destillationsfähigkeit so hoher Fettsäiu-en im lufts^erdünnten Räume war es rathsam, in erster Linie die fractionirte Fällung zur Tren- nimg zu benutzen. Es war jedoch vorher zu ermitteln, ob unter den gemengten Säiu-en nicht solche anwesend waren, welche diu-ch Magnesiumacetat sich nicht ausfällen lassen. Zu diesem Zwecke wurden grössere Proben derselben mit alkoholischer Natronlauge in Lösung gebracht, mit einem Ueberschusse des Fällungsmittels ver- setzt und die von den Niederschlägen getrennten Flüssigkeiten auf derh Wasserbade zur Trockne verdunstet. Die Verdampfungsrück- stände, mit verdünnter Salzsäure erwärmt, gaben an Aether keine Spur eines fetten Steifes ab. Ebenso wenig konnte durch Behan- deln der Niederschläge, wie auch der abgepressten und wieder ver- seiften Oelsäiu'e mit absolutem Alkohol und Aether eine nicht ver- seifbare Substanz erhalten werden, so dass die Anwesenheit anderer Alkohole als Glycerin ausgeschlossen, die Fällung nun ruhig begon- nen werden konnte. 22 M. C. Traub , Zusammensetzung des Cacaoöles. Das aus der Lösung der Säuren in alkoholischer Natronlauge in bekannter Weise zuerst ausgeschiedene Magnesiumsalz musste die höchste Säure des Gremenges enthalten, also die Theobromasäure, wenn sie vorhanden war. Gross genug waren die in Arbeit genom- menen Quantitäten der Seifenlösungen, um selbst bei einem geringen Grehalte derselben an fraglicher Säure diese erkennen zu lassen. Durch wiederholte Ueberführung der zuerst abgeschiedenen Magne- siumverbindung in diejenige des Natriums und darauf folgende Fäl- lung mit Magnesiumacetat wurde eine Säure erhalten, welche nach zweimaligem Umkrystallisiren aus absolutem Alkohol einen Schmelz- punkt von 74,6'' (uncorr.) erreichte. Dieselbe konnte durch weitere Fällung nicht mehr zerlegt werden, immer zeigte die aus den ersten Antheilen abgeschiedene Säure den gleichen Schmelzpunkt, so dass ohne Zweifel liier ein eigenthümliches, chemisches Individuum vorliegt. Bei der Analyse ergaben 0,310 g. der Substanz 0,365 g. H^O und 0,878 COl Daraus berechnet sich: Gefunden Bcreclmet füi- Theobromasäure Arachinsäiu-e C = 77,09 82,78 76,92 H= 13,09 13,90 12,82. 0,520 g. des bei 100 ^ und liierauf im Yacuum über Schwefel- säure getrockneten Barjmmsalzes hinterliessen 0,139 CO^Ba, eine Zahl, welche sich von der fik Theobromasäure sich berechnenden weit ent- fernt , dagegen ebenso wie die durch die Elementaranalyse erhaltenen Eesultate sehr nahe der für Arachinsäure erforderlichen kommt, so dass der hier in Frage stehende Körper unzweifelhaft als Arachin- säure anzusprechen ist. In aUen fünf in Untersuchung gezogenen Cacaoölen wurde in ganz analoger "Weise die höchste Säure als Arachinsäure erkannt. Aus den folgenden Fällungen konnten neben Palmitin- und Laiu'in- säure niu- vorzugsweise Stearinsäiu-e abgeschieden werden. Es ist bemerkenswerth , dass der Gehalt des Oeies an Laurin-, Palmitin - und Arachinsäure bedeutend gegen den an Stearinsäure zurücksteht, so dass grössere Quantitäten Oel verarbeitet werden müssen, um genügende Mengen dieser drei Säuren zur Untersuchung zu erhalten. Auch die Oelsäure tritt in Bezug auf Quantität gegen die Stearin- säure ziu-ück, wenn sie sich auch in reiclilicheren Mengen findet als die drei anderen Säiu-en, ■ Tli. Toleck, rciTuin roductum, 23 NacMem somit erwiesen war, dass keine die Aracliinsäiu-e an Moleciüargi'össe übertreffende Säure vorhanden, konnte auch zur Controle die Trennung durcli fractionirto Destillation im luftver- dünnten Räume vorgenommen werden. Bei einem Drucke von 100 mm. geht diese zur Darstellung reiner Fettsäuren ganz vorzüg- liche Reaction in glatter eleganter Weise vor sich. Hier konnte nun erwartet werden, dass eine der Laurinsäure isomere Säure, sofern sie vorhanden war, vor ersterer abdestillire. Aber wie bei der frac- tionirten Fällung, so konnte auch hier kein Anhaltspunkt zur Bestä- tigung einer derartigen Säure gefunden werden: die Quecksilber- säule des eingesetzten Thermometers stieg rasch bis zum Siedepunkt der Laurinsäure. Die Untersuchung der folgenden Fractionen bestätigte durchweg die Ergebnisse, welche durch die Fällung erhalten wurden. Als Resultat der gesammten Untersuchung ergiebt sich, dass die Existenz der bei den K. 'sehen Säuren in den von mir unter- suchten Cacaoölen nicht bestätigt werden konnte, dass sie vielmehr zu negii'en ist, dass dagegen das Cacaoöl aus den Glycerylestern der Oel-, Laurin-, Palmitin-, Stearin- und Arachinsäure zusammen- gesetzt zu betrachten ist, durch deren eigenthümliche Mischungs- verhältnisse , ähnlich vielen Metalllegirungen , einerseits die feste Consistenz, andererseits der niedere Schmelzpunkt bedingt zu sein scheint. üeber Ferrum reductum. Von Th. Poleck. (Mittheilung aus dem pharmaceutischen Institut der Universität zu Breslau.) Der Beschluss, Ferrum reductum in die zweite Auflage der deutschen Pharma copöe aufzunehmen, ^soirde erst in einer der letzten Sitzungen der Pharmacopöe - Commission gefasst. Er war noch aus- führbar, weil die betreffenden Vorarbeiten bereits vorlagen und berathen worden waren. Die Ansichten und Forderungen bezüglich der Beschaffenheit des Präparats und der geeigneten Methoden, um seinen Grehalt an metallischem Eisen festzustellen, waren weit auseinandergehend, und erstere stimmten nur darin überein, dass die Beschreibung und Werth- bestimmung des Präparats in der gegenwärtig noch geltenden Phar- TOJ^rcopöe durchaus unzutreffend seien. 24 Th. Poleck, Fen-um rediictuiu. Schacht' hat in einer sehr beachtenswerthen Abhandlung die Forderungen der Pharmacopöen der verschiedenen Länder bezüglich der Reinheit und Prüfung des Fen-um reductum zusammengestellt und kritisch beleuchtet, sowie die meisten der bis dahin bekannten Methoden zur Bestimmung des metallischen Eisens in dem Präparat einer experimentellen Prüfung unterzogen. Eine spätere Arbeit von BieP bringt nichts wesentlich Neues. Die Gewichtszunahme des Ferrum reductum an der Luft, sein Ver- halten gegen Jod und Brom, sowie gegen Eisenchloridlösung können nicht als exacte Methoden zur Bestimmung des in dem Präparat enthaltenen metallischen Eisens gelten. Die Methode von Biel ziu- Bestimmimg dessell;»en mit Kalium -Permanganat geht von unbe- wiesenen und nicht zu controlirenden Voraussetzungen aus. Wolff^ behandelt eine ammoniakalische Kupferlösung von bekann- tem colorimetrischen Werth mit Ferrum reductum, dessen metallisches Eisen die äquivalente Menge Kupfer abscheidet und bestimmt dann aufs Neue den colorimetrischen Werth des Fütrats. Die mitgetheilten Analysen gaben bei demselben Präparat übereinstimmende Resultate, doch fehlen Control -Analysen nach anderen Methoden. Die colorime- trische Bestimmung ist eine Rest-Methode mit einem imverhältniss- mässig grossen Multiplikator, da sie mu' mit bedeutend verdünnten Flüssigkeiten arbeiten kann. Gaanz abgesehen davon kann sie für pharmaceutische Zwecke nicht in Betracht kommen, weil sie einen kostbaren, füi- quantitative Bestimmungen eingerichteten Spectral- Apparat und grosse Uebimg in der Behandlung desselben verlangt. Vulpius^ benutzt denselben chemischen Process, Abscheidung der äquivalenten Menge Kupfer durch das metallische Eisen des Ferrum reductum in einer ihrem Grehalt nach bekannten Lösimg von Kupfersulfat und 0. Willner^ in Stockholm die analoge Fällung einer Quecksilberchlorid -Lösung und massanaly tische Bestimmung des gelösten Eisenchlorürs mit Kalium -Permanganat. 1) Pharmaceutische Zeitung 1877. S. 279. 2) Pharmaceutische Zeitschrift für Russland Bd. 17, S. 617. im Auszug in dem Jahresbericht über die Fortschritte der Pharm acognosie etc. von Dragendorff 1878, S. 288. 3) Zeitschi-ift für analytische Chemie 1879, S. 44. 4) Archiv der Pharmacie 1879, Band 215, S. 508. 5) Pharmaceutische Zeitung 1880, S. 705. Th. l'ülcck, Ferrum reductuiu. 25 Diese letztere Methode hat Aufnahme in die zweite Auflage der deutschen Pharmacopöe gefunden. Es dürfte für ihre Ausführung und für die Beurtheilung der Gesichtspunkte, welche zu einer fast völligen TTnigestaltung des Artikels „Ferrum reductum" geführt haben, die Mttheilung der betreffenden Vorarbeiten von Interesse sein. Der Wortlaut des betreffenden Artikels folgt nachstehend. „Ferrum reductum. Ein graues, glanzloses Pulver, welches vom Magnet angezogen wird und beim Erhitzen unter Verglimmen in schwarzes Eisenoxyduloxyd übergeht. " „2 g. des Präparats seien iii 30 g. einer erwärmten Mischung aus gleichen Theilen Salzsäure und Wasser vollständig oder fast voll- ständig löslich unter Entwicklung eines Gases, welches ein mit Silber- nitratlösung (1 = 2) benetztes Papier weder sofort gelb noch braun färben darf. Der unlösliche Rückstand darf nicht mehr als 0,02 g. betragen. " „0,3 g. werden mit 50 g. Quecksilberchlorid -Lösung unter Aus- schluss der Luft wälu'end einer Stunde im Wasserbade digerirt , dann nach dem Erkalten mit Wasser zu 100 C.C. ergänzt und nach dem Mischen zum Absetzen hingestellt. 25 C. C. der klaren Flüssigkeit dürfen nicht weniger als 38 C.C. der Kalium -Permanganat- Lösung, (1 C.C. = 0,001772 g. Fe), zur Oxydation verbrauchen. Dies ent- spricht 89,75 Procent metallischen Eisens." Ferrum reductum ist in seiner besten Qualität hellgrau und kann ein sehr feines Pulver nicht genannt werden, denn seine kleinsten Theilchen lassen sich mit dem blossen Auge unterscheiden. Es ver- glimmt beim Erhitzen nicht zu rothem Eisenoxyd, sondern zu schwar- zem Eisenoxyduloxyd, abgesehen von dem Eisenoxyd, welches die an metallischem Eisen minderhaltigen Handelssorten in nicht unbe- deutender Menge enthalten. Die fi-üher geforderte Greruchlosigkeit des beim Lösen in Salzsäure sich entwickelnden Wasserstoifgases wurde dahin präcisirt, dass dieses Gas keine sofortige Einwirkung auf ein mit einer 50procentigen Silber -Nitrat -Lösung benetztes Papier ausüben dikfe. Eine solche Lösung ist für Spuren von Schwefelwasserstoff weniger empfindlich, wie Bleiacetatlösimg. Der medicinische Werth des Präparats ist bedingt durch seinen Gehalt an metallischem Eisen. Eine kritische Prüfung der für diese Bestimmung vorgeschlagenen Methoden stand daher in erster Linie. Die von der ersten deutschen Pharmacopöe vorgeschriebene Prüfung mit Bromwasser, sowie jene mit Jod und JodkaHum sind 20 Th. Poleck, Ferriuii reductuin. völlig unsicher und ziehen nur die untere Grenze des Präparats an metallischem Eisen. Die von der Commission des deutschen Apotheker- Vereins vorgeschLagenen Gewichtsverhältnisse, nach welchen 0,5 g. Ferrum reductum mit einer Lösung von 1,1 g. Jod, 1,1 g. Jodkalium und 25 g. "Wasser zwei Stunden digeriit werden und dabei alles Jod verbrauchen soUen, setzen die untere zulässige Grenze des Gehalts an metallischem Eisen bereits auf 48,5 Procent herab, was eine \iel zu geringe Forderung ist. Das Gleiche gilt von anderen, in ihren Gewichtsverhältnissen geradezu verfehlten Yorschlägen bezüglich der Anwendung von Bromwasser, ganz abgesehen davon, dass die aller- dings nicht genau bekannte "Wechselwirkung zwischen dem ange- wandten Brom und den im Präparat enthaltenen Oxydationsstufen des Eisens nicht in Eechnung gezogen wird. Dies gilt in noch erhöhterem Grade von der Wirkung des Eisen- chlorids auf das Präparat. Hier gehen neben der Einwirkimg des metallischen Eisens w^echselnde Mengen Eisenoxyd in Lösung. Die Resultate sind bei demselben Präparat verschieden je nach der Tem- peratur und Länge der Zeit. Bei Präparaten, welche von verschie- denen Seiten bezogen worden waren, sah der in Eisenchlorid unlös- liche Rückstand bald schwarz, bald röthlich, bald roth aus. Es ge- stattet daher auch die Messung des "Wasserstoffs, welcher sich bei der Lösimg des Präparats in Salzsäiu-e ent-s\ickelt , keinen zuver- lässigen Schluss auf den Gehalt an metallischem Eisen, da je nach der grösseren oder geringeren Menge des vorhandenen Eisenoxyds ein Theü des "Wasserstoifs zur Reduction des Eisenchlorids verbraucht werden wird. Aus demselben Grunde ist die gegenwärtig noch vor- geschriebene Prüfung mit RhodankaHum auf einen Gehalt des Prä- parats von Eisenoxyd vöUig werthlos. Zur quantitativen Bestimmung des metallischen Eisens blieben daher von den vorgeschlagenen Methoden nur jene von Vulpius und "Wilner als brauchbar übrig. Eine eingehende vergleichende Prüfung derselben an einer Anzahl verschiedener Handelssorten führte zur Bevorzugung der letzteren Methode. Vulpius löst 5 g. krystaUisirtes reinstes Kupfersulfat in 25 CG. Wasser, fügt ein Gramm des zu prüfenden Ferrum reductum und zwei Tropfen verdünnte Schwefelsäure hinzu und lässt eine Stunde lang unter häufigem Umschütteln bei gewöhnlicher Temperatur stehen. Die dem vorhandenen metallischen Eisen entsprechende Kupfermenge ^vird gefäUt, die vorhandenen Oxyde des Eisens bleiben unverändert. Th. i'ük'ck, Fenuiii rediictum. 27 Er filtrirt dann in ein genau gewogenes, völlig trocknes Kölbchen von ungefähr 75C.C. Inhalt, wäscht den Rückstand aus und fällt in dem Filtrat den Rest des vorhandenen Kupfers mit Ferrum piü- veratum aus, dessen Eisengehalt durch Kalium -Permanganat bestimmt ist und dessen in Salzsäure unlöslichen Bestandtheile in der Regel ein Procent nicht zu überschreiten pflegen. Nach einer Stunde hat sich bei massiger Wärme alles Kupfer abgescliieden , die Flüssigkeit hat ihre blaue Farbe verloren. Dui'ch Zusatz von 5 g. reiner con- centrirter Schwefelsäure und Erhitzen bis zum Kochen wird das über- schüssig zugesetzte Eisen gelöst, während das fein zertheilte Kupfer zurückbleibt. Dieses setzt sich rasch ab, es kann durch wieder- holtes Decantiren mit heissem Wasser leicht ausgewaschen werden und nach auf einander folgenden Auffüllen mit Alkohol und Aether im Kölbchen selbst rasch getrocknet und gewogen werden. Diese Methode ist unter Beobachtimg gewisser Yorsichtsmaass- regeln exact, sie giebt gut übereinstimmende Resultate nnd ist ver- hältnissmässig rasch ausführbar. Sie wird wesentlich vereinfacht, wenn an Stelle der gewichts -analytischen Bestimmung des Kupfers jene durch Maass-Analyse tritt; die de Haen'sche Methode der Be- stimmung des Kupfers dm'ch Jodkalium giebt hier in schwefelsau- rer Lösung des Kupfers imd bei Abwesenheit von Ferrisalzen befriedigende Resultate. Aber auch in dieser Modification erfordert die Methode eine Filtration und das Auswaschen eines Niederschlags und bleibt ein Rest -Methode. Bei ihrer Prüfung stellte sich zunächst heraus, dass die erste Fällung des Kupfers ohne Erwärmen geschehen muss, wie dies Yulpius vorsclireibt. Beim Erwärmen im Wasserbade wirkt auch Eisenoxyduloxyd auf das Kupfersulfat und schlägt Kupferoxyd nie- der. Es ist dann das in Lösung bleibende Kupfer nicht mehr das Maass für das vorhandene Eisen. So gab in dem einen Falle die Bestimmung des Eisens diu'ch Fälhmg der Kupfersulfatlösung bei gewöhnlicher Temperatur 67,2% metallisches Eisen, nach dreistündigem Stehen bei gewöhnlicher Tem- peratur 67,8 "/(, , nach, längerem Erhitzen im Wasserbade 74,05 "/q und 79,74 7o Eisen. Bei einem Control - Versuch mit auf nassem Wege dargestellten und getrockneten Eisenoxyduloxyd, dem Ferrum oxydulatum nigrum der früheren Pharmacopöen , entsprach das bei gewöhnlicher Tem- peratur gefällte Kupfer 3,62 ^j^ Eisen, nach Digestion bei 100° aber 28 Th. Poleck, Ferrum reductuin. 14,'22 **/(, Eisen. Das gefilllte und vollständig ausgewaschene Kupfer gab an kalte Salzsäure Kupferoxyd ab. Die von "Wilner in Stockholm empfohlene Methode der Be- handlung des Ferrum reductum mit Quecksilberclüoridlösung ujid tlii-ekter Bestimmung des entstandenen Eisenchlorürs durch Kalium- permanganat führt rascher und sicherer zum Ziel. Die Quecksilber- chlorid - Lösung wird durch die vorhandenen Eisenoxyde nicht beeinüusst, es löst sich nur das metallische Eisen als Eisenchlo- rür auf (J,3 g. Ferrum reductum erfordern 50 C.C. einer Quecksilber- chlorid-Lösung, welche 54,2, Vs Molecül, im Liter enthält = 2,71 g. HgCP oder es werden 2,5 g. HgCP abgewogen, welche auch noch mehr als ausreichend sind. Das Quecksilber wird als solches und, wie es scheint, auch zum Theil als Quecksilberchlorür gefällt. Die Operation wird am besten in einem Kölbchen ausgeführt, welches bis zu einer Marke im Halse 100 C. C. fasst und mit einem doppelt dui'chbohrten Stopfen versehen ist, durch welchen man einen langsamen Kohlensäurestrom eintreten lässt. Der Inhalt des Kölb- chens wird während einer Stunde im "Wasserbade digerirt und nach dem Erkalten mit destillirtem Wasser bis zur Marke aufgefüllt. Der Niederschlag setzt sich gut ab. Die klare Flüssigkeit kann nun ohne Filtration abgegossen oder mit einer Pipette herausgehoben werden. Selbst in dem Fall, dass die Flüssigkeit noch opaHsirte, würde die Richtigkeit der Analyse nicht gefährdet Averden. Es wer- den mit einer Voll -Pipette 25 C.C. herausgehoben, die Flüssigkeit dann mit verdünnter Schwefelsäure stark angesäuert und aus einer Bürette Kalium -Permanganat- Lösung von bekanntem Gehalt bis zum Eintritt einer schwachen Röthung hinzugefügt. Die Anzahl der verbrauchten Kubikcentimeter , mit vier multiplicirt , entspricht in ihrem Kalium -Permanganat- Gehalt dem metallischen Eisen der zum Versuch abgewogenen Menge, hier 0,3 g. Ferrum reductum. Die Resultate sind übereinstimmend. Um feste Anhaltspunkte für die Forderungen zu gewinnen, welche an das in die Pharmacopöe aufzimekmende Präparat bezüg- lich seiner Beschafienheit und seines Gehalts an metallischem Eisen zu stellen sind, wurden eine Anzahl Handelssorten aus verschiedenen Bezugsquellen untersucht. Tli. Poleck, Forrum reductum. 20 I. Ferrum rediictum aus der Frankfurter Gold- und Sil- ber-Scheideanstalt, mit 95 "/o 'jezeiclinet. Hellgraues, feines Pulver, mit weissen, glänzenden Partikeln untermisclit , magnetisch, verglimmt beim Erhitzen zu schwarzem Eisenoxyduloxyd. 2 g. lösen sich leicht bis auf einen kaum nen- nenswerthen Rückstand in 15 g. Salzsäure und 15 g. Wasser. Uas Gas war geruchlos, bräunte weder mit Blei-, noch mit Kupferlösung benetztes Papier und färbte mit concentrirter Silber -Nitrat -Lösung, — gleiche Theile Silber - Mtrat und AVasser — , betupftes Papier erst nach längerer Zeit schwach gelb. Die Lösung des Eisens in Salzsäure enthielt, wie zu erwarten war, keine Spur Eisenchlorid. a) Bestimmung der Gesammtmenge des Eisens. 1) 0,372 g. gaben in schwefelsaurer Lösung mit Kalium -Per- manganat titrirt 0,366 g. = 98,54 '^j^ Eisen. 2) 0,136 g. gaben 98,48«/,, Eisen. 3) 0,1365 g. in Salzsäui-e gelöst, mit Kaliumchlorat oxydirt und mit Jodkalium reducirt gaben 98,75 7o Eisen. b) Bestimmung des vorhandenen metallischen Eisens. 1) 1 g. Ferrum reductum, mit 30 g. einer schwach basischen Eisenchlorid - Lösung längere Zeit geschüttelt, Hess 7,43% eines bei 100'' C. getrockneten Rückstands. 2) 0,5 g. Ferrum reductum, 1,1 g. Jod, 1,1 g. Jodkalium und 25 C. C. "Wasser gaben nach kurzem Erwärmen eine völlig farblose Lösung. 3) 1,342 g. wurden mit 60 CG. einer Kupfersulfat -Lösung (1 C.C. = 0,03118 g. Cu) in einer 100 C. C- Flasche bei gewöhn- licher Temperatur und Ausschluss der atmosphärischen Luft unter öfterem Umschütteln stehen gelassen. Nach einer Stunde wurde bis zur Marke mit Wasser aufgefüllt und gut durchgeschüttelt. Nach dem Absetzen wurden je dreimal 25 C. C. herausgenommen und nach Zusatz von Jodkalium im Ueberschuss, mit Natriiun-Thiosulfat das ausgeschiedene Jod gemessen. In zwei Versuchen wurden 19,7 C.C, im dritten 19,6 C.C. der Natriumthiosulfat - Lösung verbraucht. 1 C.C. derselben = 0,0062 g. Cu. Daraus berechnen sich 0,4867 g. Cu. 60 C.C. der ange- wandten Kupfersulfatlösung enthalten 1,8708 g. Cu, davon abgezogen 30 Th. Poleck, FeiTum reductum. 0,4867 g. Cu, bleiben 1,3841 g. Cu übrig, welche entsprechen 1,2206 g. Fe = 90,95 '% Fe. 4) 0,258 g. Ferrum reductum wurden mit 50 C. C. der oben erwähnten Quecksilberclüorid - Lösung in beschriebener "Weise behan- delt und endlich zu 100 C.C. verdünnt. 30 C.C. der klaren Flüs- sigkeit bedurften in zwei Versuchen 20,2 C.C. der Kalium - Perman- ganat- Lösung (1 C.C. = 0,003488 g. Fe). Dies entspricht 0,2347 g. = 90,98 o/o Fe. n. Ferrum reductum aus der gleichen Bezugsquelle mit 60 — 70*'/o Eisen bezeichnet. Ein hellgraues, dichtes, mit glänzenden Partikeln durchsetztes Pulver, magnetisch, verglimmt zu Eisenoxyduloxyd, löst sich schon in der Kälte in verdünnter Salzsäiu-e bis auf einen geringen Rück- stand. Das Gas besass einen schwachen Geruch, färbte Silberlösung schwach gelb und bräunte Kupfer- und Bleilösung. Analytische Daten folgen in der Tabelle. in. Ferrum reductum von Trommsdorff in Erfurt bezo- gen, als purissimum bezeichnet. Dunkelgraues, mit glänzenden Punkten durchsetztes Pulver, verglimmt zu Eisenoxyduloxyd, magnetisch, löst sich in der Kälte vollständig in Salzsäure. Das Gas ist geruclüos und färljt weder Kupfer-, noch Blei- oder Silberlösung. rV. Ferrum reductum aus derselben Bezugsquelle mit 90 — 95% bezeichnet. Dunkelgraues Pulver mit dem gleichen Verhalten des vorste- henden purissimum. • V. Ferrum reductum aus derselben Bezugsquelle mit 60 — 70% bezeichnet. Dunkelgraues, dichtes, fast glanzloses Pidver, verglimmt zu Eisenoxydiüoxyd und löst sich bei gewöhnlicher Temperatur in Salzsäure bis auf einen massigen Rückstand. Gas schwach riechend, Silberlösung wird sehr schwach gelb, Kupferlösnng schwach, Blei- lösung stark gebräunt. Th. Poleck, Perruni roductuin. 81 1) 0,5 g. Ferr. red., 1,1 g. Jod, 1,1 g. Jodkaliuni und 25 C. C. "Wasser gaben nach dem Digeriren eine Lösung, welche kein freies Jod enthielt. 2) 1 g. mit 30 g. Liquor ferri sesquiclilorat. behandelt, hinter- liess 0,3308 g. = 33,68 % eines schwarzen Rückstands, welcher bei Luftabschluss in Salzsäure gelöst, 0,2284 g. FeO und 0,1083 g. Fe^O^ enthielt. 3) Die Gresammtmenge des Eisens betrug in zwei Versuchen 86,84 und 86,67 7o Eisen. 4) Bei der Bestimmung des metallischen Eisens mit Quecksilber- chlorid-Lösung wurden in zwei Yersuchen 67,2 und 67,5 7o Eisen erhalten. 5) Die Bestimmung des Eisens mit Kupfersulfat -Lösung bei gewöhnlicher Temperatur gab 67,2 ^o Eisen. YL Ferrum reductum aus Darmstadt bezogen. Dunkelgraues Pulver, fast glanzlos, voluminös, lässt mit be- waffnetem Auge noch viel unverändertes rothes Eisenoxyd erkennen, löst sich bei gewöhnlicher Temperatur sehr unvollständig und auch in der Wärme nicht vollständig und nur langsam in verdünnter Salzsäure. Gas geruclüos , es färbt weder Silber- noch Kupfer- oder Bleilösung. Der in Eisenchloridlösung unlösliche Rückstand sieht röthlich aus. Yn. Ferrum reductum aus Dresden bezogen, als Phar- macop. germ. par. bezeichnet. Schweres, grobes, hellgraues Pulver, welches glänzende Par- tikel erkennen lässt, verglimmt zu Eisenoxyduloxyd, löst sich ohne Rückstand in Salzsäure, das Gras riecht schwach, färbt aber stark Silber -, Kupfer - und Bleilösung. Yni. Ferrum reductum aus derselben Quelle als Pharm, danic. p. bezeichnet. Dunkelgraues Pnlver, lässt glänzende Theilchen erkennen, ver- glimmt zu Eisenoxyduloxyd , löst sich bis auf einen sehr geringen Rückstand in Salzsäure, Gas riecht schwach, Kupfer-, Blei- und Sil- berlösung werden stark gefärbt. 32 Tli. roleck, Ferrum rcductum. IX. Ferrum reductuni von Rundspaden in Hameln bezogen. Dunkelgraues mit glänzenden Lamellen untermischtes Pulver, schwer, verglimmt zu Eisenoxyduloxyd, löst sich langsam und olmo jeden Rückstand in verdünnter Salzsäure und noch langsamer in verdünnter Schwefelsäure. Es sclieint dalier bei holier Temperatur reducirt zu sein. Gas geruchlos, färbt weder Silber-, noch Kupfer-, noch Bleilösung. Die Gesammtmenge des Eisens betrug 97,12%, die Menge des vorhandenen metallischen Eisens in zwei Versuchen 92,36 7o und 92,69 %. Die Resultate der Untersuchung sämmtlicher Präparate sind in der Tabelle auf Seite 33 übersichtlich zusammengestellt. Diese Zusammenstellung der Resultate dürfte vollständig zur Motivirung der Fassung des Artikels Ferrum rediictum in der neuen Ausgabe der deutschen Pharmacopöe ausreichen. Yon allen zur Prüfung des Präparats auf seinen Gehalt an metallischem Eisen vorgeschlagenen Methoden sind nur jene von Yulpius und "Wilner als exacte und zuverlässige zu bezeichnen. Für die Aufnahme der letzteren Methode gab der Umstand den Ausschlag, dass sie eine directe Bestimmung des Eisens gestat- tet, keine Filtration nothwendig macht und daher leicht und rasch ausfühi'bar ist. Die Methode von Vulpius mit der von mir vor- geschlagenen Modifikation der Bestimmung des Kupfers auf maass- analytischem Wege giebt gleich gute und völlig übereinstimmende Resultate. Die vorgesclüagenen Prüfungen mit Jod und Jodkalium lassen das Präparat No. I. aus Frankfurt und No. IX. aus Hameln mit mehr als 90 "/o metallischem Eisen gleichwertig erscheinen mit den Präpara- ten V. und Yn., welche nur 67 und 61 ^j^ Eisen enthalten. Die Behandlung mit Eisenchloridlösung misst bis zu einer gewissen Grenze das vorhandene Eisenoxyd mit, während Eisenoxydul und Eisenoxyduloxyd nicht aufgenommen \sard, wie aus den erhaltenen Zahlen hervorgeht, von denen jene, welche die berechnete Menge von Eisenoxyduloxyd ausdrücken, nur in einem sehr losen Zusammen- hang mit den direkt diu-cli den Yersuch gefundenen imlöslichen Rückständen stehen. Diese können, wie bei No. Y., trotz längerer Behandlung mit Eisenchloridlösung auch noch metallisches Eisen, in diesem Falle 6 7o ? enthalten. Die letztere Prüfimg gestattet daher Th. Poleok, Ferrum reductum. UU4 ^ Ol -3 "3 CO o «3 P. tD O! b£Et< cs-r 73 ;" P^ 2 o 3t 3 g > s o ^ ^ iJD rt-P 33 ? o o c; O « c o ö fl ^ X [j^ © X -ö s" O C S S O ÖC X .^ 3 X es O — O ;^ '-^+ «o öO:- 3; ,-C ^c^:2 ^ "^ &j = ^ bES^-S.3 • - 6a O c^ c^ cT o o~~ ' ' * ' ' ' ' ' ' ' ' ^ QOO o o o '^ c~ l^ ,—1 -M oa tO ^ O- ^ CO l^ X o ^ o -* 00 ooco C5 1:^2 o CO -o ^ lO T— ^ D- 03 OC5 üü C5 00 00 Ci 00 o Oi • ^ 1« o X ö .S -3 -e -t^ ää- S' -Ö 03 X cr^ Is 33 X o i^ — CS = S S !> "S^ S -^^ ■ -^ ■ CS I «c c tC = c:; = ^'-'O r"-" r'=;!£? r'^:^ d d > > es r; j:3 C o, CS Ö > a Ö P, « Arch. d. Pharm. XXI. Bds. 1. Hft. > 3 34 E. Rchinidt u. H. Roemer, York. Icolilonst., fr. Fettsäuron i. ])flniizl. Fetten. gar keinen sichern Schluss auf den Gehalt des Präparats an metal- lischem Eisen. Da melirere Fabriken chemisch - pharmaceu tischer Präparate ein Ferrum reductum mit mehi' als 90 % metallischem Eisen liefern , so hielt man eine derartige Forderung an den Gehalt des officinellen Präparats für berechtigt. Mittlieiluiigen aus dem Uiiiversitäts-Laboratoriuin zu Halle aS. Von Prof. Ernst Schmidt. I. Ueber das Vorkommen kohlenstoffreicher, freier Fettsäuren in pflanzlichen Fetten. Von Erust Schmidt imd H. Eoemcr. In der jüngsten Zeit hat zunächst vonderBecke^ und später von Kechenberg^ auf das Vorkommen kleiner Mengen von freien Fettsäuren in den normalen pflanzlichen Fetten aufmerksam gemacht ; als Ergänzung zu jenen Mittheilungen mag die nachstehende Notiz dienen, welche das Vorkommen relativ grosser Mengen kohlen- stoffreicher, freier Fettsäuren in dem Fette der Kokkelskörner , der Muskatbutter und dem Lorbeerfette erörtern soll. Fett der Kokkelskörner. Bei Gelegenheit der Versuche, welche der eine von uns (R.) anstellte, um die in den Kokkelskörnern nach den Angaben von Pelletier und Couerbe^ und von Steiner* enthaltenen Alkaloide zu isoliren, wurde unsere Aufmerksamkeit auf die gTossen Mengen eines weissen, talgartigen, stark sauer reagii'enden Fettes gelenkt, welche sowohl beim Auspressen der zerkleinerten Früchte, als auch beim Auskochen derselben mit salzsäurehaltigem Wasser resultirten. Dieses Fett ist schon wiederholt der Gegenstand von Untersuchungen gewesen; aus keiner der darüber vorliegenden Mittheilimgen geht jedoch mit Sicherheit hervor, worin die Ursache der stark saui-en 1) Zeitschr. f. anal. Ch. 19, 297. 2) Joiun. f. pract. Ch. 132, 519. 3) Aunal. d. Ch. 10, 181. 4) Bot. Jahresb. 1879, G32. E. Schmidt u. II. Ivooiner, Vork. kohloiist., IV. Fettsiiuren i. ])(laiizl. Fottou. 35 Reaction desselben 7ai suchen ist. Zwar giebt Francis^ an, dass das Fett der Kokkelskörner ausser dem G-lycerid der Stearophan- säure auch freie Stearophansäiu-e in geringer Menge enthalte, jedoch enthält die bezügliche Arbeit keinerlei experimentelle Beweise dieser Behauptung. Ebensowenig findet sich in der Literatur ein posi- tiver Nachweis, dass die von Francis als Stearoph ansäure und von Crowder^ als Bassiasäure beschriebene Fettsäure des Xokkelskörnerfettes mit der Stearinsäure identisch ist. Die Mitthei- lungen von Heintz^ über die Identität von Stearophansäure und Stearinsäure beziehen sich nur auf die kohlenstoffreichste Fettsäure des Menschenfettes, welche von jenem Forscher anfänglich mit dem Namen Stearophansäure bezeichnet war. Die G-esammtmenge an Fett, welche die von uns verarbeiteten Kokkelskörner enthielten, betrug 23,6 7o5 die Menge der darin vor- kommenden freien Fettsäuren 9,2*^/o. Die Trennung der freien Fett- säuren von den gleichzeitig vorhandenen Griyceriden lässt sich leicht derartig bewerkstelligen, dass man die heisse alkoholische Lösung des G-emisches mit alkoholischer Baryumacetatlösung im Ueberschusse versetzt und damit einige Zeit erwärmt. Der nach dem Erkalten gesammelte und hierauf getrocknete Niederschlag liefert nach wieder- holtem Auskochen mit Petroleumäther alsdann einen Rückstand, welcher im Wesentlichen aus den Baryumsalzen der ursprünglich im freien Zustande vorhandenen, kohlenstoffreichen Fettsäuren besteht. Das aus diesen Baryumsalzen durch Kochen mit Salzsäure wieder abgeschiedene, etwa 39^0 des Rohfettes betragende Säuregemisch, schmolz bei 66 — 68*^0.; dasselbe bestand somit wohl mit "Wahr- scheinlichkeit nahezu aus Stearinsäure (Schmelzpimkt 69,2*^0.). In der That gelang es auch ohne erhebliche Schwierigkeit nahezu die Gesammtmenge des Roliproductes durch Umkrystallisation aus Eis- essig oder aus Alkohol, durch Destillation im luftverdünnten Räume (bei 100 Mm. Druck lag der Siedepunkt fast constant bei 286 bis 288 ^ C.) und durch partielle Fällimg mittelst Baryumacetat nach der Methode von Heintz, in eine Säure überzuführen, welche sich durch ihre physikalischen und chemischen Eigenschaften als reine Stearin- säure kennzeichnete. 1) Cliem. Centi-.-Bl. 1842, 671. 2) Chem. Cenü-.-Bl. 1853, 2. 3) Kopp -Will, Jalu-esb. V, 516. 36 E. Schmidt u. H.Roemer, Voik. kohlenst., fr. Fettsäuren i. iiflaiizl. Fetten. Die Analyse der scharf bei 69,2 ^ C. schmelzenden Säure lieferte folgende Zahlen: 1) 0,2395 g. Substanz ergab 0,6675 g. CO^ und 0,2783 g. H^O. 2) 0,2287 - - -. 0,6363 - CO^ - 0,2630 - H^O. Berechnet für Gefunden C1HH3C02 1. 2. C 76,05 76,01 75,87 II 12,67 12,90 12,77. Die Identität dieser im freien Zustande, sowolil in den Kernen, als auch in den Schalen der Kokkelskörner entlialtenen Säure mit der Stearinsäure hat der eine von uns (R.) * weiter durch einen Ver- gleich der beiderseitigen Baryumsalze und der Methj^l- und Aethyl- äther constatirt. Das Gleiche gilt für die entsprechende, aus den Glyceriden der Kokkelskörner dm^ch Yerseifung abgescliiedene, von Francis als Stearophansäiu^e , von Crowder als Bassiasäure bezeiclmete Fettsäure. Ausser freier Stearinsäure enthalten die Kokkelskörner noch geringe Mengen anderer kolüenstoifreicher , freier Fettsäuren, welche jedoch nicht vollständig von einander getrennt werden konnten. Diu-ch partielle Fällung mit Baryumacetat imd wiederholte ümkry- stallisation der aus den einzelnen Fractionen abgeschiedenen Fett- säuren wurden im Wesentlichen zwei Producte erhalten, die trotz der Constanz ilirer Schmelzpimkte — das eine schmolz bei 56,5^0., das andere bei 32 " C. — sich bei der weiteren Prüfimg nicht als chemische Indi\-iduen erwiesen. Als nahezu reine Stearinsäure ergab sich auch ein aus Kokkels- körnern dargestelltes Product, welches unter dem Namen „Meni- spermin" im Handel bezogen war.^ Dieses sogenannte Menispermin, in welchem wir, dem Namen nach zu urtheilen, ein Alkaloi'd der Kokkelskörner vermutheten , bildete eine perlmutterglänzende, blättrig - krystaUinische , bei 67 — 68 " C. schmelzende, stickstofffreie Masse, aus welcher durch Umkrystallisiren aus Eisessig oder aus Alkohol jedoch nur ein Körper resultirte, der in seinen Eigenschaften und in seiner Zusammensetzung genau mit der Stearinsäure überein- stimmte. 1) Inauguraldissertation Jena 1882. 2) Als wesentlich verschieden von obigem Menispermin stellte sich ein aus Menispermum canadense dargestelltes Product gleichen Namens heraus, welches mir küi'zlich von Hin. Dr. Schuchardt in Görlitz übermittelt wurde. S. E. Scliiiüilt u. il. liuoiuor, York, kolik'iist., fr. Fettsäuren i. jiHanzl. Felt0. 1883. 1 — 3. Ceutralhalle 50—52. Industi-iohlätter von Jacohsen 40 — 52. 1883, 1 — 3. Apothekerzeitunc: 49 — 52. 1. "Wochen Schrift des poMechn. Ycr. z. ^'iu-zburg 49 — 52. 1883. 1, 2. Zeitschrift d. laudw. Ver. d. Prov. Sachsen 12. Centralblatt f. Agnciüturclicmie 12. Pharmaeeut. Zeitschrift für Eusslaud 44. 47 —52. 1883. 1. Sch-\veizer. AVochen Schrift für Pharmacie 47 — 52. Zeitschrift des AUg. Oestr. Apothekerver. 30, 32. 34 — 36. 1883. 1. 2. Pharmaeeut. Post 24. 1 — 4. Löhisch"s Chirurg. Monatshefte 12. Aunal. de Chimic et Pliysic. Xov. Jourual de l'harmacie et de Cliimie 1. Bulletin de la socicte chimiquc 10, 11. Eepert. de Pharmacie par Lehaigue 12. 1883. 1. Journ. des scienccs de Lille 23, 24, 1883. 1. 2. de pharmacie d"Auvers 12. Tlic ]iharmaceut. Journ. and Transact. 050 — 56. - Oliimist and Druggist 12. American Journ. of Pharmacie 12. Xew Kemedies of j\Iateria medica 12. The Druggist Circular 12. 1883. 1. Monthlv lleview of Matcria medica 12. Czasopismo 22 — 24. 1883. 1. LOiosi 11, 12. AnnaU di ("himica applicata 11, 12. Deutscli-Amerikan. Zeitung 17 — 20. IClein, H., Revue der Natur^vissensch. Physik I. Loew und Bokorny, Cliemisclic Kraftquelle des Protoplasma. Pliarmacopeea of tlie Unit. States. Smitiison, Miscelh Collect. List of Foreign Corresp. L'undseliau 34 — 30. Schwanei-t. H., jiliarmacout. Chemie El. Staedeler, G., qualitativ. Analyse. 8. Autl. Jona, den 22. Januar 1883. E. R. -® ® . ® ARCHIV DER PHARMACIE. Zeitschrift des Deutschen Apotheker- Vereins. 10. Jalirffaiiff. Bd. 221, Hft. 2. (Dritte Eeilie. Bd. 21. Hft. 2.) Herausgegeben vom Vereins -Vorstände unter Eedaction von E. Reichardt. Mit Beiblatt No. 2, enthaltend die Bekanntmachungen des Vorstandes und amtliche Verordnungen. Ini Selbstverlage des Vereins. In Cpmmission der Buchhandlimg des Waisenliauses in Halle a/S. 1883. @- Nachricht. -Eis wird gebeten, alle Beiträge für das Archiv an den Redacteur desselben, Hrn. Professor Dr. E. Reichardt in Jena, alle die Verwaltung des Archivs und die Mitglieder liste betreffenden Nachrichten an die .,Ai-chiv -Verwaltung" z.Z. Hrn. Med. Ass. Pusch in Dessau einzusenden. Inhalt. A. Originalmittheilungen. Seile E. Bosetti, Studien über das ofticineUe Veratrin .... 81 E. Reichardt, Ai-beiteu der Titriranalyse 106 G. B u c h n e r , Beobachtungen üb. das Verhalten des Schwefel- ammoniums zu den Metallen der Schwefelammouiumgruppe Seit» 115 B. Monatsbericht. A. Gawalovski, Eisenvitriol vor Oxydation zu schützen . 120 B n a 1 1 i , Chloralhydrat als Ab- fühnnittel 120 Ehrlich, Xeue Harnprobe . . 121 Scherk, Carbolisirtes Jodoform 121 Biel, Verfälschung von Crocus 122 A."\^" agner, Chlorgehalt des Sauerstoffgases 123 W. B a c h m e y e r , Nachweis orga- nischer Säuren im Phenol . 123 Ders., Nachweis von Soda in Milch 123 E. Meissl, Nachweis von Ben- zoesäure 124 ' P. Jeserich, Zerstöning von Leichentheilen 125 Ha erlin, Ursache der sauren | Reaction mancher Papiersoilen 126 C. Amthor, Zwei neue Färbe- . mittel für Roth weine . . . 126 J. W a y , Bromkalium des Handels 127; Sena, Brod mit MeerAvasser . 128 { Pietro Albertoni, Cotoin . 128 | Chiappe, Reaction der "W'ein- asc^e 129 J. H. Giiman, Chlorodyue .' '. 129 Patrouillard, Anwendung der Oxalsäure zum Nachweis arsen- saurer Salze in Alkalisalzen . 129 J.K.Lilly, Aralia spinosa . . 130 J. H. Feemster, Cotl'cingehalt i der Pasta Guarana .... 131 Eykmann, Giftiges Princip der Andromeda japonica .... 131 1 L. "W 1 f f , Beste Anwendungsform der Kürbissamen 132 H a y d u c k , Einfluss einiger Säu- ren auf Gähi'ung und Zellen- entwicklung 133- Fayol, Consendren des Holzes 134 Guyot-Dannecy. Die Unter- suchung der Kaliumsulfocar- bonate 135 S c h r a d y , Carbolpaste gegen Ver- brennungen 136 Lasegue u. Regnault, Chlo- roformwasser ...... 136 A. Giard, Crenothrix Kühniana die Ursache der Inficirung des Wassers in Lille 137 Bouesco, Büffelmilch . . . 138 A. Weber, Chlorcalcium . . . 138 Hofmann, Conydrin .... 138 M. Traube, Oxydation des Koh- leuoxyds durch Palladiumwas- serstoff und Sauerstoff . . . 139 J. Hummel und A. Perkin, Hämatein und Brasilein . .139 M. Traube. Activirung des Sauerstoffs 140 E. Hjelt und Uno Collan, Se- dumcauipher 140 H. Schwarz, Experimente mit Zinkstaub und Schwefel . . 140 L. F. Nil son, Thorium ... 141 A. W. Hofmann, Verwendung verflüssigter Gase 142 L. Palmieri, Spectroskopischc Eigenthümüchkeiten .... 142 ARCHIV DER PHARMACIE. 21. Band, 2. Heft. A. rigiiial mit t heil Uli gen. Mittheiliiiigen aus dein Universitäts- Laboratorium zu Halle a,S. Von Prof. Ernst Schmidt. II. Studien über das offlcinelle Veratrin. ' Xacli Untersuchungen von Dr. Emil Bosetti. Die vorstellende Bezeichnung „officinelles Yeratrin" bezieht sich auf das käufliche, in Aether vollkommen lösliche Alkaloid, oder auf 1) Vor einiger Zeit (dieses Archiv 1877, S. 1) habe ich mich in Gemein- schaft mit E. Koppen mit einer Untersuchung des Veratrins beschäftigt und hierbei constatii-t. dass sowohl das selbst dai-gestellte . als auch das käufliche, von Sabadillin und Sabatiin freie Alkaloid, durch Behandlung mit verdünntem Alkohol in eine krystaUisii-bare — krystallisirtes Veratrin — imd in eine amoi-phe Base — amorphes Veratrin — von gleicher procentischer Zusammensetzung zerlegt werden kann. Ich liess es damals dahingestellt, ob jene beiden Modificationeu des Veratrins, die kryst. ■>. Hft. 6 82 E. Bosetti, Studien über das officinello Vpratrin. die, nach den Angaben von E. Schmidt und Koppen* unmittelbar aus dem Sabadillsamen resultirende Base. Zur Darstelhmg eines der- dem analytischen Materiale abgeleitete, nur mit den ermittelten Daten am besten übereinstimmende Formel auf Grund weiterer Versuche noch einer Modification bedüiftig v,ar. Entweder musste sie nach dem Gesetze der paaren Atomzahlen in C^-'H^^NO^ oder in C^^H^JNO' abgeändert werden, oder sie musste eine Verdopplung erfahren. Eine Entscheidxmg zwischen diesen drei Möglichkeiten konnte bei der hohen Moleculargrösse des Veratrins naturgemäss nicht auf analytischem Wege, sondern nui- durch ein eingehendes Studium der Spaltungsproducte jener Basen getroffen werden. Eine Ent- scheidung dieser Frage erschien auf letzterem "Wege umsomehr en-eichbar zu sein, als ich bereits damals die Beobachtung machte, dass sämmtliche drei Modificationen des Veratrins in aLkohoUscher Lösung durch Baiythydrat eine Spaltung in einfachere Verbindungen erleiden. Mannigfache Störungen in meiner Berufsthätigkeit haben mich gehindert, die damals in der angedeuteten Richtung begonnenen Versuche nach Wunsch zu fördern. Ich habe es daher freudig begi'üsst, als sich Herr Emil Bosetti bereit erklärte, diese Arbeiten mit Material, welches zum Theil bereits von mir dargestellt war, weiter zu führen, umsomehr als in der Zwischenzeit bereits von Herrn Hesse (Annal. d. Chem. 192, 186) die Fonnel C='2H5lN0^ von Herren Wright und Luff dagegen die Fonnel C''2H*^X0^ als die des Veratrins bezeichnet wurde. Nach den Untersuchungen letzter Forscher (Chem. Soc. J. 33, 328) sind in dem SabadiUsamen drei Alkaloide enthalten: 1. eine amorphe, als Veratrin bezeichnete Base von der Zusammen- setzung C^H^^KO", welche ein krystaUisirbares Sulfat und Hydrochlorat liefert, und sich bei der Behandlung mit alkoholischer Kalilauge üi Veratrum- säure und eine neue Base, das Verin: C^''H'*sNO«, spaltet; 2. das von Merk, Weigelin, Koppen und mir als kiystaUisirtes Veratrin bezeichnete Alkaloid von der Zusammensetzung C^^H^^NO', welches von jenen Forschem jedoch mit dem Namen Cevadin belegt luid nach ihren Angaben durch Kalilauge in Cevin: C^'H'^NO'*, und in Methylcrotonsäure tCevadinsäure) gespalten wird; 3. Cevadillin: C^^H^^NO^ eine amorphe, dem Sahadillin Weigelin' s ähnliche Base. Das käufliche Veratrin wird von Wright und Luff als ein Gemenge obigen Veratrins mit Cevadin betrachtet, in welchem die amorphe Base die krystaUisirbare an der Krj-stallisation verhindert. Die Annahme, dass in dem käuflichen Veratrin isomere Modificationen enthalten seien, halten jene Forscher für nicht geboten, sondern sehen die von AVeigelin, Koppen und mir beschriebene wasserlösliche Veratrinmodification als Basongemischc, Zersetzungsproducte und Salze an, die bei den Operationen der Abscheidung diu-ch theüweise Spaltimg oder auch bei längerer Berühj-ung der Basen mit Wasser gebildet werden. Wie wenig gerechtfertigt diese Ansicht der Herren Wright und Luff ist, werden die nachstehenden Mittheiiungen ziu- Genüge zeigen. E. Schmidt. 1) Dieses Archiv 1877, S. 2, E. Bosetti, Studien über das officiaelle Veratrin. 8:j artigen Materielles, bezüglich zur Isolirung der in demselben ent- haltenen Veratrinmodificationeu , diente käiifliches, zum arzneilichen Gebrauche bestimmtes, als „pmissimum" bezeichnetes Veratrin, wel- ches aus verschiedenen Bezugsf quellen stammte. Es gelang mir jedoch nicht, wie E. Schmidt und Koppen, ein Veratrin im Handel zu erhalten, welches die Bezeichnung „purissimum" thatsächlich ver- dient, d. h. entsprechend den Angaben der Pharmacoi). german. sich in Aether vollständig gelöst hätte. Alle von mir bezogenen käuf- lichen Veratrine hinterliessen beim Uebergiessen mit entsprechenden Quantitäten officinellen Aethers mehr oder minder beträchtliche Mengen (bis zu 15 *'/o) einer braunen, harzartigen Masse, deren Menge sich auch bei einer erneuten Behandlung mit jenem Lösungsmittel kaum verminderte. Da dieser in Aether unlösliche Bestandtheil des käuf- lichen Veratrins sich nach dem Trocknen leicht und vollständig in Wasser auflöste, so glaubte ich dasselbe vielleicht als das Saba- dillin Weigelin's ansprechen zu sollen, umsomehr als diese Base nach den Angaben dieses Chemikers im Vereine mit Sabatrin dem käuflichen Veratrine beigemengt ist. Obschon die bei den Analysen dieser Substanz ermittelten Zahlen denen sehr nahe kommen, welche die Weigelin'sche Sabadillinformel verlangt, so muss ich es doch dahingestellt sein lassen, ob diese harzartigen Massen mit dem Sabadillin zu identificiren sind, da es mir nicht gelang dieselben, entsprechend den Angaben "Weigelin's, durch Umkrystallisation aus Benzol in nadeiförmige Krystalle überzuführen. Die Analysen dieser Substanz lieferten folgende Zahlen: 1) 0,2346 g. Substanz ergab 0,5348 g. CO^ imd 0,1796 g. H^O. 0,1424 - H^O. 2) 0,192 - 0,4382 - CO^ - 3) 0,3032 - 0,0684 - Pt. Berechnet füi' Gefunden C51H86N-0" (WeigeUn) 1. 2. C 61,96 62,17 62,24 H 8,31 8,50 8,24 N 3,52 — — 3,20. Jedenfalls ist diese wasserlösliche Masse nicht als veratrum- saiu-es Verati'oin anzusehen, mit welchem die Löslichkeitsverhältnisse mid die erzielten analytischen Daten ebenfalls eine gewisse Ueberein- stimmung zeigen, da sich aus derselben keine Veratrumsäure isoliren lässt. 6* 84 E. Bosetti, Stadion übor das officiiielle Yeratrin. Um in den Besitz eines brauchbaren Ausgangsmaterials zu gelangen, loste ich das erwähnte käufliche Veratrin in officinelleni Aether, trennte die erzielte Lösung von dem Ungelösten, wusch letzteres mit Aether nach und destillirte alsdann das Lösungsmittel im Wasserbade ab. Das hierbei zurückbleibende Veratrin schmolz nach dem Trocknen bei 144^0. und erwies sich als unlöslich in Wasser, leicht löslich dagegen in Aether. Die Analysen desselbe7i lieferten Zahlen, die mit denen, welche E. Schmidt und Koppen für ihr Ausgangsmaterial und für officinelle Veratrine verschiedenen Ursprungs fanden, genügend übereinstimmen: 1) 0,158 g. Substanz ergab 0,3732 g. CO^ und 0,1198 g. H^O. 0,2002 - H^O. 2) 0,2554 - - 0,6026 - C02 - 3) 0,5022 - - 0,0919 - Pt. 4) 0,3795 - - 0,0644 - Pt. Schmidt und Koppen (im Mittel) Gefimden 1. 2. 3. C 64,68 64,42 64,35 — H 8,56 8,42 8,71 — N 2,74 — 2,59 2,41. Bei der Darstellung der einzelnen Veratrinmodificationen befolgte ich das von E. Schmidt und Koppen angegebene, auf der Schwer- löslichkeit des krystaUisirten Veratrins in verdünntem Alkohol be- ruhende Verfalu-en, jedoch mit einer, die Ausbeute an krystaUisirtem Veratrin bedeutend erhöhenden Abänderung, die ich einer Privat- mittheilung des Herrn E. Schmidt verdanke. Zu diesem Zwecke löste ich das diu'ch Aether gereinigte käufliche Veratrin in einem geräumigen Becherglase in absolutem Alkohol, erwärmte die Lösung auf 60 — 70*^ C, versetzte sie unter Umrühren vorsichtig mit so viel Wasser, dass die Mischung eine bleibende Trübung zeigte, beseitigte letztere durch Zusatz von wenig Alkohol und Hess schliess- lich die klare Flüssigkeit bei 50 — 60 '^ C. langsam verdunsten. Schon nach kurzer Zeit schieden sich alsdann reicliliche Mengen krystaUisirten Veratrins, und zwar in nahezu reinem Zustande, aus. Fing die Flüssigkeit an sich zu trüben , in Folge der Ausscheidung der harzartigen Veratrinmodification , so goss ich dieselbe schleunigst von den Kiystallen ab, befreite diese durch Absaugen und Nach- waschen mit wenig verdünntem Alkohol von der braunen Lösung, versetzte letztere hierauf wiederum mit Alkohol bis zum Verschwin- den der Trübung und suchte diu-ch erneutes langsames Verdunsten E. Bosetti, Ötudieu übci- das (»fficiiieUe Vcratriii. 85 eine abermalige Abscheidung von Kiystallen zu erzielen. Durch öfteres Wiederholen dieser Operationen erhielt ich bei drei Dar- stellungen je 33 "/o "^011 der Menge des angewendeten käuflichen Veratrins an krystallisirter Base. Zur Verarbeitung gelangte jedes- mal ein Quantum von 250 g. gereinigten Veratrins. Das auf diese "Weise gewonnene krystallisirte Veratrin ist von solcher Keinheit, dass meist eine einmalige Umkrystallisation aus siedendem Alkohol genügt, um es in blendend weisse Nadeln umzuwandeln. Sobald sich eine Abscheidung von krystallisirtem Veratrin bei obigem Verfahren nicht mehr bemerkbar machte, verdunstete ich die Flüssigkeit so weit bei 50 — GO^C, dass kein Alkoholgeruch mehr wahrzunehmen war und die Flüssigkeit mit Wasser verdünnt werden konnte, ohne hierdiu-ch eine Abscheidung von Veratrin zu bewirken. Die derartig erhaltene, über dem ausgeschiedenen harzartigen Veratrin stehende, intensiv gelb gefärbte, die wasserlösliche Modification des Verati'ins enthaltende Flüssigkeit, wurde schliesslich über Schwefel- säiu-e im Vacuum verdunstet. Die amorphe, harzar-tige Veratrinmodification, welche bei obigem Verfahren gleichzeitig resultirt, konnte ich durch Behandlung mit Wasser ebensowenig in Lösung überführen, wie dies Merk, E. Schmidt und Koppen gelang. Die entgegengesetzte Angabe Weigelin's dürfte daher wohl als eine irrthümliche zu bezeichnen sein. Bei längerer Bereitung mit Wasser nimmt die harzartige Modification des Veratrins zimächst eine bröckliche imd schliesslich eine feinpulverige Beschaffenheit an, ohne sich jedoch in Wasser zu lösen. a) Krystallisirte Yeratriumodificatiou. Das nach vorstehenden Angaben erhaltene, krystallisirte Vera- trin bildete in üebereinstiinmung mit den Angaben von E. Schmidt und Koppen concentrisch gruppirte , anfangs vollständig durchsich- tige, bald jedoch undurchsichtig werdende Nadeln, die bei 205'' C. schmelzen. Die Analysen der bei 100*^ C. getrockneten Base liefer- ten folgende Zalilen: 1) 0,235 g. Substanz ergab 0,5552 g. CO^ u. 0,1811 g. H^O 2) 0,2584 - - - 0,6112 - CO^ u. 0,1954 - H^O 3) 0,2654 - - - 0,6301 - CO^ u. 0,202 - H^O 4) 0,1148 - - - 0,2732 - CO^ u. 0,0864 - H^O 5) 0,2154 - - - 0,044 - Pt 6) 0,2436 - ' - 0,0482 - Pt. 86 E. Kosetti, Studieu über das ofiioinelle Voratriu. Berechnet für- Gefunden Cs^H^NO" 1. 2. 3. 4. C 64,97 64,43 64,51 64,75 64,90 H 8,29 8,56 8,40 8,46 8,36 N 2,37 — — — — 5. 2,89 2,80 Die vorstehenden Daten stimmen sowohl mit den von E. Schmidt und Koppen gefundenen, als auch mit den von Weigelin und von Wright und Luff ermittelten Werthen gut überein: £. Schmidt u. Koppen "Weigelin Wright u. Luff Bosetti (im Mittel) (im Mittel) (im Mittel) (im Mittel) C 64,63 64,42 64,72 64,65 H 8,62 8,70 6,58 8,45 N 2,66 2,90 2,30 2,84 Wie bereits erwähnt, acceptirten E. Schmidt imd Koppen vorläufig als einfachsten Ausdruck der von ihnen ermittelten analyti- schen Werthe die Formel C^SH^^'NOS während Wright und Luff die Formel C^^H^^NO», Hesse dagegen die Formel C^^H^iNO'' als den richtigen Ausdruck für die Zusammensetzung des Veratrins ansehen. In Berücksichtigung des Umstandes, dass die meinigen Analysen, ebenso vne die von E. Schmidt imd Koppen, im Schna- belrohre zur Ausführung gebracht sind , der Wasserstoifgehalt dabei also jedenfalls etwas zu hoch gefunden wurde, scheint mir sowohl, als auch Herrn E. Schmidt die Formel C^^H'^'^NO^ die richtigere zu sein, umsomehr als auch die Analysen des Golddojjpelsalzes und der Spaltungsproducte des Yeratrins vollkommen damit im Einklänge stehen. Veratringoldchlorid. Das Golddoppelsalz des krystaUisirten Veratrins , das einzige krj^staUisirbare Salz desselben , ist ziu- Fest- stellung der Moleculargrösse der Base auch nicht besonders geeignet, da die Abweichungen in den bezüglichen Werthen zu gering sind. Von diesem Doppelsalze, welches zuerst von Merk dargestellt und analysirt und später besonders von E. Schmidt und Koppen unter- sucht worden ist, geben Wright \md Luff an, dass dasselbe 2 Mol. Kiystallwasser enthalte, eine Angabe, welche sich in den früheren Publicationen nicht findet. Ich habe daher das Veratringoldchlorid nach den Angaben von Merk abermals dargestellt imd es nach die- ser Richtung hin untersucht, ohne jedoch dabei eine Constanz des KrystiiUwassergehaltes zu beobachten. Die Analysen desselben führ- ten zu folgenden Zahlen: E. Bosetti, Ötudiüu über da« ol'ficiaello Vcratrin. 87 1) 0,2153 g. Substanz verlor bei 100" C. 0072 g. an Gewicht; die zurückbleibenden 0,2081 g. Substanz lieferte 0,313 g. CO^ 0,102 g. H^O und 0,0447 g. Au. 2) 0,2453 g. Substanz verlor bei 100*^ C. 0,0088 g. an Gewicht, die zurückbleibenden 0,2365 g. lieferten 0,3528 g. CO^, 0,1147 g. IPO und 0,0501 g. Au. 3) 0,2805 g. Substanz enthielt 0,0094 g. H^O u. 0,0569 g. Au. 4) 0,4574 g. - 0,022 g. H^O u. 0,0913 g. Au. 5) 0,1884 g. - 0,0094 g ;. H^O u. 0,038 g. Au. Gefunden : 1. 2. 3. 4. 5. H^O 3,34 3,59 3,35 4,81 4,99 C 41,02 40,68 — — — H 5,44 5,39 — — — Au 21,48 21,18 20,99 20,97 21,23 Die Formel C^'^H^'-NO'', HCl + AuCP verlangt: C 41,26 H 5,37 Au 21,12. Die Formel C^^ 'H^ONO-', HCl + AuCP + 2H2 erfordert 3,71 Proc. H^O. Um die Sj^altungsproducte näher kennen zu lernen, welche bei der Einwirkung von ätzenden Alkalien auf Veratrin resultiren, ver- fuhr ich auf Veranlassung von Herrn E. Schmidt in folgender Weise ; Je 15 g. krystallisirten Veratrins wurden in einem mit Rückfluss- kühler versehenen Kolben mit 150 g. einer heiss gesättigten und filtrirten Auflösung von Barythydrat in verdünntem Alkohol (1 : 1) Übergossen , die Mischung hierauf mit soviel Alkohol noch versetzt, dass die Gesammtmenge des Yeratrins in Lösung ging und letztere alsdann sechs Stunden lang im Wasserbade erhitzt. Nach Beendi- gung der Reaction wurde die Flüssigkeit durch Erwärmen von Alko- hol befreit, hierauf mit Salzsäure angesäuert und wiederholt mit Aether ausgeschüttelt. Beim freiwilligen Verdunsten der ätherischen Auszüge verblieb eine nicht unbeträchtliche Menge tafelförmiger Krystalle, welche sich leicht durch Destillation mit Wasserdämpfen reinigen Hessen. Durch das allgemeine Verhalten, den Geruch, den Schmelzpunkt (44,9" C.) und durch die Analyse kennzeichnete sich das fragliche Spaltungsproduct des krystallisirten Veratrins als An- geUcasäure : 88 E. ßosetti, Studie« über das olficinoUe Venitriu. 1) 0,2154 g. der über Schwefelsäui-e getrockneten Säure ergab 0,4744 g. C02 und 0,157 g. H^O. 2) 0,2451 g. Säure ergab 0,5382 g. CO^ und 0,1737 g. H^O. Berechnet für Gefunden CaHsO" 1. 2. C 60,0 60,06 59,89 H 8,0 . 8,10 7,87. Die Eigenschaften und der Schmelzpunkt der von mir unter- suchten Säiu'e lässt keinen Zweifel darüber, dass bei der Si)altung des kiystallisirten Yerati'ins nicht Methylcrotonsäure , wie "Wright und Luff angeben, sondern ihr Isomeres, die Angelicasäure , gebil- det wird. Wenn Wright und Luff den Schmelzpunkt der betref- fenden Säure bei 64 — 65^0. fanden, so ist hierbei immerhin zu berücksichtigen, dass sie diese Bestimmung mit einem Präparate ausführten, welches zuvor bei 185 — 190*^0. destillirt worden war, bei einer Temperatur, bei der nach Demar^ay' bereits eine Um- wandlung von Angelicasäure in Methylcrotonsäure stattfindet. Unter diesen Umständen kann es auch nicht übeiTaschen, wenn es jenen beiden Forschern nicht gelang, das Baryumsalz ihrer Säure im hcy- stallisirten Zustande zu erhalten, da sie nach ihrer Angabe eine Säure in das Baryumsalz überführten, welche nur diu-ch Destillation mit Wasserdämpfen gereinigt worden war, welche somit mit hoher Wahrscheinlichkeit noch aus Angelicasäure bestand. Das Barjmmsalz der Angelicasäm-e resultirte auch bei meinen Versuchen nur als eine krystallinische Masse, wogegen ich das entsprechende Salz der Me- thylcrotonsäure leicht im wohl krystallisirten Zustande mit all den Eigenschaften erhielt, wie sie E. Schmidt und Berendes^ hier- für angeben. Zur Isolirung des zweiten, bei der Einwirkung von Baryt- hydrat auf krystallisirtes Veratrin gebildeten Spaltimgsproductes, versetzte ich die von Angelicasäure befreite Flüssigkeit mit verdünn- ter Kalilauge bis zur alkalischen Eeaction und schüttelte sie alsdann 80 oft mit Aether aus, als bei dessen Verdunstung noch ein Rück- stand verblieb. Per nach der Verdimstimg des Aethers resultirende amorphe Rückstand wurde hierauf zur weiteren Reinigung nochmals in verdünnter Salzsäure gelöst, die Lösung filtrirt, mit Kalilauge von 1) Compt. rend. 83, 906. 2) Annal. Chem. 191, 109. E. Bosetti, Stuclieu iUier das officiiielle Veratriu. 89 Neuem alkalisch gemacht und abermals mit Aether ausgeschüttelt. Die auf diese Weise gewonnene Substanz, die ich, um die Beziehun- gen zu der von Wright und Luff unter Anwendimg von alko- holischer Kalilösung isolirten, Cevin genannten Base, anzudeuten, mit dem Namen Cevidin bezeichnen will, bildete nach dem Trock- nen und Zerreiben ein gelblich- weisses Pulver von alkalischer Reaction und eigenthümlich süsslichem Gerüche. Von dem später zu beschreibenden Yeratroi'n, sowie vom Veratrin imterscheidet es sich schon äusserMch dadurch, dass sein Staub keine Einwirkung auf die Schleimhäute der Nase und des Mundes ausübt, wie es bei letz- teren Basen im hohen Maasse der Fall ist. Der Schmelzpunkt der Base liegt z-v\äschen 182 imd 185° C. In "Wasser löst sich das Ce- vidin leicht zu einer goldgelben Flüssigkeit, die sich beim Erwärmen trübt, beim Erkalten aber wieder klar wird. Auch in Chloroform und in Amylalkohol ist es leicht löslich, etwas weniger leicht in Aether, schwerer in Benzol, Schwefelkohlenstoff und Petroleumben- zin. Aus keinem dieser Lösungsmittel gelang es jedoch, die Base in den krystaHisirten Zustand überzuführen. Auch das salzsaure, schwe- felsaiure, salpetersaure, essigsaure und angelicasaure Salz derselben ist nicht krystallisirbar. Beim Kochen mit rauchender Salzsäure, beim Anreiben mit concentrirter Schwefelsäure, sowie gegen das Froh de' sehe Reagens verhält sich das Cevidin ebenso wie das krystallisirte Yeratrin, dagegen zeigt es nicht die von Weppen^ zur Erkennung des Yeratrins empfohlene Schnei der' sehe Reac- tion. 2 Während das krystallisirte Veratrin beim Verreiben mit wenig Rohrzucker und einigen Tropfen concentrirte Schwefelsäure eine intensiv gelbgrüne Färbung annimmt, die bald in Hellgrün, dann in Dunkelgrün und endlich in ein prachtvolles, sehr beständi- ges Blau übergeht, zeigt das Cevidin bei gleicher Behandlung nur eine röthlich -braune Färbung. Gegen die allgemeinen Alkaloid- reagentien verhält sich das Cevidin, wie das krystalHsirte Veratrin. Die Analyse des bei 100*' getrockneten Körpers ergab folgende Zahlen: 1) 0,2708 g. Substanz lieferten 0,611 CO^ imd 0,2134 H^O. 2) 0,293 - - - 0,6594 - - 0,227 3) 0,257 - - - 0,5793 - - 0,1968 - 1) Ai-ch. d. Pharm. (3) V, 112. 2) Kopp-WiU, Jahresb. 1872, 747. 00 E. Bosetti, Studien über das officiuelle Veiahin. 4) 0,2428 g. Substanz lieferten 0,5484 CO ^ und 0,183 H^O. 5) 0,2206 - - - 0,4993 - 0,1684 - 6) 0,2454 - - - 0,554 - 0,1874 - 7) 0,2466 - - - 0,5579 - 0,1848 - 8) 0,2678 - - - 0,6062 - 0,202 - 9) 0,39 . - - - 0,0741 Pt. 10) 0,5132 - - - 0,1004 - 11) 0,291 - - - 0,0569 - 12) 0,3038 - - - 0,0569 - I. II. III. IV. V. VI. C = 61,53 61,38 61,47 ' 61,60 61,73 61,57 H = 8,75 8,61 8,51 8,37 8,48 8,48 X = — — — — — — YII. vm. IX. X. XI. xn. C = 61,70 61,73 — — — — H = 8,33 8,38 — — — — N= — — 2,69 2,77 2,77 2,65 Diese Zahlen führen für das Cevidin zu der Formel: C^^'^H^^NO^ eiche verlangt: C =( H = N = == : 51,48 8,54 2,66 ?7,32. Der Vorgang bei der Spaltung des krystallisirten Veratrins dürfte daher wohl durch folgende Gleichung veranschaulicht werden: 032249^0^ + 2H20 = C^H^O^ + C"H*-^NO» Neben obiger Hauptreaction scheinen jedoch auch noch secun- däre Reactionen, wenn auch in untergeordnetem Maasse, zu verlau- fen. So findet z. B. eine Abspaltung von Kohlensäureanhydrid und gleichzeitig auch eine Bildung einer kohlenstoffärmeren Verbindung statt, wie nachstehende Analysen, die von dem Producte ausgeführt ■wurden, welches nach einmaligem Ausschütteln mit Aether resultirte, zeigen: 1) 0,2343 g. Substanz ergab 0,387 g. CO^ und 0,1342 g. H^O 2) 0,363 - - - 0,5988 - CO^ - 0,1982 - - 3) 0,3069 - - - 0,0523 - Pt. E. Bosetti, Studien über das officiuellc Vcratriu. 91 1. 2. 3. C 45,04 44,99 — H 6,36 6,07 — N — — 2,41. Vergleicht man die Angaben, welche Wright und Luff über die Zusammensetzung der Base machen, welche sie durch Spaltung des krystallisirten Yeratrins mittelst alkoholischer Kalilösung erhiel- ten, mit den von mir erzielten Resultaten, so zeigt sich eine bemer- kenswerthe Yerschiedenheit. Jene Forscher ertheüen der von ihnen isolirten, als Cevin bezeichneten Base, auf Grundlage des nachstehenden, sehr spärlichen analytischen Materiales , die Formel C^'H-*^NO^ und iUustriren die Spaltung des Yeratrins diu'ch fol- gende Grleiclmng: Wright u. Luff Berechnet für C^' H^^ NO« C 63,96 — 63,65 H 8,52 — 8,45 N 2,73 2,81 2,75. Der Grund dieser Yerschiedenheit scheint mir, die Richtigkeit der einen nur vorliegenden Kohlenstoffbestimmung annehmend, in der Art und Weise zu liegen , wie jene Forscher das Cevin aus der Reactionsflüssigkeit isolirten. Da die Abscheidung desselben in der "Weise zur Ausführung gelangte, dass zunächst die gebildete Ange- licasäure aus dem mit Schwefelsäure angesäuerten Reactionsproducte diu-ch Destillation entfernt und erst hierauf die gleichzeitig gebildete Base aus dem alkalisch gemachten Destillationsrückstande diu'ch Amylalkohol ausgeschüttelt wurde , so ist es bei der leichten Zer- setzbarkeit der Yeratrumbasen, auf welche AVright und Luff selbst mit Nachdruck hinweisen , wohl möglich , dass das ursprüngliche Spaltungsproduct des Yeratrins (Cevidin) durch das längere Kochen mit verdünnter Schwefelsäure eine weitere Zersetzung unter Abspal- tung von Wasser erlitten hat. Das Cevin von Wright und Luff ist daher vermuthlich nicht das ursprüngliche Spaltungsproduct des kiystallisirten Yeratrins, sondern vielleicht erst aus diesem diu'ch Abspaltung von Wasser entstanden : C^'H^^NO» = C2'H*3N08 + H^O. Für die Reinheit des von mir isolirten und analysirten Cevidins dürfte der Umstand sprechen, dass die vorstehenden Analysen 4 — 9 92 E. Bosctti , Studien über das oflicinelle Veratriu. mit einem Materiale ausgeführt sind, welches, nachdem es die Werthe 1, 2, 3 imd 12 geliefert hatte, nochmals in verdünnter Salz- säure gelöst und alsdann mit Aether aus der alkalisch gemachten Flüssigkeit abermals ausgeschüttelt war. Ich habe es unterlassen, entsprechend den Angaben von Wright und Luff, ein Quecksilber] odid -Doppelsalz des Cevidins darzustellen, weil ich wiederholt die Erfahrung, die auch Koppen durch analy- tisches Material reichlick bestätigt, gemacht habe, dass die Gold-, Platin- imd Quecksilber -Dojjpelsalze der amorphen Yeratrinabkömm- linge sich beim Auswaschen zersetzen, so dass es in dem Belieben des Arbeitenden liegt, durch längeres oder kürzeres Auswaschen dieser amorphen Niedersclüäge , eine Verbindung von dieser oder jener Zusammensetzung zu gewinnen. b) Wasserlösliche Veratrinmodification. "Weigelin (1. c.) machte zuerst die Beobachtung, dass beim langsamen Verdunsten der Lösung des reinen käuflichen Veratrins in verdünntem Alkohol, schliesslich eine alkoholfreie Flüssigkeit zurückbleibt, welche reichliche Mengen einer als „wasserlösliche Modification des Veratrins" bezeichneten Base enthält. Die gleiche Modification wird nach Ansicht jenes Forschers gebildet, wenn frisch gefälltes Veratrin längere Zeit mit Wasser ausgewaschen wird ; wo- bei schliesslich alles Veratrin in wässerige Lösung geht. Aus dem gleichartigen Verhalten beider Veratrinlösungen gegen Agentien und aus dem Umstände, dass beide Lösungen beim Erwärmen weissliche Flocken von Veratrin abscheiden, schloss sowohl We gelin, als auch E. Schmidt und Koppen, dass jene Lösungen ein und den- selben Körper enthalten, und zwar eine Base, welche in dem käuf- lichen , in Wasser nahezu unlöslichen Veratrin nicht praeexistirt, sondern sich erst bei obigen Operationen bildet. Meine Versuche haben zunächst gezeigt, dass in jenen AlkaloüUösungen nicht dieselbe Base enthalten ist, da das krystaUisirte Veratrin bei der Spaltimg mittelst Barj'thydrat Angelicasäure liefert, das Alkaloid dagegen, welches als wasserlösliche Verbindung bei der Verdunstung der Lö- simg des käuflichen Veratrins in verdünntem Alkohol resultirt, unter den gleichen Bedingimgen Veratrumsäure al)spaltet. Wright und Luff haben sich mit diesen wasserlöslichen Basen nicht näher beschäftigt; aus der Beobachtung, dass das käufliche Veratrin bei der Verseifung Angelicasäure und Veratrumsäure liefert, und dass E. Bosetti, Studien über das officinelle Veratrin. 93 die rohe Masse, aus der sie ihre Alkaloide abgeschieden hatten, bei ■wochenlanger Berülirung mit Wasser, an letzteres schliesslich eine liarzartige Substanz abgab, aus der durch Destillation mit angesäuer- tem Wasser Methylcrotonsäure erhalten wurde, folgerten jene For- scher einfach, dass eine wasserlösliche Veratrinmodification nicht existire, und dass das dafür Angesehene aus Salzen von Zersetzungs- producten des Cevidins und Veratrins bestehe. Um zunächst in Erfahrung zu bringen, ob das frisch gefällte, krystalHsirte Veratrin beim Auswaschen mit Wasser als solches in Lösung geht oder ob es hierbei in ein Salz der Angelicasäure über- geführt wird, fällte ich eine massig verdünnte, neutrale Lösung von reinem, krystalürtem Yeratrin in Salzsäure in der Kälte mit Ammo- niak, brachte den entstandenen fein vertheilten Niederschlag auf ein Filter, wusch ihn mit kaltem Wasser aus, bis im Filtrate weder Ammoniak, noch Salzsäure mehr nachzuweisen war, und fülu'te als- dann das restirende Veratrin dm'ch weiteres Auswaschen mit kaltem Wasser vollständig in Lösung über. Wurde alsdann die so bereitete Lösung gelinde erwärmt, so trat eine starke Trübung ein, die jedocli beim Erkalten der Flüssigkeit wieder verschwand. Bei längerem Erhitzen der Lösung auf 100*^ C. scheiden sich dagegen kleine, weisse Blättchen von krystaUinischer Beschaffenheit aus, welche sich durch ihr Verhalten und durch den Schmelzpimkt als unverändertes, krystallisirtes Veratrin erweisen. Die von jenen Blättchen getrennte Flüssigkeit enthält immer noch geringe Mengen von Veratrin in Lösung; ebenso wird von den Blättchen selbst bei längerer Berüh- nmg mit Wasser eine geringe Menge aufgelöst. Ebenso wenig wie beim Auflösen in Wasser, erleidet auch das Im'stallisirte Veratiün eine Zersetzung, wenn es mit verdünnter Schwefelsäure der Destil- lation unterworfen wird: als eine grössere Menge obiger Veratrin- lösimg nach dem Ansäuern mit Schwefelsäure destillirt wurde, konnte weder am Anfange, noch am Ende der Destillation das Auftreten von Angelicasäure beobachtet werden. Es kann nach diesen Ver- suchen wohl kaum noch einem Zweifel unterliegen, dass die Lös- lichkeit des frisch gefällten Veratrins in kaltem Wasser nur auf die feinere Vertheilung und nicht auf eine Zersetzung desselben zurück- zuführen ist. Die Menge des krystalKsirten Veratrins, welche hier- bei in Lösung geht, ist jedoch nur eine selu' geringe; 20 C.C. Was- ser lösen nur 0,0242 g. Veratrin, oder 1 Thl. desselben bedarf bei 15" C. 826 Thle. AVasser zur Lösung. Da das krystaUisirte Veratrin 94 E. Bosetti , Studien ü1)er das officinelle Veratrin. sich in kaltem "Wasser wesentlich leichter löst, als in heissem — die kalt gesättigte Lösung erleidet beim Erwärmen eine starke Trübung, — so ist die Löslichkeit dieser Base bei erhöhter Temperatui' natur- gemäss eine noch viel geringere. Die bei der Darstellung des krj'^stallisirten Veratrins durch schliessliches Verdunsten der Lösungen in verdünntem Alkohol resul- tirende wasserlösliche Base, bildet eine durchscheinende, gelbliche, amorphe Masse, welche beim Zerreiben ein gelblich - weisses, in Was- ser leicht lösliches Pulver liefert. Die Analysen dieser Yerbin- dimg lieferten, nach dem Trocknen derselben bei 100° C, folgende Zahlen : 1) 0,3138 g. Substanz ergab 0,7016 g. CO^ und 0,2316 g. H^O. 2) 0,3028 - - - 0,678 - C02 - 0,2252 • - H^O. 3) 0,2746 - - 0,6122 - co^ - 0,2022 - H^O. 4) 0,2878 - - - 0,0505 - Pt. 1. 2. 3. 4. C 60,98 61,07 60,80 — H 8,20 8,26 8,18 — N — — — 2,49. Vergleicht man obige Werthe mit den Zahlen , welche We ige- lin, E. Schmidt und Koppen für die in Wasser lösliche Vera- trinmodiftcation fanden, so zeigt sich eine sehr bedeutende Verschie- denheit: Weigelin. E, Schmidt u. Koppen, c 64,39 64,39 H 8,42 9,11 N 2,71 2,82. Der höhere Kohlenstoffgehalt, welchen jene Forscher für die wasserlösliche Base des käuflichen Veratrins ermittelten, konnte wohl kaum in dem Umstände eine Erklärung finden, dass die zu jenen Analysen verwendeten Präparate noch eine beti'ächtliche Menge krystallisirten Veratrins als Beimengung enthalten hatten, um so weniger, als die von mir analysirte Base ja unter analogen Bedin- gungen gewonnen war. Es lag vielmehr die Vermuthimg nahe, dass es sich hier um eine Substanz handle, die bei längerer Berührung mit Wasser leicht eine weitere Zersetzimg erleidet, ein Umstand, welcher von mir bei der Darstellung dieses Körpers gänzlich unbe- rücksichtigt geblieben war. Der Versuch hat diese Vermuthung E. Bosotti, ytudieii über das officinollo Veratriii. 95 bestätigt. Als ieli diese wasserlösliche Base genau nach den Anga- ben von E. Schmidt inid Koppen unter möglichster Beschleuni- gung der Arbeit darstellte , gelangte ich bei der Analyse derselben zu Zahlen, welche mit denen von Weigelin, E, Schmidt und Koppen genügend übereinstimmen: 1) 0,2306 g. Substanz ergab 0,5426 g. CO 2 und 0,1836 g. H^O. 2) 0,206 - - - 0,4846 - CO^ - 0,159 - H'-'O. 3) 0,1814 - - - 0,4259 - CO- - 0,1402 - IPO 4) 0,2934 - - - 0,6876 - CO'-* - 0,2314 - PPO. 5) 0,2082 - - - 5 C. C. Stikstoff bei 769 mm. Druck und einer Temperatur von 15,5*' C. 1. 2. 3. 4. 5. C 64,17 64,15 64,03 63,91 — H 8,85 8,57 8,59 8,76 — N — — _ ._ 2,84. Obschon die von mir gefundenen Zahlen bezüglich des Kohlen- stoffgehaltes etwas über die übliche Fehlergrenze hinaus von den Werthen abweichen , die die Formel des krystallisirten Yeratrins verlangt, so trage ich doch kein Bedenken, auch dieser Base, ebenso wie es von Weigelin, E. Schmidt und Koppen geschah, die Formel C^^H^^NO^ zuzuertheilen. Die geringen Abweichungen dürf- ten bei der leichten Z ersetzbar keit des Präparates wohl darauf zurückzuführen sein, dass ich eine Base analysirte, welche trotz der beobachteten Vorsichtsmaassregeln bereits den Keim der Zersetzung in sich trug. Für obige Formel sprechen ferner die Werthe, welche sowohl ich, als ganz besonders E. Schmidt und Köj)pen für das reine käufliche Yeratrin (officinelle Veratrin) ermittelten, ein Prä- parat, welches, wie ich später erörtern werde, als ein Gemisch aus krystallisirtem Veratrin und der fraglichen Base betrachtet werden muss. Vergleicht man die Werthe, welche jene Forscher und auch ich für reines, officinelles Veratrin ermittelten (s. S. 84) mit denen, die für reines krystallisirtes Veratrin gefunden ^v^u'den, so ergiebt sich daraus, dass jenes zweite, in dem käuflichen Veratrin enthaltene Alkaloid eine Zusammensetzung haben muss, die sich sicher nicht viel von der des krystallisirten Veratrins unterscheiden kann. Auch die Zersetzungen, welche jenes wasserlösliche Alkaloid erleidet, las- sen sich am besten unter Zugrundelegung der Formel C^^H^^NC veranschaulichen. Wenn ich daher diese Formel als den einfachsten 06 E. Rosetti, Studien über das officincUe Verahin. Ausdruck der Werthe acceptire, die die Analyse sämmtlicher von mir studirten Umwandlungsproducte jeuer Base ergeben hat, so ist jedoch immerhin nicht die Möglichkeit ausgeschlossen, dass dieselbe diu-ch eine weitere Vervollständigung unserer Kenntnisse auch eine weitere Modification erleidet. Jenes wasserlösliche Alkaloid unterscheidet sich in dem Aeusseren kaum von derjenigen Verbindung, deren Kohlenstoffgehalt zu 61 Proc. gefunden wiu'de. In Wasser ist sie etwas weniger löslich — bei lö*^ C. im Verhältnisse von 1 : 33 — als letztere Substanz. Im Vergleich mit dem krystaUisirten Veratrin , welches sich nur im Ver- hältnisse von 1 : 826 in Wasser löst, ist jene Base immerhin als leicht löslich zu bezeichnen und daher auch der von We igelin ein- geführte und von E. Schmidt und Koppen ebenfalls gebrauchte Name „wasserlösliches Veratrin", namentlich wenn man absieht von der Verschiedenheit der Spaltungsproducte , nicht ohne Weiteres zu verwerfen. Der Umstand jedoch, dass diese Base als ein von dem krystaUisirten Veratiin verschiedenes Alkaloid betrachtet werden muss, und die Erwägung, dass obiger Name der Vermuthung Raum .geben könnte, es handle sich in demselben niu- um eine Modification des krj^staUisii'ten Veratrins, veranlassen mich füi' jenes wasserlös- liche Alkaloid den Namen „Veratridin" vorzuschlagen. In Aether ist dasselbe nur schwer löslich, ebenso auch in einer concentrirten Auflösung von kiystallisirtem Veratrin. Ist das Veratridin dagegen in feiner Vertheilung innig mit krystaUisirtem Veratrin gemischt, so wird es leicht und vollständig von Aether aufgelöst. Versetzt man z. B. die frisch bereitete Lösung gleicher Gewichtsmengen von Veratrin und Veratridin in verdünnter Salzsäure mit Ammoniak, erhitzt als- dann die Mischung zum Kochen , flltrirt den harzartig zusammenballen- den Niederschlag ab \md imtersucht ihn nach dem Auswaschen und Trocknen auf seine Löslichkeit in Aether, so zeigt sich, dass er davon vollständig gelöst wird. Mit verdünnter Salzsäure oder Schwefelsäure lässt sich das Veratridin neutralisiren , ohne dass sich dadurch Vei'atrumsäure abscheidet oder sich durch Aether ausschütteln lässt; die auf diese Weise erzielte Lösung des salzsauren, bezüglich schwefelsauren Salzes trocknet im Vacuum über Schwefelsäure zu einer amorphen Masse ein, die sich in Wasser wieder vollständig löst. Reibt man die Basis mit so viel verdünnter Salz- oder Schwefel- säure an, dass ein Ueberschuss von Säure vorhanden ist, so wird auch hierdurch, selbst bei wochenlangem Stehen keine Veratrum- E. Bosetti, Studien über das officinelle Veraüia. 9? säure abgescliieden. Es ist gerade das Verhalteu des Veratridins gegen die erwähnten Säuren von einer gewissen Wichtigkeit, weil es einestheils das Alkaloid von seinem unmittelbaren Zersetzungs- producte, die Verbindung mit einem Kolilenstoffgehalte von 61 Proc. unterscheidet, und andererseits auch den Beweis liefert, dass das Yeratridin thatsächlich ein unzersetztes Alkaloid imd nicht ein veratnimsaures Salz ist, wie "Wright und Luff auf Grund imzu- reichender Beobachtungen vermuthen. Gegen rauchende Salzsäure, concentrü-te Schwefelsäure und gegen Fröhde'sches Reagens verhält sich das Yeratridin genau so wie das krystaUisii-te Yeratrin, ebenso reizt auch der Staub desselben heftig zum Niesen und Husten. Gegen Zucker imd Schwefelsäiu-e verhält es sich nicht wie das krystallisirte Yeratiin, sondern wie das Cevidin (s. oben). Auch gegen die all- gemeinen Alkaloidreagentien zeigt es mit letzterer Base eine gewisse Aehnlichkeit. Sein Schmelzpunkt Hegt zwischen 150 imd 155° C. Erv\'ärmt man die wässerige Lösung des Yeratridins gelinde, so trübt sich dieselbe: erwärmt man sie auf 100° C. oder dampft sie im Wasserbade ein, so scheiden sich bräunliche, harzartige Flocken aus und gleichzeitig tritt eine dimklere Färbung ein. Der nach dem vollständigen Eindampfen verbleibende Rückstaud löst sich grössten- theils mit bräunlicher Farbe wieder in AYasser auf. Nach den Miher gemachten Beobachtungen lag die Yermuthung nahe, dass sich in letzterer Lösung das immittelbare Zersetzimgs- product des Yeratridins, jene Yerbindung mit einem Kohlenstolfgehalte von 61 Proc, befinden müsse, und dass somit hierdurch ein Weg gefimden sei, um einerseits das Yeratridin rasch in jene Yerbindung überzuführen, und um andererseits sie auch von kleinen Bei- mengungen von krystaUisirtem Yeratrin zu befreien. Bei einer noch- maligen Darstellung des Yeratridins, bezüglich seines unmittelbaren Zersetzungsproductes , wurde daher die schliesslich resultirende, alkoholfreie Lösung sofort längere Zeit im Wasserbade erwärmt, die ausgeschiedenen Flocken abfiltriit imd die klare Lösimg endlich ziu- Trockne gebracht. Der Rückstand wurde sodann von Neuem in Wasser gelöst, die Lösung abermals eingedampft und diese Opera- tionen so oft wiederholt, bis der Yerdampfungsrückstand sich voll- ständig klar in Wasser löste. Die auf diese Weise erhaltene !Masse bildet nach dem Trocknen und Zerreiben ein bräunliches, auf die Schleimhäute der Nase und des Mimdes reizend wirkendes Pulver, welches sich gegen rauchende Arch. d. Phai-m. XXI. Bds. 2. Hft. 7 98 E. Bosetti, Studien über das officinelle Veratrin. Salzsäxire, concentrkte Schwefelsäure, Fröhde'sches feeagens und gegen die allgemeinen Alkaloidreagentien wie das Veratridin verhält. In Wasser löst sich diese Verbindung leicht zu einer syrupartigen, mit "Wasser in allen Verhältnissen mischbaren Flüssigkeit auf, die auch bei 100^ C. keine Trübung erleidet. In Aether ist sie noch weniger lösHch als das Veratridin. Verdünnte Salz- oder Schwefel- säure vermögen die wässerige Lösung dieser Verbindung nicht zu neutralisiren , da sofort eine Abscheidung von Veratrumsäure sich bemerkbar macht. Die gleiche Erscheinung ti'itt ein, wenn man eine stark verdünnte Lösung der Substanz mit verdünnter Säure ver- setzt imd alsdann die zunächst klar bleibende Mischung über Schwefelsäure im Vacuum verdunstet. Es geht aus diesem Verhalten hervor, dass die aus dem Veratridin entstandene Verbindung keine freie Basis, sondern nur das veratrumsaure Salz einer solchen, des Veratroins, wie ich dieselbe bezeichnen möchte, sein kann. Der Schmelzpunkt dieses veratrumsauren Veratroins wurde bei 165 bis 170" C. gefunden. Die Analysen des bei 100° C. getrockneten Salzes lieferten folgende Zahlen: 1) 0,2432 g. Substanz ergab 0,5442 g. CO^ und 0,177 g. H^O. 2) 0,2526 - - - 0,564 - CO^ - 0,1822 - H^O. 3) 0,3242 - - - 0,727 - CO^ - 0,238 - H^O. 4) 0,2212 - - - 0,495 - CO^ - 0,1598 - H^O. 5) 0,192 - - - bei 17 C. und 772 mm. Druck 4,25 CG. Stickstoff. 6) 0,1908 - - - bei 16° C. und 774 mm. Druck 4,25 C.C. Stickstoff. Gefunden 1. 2. 3. 4. 5. 6. C 61,03 60,89 61,16 61,03 — — H 8,09 8,01 8,16 8,03 — — N — — — — 2,61 2,52. Diese Zahlen fühi'en im Verein mit den auf S. 94 angegebenen für das veratrumsaure Veratroin zu der Formel C'*'*H^"^N^O''*^ oder C55H92N201«. C^H^oO* + 2H20, welche verlangt: C 61,24 H 8,45 N 2,23. Das bei lOO^C. getrocknete Salz enthält noch 2 Mol. krystaUisirtes Wasser, welche erst bei 133" C. entweichen: E. Bosetti, Studien über das officinelle Vcratrin. 99 1) 0,2338 g. der bei 100" C. getroctneten Substanz verlor bei 133 C. 0,0052 g. an Gewicht. 2) 0,2042 g. Substanz verlor 0,0042 g. an Gewicht. 3) 0,2416 - - - 0,0054 - - Gefunden Berechnet füi- 1. 2. 3. Cfi^HioäN^O^» + 2H20. H^O 2,22 2,06 2,15 2,13. Die Umwandlung des Yeratridins in veratrum saures Yeratroin dürfte im Sinne nachstehender Gleichung verlaufen sein: 2C32H^9N09 + 4H20 = [C^^H^^N^O^^ C^H^OO* -{- 2H20]. Mit dem veratrumsaiu-en Yeratrom ist auch die auf S. 94 beschrie- bene, aus officineUem, reinem Yeratrin, bezüglich dem darin ent- haltenen Yeratridin, durch wochenlange Berührung mit erwärmtem, verdünntem Alkohol gebildete A^erbindung mit einem Kohlenstoff- gehalte von 61 Proc. zu identificiren. Um die näheren Bestandtheile des veratrumsauren Yeratroins, bezüglich die weiteren Zersetzungsproducte des Yeratridins zu iso- liren, versetzte ich die wässerige Lösung ersterer Yerbindung mit verdünnter Schwefelsäure im Ueberschuss und schüttelte alsdann die Mischung wiederholt mit Aether aus. Der nach dem Yerdunsten des Aethers verbleibende Eückstand hess sich durch Umkrystallisation aus heissem Alkohol leicht in farblose, bei 178,5*^ C. schmelzende, nadeiförmige Krystalle verwandeln, deren Analysen Zahlen lieferten, die mit der Formel der Yeratrumsäure : C^H^^O*, übereinstimmen: 1) 0,2567 g. Substanz ergab 0,5538 g. CO* und 0,1208 g. H^O. 2) 0,3112 - - - 0,6744 - CO^ - 0,1584 - H20. Berechnet füi- Gefunden C9Hi«0*. 1. 2. C 59,34 58,84 59,10 H 5,34 5,23 5,65 Zur Gewinnung des Yeratroins wurde die durch Ausschütteln mit Aether von Yeratrumsäure befreite saure Flüssigkeit mit ver- dünnter Kalüauge alkalisch gemacht und hierauf von Neuem mit Aether ausgeschüttelt. Die Reinigimg der nach dem Abdestüliren des Aethers zurückbleibenden Base wurde in der Weise bewirkt, dass dieselbe in verdünnter Schwefelsäure gelöst und die filtrirte Lösung nach Zusatz von verdünnter Kalüauge von Neuem mit Aether ausgeschüttelt wurde. 7* 100 E. Bosetti , Studien über das officincllc Voratrin. Das Veratroiu bildet nach dem Trocknen, und Zerreiben ein gelblich -weisses Pulver, dessen Staub sehr heftig zum Niesen luid Husten, reizt. Der Schmelzpunkt der Base liegt zwischen 143 und 148^ C. In Wasser ist das Veratroin schwer löslich, leicht lösüch dagegen in Chloroform, Petroleumbenzin, Amylalkohol, Aether, Benzol und Schwefelkohlenstoff. Die wässerige Lösung erleidet beim Er- hitzen keine Trübung. Aus keinem der obigen Lösungsmittel konnte bisher das Veratroin in den krystallisirten Zustand übergeführt wer- den; ebensowenig gelang es, eine seiner salzartigen Verbindungen in Krystallen zu erhalten. Das salzsaure, schwefelsaure, salpetersaure und essigsaure Salz, dargestellt durch Neutralisation der betreffenden Säuren mit der Basis und Verdunsten der erzielten Salzlösungen über Schwefelsäure, resulth-ten nm- als amorphe, harzartige Massen. Gregen rauchende Salzsäure, concenti'irte Schwefelsäure, Fröhde'sches Reagens, Rohrzucker und Schwefelsäure, sowie gegen die allgemeinen Aalkoidreagentien zeigt das Veratroin grosse Aehnlichkeit mit dem krystallisii'ten Veratrin. Die Analysen der bei lÜO*^ C, getrockneten Verbindung ergeben folgende Zahlen: 1) 0,4104 g. Substanz lieferten 0,955 CO^ und 0,3 H^O. 2) 0,3511 - - - 0,8195 CO^ - 0,2631 H^O. 3) 0,296 - - - 0,6922 CO^ - 0,2188 H^O. 4) 0,3288 - - - 0,7656 CO^ - 0,2434 H^O. 5) 0,2558 - - - 0,5948 CO^ - 0,194 H^O. 6) 0,2522 - - - 0,5872 CO^ - 0,192 H^O. ■ 7) 0,2936 - - - 0,058 Pt. • 8) 0,3424 - - - 0,0767 Pt. 9) 0,3714 - - - 0,0765 Pt. In 100 Theilen: 1. 2. 3. 4. 5. C 63,46 63,66 63,78 63,50 63,41 H 8,12 8,33 8,21 8,22 8,43 N G. 7. 8. C 63,50 — — H 8,46 _ _ — N — 2,80 3,17 2,92. Diese Daten fühi-en für -das Veratroin zu der Formel C-'^-'-H^^j^^O^^ welche verlangt: E. Bosetti, StiuUoii über das ofliciuoUü Vcratriu. 101 C 63,71 H 8,88 N 2,70. Wie bereits früher erwähnt, haben Wright und Luff aus dem Sabadillsaamen ein amorphes, von ihnen „Yeratrin" genanntes ALkaloid isolirt, welches bei der Spaltung mit alkoholischer Kalilauge in Yeratrumsäiu'e und in eine neue Base, das Verin, zerfallen soll. Die Angaben, welche jene Forscher über dieses Veratrin und sein Spaltungsproduct, das Verin, machen, sind vorläufig noch so lücken- hafter Natur, dass sich die Frage einer eventuellen Identität dieser Verbindungen mit den von mir als Veratridin und Veratrom bezeich- neten Basen für jetzt nicht entscheiden lässt. Nach den Mitthei- lungen, welche Wright und Luff über ihre Basen machen, erscheint eine Identität derselben mit den von mir isoürten Alkaloiden sehr unwahrscheinlich. Jene Forscher geben für die von ihnen als Veratrin bezeichnete Base an, dass dieselbe löslich in Aether, unlöslich jedoch in Wasser sei, wogegen das Veratridin fast unlös- lich in Aether, aber leicht löslich in Wasser ist. Das Veratrin (W. und L.) soU ferner mit Salzsäure und Schwefelsäure krystallisir- bare Salze liefern, während die entsprechenden Verbindungen des Veratridins durchaus amorph sind. Das Verin schmilzt nach Wright und Luff bei QÖ'^C, das Veratrom dagegen bei 143 — 148" C. c) Amorphe Veratriiimodif ication. Die sogenannte amorphe Modification des Veratrins bildet, auf die fi-üher erwähnte Weise dargestellt, ein hellbraunes Pulver vom Schmelzpunkte 147 — 152*^ C, welches sich gegen rauchende Salz- säure, concentrirte Schwefelsäure, Fröhde'sches Keagens, Eohrzucker und Schwefelsäure, soAvie gegen die allgemeinen Alkaloidreagentien genau so verhält wie das krystallisirte Veratrin. Der Umstand, dass man weder das krystaUisii-te Veratrin durch Umlaystallisiren der käuflichen Base darstellen, noch das Veratridin durch Ausziehen desselben mit AVasser gewinnen kann , muss zu der Annahme führen, welche auch Wright und Luff im Grossen und Granzen machen, dass schon kleine Mengen des amorphen Alkaloids hinreichen , um das krystallisirbare an der KrystaUisation zu hindern, und kleine Mengen des letzteren wiederum genügen, um das wasserlösliche Alkaloi'd unlöslich in Wasser zu machen. Es lag daher nach den vorstehenden Unter- suchungen, welche die sogenannte wasserlösliche Veratrinmodification nicht als eine Modification des A^'eratrins, sondern als ein besonderes 102 E. Bosetti, Studien über das officinolle Veratriu. Alialoid, Veratrindin, kennzeichnen, die Vermutlmng nahe, dass auch die amorphe Yeratrinmodification als solche nicht existirt, sondern nur als ein Präparat aufzufassen ist, welches dem käuflichen Vera- trin insofern ähnlich ist, als es dessen nähere Bestandtheüe , das lu-ystallisirte Yeratrin und das Veratridin, vielleicht auch noch das Zersetzungsproduct des Veratridins, veratrimisaures Veratroin, enthält. Das Mengenverhältniss dieser Einzelbestandtheile scheint jedoch ein solches zu sein, dass die im Vorstehenden erörterte Trennungs- methode mittelst verdünnten Alkohols hier nur zu negativen Eesul- taten führt. Da bei der von mir angewendeten DarsteUungsweise des krystallisirten Veratrins diesem in reichlicherem Maasse zur Abscheidung Gelegenheit gegeben war, als dem Veratridin zur Lö- sung, so musste sich das Mengenverhältniss beider Basen in dem schliesslich resultirenden harzartigen Rückstande so gestalten, dass letzteres bedeutend vorwaltete und hierdurch vermuthlich eine wei- tere G-ewinnung von krystallisirtem Veratrin durch Lösen der Masse in verdünntem Alkohol verhinderte. Der Versuch hat diese Auffas- sung nur bestätigt. E. Schmidt und Koppen, welche, wie ich früher erörtert habe, ein Präparat in den Händen hatten, welches das Veratridin vollständig unzersetzt enthielt, haben daher auch für diese amorphe Veratrinmodification Zahlen bei den Analysen gefunden, welche mit denen, die das krystaUisirte Veratrin und das Veratridin verlangt, übereinstimmen. Die von mir ermittelten Daten mussten natur- gemäss, da bei meiner DarsteUungsweise das Veratrin zum Theil bereits in veratrumsaures Veratroin übergegangen war, niedriger aus- fallen als die, welche jene Forscher ermittelten. Die Analysen der bei 100^ C. getrockneten Base führten zu folgenden Zahlen : 1) 0,2568 g. Substanz ergab 0,599 g. CO^ und 0,1856 g. H^O. 2) 0,2065 - - - 0,4823 - C02 - 0,1528 - H^O. 3) 0,1951 - - - 0,4552 - C02 - 0,1426 - H^O. 4) 0,2211 - - - 0,5188 - C02 - 0,1646 - H^O. 5) 0,2054 - - - 0,4818 - C02 - 0,157 - H^O. 6) 0,3008 - - - 0,0561 - Pt. 7) 0,2762 - - - 0,0537 - Pt. Berechnet für Gefunden C32H<9N09 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. C 64,97 63,61 63,70 63,63 63,96 63,07 — — H 8,29 8,03 8,22 8,12 8,27 8,40 — — N 2,37 — — — — — 2,64 2,76. E. ßosetti, Shidien über das officinelle Veraü-iu. 103 Das Material zu den Analysen 4 und 5 rülirt von einer ande- ren Darstellung her. Um die Spaltungsproducte dieser amorphen Yeratrinmodification kennen zu lernen, behandelte ich dieselbe in gleicher "Weise mit alkoholischer Barythydratlösimg wie das krystallisirte Veratrin, und schüttelte alsdann die Reactionsflüssigkeit in saiu-er und alkalischer Losimg wiederholt mit Aether aus. Das nach dem Verdunsten des ätherischen Auszuges der sauren Flüssigkeit ziuäickbleibende Säure- gemisch befreite ich zunächst von der darin vermutheten Angelica- säure durch Destillation mit "Wasserdämpfen und reinigte alsdann die im Eückstande befindliche Teratrumsäure durch wiederholte Um- krystallisation aus siedendem Alkohol. Der Schmelzpimkt der Ange- licasäiu-e wiirde bei 44,8^ C. gefunden; die Analyse derselben ergab folgende Zahlen : 0,2584 g. der über Schwefelsäiu-e getrennten Substanz lieferte 0,5692 g. C02 und 0,1822 g. H^O. 0,2148 g. Substanz Heferte 0,4733 g. CO^ und 0,1508 g. H^O. Bereclmet für Gefunden C5H8 02 1. 2. C 60,0 60,07 60,09 H 8,0 7,83 7,80. Die isolirte Yeratrumsäui-e büdete farblose, bei 178,5^ C. schmel- zende Nadeln; die Analyse derselben lieferte folgende Zahlen: 1) 0,2156 g. Substanz ergab 0,4669 g. CO^ und 0,1082 g. H^O. 2) 0,114 - - - 0,247 - CO^ - 0,0608 - H^O. Bereclmet für Gefunden CsH"0* 1. 2. C 59,34 59,06 59,09 H 5.34 5,58 5,92. Die Menge der erhaltenen Yeratnmisäure überwog die der An- gelicasäure. Die durch Ausschütteln mit Aether aus alkalischer Losimg erhal- tene Base wurde durch Auflösen in verdünnter Salzsäure, Versetzen der filtrirten Lösung mit Kalilauge und nochmaliges Ausschütteln mit Aether gereinigt. Nach dem Trocknen und Zerreiben bildete dieselbe ein gelbliches Pulver, welches den süsslichen G-eruch des Cevidins besass imd sich auch gegen Lösungsmittel ähnlich wie die- ses verhielt. Der Schmelzpunkt der Base wurde zwischen 167 imd 104 E. Bosetti, Studien über das officinelle Vcratrin. 172" C. gefunden. Die Analysen der bei 100" C. getrockneten Substanz lieferten folgende Zahlen: 1) 0,2558 g. ergaben 0,5924 g. CO ^ und 0,1952 g. H-0. 2) 0,2528 - - 0,5845 - CO« - 0,1958 - H^O. 3) 0,336 - - 0,7762 - CO^ - 0,2566 - H^O. 4) 0,194 - - 0,4485 - CO- - 0,1476 - H^O. 5) 0,249 - - 0,5762 - CO^ - 0,1854 - H^O. 6) 0,3399 - - 0,0555 - Pt. 7) 0,253 - - 0,0420 - Pt. 8) 0,2247 - - 0,0379 - Pt. Gefunden 1. 2. 3, 4. 5. 6. 7. 8. C 63,16 63,06 63,00 63,05 63,11 _ _ _ H 8,39 8,60 8,48 8,45 8,27 _ _ _ N — — — — — 2,31 2,35 2,39. Diese Daten stehen diu^chaus in richtiger Beziehung zu dem Mengenverhältnisse, in welchem Angelicasäure und Yeratrumsäiu-e isolirt wiu'den; sie entsprechen einem Gemische aus Ce^ädin und Yeratroin, in dem das letztere der Menge nach überwiegt. Leider habe ich kein Lösungsmittel finden können, welches ermöglicht hätte, diese beiden Basen von einander zu trennen. Demohngeachtet dürften wohl die für die amorphe Yeratrinmodification und ihre Spal- tungsproducte gefundenen analytischen Daten, im Verein mit dem Umstände, dass es mir gelang, sowohl Angelicasäm-e, als auch Vera- trumsäiu-e aus letzterem zu isoliren, mit ziemlicher Gewissheit darauf hinweisen, dass die amorphe Modification des Veratrins im "Wesent- lichen nur ein Gemenge von krystaUisirtem Veratrin imd Veratridin ist. In der That Hess sich auch durch den Versuch constatiren, dass in jenen harzartigen Massen nicht unbeträchtliche Mengen von krystaUisirtem Verati-in enthalten sind. Zu diesem Zwecke löste ich dieselben in einem über 3 Ko. fassenden Becherglase in Alkohol auf, erwärmte die Lösung auf 50 — 60° C, versetzte letztere alsdann abwechselnd mit Wasser und Alkohol bis zum Verschwinden der durch den Wasserzusatz bedingten Trübung, und dampfte schliesslich die etwa 3 Ko. betragende Flüssigkeit langsam bei 50 — 60*^ C. bis zum vollständigen Verschwinden des Alkoholgoruches ein. Nachdem die über den harzartig ausgeschiedenen Massen befindliche wässerige Lösung von Veratridin und veratrumsaurem Veratroi'n diu'ch Ab- giessen entfernt .war, wurde mit dem Rückstande obige Operation E. Bosetti, Studien über das officiiiello Vcratrin. lOä wiederholt. Als die harzartige Masse in der angedeuteten Weise 5 bis 6 Mal behandelt und hierdurch ein sehr grosser Theil des bei- gemengten Veratridins entfernt worden war, begann von Neuem eine Abscheidung reichlicher Mengen von krystallisirtem Yeratrin. Bei, Fortsetzung dieser Behandlungsweise schied sich anfänglich noch etwas krystallisirtes Yeratrin aus, schliesslich verblieb jedoch eine Harzmasse, aus welcber kein krystallisirtes Yeratrin mehr isolirt werden konnte; auch die über letzterer befindliche, von Alkohol befreite Flüssigkeit enthielt schliesslich nur noch sehr wenig Sub- stanz in Lösung. In den wässerigen Flüssigkeiten, welche in grosser Menge bei diesen Operationen erhalten wurden, befand sich im Wesentlichen niu* veratrumsaures Yeratroin, das unmittelbare Zersetzungsproduct des Yeratridins. Es dürfte somit wohl diu-ch den Yersuch der Be- weis erbracht sein, dass in der sogenannten amorphe'n Modification des Yeratrins nur ein Gemisch von krystallisirbarem Yeratrin und amorphem Yeratridin vorliegt, welches sich von dem officineUen Yeratrin nur , dadiu-ch unterscheidet, dass das Mengenverhältniss der beiden Basen darin ein anderes ist, als in jenem. Wenn ich nimmehr am Schlüsse dieser Arbeit auf die Resultate meiner Untersuchungen ziu'ückblicke , so lassen sich die wesentlich- sten derselben in Kürze vielleicht folgendermaassen zusammen- fassen : 1) Das reine, officinelle Yeratrin besteht aus einem sehr innigen, äusserlich amorphen Gemische zweier anscheinend isomeren Alka- loide der Formel C^^h^önO^, von denen das eine kiystallisirbar imd in Wasser so gut wie unlöslich — krystallisirtes Yeratrin (Cevadin von Wright und Luff) — , das andere nicht krystallisirbar, aber in Wasser löslich ist — Yeratridin (lösliches Yeratrin von Weigelin, E. Schmidt und Koppen). — Relativ kleine Mengen des ersteren Alkaloides reichen hin , um das letztere in Wasser unlöslich zu machen, und geringe Mengen des letzteren genügen wiederum, um ersteres an der Krystallisation zu hindern. Daher gelingt es weder die krystallisirbare Base diu-ch ümkrystallisiren des käuflichen Yeratrins aus Lösungsmitteln darzustellen, noch das wasserlösliche A'eratridin durch Ausziehen des käufKchen Präparates mit Wasser zu gewinnen. 2) Durch Kochen mit alkoholischer Barythydratlösung werden diese beiden Alkaloide in folgender Weise gespalten: 106 E. Reichardt, Arbeiten der Titriranalyse. a) KrystalUsirtes Yeratrin (Cevadin v. "W. ii. L.): C^^H^^NO», zerfällt in Angelicasäure und in amorphes Cevidin: C^^H^^NO^, im Sinne folgender Gleichung: C32H^9N09 + 2H20 = C^HSO^ + C^m^^NO». b) Yeratridin (wasserlösliches Yeratrin von "Weigelin, E. Schmidt und Koppen): C^^H^^NO^, von dergleichen Zusammen- setzung wie das krystallisirte Yeratrin, soweit die gefun- denen analytischen Daten und das Studium der Spaltungs- producte geeignet sind, dies zu beweisen (^^elleicht auch identisch mit dem Yeratrin von "Wright und Luff), spal- tet sich in Yeratrumsäure und in eine amorphe Basis, das Yeratroin: C^^H^^N^O^^, im Sinne folgender Gleichung: 2C32H49NO9 + 4H2O=C9Hi0O* + C"H92N2oic + 2H2O. Bei längerer Berührung mit Wasser oder bei kurze Zeit andauerndem Erhitzen seiner wässerigen Lösung auf 100" C. geht das Yeratridin zunächst in veratrumsaures Yeratroin: 055392^2016 . c^H^oO^ + 2H20 über, welches alsdann durch verdünnte Säuren in Yeratroin und Yeratrumsäure weiter zerlegt wird. 3) In dem officinellen Yeratrin ist allerdings eine mit dem kry- stallisirten Yeratrin isomere Basis enthalten, dieselbe ist jedoch nicht nur als eine Modification des Yeratrins anzusehen, sondern unter den unter 2) gemachten Yoraussetzungen als ein wirkliches Isome- res des Yeratrins: Yeratridin, anzusprechen. Keineswegs ist jedoch letztere Basis als ein Gemisch von Basen, Zersetzungsproducten und Salzen zu betrachten, wie es nach der Ansicht von Wright und Luff der Fall sein soll. 4) Die von E. Schmidt und Koppen beschriebene amorphe Modification des Yeratrins entspricht in ihrer Zusammensetzung dem officinellen Yeratiin, nur ist das Mengenverhältniss von kiystaUisir- barem Yeratrin und amorphem Yeratridin darin ein anderes als in jenem Präparate. Arbeiten der Titriranalyse. Von E. Reichardt in Jena. Wie schon früher besprochen, ist dio Titriranalyse im Ganzen nichts Anderes, als eine zweckentsprechende Erweiterung und Yer- vollkommnungj der sogenannten Tropfenanalyse, d. h. der längst E. Rcicliai'dt, Arbeiten clor Titriraualyso. 107 namentlich in den Apotheken gebräuchlichen Weise, bei sehr kleinen Mengen und empfindlichen Eeactionen durch die Anzahl der ver- brauchten Tropfen des Reagenses eine annähernde und oft mit grosser Genauigkeit behaftete Mengenbestimmung zu liefern. Es führte diese übliche Weise natürlich dahin, die zu tropfende Lösung auf einen bestimmten Gehalt zu stellen und was, z. B. bei der feinsten Reaction auf Eisenoxyd durch Schwefelcyankalium, die Waage nicht zu bestimmen gestattete, ergab die Stärke der Färbung bei einer gewissen Anzahl verbrauchter Tropfen des Reagenses. H. Wolff in Blankenese hat diesen Theil der Farben- oder Färbungsanalyse mit sehr brauchbaren Apparaten versehen, wodurch es möglich ist, die Gleichartigkeit der Färbung zweier Flüssigkeiten mit sehr grosser Schärfe zu erlangen. Allein auch Fällungen , d. h. Beobachtungen über eintretende Niederschläge u. dergl. wurden ohne die Verwen- dung der Titrirapparate schon reichlich in der angewandten Chemie in Gebrauch gezogen; alle diese Versuche erhalten ihre sichere Ent- scheidung oder Begründung erst durch die Handhabung der Titrir- apparate und der Titrir- oder Maassflüssigkeiten. Das unsichere Tropfenzählen verwandelt sich in die genaueste Messung der Flüssigkeitsmenge nach Cubikcentimetern und die äquivalent gestellten Lösungen sprechen sofort die Ergebnisse der Bestimmung mit den in der chemischen Analyse alleüi entscheidenden Atom- zahlen aus, so getheilt und verfeinert, dass es oftmals möglich wird , weit über die Grenzen der Gewichtsanalyse hinaus zu ge- langen. Hieraus ergiebt sich einmal der Gebrauch der Mess- oder Maassapparate, mit der hinreichenden Genauigkeit ausgeführt, und die HersteUung äquivalenter Lösungen, welche desgleichen die grösste Sorgfalt beanspruchen, da sie die alleinige Grundlage der Maassana- lyse bieten. Da Jeder die Ergebnisse seiner Untersuchung zu vertreten hat und die eigene Ueberzeugung der Rich- tigkeit der Bestimmung gewinnen muss, halte ich es für unerlässlich, die Maassflüssigkeit selbst zu berei- ten, nicht zu kaufen, denn in letzterem Falle überträgt der Ana- lytiker die Grundlage seiner Untersuchung auf Andere und würde es dann sicher geeigneter sein, die gesammte Untersuchung Anderen aufzubürden, d. h. die Verantwortlichkeit dem zu übertragen, der auch die Grundlagen der Bestimmung zu verantworten hat, 108 E. Reichardt, Arboiton der Titriraualyse. Da diese Normallösungen für viele Bestimmungen dienen sollen, so häng-t Alles von der Genauigkeit der Darstellung derselben ab, weshalb chemische Waage und Gewichte, d. h. mit der Ge- nauigkeit für chemische Untersuchimgen ausgestattet, sich nothwen- dig machen. Selir viele Apotheker besitzen schon dergleichen, welche im Allgemeinen die Schwankungen des Milligramm es genau angeben sollen, wo nicht, ist es allerdings erforderlich, sie zu beschaffen; die "Waage dient dann gleichzeitig zur Prüfung der kleinen Gewichte und überhaupt der genauesten "Wägungen kleinster Mengen, wie sie bei dem Decimalgewichte wie oft sich nöthig machen. G. "Westphal in Celle, welcher sich von jeher dieser Aufgaben mit anerkennens- werthem Eifer widmete und Genauigkeit der Apparate mit der prac- tischen Handhabimg verbindet, hatte deshalb in der Generalversamm- lung zu Berlin auch eine bülige, für diesen Zweck der Abwägung äquivalenter Mengen bestimmte Waage aufgestellt, welche allgemeine Anerkennung fand. Es ist also nothwendig, eine mit der Genauig- keit für chemische Untersuchung versehene Waage zu haben und soll in keiner Weise eine Bevorzugung hier ausgesprochen werden. Dass es Aufgabe ist, bei der DarsteUimg solcher Maassflüssig- keiten die grösstmöglichste Genauigkeit zu handhaben, ist selbstver- ständlich imd deshalb eben Aufgabe eines Jeden, diese Bereitung selbst vorzunehmen, da man nur sich selbst das ungeschwächte Ver- trauen bieten kann. Die äquivalenten Normallösungen werden auf das Liter, der leicht theübaren, decimalen Einheit unseres jetzigen Maasssystemes, gestellt, wozu möglichst genau gestellte Literflaschen, auch einige der Theile desselben gebraucht werden, z.B. 1 — 3 Literflaschen, desgl. 500 Cub.- Cent., 200 und 100 C.C. Hierzu eignen sich unbedingt besser die bauclügen Flaschen mit engem Halse, Avie nebenstehende Zeichnung, weit weniger die sogen. Mischflaschen, welche bei gleichbleibender Weite, Avie die Standgefössc, die Theilimg auf Cub.-Cent. enthalten. Die grosse Oberfläche der Flüssigkeit in letzteren gestattet keine genaue Auffüllung, welche bei den bauchi- gen Literflaschen durch die bedeutende Yerenge- nmg des Halses bcAvirkt wird; cVienso ist es bei (1 Liti-e bei 15» C.) den für manche Zwecke geeigneten Flaschen mit E. Rcichaidt, Ai-beiten der Titriranalyse. 109 Fig. 3. Fig. 4. weniger Inhalt, welctie in neuerer Zeit deshalb mit sehr engen Hälsen verfertigt werden. Die Xornialflüssigkeiten beziehen sich darauf, dass in 1 Liter Flüssigkeit die bestimmte, äquivalente Menge des Körpers gelöst sei, nicht umgekehrt, dass man die vorgeschriebene Menge in 1 Liter Flüssigkeit löse, denn dies Letztere würde Un- genauigkeiten ergeben müssen, indem z. B. der zu lösende Körper das Liter Flüssigkeit vennehrt, oder überhaupt ändert. Man soU deshalb nicht in einem Liter Wasser lösen, sondern zu einem Liter. Die Silberlösung ist z. B. eine zehntelnormale, d. h. in 1 Liter soll Vio Aequivalent Silbemitrat gelöst seüi oder in 10000 C.C. 1 Aequivalent. 1 Aequivalent AgNO^ ist = 170, ^j^q Aequivalent = 17. Man löse daher 17 g. möglichst genau abgewogenes AgXO^ in der Literflasche mit etwas Wasser auf und verdünne dann bei der Normaltemperatur von 15° C. diese Lösung bis auf 1 Liter; jedes Cub. - Centimeter dieser Lösung enthält dann Vioooo Aequivalent AgN03 = 0,017 g. Die Darstellung der durch Lö- sung fester Stoffe zu erhaltenden Nor- malflüssigkeiten beansprucht dem- nach, feine Waage imd Gewichte, genaueste Wägung und als Apparate 1 Literflasche oder bei weniger Be- darf eine dementsprechende kleinere, ebenfalls genau eingestellte Maass- flasche. Die weiteren zur Maassanalyse nothwendigen Apparate sind Maass- röhren und zwar sowohl Saug- röhren (Pipetten j, wie Abfluss- röhren (Büretten), erstere be- zeichnet Fig. 2, letztere Fig. 3 zu Quetschhahn imd Fig. 4 mit Glas- hahn. Dies die einfachsten, aber auch vöUig ausreichenden Fonnen, welche ausserdem passend und un- passend umgestaltet worden sind imd bald hier bald da für besondere Zwecke geändert geboten werden. Fig. 2. :3 m 32 m 4a 110 P, Reichardt, Arbeiten der Titriranalysen. In gewisser Beziehung könnte man die Saugröhren durch die Abflussröhren vollständig ersetzen, allein die so einfachen Pipetten gestatten seht- leichte Handhabung und sicherste Messung, weshalb sie nicht entbelu-t werden können. Sic verlangen allerdings etwas üebung, in dem. man bis wenig über die Marke die Flüssigkeit ein- saugt, rasch mit dem Zeigefinger scliliesst und nur durch schwache Lüftung die überstehende Menge bis ziu- Marke ablaufen lässt. Die Pipetten sind so gefertigt, dass die ablaufende und abtropfende Flüs- sigkeit genau die Anzahl Cubikcentimeter ergeben muss, ohne Nach- spülung! sodass man ununterbrochen hinter einander arbeiten kann. Die Genauigkeit der Pipetten liegt abermals in der feinen Eöhre, welche den oberen Theil ausmacht, so dass selbst kleinste Mengen Flüssigkeit sofort bemerkbar hervortreten müssen, die Marke demnach sehr genau bezeichnen muss. Es genügen für gewöhnlich einige Pipetten von je 100 C. C, 50 C. C, 10, 2 und 1 C. C; oder man schafft sich auch 25, 20, 5 C.C. in verschiedenen Stücken an, da diese Saugröhren zu sehr billigem Preise hergestellt und geliefert werden. Werth und Verwendung können durch einfache Beispiele vor- geführt werden. Es sind 276 Cub.- Cent. Flüssigkeit abzumessen! Hierzu bediente man sich gern der getheüten Cylinder, welche z. B. bei 1 Liter Lihalt Theilstriche bis zu 5 oder 10 C. C. haben, kleinere Theilungen sind nicht möglich, da bei der nothwendigen Weite eines solchen Gefässes 1 C.C. kaum merkbare Erhöhung des Flüssigkeits- spiegels bewirken kann. Dies en-eicht man aber dadurch, dass man sich noch Cylinder zu 200 oder 100 oder 50 C.C. Inhalt zulegt und diese geben dann die kleineren Theilungen schärfer wieder, jedoch nimmermehr mit der Genauigkeit der Pipette, deren einziger Theil- strich auf der feinen obersten Eöhre sich befindet. Man saugt des- halb in ein beliebiges, hinlänglich geräumiges Glas mittelst Pipetten 2 X 100 C.C, 1 X 50, 2 X 10, 1 X 5, 1 X 1 C. C. und hat mm mit möglichster Schärfe 276 C.C. zugeführt. Vergleicht man endlich den Preis graduirter Cylinder und denjenigen der Pipetten, so sind die letztem natüi-lich weit billiger und bei etwaigem Zerbrechen leichter ersetzbar auch in Beziehimg der Kosten. Ganz abgesehen von der Unmöglichkeit, kleinere Mengen Flüssigkeit in grösseren Mosscylin- dern genau zu stellen, ist die Arbeit mit den Pipetten eine sehr rasche, die Ablesung und möglichst scharfe Einstellung in der grösseren Maasscylindem dagegen eine oft sehr zeitraubende und imangenehme. E. Reichardt, Arbeiten der Titriranalyse. 111 Diese Saugröhi-en finden aber ferner bei der Analyse überhaupt sehr geeignete Verwendung. Bei der früher fast allein üblichen Gewichtsanalyse wird ein dem Gange der Untersuchung und der Genauigkeit der "Waage und der Bestimmung entsprechende Menge Körper abgewogen; z. B. 1 g. oder 0,376 g. ; d. h. die gerade auf die "Waage gelangende Menge genommen; bei einer zweiten, z. B. ver- gleichenden Analyse wiegt man eine zweite beliebige Menge ab, die Rechnung wird dann später die zu vergleichenden Zahlen ermitteln. "Weit leichter und genauer werden aber diese Bestimmungen werden, wenn man eine grössere Menge Körper abwiegt und die zur Unter- suchung bestimmte Lösung auf ein bestimmtes Maass — Titre — bringt, z. B. auf 500 CG. Hierauf nimmt man 100 C. C. oder 10 oder 50 zu dieser oder jener Bestimmung und hält immer noch Yor- rath zu Vergleichsbestimmimgen oder unvorhergesehenen Unglücks- fällen zur Hand. Dieselbe Lösung von demselben Körper und stets genügend zur weiteren Prüfung, das sind Vortheile, welche jeder Analytiker einsehen wird. Ferner Prüfung von irgend welcher Flüssigkeit in Maass- oder Gewichtsanalyse — man nimmt 1-, 2-, 3- U.S.W. Mal 10 e.G. und gebraucht dazu überall die Pipetten, vielleicht ein und dieselbe. So erfahren gerade diese Saugröhren eine sehr vielfältige und empfehlenswerthe Verwendung. Die Büretten und Abflussröhren sind dagegen diejenigen Apparate, mit welchen die eigentliche Maassanalyse ausgeführt wird. Die Genauigkeit derselben hängt von der Ausführung der Theilung ab, weshalb früher sogar vielfach vorgeschrieben wurde, diese selbst zu fertigen; jedoch besitzen die eigentlichen Glaskünstler jedenfalls mehr Uebung darin; die erkauften Büretten bedürfen aber stets genauer Nachprüfung. Büretten für mehr Flüssigkeit — 50 und mehr Cub.-Cent. — werden wegen der grossem "Weite der Röhren stets ungenauer, so dass die Theilung in ^/k, G.G. kaum noch günstige Ablesung gestattet, deshalb ist es geeigneter, die Analyse mit dünn röhrigen, kleinern Abflussröhren vorzunehmen 10 — 25 G.G., bei denen dann eine nothwendige Genauigkeit auch den Ungeübtem geboten wird. Für kleinste Theilungen von z. B. 1 G. G. in 10 oder 100 Theilen dienen meistens völlig gleichmässig beschaffene Röhren mit dünnster Oeffnung und zum Saugen eingerichtet ; bei der gewöhn- lichen Titriranalyse werden diese letzteren fast niemals gebraucht. Der Ausfluss wird durch den Quetschhahn oder Glashahn geregelt, letztere Vorrichtung kann jedoch nicht bei Alkali gebraucht werden, -l-l-^ K. iiüicliardt , AiljuiLuii der Titriraualyse. da der Halin sehr bald fest wird und völlig unbrauchbar; für diese Flüssigkeit ist Quctschhahn mit Gununisclilauch vorzuziehen. Für genauere Ablesung des Flüssigkeitsstandes empfalü mau früher viel- fach die nach Erdmann benannten Schwimmer, d. h. in die Eöhre passende hohle Glaskörper mit eingesclüiffenem Ring. Ich liabe bemerkt, dass diese Yorrichtungen keine grössere Genauigkeit gestatten und gebrauche dieselben nicht mehr, namentlich werden auch die mit Quecksilber versehenen Schwimmer sehr bald undurch- sichtig. Die Glashälme bringt man in neuerer Zeit besser auf einer recht- Avinklig angeschmolzenen Abflussröhre an; wenn man sonst wül, können die Glashahnbüretten gänzlich übergangen und nm* solche mit Quetschhahn in Gebrauch genommen werden. Bei dem Auffüllen der Büretten, was oft zweckmässiger durch kleine Trichter geschieht, ist darauf zu achten, dass in dem unteren engen Theilen bei dem Abflüsse keine Luftblasen bleiben ; sie werden durch wiederholtes, rasches imd theilweises Abfliessen der Flüssig- keit beseitigt, zuletzt stellt man die letztere auf ein und beginnt alsdann die Untersuchung. Obgleich für die Prüfung pharmaceutischer oder chemischer Präparate verschiedene üntersuchungs weisen gebraucht werden, führt die Maassanalyse doch sehr häufig auf das Normalalkali und die Normalsäure zurück, welche demgemäss den gesammten maassanaly- tischen Bestimmungen zu Grunde gelegt werden. Die jetzt gesetz- liche Pharmacopoe hat beide Flüssigkeiten auf 1 Aeq. zu 1000 C.C. = 1 Liter gestellt. Die Stärke der Salzsäure oder Lauge wird für gewöhnlich dui'ch das specifische Gewicht bestimmt und auch die' neue Pharmacopoe sagt bei der Darstellimg der Normalsäure, dass eine bestimmte Menge der officinellen Salzsäm-e mit Wasser auf ein Liter gebracht werden soll, aber die Stärke der Normalsalzsäure -wird nicht nur durch das specifische Gewicht, sondern auch durch Neu- tralisation mit Normalalkali bestimmt, setzt also schon das letztere voraus. Durch sorgfältige und vielfältige Prüfungen, namentlich auch von Mohr, wiu'de erkannt, dass die reine krystallisirte Oxalsäm'e sich am zweckmässigsten zm- Darstellung der ersten Normalsäurc eigne. Dieselbe muss frisch krystallisirt luftti'ocken sein oder völlig unver- wittert sich zeigen. Die gewöhnliche Oxalsäure enthält fast stets grössere Mengen Alkali, welche beim Glühen als Asche erlialten imd bestimmt werden köimen. Es ist diingend nothwendig, diese Säure E. Reichantt, Arlioitoii doi' Titriranalyse. 1K'> durch ünikrystallisatioii grössorer Mengen sich so rein verschaffen, (lass sie völlig aschenfrei oder weniger als ^/jq Proc. nicht flüchtiger Theile enthalte; die letztere Grenze zeigt bei den weitern Unter- suchungen keinen merkbaren Einfluss mehr. Die Krystalle werden am Besten zwischen mehrmals zu wechselnde Fliesspapiere, ohne jede Erwärmung getrocknet und entsprechen dann der Formel C^H^O* + 2H2 und hiervon wird dann 1 Aeq. = 126 g. genau abgewogen. Jedoch löst sich diese Menge nicht vollständig bis zu 1 Liter Wasser, weshalb man entweder '/-^ Aeq. == 63 g. nimmt und so eine Säiu-e 1 Aeq. : 2000 erhält oder man wählt ^/^o Normal- säm-e = 1 Aeq. : lOOOO und löst dann nur 12,6 g. der trocknen Säurekrystalle zu 1 Liter "Wasser auf. So richtig es ist, dass diese lufttrockne, krystallisirte Oxalsäure sich am Besten zur Titerstellung eignet, so hat sie doch den Nachtheil der geringeren Haltbarkeit der Lösung, welche bald Schimmel erhält u. s. w. Deshalb wählt man zur Normalsäure namentlich Schwefel- oder Salzsäure und gebraucht die Oxalsäure nur zur Kichtigstellung. Die Pharmacop. Germ. edit. alter, benutzt deshalb die Oxalsäure nur zur Feststellung des Normalalkali, liier Kali und sagt: 1 g. Oxalsäure erfordert zur Sättigimg 15,9 CG. volumetrische Kalilösung; dies entspricht mit möglichster Genauigkeit den äquivalenten Ver- hältnissen. Da Kali oder Natron leicht Kohlensäure anziehen, so ist bei Liq. Kalii hydrici volumetricus bestimmt vorgeschrieben, kohlen- säurefreies Kali zu verwenden. Es ist deshalb bei Darstellung der Normallauge noth wendig, darauf zu prüfen imd nur frisch bereitete Lauge zu verwenden. Zur Prüfung der Normalsalzsäure schreibt die Pharmacopoe ferner frisch geglühtes reines kohlensaures Natron vor und soll 1 g. des- selben 18,8 CG. der Normalsalzsäure sättigen. Diese äquivalenten Normallösungen sind einwerthig gestellt, d. h. sie entsprechen dem Aequivalente des einwertliigen Gl, K, Na, HCl u. s. w. und dies ist bei jeder Bestimmung zu beachten. Hier- durch ist aber geboten, dass man stets mit der gleichwerthen äqui- valenten Menge rechnen kann und meistentheils auf den Gehalt der eigentlichen Normallösung an gelöstem Körper gar keine Rücksicht zu nehmen hat. Arch. d. Pham. XXI. Bds. 2. Hft. 8 114 E. Reichardt. Arheiteii der Titriranalyse. Will man z. B. prüfen, wie genau das Titer durch die Angabe der Pharmacopoe bei der Normalsalzsäure gestellt wird durch die Forderung, dass 1 g. Na^CO^ 18,8 C. C. Normalsäure sättige, so ist es niu- nöthig die äquivalente Menge Na^CO^ zu suchen. 1 Aeq. 1 Oß HCl entspricht Y2 ^e'S benutzt. 1. Mangan. a) Mangaiioxydi;!. G-iebt man zu einer Lösung des schwefelsaui'en Manganoxj'du- les, pyrophosphorsaures Natron, so fällt weisses pjTophosphorsaures Manganoxydul nieder, welches sich leicht im Ueberschuss des Fäl- lungsmittels zu einer klaren farblosen Flüssigkeit löst. In dieser Lösung erzeugt Schwefelammonium weder eine Triibung noch eine Fällung. Erst beim längeren Stehen , schneller aber beim Erwärmen scheidet sich an den Wänden und am Boden des Gefasses ein weisses kry stallin isches Salz aus. Concentrirt man die Lösimg, so scheidet sich noch mehr ab, imd die Lösung enthält nur noch eine geringe Menge Mangan. Dieses Salz enthält Pyrophosphorsaure, Mangan, Natron und Ammoniak imd ist das von Otto in den Anna- len der Chem. und Pharm. Bd. 16, 202 beschriebene Doppelsalz, pyrophosphorsaures Natron- Ammoniak -Manganoxydul, G. BiiuluKT, BcubadiUuigt'U üb. d. Vciliullcii d. Öoliwcfdiuumouiuuis ulc 117 r-'O'' } NH'* ein in Wasser schwerlösliches kiystallinisches Doppelsah. \ Mu" Bringt man umgekehi-t zu einer Lösung von schwefelsaurem Mauganoxydul , Ammon und Schwefelammonium und fügt zu dem entstandenen Mangansulfür, ohne es von der Flüssigkeit zu trennen, eine hinreichende Menge p}a'oi)hosphorsaiU'es Natron, so löst sich das Mangansulfür zu einer fast farblosen Flüssigkeit, die sich nach einiger Zeit trübt und das oben erwälinte Salz ausscheidet. Die Lösimg des pyrophosphorsauren Manganoxydul - Natrons lässt auf Zu- satz von Aetzkali Manganohydroxyd fallen; kohlensaures Natron aber fällt die Lösung nicht. ]}) M a u g a n X y d. Eigenthümlich ist das Verlialten des Manganoxydes. Zu die- sen Versuchen benutze ich eine Manganoxydlösung, erhalten durch Schmelzen von Manganliyperox3"d oder auch Manganoxyd mit Phos- l^horsäure im Platintiegel, und Lösen der violettrothen Schmelze in pyrophosphorsaui-em Natron. Giebt man zu dieser Lösung Schwefel- ammonium, so entsteht kein Niederschlag; die Lösung wii'd gelb und setzt nach längerem Stehen oder schneller beim Erwärmen das oben erwähnte krystallinische Doppelsalz P^O'', Mn, Na, NH^, ab. (Im Falle das angewendete Manganoxyd eisenhaltig ist, geht natüi-- lich das Eisen als Ferripyrophosphat in Lösung und man erhält zuerst einen gi'ünen Niederschlag von Eisensulfür, wie nachher beim Eisen beschrieben wird.) Giebt man zu obiger Lösimg des pyro- phosphorsauren Manganoxyd - Natron Ammon , so fällt braunes Man- ganoxydhydrat nieder; dieses löst sich auf Zusatz von Schwefel- ammonium auf und aus der klaren Lösung fällt beim Kochen P^O^Na, NE-*, Mn nieder. 2. Eisen, a) Eisenoxydul. Giebt man zu schwefelsaurem Eisenoxydul Natriumpyrophosphat im Ueberschuss, so löst sich der anfangs entstandene Niederschlag von Ferropyrophosphat ziemlich leicht zu einer klaren Flüssigkeit auf. Schwefelammonium lallt hierin sofort das Eisen als Sulfür. Die überstehende Flüssigkeit enthält aber immer noch eine Spur Eisen. Eine vollständige Fällung konnte ich niemals erzielen. Kocht man die Lösung, welche das frisch gefällte Eisensulfür enthält, mit 118 G. Luuliiicr, Ueobaclituiigcn üb d. Verhalten d. yeliweleliunmouiiuiiö etc. einem grossen Ueberschuss von Natriumpyrophosijhat , so löst sich das Eisensulfür zu einer fast farblosen Flüssigkeit, welche beim Erkalten eine tief dunkelgrüne Farbe annimmt imd fast alles Eisen wieder als Siüfür fallen lässt. h) Eisenoxyd. Eine Lösung des FerripjTophosphates in Natriumpyrophosphat verhält sich meinen Beobachtungen nach gleich dem vorhergehend erwähnten Ferropyrophosphat. Persoz sagt in seiner Abhandlung Annal. der Chom. und i'liarm. Bd. 65. S. 163, dass das Ferropyrophosphat diu-ch Schwefelammo- nium vollständig gefällt, die Lösung des Fenipyrophosphats jedoch niu" grün gefärbt werde; er glaubt sogar hierauf eine Trennung des Eisenoxyduls vom Eisenoxyd bewerkstelligen zu können. Ich habe das nicht bestätigt gefunden. 3. Uran. "Wenn man zu einer Uranylsalzlösung Ammon und dann Schwe- felammonium bringt, so entsteht ein brauner ISlederschlag von Ura- nylsulfid, welcher sich leicht und vollkommen in einer Lösung von Natriumpyrophosphat löst. Diese Lösung bleibt sowohl beim länge- rem Stehen, als auch bei längerem Kochen vollständig klar. Aetz- kali erzeugt in dieser Lösung keinen Niederschlag. 4. Kobalt. Giebt man zu einer Kobaltchlorürlösung Natriumpyrophosphat, so erhält man, wenn genug dieses Salzes zugesetzt ist, wie in den vorhergehenden Fällen, ein lösliches üoppelsalz. Schwefelammonium fällt hieraus alles Kobalt als Schwefelkobalt, die Flüssigkeit ist frei von Kobalt. Das Schwefelkobalt ist unl()s]icli in Natriumpyrophosphat und nimmt dieses auch beim Kochen kein Kobalt auf. 5. Nickel. Dieses Metall verhält sich wie das vorhergehende. 6. Zink. Versetzt man eine Zinksulfatlösung mit überschüssigem Na- triumpyrophosphat, so löst sich das zuerst gefällte ZinkpjTophosphat leicht wieder auf. Schwefelammonium fällt hieraus alles Zink als Schwefelzink, welches unlöslich ist, auch beim Kochen mit über- schüssigem Natriumpyrophosphat. G. Büchner, In'nliacliluugnu üb. d. A'crluilfon d. ßcliwd'olniüiiKmiuiiis ci<'. 1 l'J 7. Aluminium. Giebt man zu einer Alaunlösung Ammoniak oder Schwefelam- monium, so löst sich das in beiden Fällen niedergeschlagene Alumi- niumhydroxyd leicht auf Zusatz von Natriumpyrophosphat. Diese Lösung bleibt sowohl bei längerem Stehen als auch beim Kochen vollständig klar. Die gekochte Lösung aber wird beim Erkalten trübe. In der Lösung des pyrophosphorsauren Doppelsalzos bringt Ammon oder Schwefelammonium keine Fällung hervor. 8. Chrom. Griebt man zu einer Lösimg eines Chromoxydsalzes Ammon und Schwefelammonium und zuletzt einen Ueberschuss von Natrium- pyroi^hosphat, so löst sich das gefällte Chromhydroxyd weder in der Kälte noch beim Kochen auf. Wenn man aber zu einer Chrom- oxydlösung Natriumpyrophosphat im Ueberschuss setzt, so löst sich ein Theil des zuerst entstandenen pyrophosphorsauren Chromoxydes, wenn auch schwierig , zu einer sehr schön grün gefärbten Flüssig- keit. In dieser Lösung giebt Schwefelammonium keine Fällung; erst bei längerem Kochen trübt sich die Flüssigkeit. Aus vorliegenden Versuchen ergiebt sich folgende Uebersicht: Aus der Lösung der pyrophosphorsauren Doppel- salze werden durch Schwefelammonium gefällt als Schwefelmetalle: Zink, Kobalt, Nikel, Eisenoxydul und Oxyd. Davon nicht gefällt bleiben in Lösung: Manganoxydul, Manganox-yd, Uran, Chrom und Alu- minium. Aus dieserLösung wird beim längeren Stehen oder Erwärmen als pyrophosphorsaures Doppelsalz gefällt: Manganoxydul und Manganoxyd, beide als P^O', (Mn, NH*, Na). Beim Kochen und nachherigeu Er- kalten fällt aus dieser Lösung nieder: Alumininum und Chrom. Auch beim Kochen bleibt in Lösung: Uran. Wie man aus diesen Versuchen ersieht , zeichnet sich hier besonders das Mangan durch seine, von dem sonstigen Verhalten gegen Schwefelammonium abweichende Reaction aus. Sowohl als l'iO Eiseuvitriol V Oxydation zu schützeu. — Chlorallij drat als Abfülumittel. Oxydul als auch als Oxydsalz wird es nicht als 8ulfür, sondern als pyrophosphorsaures Doppelsalz gefällt, wobei das Oxyd reducirt, und in das Oxydulsalz übergeführt wird. In diesem Verhalten zeigt sich deutlich die Annäherung des Mangans an die Gruppe des Mag- nesiums , während die Metalle der sogen. Eisengruppe (Fe, Co, Ni) ungehindert der A^erwandtschaft zum Schwefel folgen. Das Zink wird nicht beeinflusst in seinem Verhalten gegen Schwelelammo- nium, wolil aber wü'd die Fällung des Chrom, Aluminium und Uran verhindert. Man sollte glauben, dass die Verschiedenheit in dem Verhalten dieser pyrophosphorsauren Verbindungen gegen Schwefelammonium, gut sich zu Trennungen in der fpiantitativen Analyse benutzen las- sen werde. Dem ist aber nicht so, und schon die ersten dies Ijezüg- lichen Versuche Hessen mich davon abstehen. Bei den Metallen, bei welchen eine solche Trennung wünschenswerth erschiene, ist die Ausfällung nicht vollständig genug, während bei denjenigen, wobei das stattfände, weit bessere Trennungsmethoden bereits vorhan- den sind. B. Monatsbericht. Um Eisenvitriol vor Oxydation zu sciiützcn steckt A. Ga- walovski in das Krystallmehl (wovon eiu mit Alkohol präcipitirtes Präparat vorliegt) oder zwischen die Krs'stalle des Salzes eine dick- Avandige , mit alkalischer Pyrogallussäiu-elösung und Glaswolle halb- gefüllte Eprouvette derart ein, dass die Mündung genügend über die Salzmasse hervorragt. Bei gutem Stöpselverschluss hält sich ein derartig geschützter Eisenvitriol 2 — 3 Jahre lang imverändert. (ZeiUchr. f. anal Chemie XXII, l.J G. E. Chloralhydrat als Abführtüittel. — Als ein leicht anwend- bares, durchaus sicheres Abführmittel von drastischer Wirkung empfiehlt Dr. Bonatti das Chloralhydrat in Verbindung mit Senna. Verfasser reicht eine Mixtur aus: Infusi Senuae (e 6,0 bis 12,(>) 300,0, Chlorali hydrati 1,5 bis 3,0 und Sjanipi 30," imd hat damit gute Wirkungen erzielt, wo Jalappe und Crotonöl im Stich Hessen. {Durch Pharm. Centralh. No. 52.J G 11. Neui' llarii|)iobe. — Oarholisirtcs Jodoronii. 121 Eine neue Harnprobe. — Prof. Elirlich in Jierlin bcriclitoi (Zeitschr. f. clin. Med.) über eine neue Harnprobe, welche l'ih- diagiio- stigchc Zwecke ganz Bedeutendes leisten soll. Das Reagens ist Sulfonilsäm-e (Paramidobenzolsulfosäure, C^H* . NH^ . Sü"-^ . OH) und man stellt sich die Lösung desselben für den gedachten Zweck fol- gendermaassen her: 500 C C. "Wasser versetzt man mit 30 bis 50 C. C. Salpetersäure und soviel Sulfanilsäure, dass dieselbe nicht ganz gelöst wird, sondern noch ein Ueberschuss am Boden bleibt. Ferner löst man einige Körnchen Natriumnitrit in Wasser und giebt diese Lö- simg allmählich und unter Umschütteln zu der erstbeschriebeuen hinzu. Mischt man dieses Reagens zu gleichen Theilen mit norma- lem Urin, so entsteht entweder keine Veränderung, oder die Flüs- sigkeit färbt sich gelb; setzt man derselben Kalilauge oder Ammo- niak zu, so wird die Farbe gelb oder orange, jedoch ist die Färbung nie stark genug, um dem beim Schütteln entstehenden Schaum eine eigene Farbe zu geben. Pathologische ürine dagegen zeigen, je nach der Natm- der zu Grunde liegenden Krankheit, verschiedene Farbenreactionen. Insbesondere entsteht bei einer grossen Anzahl von KranlAeiten, welche mit fieberhaften Processen verbmiden sind, in dem mit dem Reagens versetzten Urin nach dem Hinzufügen von Ammoniak eine intensive Carmin- oder Scharlachfarbe, deren Nuance namentlich am Schaum beurtheüt werden kann. Lässt man einen solchen Urin 12 Stunden stehen, so beobachtet man, dass die ober- sten Scliichten des entstehenden Niederschlages sich durch eine intensive Dunkelfärbung auszeichnen. Der Entdecker dieser ausserordentlichen Reaction glaubt bereits aus dem Eintreten oder Ausbleiben derselben eine Anzahl Sclüüsse ziehen zu diu-fen, welche sich besonders auf Typhus abdominalis und Lungenschwindsucht erstrecken, {purch Pharm. Centralh. No. ol.J G. H. Carbolisirtes Jodoform. — Nach Dr. Scherk ist ein gerin- ger Zusatz von Acidum carbolicum ein vortreffliches Geruchscor- rigens für Jodoform. A^erreibt man 10 g. Jodoform mit 0,0.') g. Acid. carbolic. und setzt ausserdem noch 1 oder 2 Tropfen Pfeffer- minzöl hinzu, so ist der unangenehme Jodoformgeruch vollständig verdeckt, auch entwickelt sich derselbe, selbst in der "Wärme, nicht wieder. Ein nicht so günstiges Resultat wird erzielt, wenn man versucht, Jodoform - Vaseline dm-ch Zusatz von Carbolsäure zu des- odoriren, indess wirkt auch hier die Carbolsäure angenehmer auf die Geruchsnerven , A\ie Perubalsam , Cumarin , Fenchelöl oder Pfefi'er- minzöl allein. "Wie viel Carbolsäure dem Jodoformpulver zugefügt werden darf, ohne den "Wund verlauf zu stören, muss durch Ver- suche noch festgestellt werden. (Durch Med. CenW.-Zeit. No. 96. J G.R. 122 Verfälschung von Crocus. Verfälschung YOII Crocus. — Dr. Biel in Petersburg be- richtet über einen neuen Fall von Verfälschung des Crocus mit Flor. Calendulae (vergl. Septemberheft des Archivs vom vorigen Jahre) folgendermaassen. In neuester Zeit wird als Alicante - Saffran in 7 verschiedenen Sorten eine Waare offerirt, bezeichnet mit No. bis 6, von denen No. ca. 30 Proc. und No. G ca. 4 bis 5 Proc. echten Saffran ent- hält, wobei nur die letzte Sorte durch schwächeren Geruch vielleicht Verdacht erregen kann. Dagegen lässt sich durch Uebergiessen mit "Wasser kaum etwas Absonderliches entdecken.' Die Flüssig- keit bleibt klar, färbt sich intensiv und wenn man sie colorime- trisch mit einer gleichstarken wässrigen Lösung von echtem Saffran vergleicht, findet man, dass weder die Nuance der Farbe noch die Färbekraft in irgend welcher Weise von der letzteren abweicht. Der Aschengehalt ist ebenfalls normal, denn er beträgt nur 9 Proc. gegen 8 Proc. beim echten Saffran. Die als Verfälschung dienenden Fasern sind durch das Tast- gefühl und der Farbe nach von echtem Saffran nicht zu unterschei- den, auch die Gestalt ist sehr natürlich. Nur fällt es auf, dass sie oben und unten gleich dick sind und niemals zu dreien zusammen- hängen, während echte Narben nach unten zu schmäler werden, in einen dünnen gelben Faden auslaufen und meistens zu dreien zusam- menhängen. Der gelbe Faden fehlt diesem Kunstproduct vollkom- men. In Alkohol, Salmiakgeist oder verdünnter Salpetersäiu-e quel- len die Fasern auf, verlieren ihre Farbe in etwas stärkerem Maasse als die untergemischten echten Narben und nach einiger Zeit sieht man deutlich, womit man es zu thim hat. Es sind gefärbte , durch Reiben in noch feuchtem Zustande der Länge nach aufgerollte, mit einer in AVasser unlöslichen Substanz imprägnirte Flores Calendulae, welchen einige ungefärbte, aber eben so behandelte imd imprägnirte Calendelblüthen und einige echte Crocusnarben beigemischt sind. Letztere dienen offenbar niu- dazu, dem Producte den charakteristi- schen Geruch zu verleihen und der mehr oder minder starke Ge- ruch ist es auch eigentlich allein, der die verschiedenen Nummern der Waare unterscheidet. Indem ich mich bemühte, ein leichtes Verfahren ausfindig zu machen, welches auch dem Ungeübten die Frage beantwortet, ob er echten oder auf erwälmte Weise gefälschten Saffran vor sich hat, entdeckte ich, dass Petroleumäther, über die verdächtige Waare gegos- sen , in wenigen Minuten sich intensiv citronengelb färbt , während echte Saffrannarben denselben völlig ungefärbt lassen. AVeitere Untersuchungen fülirten mich zu dem Resultat, dass die betreffenden Calendelblüthen mit dinitrocresolsaurem Natron gefärbt imd dann mit Oel imprägnirt waren. Dieser Farbstoff besitzt genau dieselbe Nuance, als der Saff'ranfai-bstoff, tingirt äusserst intensiv, ist unschädlich, büiig und wird schon seit längerer Zeit in der Chlurgchalt d. SaudrstülTgases - Organ. Siiurcuim l'hoiiol. - tSodaiii Milcli. 12';] Schnapsfabrikation zum Färben von Li(j[ucurcn benutzt, frharm. Z. f. Russl. 1882. No. 44.J G. IL Ueber den Chlorgehalt des 8auei>toffsases. — Es ist schon wiederholt beobachtet worden, dass das aus chlorsaurem Kali bereitete Sauerstoifgas Chlor enthielt, aber eine ErkLärung der Ur- sache der Verunreinigung durch Chlor (die Pettenkofer und Yeit so bedeutend fanden, dass sie das Chlor quantitativ bestimmen konnten) ist bisher nicht versucht worden. A. "Wagner hat eine Reihe hierauf bezüglicher Versuche ange- stellt und gefunden, dass bei Verwendung von käuflichem chlorsau- ren Kali unter allen Umständen ein chlorhaltiges Sauerstoifgas erhal- ten wird, aus ehemisch reinen Salz jedoch nur dann, wenn jede Einwirkung von organischen Substanzen oder von Kohlensäure aus- geschlossen ist. Trat Chlor im Sauerstoff auf, so reagirte der Schmel- zungsrückstand stets alkalisch. Die Ursache des Auftretens von Chlor wird somit zu suchen sein theils in einer Verunreinigung des chlorsauren Kali mit chlorsaurem Kalk, welcher letztere in höherer Temperatur geringe Mengen von Chlor abgiebt mit Zurücklassung von alkalisch reagirendem Chlorcalcium , theils in einem Gehalt an organischer Substanz, welche im chlorsauren Kali selten ganz fehlt, im Braunstein aber immer in ziemlicher Menge vorhanden ist. fZeüschr. f. cmal Chemie XXI, 4.J G. E. Nachweis organischer Säuren im Phenol. — Während die Mineralsäm-en den wässrigen Auszug von Brasilienholz auf Zusatz des ersten Tropfens entfärben, bei reichlicherem Zusätze aber die rothe Färbung ganz prägnant wieder hervortreten lassen, verhalten sich die organischen Säuren in sofern verschieden, als ein Ueber- schuss der Säure die Farbe nicht wieder hervortreten macht, son- dern noch mehr entfärbt. Hiervon macht, wie W. Bachmeyer gefunden hat, nur das Phenol eine Ausnahme, indem dasselbe die Farbe nur sehr wenig verändert und es kann sonach diese Reaction dazu benutzt werden, um eine Verunreinigung des Phenols durch andere organische Säuren , wie Essigsäure , Oxalsäui-e , "Weinsäure, Bernsteinsäure , Salicylsäure , Grerbsäure , nachzuweisen. Zeitschr. f. anal Chemie XXI, 4.J G. H. Nachweis von Soda in Milch. — Nachdem das Reichs- gesundheitsamt ausgesprochen, dass ein Zusatz von Soda zur Milch •als Verfälschung zu betrachten sei, hat die Frage des schnellen und sicheren Nachweises einer solchen Verfälschung an Bedeutung gewonnen. Sehr sicher ist das Soxhlet-Scheibe'sche Verfahren, welches darauf beruht, dass reine Milchasche nicht mehr als 2%, das kohlensaure Natrium dagegen 41,2*^/0 Kohlensäure enthält; es ist aber kein schnelles Verfahren, weil es das Einäschern der Milch 1-J: Nachweis vou BeuzocsiiuiX! und LJoi-.siiuic iu der Milch. lind die ijuaiilitative Bostiinimniy des Kohlensäuregehaltcs der MUch- aschc zur Voraussetzung hat. AVeiin eine Milch vorliegt, die alkalisch reagiil und deren (Je- halt an Soda nicht unter 0,3 g. per Liter beträgt, gelangt man nach der von W. Bachmeyer angegebenen, einfachen und ohne compli- cirte Apparate ausfülirbaren Methode zu sehi- guten Resultaten. Die zu untersuchende Milch wird abgerahmt und in drei l'roben zu je 15 com. in flachen Porzellansehalen ausgebreitet, worauf man zur ersten Probe :J, zur zweiten 5 und zur dritten lü C.C. einer massig starken (? d. Eef.) Tanninlösung giebt und nun die Proben ruhig 8 — 12 Stunden an einem kühlen Orte stehen lässt. Es ist darauf zu achten, dass die Proben auch nach dem Tanninzusatz noch schwach alkalisch reagiren müssen, andernfalls muss einer neuen Probe weniger Tanninlösimg zugefügt werden. Nach 12 stündigem Stehen zeigen die Proben von Milch, wenn solche nicht unter 0,3 g. per Liter Soda enthält, eine tief schmutzig blaugrüne Farbe, während reine Milch nm- ein fahles Grau zeigt. Ganz untrüglich wii-d der Nachweis dadurch, dass die schmutzig grüne Farbe, wenn die Probe mit einigen Tropfen verdünnter Essigsäure oder Salzsäm-e angesäuert wird, vorübergehend in Roth sich umwandelt. Es sind, wie man sieht, diu'ch diese Methode mindestens noch 0,3 g. wasserfreier Soda per Liter sicher nachzuweisen; bei sauer reagirender Milch jedoch muss die Soxhlet-Scheibe'sche Methode ange- wendet werden. fZeitschr. f. anal. Chemie XXI, 4.J G. H. Nachweis von Benzoesäure und Borsäure in der Milch. In neuerer Zeit wurden der Milch oder den ]\Iilchpräparaten behufs besserer Conservirung derselben neben anderen bekannten Mitteln auch kleine Mengen von Benzoesäure imd Borsäure zugesetzt; der Nachweis der Benzoesäure gelingt nach E. Meissl am besten auf folgende AVeise : 250 — 500 ccm. JVIilch werden mit einigen Tropfen Kalk- oder Barytwasser alkalisch gemacht, auf etwa ein Viertel eingedampft, mit Gyps- oder Bimsteinpulver oder Sand zu einem Brei angerührt und auf dem Wasserbade zur Trockne gebracht. Von condensii-ter Milch versetzt man 100 -- 150 g. direct mit Gyps und einigen Tropfen Bar3i;wasser. Die trockne Masse wird dann fein gepulvert, mit verdüimter Schwefelsäure befeuchtet und 3 — 4 mal mit dem doppelten Volum 50procentigen Weingeist kalt ausgeschüttelt, wobei die Benzoesäure, nicht aber das Fett, oder doch nm- eine sehi- geringe Spur davon, in Lösung geht. Die sauer reagirenden alkoholischen Flüssigkeiten, welche ausser der Benzoesäm-e noch Müchzucker und anorganische Salze enthalten, werden, um letztere zu entfernen, mit Barytwasser neutralisirt und auf ein kleines Volumen eingedampft; der Rückstand wird abermals mit verdünnter Schwefelsäure ange- säuert und endlich mit Aether ausgeschüttelt, der beim Verdunsten Zerstövxmg von Loieheiitlieilou. Vir» die Benzoesäure, höchstens noch mit Spuren von Fett oder Aschoii- bestandtlioilcn verunreinigt, zurücklässt. Soll die Benzoesäure ((u;in- titativ bestimmt worden, so trocknet man den Rückstand im Exsiccator, wägt, sublimirt aul' dem Wasserbade die Hauptmenge der BenzoJ''- säure, (welche mau zu den qualitativen Reactionen benutzen kann) zwischen zwei ührgiäsern, verflüchtigt nach Abnahme des Deck- glases durch stärkere Erwärnumg alle übrige Benzoesäure und wägt nun den Rückstand abermals. Die Borsäure betreffend, so entzieht sich dieselbe, sofern sie nicht in solcher Menge vorhanden ist, dass dadurch der Aschen- gehalt erheblich vermehrt wird, der quantitativen Bestimmung. Zum qualitativen Nachweise lässt sich die bekannte Flammenreaction nicht benutzen, weil eine Griinfärbung der Flamme auch von der Asche und Kolile vollkommen borsäurefreier Mich durch die darin normal vorhandenen Chloride und Phosphate hervorgerufen wird und sonach Täuschungen zu befürchten wären. Man verfährt vielmehr so, dass man circa 100 ccm. iVIilch mit Kallonilch alkalisch macht, eindampft, verascht, die Asche in möglichst wenig concentrirter Salzsäure löst, von der Kohle abfiltiirt und das Filtrat zur Trockne verdampft, um alle überschüssige Salzsäui'e zu verjagen. Hierauf befeuchtet man mit sehr verdünnter Salzsäure, durchtränkt den Krystallbrei mit Curcumatinctur und trocknet auf dem Wasserbade ein. Bei Gegen- wart von Borsäure erscheint der trockne Rückstand deutlich zinnober- bis Mrschi'oth; die Reaction ist so empfindlich, dass sich 1 bis ^2 Milligramm Borsäure in der Asche sicher nachweisen lassen. Concentrirte Salzsäure giebt mit Curciunatinctur zwar auch eine kirschrothe Färbung, die aber auf Wasserzusatz sofort verschwindet und beim Eintrocknen in Braun übergeht, während dagegen die Bor- säiu-efärbung erst beim Trocknen hervortritt, nachher niu* diirch viel oder heisses Wasser aufgehoben wird, sehr hartnäckig an den Ge- fässen haftet, aber durch Alkohol leicht zu entfernen ist. fZeitscJir. f. anal. Chemie XXI, 4.J G. H. Zur Zerstörung von Leichentheilen behufs Ausführung der Untersuchung auf anorganische Gifte empfiehlt P. Je seriell an Stelle von Kaliumchlorat und Salzsäure, wodurch eine Menge Alkalien in die Lösung gebracht werden, die Chlorsäure zu verwenden. Die gut zerkleinerten organischen Massen werden mit Wasser zu einem dünnen Brei angerührt, worauf unter vorsichtigem Erwärmen auf dem Wasserbade in kleinen Portionen nach und nach Chlorsäui-e hinzugefügt wird; die Masse nimmt einen aufgetriebenen, schwamm- artigen Charakter an und nun giebt man kleine Dosen von Salzsäure hinzu. Die Salzsäure entwickelt aus der Chlorsäure reichliche Mengen von Chlor und dieses im Statu nascendi entwickelte Clilor übt eine liberaus energische zerstörende Wirkung aus. In kürzester Zeit ist die ganze Masse ein gleichmässiger dünner Brei und nach 2 bis 126 Saure Reactioii mancli. Papiovsorten. - Neue Färbemittel f. I\otlnvein. 3 Stunden hat sicli derselbe in zwei Theile geschieden, in eine obenauf schwimmende in der Kälte erstarrende Fettschicht und eine darunter befindliche schwach gelblich gefilrbte klare Flüssigkeit, die die in Lösung gebrachten Metalle enthält und in bekannter Weise weiter zu untersuchen ist. Bei der beschriebenen Operation ist sorgfältig darauf zu achten, dass beim Hinzufügen von Salzsäure die Chlorsäure stets im üeber- schuss vorhanden ist, damit etwa sich bildende niedere Oxydations- stnfen nicht entweichen können (Arsenchlorür) , und dass die Con- centi-ation nicht zu weit gehe, weü sich sonst die energische Ein- wirkung der Chlorsäure auf die organischen Körper zu kleineil Explosionen steigern kann. Die Clilorsäure wird fabrikmässig dargestellt, man kann sie sich auch leicht selbst bereiten diu'ch Ausfällen einer Lösung von Kalium- clilorat mit Kieselfluorwasserstoifsäure und Concentriren der vom Kieselfluorkalium abfiltrirten Chlorsäure im Vacuum. fRepert. der anal. Chemie. 1882. No. 21.) G. IL Die Ursache der sauren Reaction mancher Papier- sorten, die Feichtinger in einem Gehalt des Papiers an freier Schwefelsäiu-e glaubte nachgewiesen zu haben (vergl. Octoberheft des Archivs vom vor. Jahre), ist nach einer Mittheilung von Haerlin in der Anwendung von schwefelsaurer Thonerde zur Fixirung des Harzleims zu suchen. Fast alle geleimten Mascliinenpapiere sind mit Harzleimung versehen; hartes Fabrikationswasser erfordert grossen üeberschuss an schwefelsaurer Thonerde und darum röthen die Papiere einer Fabrik mit hartem Wasser Lackmus stärker, während die mit weichem, reineren Wasser hergestellten Pajjiere wenig oder gar nicht sauer reagiren. Auf die Haltbarkeit des Papiers und der Tinte hat diese, von der schwefelsauren Thonerde herrülirende , saure Reaction nach den bisherigen Erfalirungen keinen Einfluss. (Dingler' s Journal. Band 246. Tieft 4.J G. H. Auf zwei neue Färbemittel für llothweine macht C. Amthor aufmerksam. „Rouge vegetal ist die Natriumverbindung einer gepaarten Schwefelsäure, ist leicht löslich in Wasser, eine rothe Flüssigkeit gebend, unlöslich in Aether, wenig löslich in Amjdalkohol ; die alkalische ammoniakalische Lösung giebt nichts an Aether oder Amylalkohol ab, aber die mit Schwefelsäiu-e stark angesäuerte Lösung giebt an Amylalkohol allen Färbstoff ab." Anithor bemerkt hierzu, dass der Amylalkohollösung beim Schütteln mit Ammoniakflüssigkeit und gelindem Erwäi'men der Farbstoff vollkommen entzogen wird, resp. in das Ammoniak übergeht, und dass ein Zusatz von Essig- säure die Flüssigkeit fast gänzlich entfärbt, wodurch sich der genannte Farbstoff vom Fuchsin, mit dem er in der Amylalkohol- lösung verwechselt werden könnte, liinreichend unterscheidet. Bromkaliura des Handels. 127 Das zweite Färbemittel, die „Teinte bordelaise" ist eine ziem- lich unscliTiklige Flüssigkeit; es ist weiter nichts, als vergolirener und eingedickter Heidelbeersaft mit einem Zusatz von etwa 4 Procent Alkohol. (Repert. f. anal. Chem. 1882. No. 24.J G. H. Bromkalium des Handels. — Reines Bromkalium krystallisirt im monometrischen oder regulären System, manche Ejj'stalle bilden fast vollständige farblose Würfel, aber die Handelswaare ist von Carbonatspuren weiss gefärbt. Sie ähneln sehr den Krystallen des Jodkaliums, sind jedoch ganz geruchlos. Der Geschmack ist stechend und salzig, aber angenehmer als der des Jodkaliums. Bromkalium ist in Wasser leicht, in Alkohol wenig löslich und erfordert von letzterem gegen 200 Theile zm' Lösung. Das Bromkalium des Handels ist stets mit Chlorid verunreinigt, da es unmöglich ist, das Brom, aus welchem es bereitet wird, ganz von Chlor zu befreien, ohne den Preis beträchtlich zu erhöhen. Des- halb sind in dem Handelssalze etwa 2 ^j^ Chlorid für gewöhnlich zuzulassen. Julius Way untersuchte zehn von verschiedenen Plätzen stammende Proben Bromkalium, um durch sorgfältige Analyse die Yerunreinigungen zu bestimmen. Die mit Lackmus geprüften wässe- rigen Lösungen zeigten in allen Fällen eine alkalische Reaction. Alle Proben enthielten Chlorid, sechs eine kleine Menge Siüphat und eine Carbonat von Kali. Keine zeigte metallische Yerunreinigungen. Die Chloridmenge wurde in jedem Specimen volumetriscli bestimmt durch eine decinormale Sübemitratlösung , chromsaures Kali diente als Lidicator. Der Procentgehalt an Chlorid wurde in folgen- der Weise bestimmt: Eine abgewogene Salzmenge wurde in destiUirtem Wasser gelöst, mittelst einer Bürette die Silbernitratlösimg allmählich zugesetzt, bis das Salz vollständig gefällt war, und die verbrauchte Silbermenge notirt. Aus ihr wurde der Procentgehalt an Chlorid berechnet. Z. B. 1 g. Bromid wurde angewandt. Ist dies vollständig rein, so erfordert es zu vollständiger Fällung 84,03 C. C. Sübemitratlösung. 1 g. völlig reines Chlorkalium würde zu vollständiger Fällung 134,22 C. C. Sübernitratlösimg erfordern. Die Volumdifferenz zwischen der für diese beiden Salze erforderlichen Silberlösimg ist demnach 134,22 — 84,03 = 50,19 und da 50,19 : 10!» = 0,5019 ist, so folgt, dass durch jede 0,5019 C. C. Silberlösimg mehr, als für reines Bromid erforderlich, 1 ^|^^ Chlorid angezeigt wird. Das Carbonat enthaltende Specimen wurde vorher durch Salpetersäure neutraHsirt. Die Menge des Chlorkaliums in den 10 Proben war: 1,10; 1.39; 1,55: 1,97; 2,24; 2,25; 3,44; 4,88; 5,98 und 6,92 **/o, im Durchschnitt also 3,17 7o- f American Jwjurnal of Pharmacy. Vol. LIV. Ser. 4. Fol. XII. paff. 48S seq.J B, 128 Brod mit Meorwasser. — Coto'i'n. Brod mit 3Icerwasser. — Schon häufig ist der innerliche Grebrauch des Seewassers gegen verschiedene, auf ungenügender Er- nährung beruhende Krankheiten empfohlen, hiervon aber wegen der mannigfachen mit dem direkten Genüsse verknüpften Unannehmlich- keiten immer wieder abgesehen worden. Sena schlägt jetzt in der Cronica medica di Valenza den Umweg vor, dass Seewasser zur Bereitung des Brodtoiges und das hieraus gebackene Brod statt des Meerwassers selbst zu verwenden. Solches Brod ist nicht niu- schmack- haft, sondern bleibt auch Dank den darin enthaltenen Clüoriden und Jodverbindungen lange frisch. In dem dortigen Krankenhause haben vergleichende Beobachtungen unzweifelhaft die günstige Wirkung dieses Brodes erwiesen, wenn eine solche auch erst nach lange fort- gesetztem Gebrauch und langsam zur Geltimg kommt. Das Meer- wasser bleibt vor seiner A^erwendung etwa einen halben Tag ruhig stehen, damit sich suspendirte Theile absetzen, muss jedoch dann innerhalb dreier Tage verbraucht werden, da es sonst ungeeignet wird. Nach der Versicherung Sena's leistet dieses Brod prophy- laktisch und curativ dasselbe, was Seewasser, besonders gegen Scropheln und verdient daher in Küstenstrichen ausgedehnte Ver- wendung. fL'Orosi. Anno 5. No. 11. J Dr. G. V. Cotoin. — Von einer längeren Studie, welche Pietro Albertoni über das in Italien noch wenig gekannte Cotoin veröffentlicht, dürfte der botanisch- pharmacognostische und chemische Inhalt den deutschen Apothekern um so melir schon bekannt sein, als derselbe wesentlich in einer "Wiedergabe der von "Wittstein, Jobst und Hesse veröffentlichten Ai'beiten besteht , weniger dagegen die physiologischen und therapeutischen Effekte der Cotorinde und ihres Alkaloi'ds, des Cotoms. Das letztere, mehrmals im Tage in Dosen von 1 — 2 Deci- grammen emgefühi-t, vermehrt in bescheidenem Maasse den Appetit. Vom Magensafte wird es nicht gelöst, sondern gelangt erst unter dem Einflüsse der GaUe und Darmsecrete in resorptionsfähigen Zu- stand, um dann später im Harne reichlich aufzutreten. Sein Nach- weis in letzterem, durch Ausschttttelung des eingeengten Harns mit Aether und Prüfung des Verdunstungsrückstandes zu bewerkstelligen, gelingt um so leichter, als das Cotoin di'ei sehr charakteristische Reactionen besitzt: Gelbfärbung dm-ch AlkaUen, Blutrothfärbung durch Salpetersäure und Braungelbfärbung durch Schwefelsäure. Unter den physiologischen Bestandtheilen des Harns befinden sich bekannt- lich Spuren von Indican und Phenol. Unter dem Einfluss des CotoTn- gebrauches nehmen jene ab und Phenol verschwindet gänzlich, ohne dass sich sonst ein ausgesprochen beschränkender Einfluss dos CotoTns auf Fäulnissprocesse innerhalb oder ausserhalb des Organismus, oder eine der Bacterienentwicklung Icräftig entgegentretende "Wirkung des- selben constatiren Hesse. Alber toni hält auf Grund seiner eigenen Erfahrungen das Cotoin für iiidicirt. bei nervöser mit paralytischen Weinasche. — Chlorodyne: — Oxalsäiu-e. z. Nachweis ai-senig. Salze. 12!^ Erscheinungen gepaarter Diarrhoe, bei chronischem Darmcatarrh , bei Dian-hoe während des Verlaufes von Erschöpfungskranklieiten und in erster Linie bei Diarrhoe von Phthisikern, sowie bei derjenigen von Säuglingen und während der Dentitionsperiode. fAnnali di Chim. appl alla Farm. ed. Med. Xovbr. 18S2.J Dr. G. V. Reaction der Weiliasche. — Auch in Italien ist die Wein- untersuchung das Schmerzenskind der forensischen Chemie. In einem demrtigen Falle war die Gegenwart von freier Schwefelsäm-e in einem untersuchten Weine von einem Sachverständigen absolut von der Hand gewiesen worden auf Grund der Thatsache, dass die Asche dieses Weines alkalisch reagirte. Chiappe macht mit Recht auf die Unzulässigkeit eines derartigen Schlusses aufmerksam, und zwar ist der letztere aus zwei Griinden nicht sticlihaltig. Einmal ^\ä^d ilie Weinasche schon dann ilu-e alkalische Eeaction nicht ganz ver- lieren, wenn dem Weiu eben weniger freie Schwefelsäure zugesetzt ANTirde, als zur Umsetzung aller organisch sauren Salze in Sulfate erforderlich ist. Allein auch diese letzteren selbst können zur Ver- anlassung einer alkalisehen Reaction des eingeäscherten Extractes werden, insofern sie beim Glühen durch die AVu-kung der aus den organischen Weinbestandtheilen abgeschiedenen Kohle zu Schwefel- alkalimetallen reducirt werden, welchen ja auch erue alkalische Reaction eigen ist. (L'Orod. Anno 5. Xo. 12.j Dr. G. V. Für Chlorodyne giebt Dr. John H. Gilman folgende Vorschrift, in der die Substanzen in einem solchen Verhältniss gewählt sind, dass sie eine vollständige Lösung geben und das Präparat mit dem zehnfachen Wasser gemischt werden kann, ohne dass sich etwas ausscheidet. Chloroform .... Aether Spiritus Ol. Menth, pip. Tinct. Capsici annui . Tinct. Cardamom. comp Extract Liquir. fluid. Acid. hydrocyan. dil. . Glycerini .... Morph, sulfiu- granis Die Substanzen werden in der angeführten Reihenfolge gemischt und bis zur Lösung geschüttelt. Die Dosis beträgt 10 — -30 Tropfen. fXew Renml. Septhr. 1882. T}i£ Pharm. Journ. and Tr ansäet. Third Ser. Xo. 642. pag. 310.J M. Die Anwendung der Oxalsäure zum Nachweis arsen- saurer Salze in Alkalisalzen, 1874 von Patrouillard empfohlen, Arch. d. Pharm. XXI. Bdb. 2. Hft. 9 fl. Oz. 2 - \ - 8 min. 24 fl. dr. 6 fl, Oz. 2 - 2 - 1 - 16 granis 40. 130 Ai'alia wpinosa. gründet sich auf die Reduction des arsensauren Salzes zu arsenig- saurem (Inrch einige Minuten langes Kochen mit Oxalsäure odei- oxalsaurem Ammon; nach dem Ansäuern mit Schwefelsäure entsteht durch Schwefelwasserstoff oder Schwefelammon bei Gegenwart von 1 — 2 "/u arsensaurem Salz allmählich, bei 5 — 10 "/o sofort ein Nieder- schlag von Arsentrisulfid. Bei neueren von Patrouillard angestellten Versuchen wurde die- eine Hälfte einer Lösung von 5 g. Arsensäure in 100 g. Wasser mit 0,5 g. Oxalsäure einige Minuten gekocht, die andere Hälfte ebenso behandelt nach genauem Neutralisiren mit Natronhydrat ; nach Zusatz von je einigen Tropfen Schwefelsäiu-e wird durch Schwefelammon in der sauren Flüssigkeit nur Schwefel, in der neutralen dagegen Arsentrisulfid gefällt. Ebenso ist in einer Lösung von neutralem arsensaiu:em Natron und oxalsaurem Ammon nach dem Ansäuern nur dann Arsentrisulfid fällbar, wenn vor dem Ansäuern einige Minuten gekocht wurde; andernfalls fällt nur Schwefel. Aus seinen Versuchen, wie aus denen von Naylor und Braithwaito folgert Patrouillard, dass freie Arsensäure durch Oxalsäure nicht reducirt wird, dass aber die Reduction in arsensauren Salzen diu-ch Oxalsäure eintritt und zwar um so vollständiger, je neutraler die Lösung ist. (The Pharm. Journ. and Tranmet. Third Ser. No. 64:j. paff. 362.J M. Aralia spinosa. — J. K. Lilly theilt in Amer. Joum. Pharm, die Ergebnisse seiner Versuche mit, aus der Rinde der Aralia spinosa die Körper zu isoliren, die den aromatischen Geruch und den bittern, scharfen Geschmack bedingen. Den campherähnlichen Geruch ver- dankt die Rinde einem gelblichgrünen , sauer reagü'enden , ätherischen Oel, das in selir geringer Menge vorhanden ist. Den bitter schmecken- den Bestandtheil erhält man concentrirt in einer amorphen, extract- ähnlichen, in Alkohol, Aether und Wasser löslichen Masse; zu dem Zwecke wird das weingeistige Extract mit Wasser behandelt, die von dem ausgeschiedenen Harz abfiltrirte Flüssigkeit zur Extractconsistenz eingedampft und der Rückstand wiederholt mit Aether behandelt; beim freiwilligen Verdimsten des Aethers erhält man eine gelbe Masse, aus deren wässeriger Lösung sich Krystalle abscheiden, während die Lauge die erwähnte bitterschmeckende Substanz liefert. Die Krystalle schmecken anfangs salzig, dann leicht adstringirend, sind löslich in Alkohol und Aether, weniger in Wasser \md ver- flüchtigen sich beim Erhitzen. Das scharfe Princip ist ein harzartiger Körper, der als graues Pulver aus dem durch Wasser aus deni weingeistigen Auszuge gefällten Harze durch Aether ausgezogen wird. Ausser diesen Körpern lässt sich eine seifenartige Substanz abscheiden, die beim Kochen der Rinde mit Wasser einen starken und bleibenden Schaum verursacht und als ein beinahe weisses, geruchloses, schwach scharf schmeckendes, in Wasser und verdünntem Coffeingehalt d. Pasta Guarana. — Oift. Prinoip d. Andromoda jap. V.'A Weingeist lösliches Pulver erhalten werden kann durch Ausziehen der Rinde mit kochendem Weingeist, aus dem es nach dem Erkalten sich ausscheidet. Dieser Körper ist ein Grlycosid, für den Lilly den Namen Araliin vorschlägt, während das von Holden beschriebene Aralün eine gclbHche , beim Schütteln mit Wasser stark schäumende Substanz ist, demnach ein nicht ganz reines Präparat. Das von Elkin 1880 angekündete Alkaloiid der Aralia konnte von Lilly nicht nachgewiesen werden, auch keine Gerbsäure, dagegen fanden sich Zucker, Stärke und Pektin. fThe Pharm. Journ. and Transad. Third Ser. No. 642. p. 305.J M. Coffeingehalt der Pasta Guarana. — J. H. Feemster in Cincinnati hat sowolü die Samen der Paullinia sorbilis, als die daraus bereitete Pasta auf Coifeingehalt untersucht und dabei in den Samen 5,08 Proc. Coffein gefunden, während in mehreren Guarana- sorten aus verschiedenen Quellen derselbe zwischen 3,9 und 5,0 Proc. differirt und durchschnittlich 4,32 Proc. beträgt. Als rascheste und exacte Bestimmungsmethode wird die von Professor Wayne zur Extraction des Coffeins aus Theeblättern befolgte empfohlen, wonach die gepulverte Guarana mit Bleiglätte und Wasser ausgekocht wird; eine kleine Modification empfiehlt Feemster durch den Zusatz einiger Tropfen Bleiessig zu der kochenden Mischung, sobald die Flüssigkeit sich zu entfärben beginnt, was das Absetzen der unlöslichen Theile beschleunigt und sämmtlichen Farbstoff aus der Lösimg niederschlägt. Man erhält das Coffein in so reinen Krystallen, dass es unnöthig ist, sie umzukrystallisiren. Die Guarana muss mit der Bleiglätte und dem Wasser mehrere Stunden gekocht werden, wogegen bei derselben Behandlimg der Samen der Process in längstens einer Stunde beendet ist. Es mag dies seine Erklärung in fremden Zu- sätzen finden, die den Samen zur Herstellung der Pasta gemacht werden. In derselben Arbeit verbreitet sich Feemster über die geeignetste Bereitungsart eines Fluidextractes aus der Guarana und findet nach verschiedenen Versuchen eine Mischung aus 6 Yol. Weingeist, 4 Vol. Glycerin und 2 Vol. Wasser als das beste Medium, möglichst alles Coffein aus der Rohdroge zu extrahiren. fThe Pharm. Jown. and Transad. Third. Ser. No. 645. p. 363.J M. Das giftige Prineip der Andromeda japonica Thunberg, jener in China und Japan einheimischen, seit Alters als giftig bekannten Ericacee, die in China Asebu oder Basuiboku genannt wird, büdete den Gegenstand eingehender Untersuchungen Professor Eykmann's, in denen die Pflanze in historischer, pharmacogno- stischer und chemischer Hinsicht betrachtet wird mit besonderer Rücksicht auf das aus den Blättern gewonnene Asebotoxin, dessen Darstellung, Reactionen und physiologische Wirkung. 9* 132 Aaweuduugsforiu der Kürbibsaiiion. Die bitter und adstringirend schmeckenden Blätter haben eine betäubende, selbst tödtliche Wirkung auf Pferde und Kühe, werden als Abkochung gegen Insekten, Würmer und Kopfläuse, bei Gesclnvii- ren und Krätze gebraucht, aus welch verscliiedenen Verwendimgs- arten die Menge der in ihrer Heimath für die Pflanze gebräuchlichen Benennungen sich ableiten. Das wirksame Princip erhielt Eykmann durch Ausschütteln des syrupdicken wässrigen Extrakts mit Chloroform, Behandeln des nacli dem Verjagen des Chloroforms verbleibenden Eückstandes mit Po- troleumäther, Lösen in Aetherweingeist, Ausschütteln mit Wasser und Eintrocknen des wässrigen Auszuges; man erhält so einen amorphen, farblosen Körper, ein Glykosid, für das Eykmann den Namen Ase- botoxin gewählt, von der Zusammensetzung 60,48 Proc. C, 7,405 Proc. H und 32,115 Proc. 0. Die tödtiiclie Dosis beträgt für Kaninchen auf je 1 Kilog. Köi- perwicht 3 mg. Asebotoxin in subcutaner Injektion; die Erscheinun- gen sind ähnlich denen von Cyan Vergiftung. Von den Reaktionen ist ia toxikologischer Hinsicht besonders die mit Salzsäure wichtig; wird nämlich eine weingeistige Lösung von Asebotoxin mit concentrirter Salzsäure übergössen , so entsteht allmählich ein deutlicher Geruch nach Spii'aea ulmaiüa und eine prächtige Blaufärbung, die beim Erwärmen im Wasserbade in Vio- lettroth übergeht. Schwefelsäui-e löst den Körper mit rother Farbe, die unter Abscheidung einer bläulich grauen Substanz nach und nach in rosa sich verändert. Auch beim Erwärmen mit verdünnter Salz- säure oder Schwefelsäure tritt der Spiraenngeruch auf unter rosa Färbung und Abscheidung einer braunen, harzartigen Substanz. {New Remedies. Vol. XI. No. X. pag. 200.J M. üeber die beste Aiiwendungsform der Kürbisäameu als bandwurmtreibendes Mittel gehen die bestehenden Ansichten auseinander \md specieU ist man nicht einig in der Beantwortimg der Frage, welchem StofPe die tänifugale AVirkung zuzuschreiben sei. Fettes Gel, Stärke, Cellulose, Pektin und Proteinkörper bilden die llauptV)estandtheile der Samen, daneben Zucker, Harz, etwas Fett- säure ; ein Glycosid existirt nach neueren Forschungen in den Sa- men ebensowenig als ein Alkaloi'd. Auch über den speciellen Sitz des wirksamen Stoffes difleriren die Ansichten , indem Herard den- selben im Kern, Lelievre im Keimling gefunden haben will, Heikel dagegen das Menisperm als das wirksamste erkannt und ausschliess- lich angewandt hat und zwar in Form des aus dem Menisperm ausgezo- genen Harzes in einer Dose von 0,75 g. in (3 Pillen vertlieilt; Pe- risperm, Samenhülle und Schale haben keinen Erfolg, dagegen ti-eibt die den Embryo umgebende Membran, in einer Menge von 30 g. gege- ben, den Parasit ans. Einfluss einiger Siiiircu auf OiDimng u. ZelleiiPutwickluiij-. ]?>?) Wie Heikel so erkennt auch L. Wolff das Harz als das wirk- same l^rincip und basirt darauf die Zuberoitvmg der Samen; friscli getrocknete, fein zerkleinerte Kürbissamen werden durch Petroleuml)en- zin, das das Harz intakt lässt, entfettet, der Rückstand nacheinander mit Aether, Chlorofoi-m und Weingeist behandelt; als Verdampfungsnickstand aus den Lösungsmitteln erhält man ein grünbraunes Weichharz von scharf bitterem Geschmack , ähnlich dem aus Rhiz. filicis dai-gestell- ten. Eine ähnliche Substanz erhält man aus dem durch Aether oder Chloroform ausgezogenen fetten Gel durch Ausschütteln mit Wein- geist. Diurch Versuche hat ferner Wolff erwiesen, dass sämmtliches Harz in die wässrige Emulsion übergeht. Als Anwendungsform empfielüt er Pillen aus 1 g. Harz auf mehi-ere Male zu nehmen oder 2 Fluiduncen alkohoKsches Fluidextrakt stark verdünnt mit Wasser; in beiden Fällen ist einige Stunden darauf eine Dosis Rici- nusöl zu geben. Für die Kinderpraxis empfiehlt sich eine Emulsion aus 30 g. frisch getrockneten Samen mit 15 g. Zucker und 125 g. Wasser, in welcher das fette Oel aus den Samen eine milde abfüli- rende AVirkung äussert; weniger wirksam und auch, von den mei- sten Personen ungern genommen erwies sich die aus den Samen bereitete, mit Zucker versetzte Latwerge. (Proced,. of the Pennsyh. Pharm. Assoc. 1882. The Pharm. Journ. and Transact. Third Ser. No. 647. pag. 404.J M. Einfliiss einiger Säuren auf Gälirung; und Zellenent- wicklung:. — Die Untersuchungen Märkers haben gezeigt, dass die flüchtigen Fettsäuren einen unangenehmen Einfluss auf die Gährung und die Entwicklung der Hefe ausüben, während die nicht flücli- tige Milchsäure nur in weit grösserer Concentration schädlich wirkt. Ha y duck untersuchte nun andere Säiu-en ausser der Milch- säure, besonders die Mineralsäuren wegen ihrer häufigen Verwen- dung bei der Fabrikation von Alkohol und Presshefe. Er suchte sich auf experimentellem Wege über folgende 3 Punkte Aufklärung zu verschaffen: 1) In welchem Verhältniss tödtet die Säure das Ferment und verhindert die Vermehrung der Zellen? 2) In welchem Verhältniss wirkt die Säure schädlich? 3) In welchem Verhältniss wirkt die Saure nützlich? Zahlreiche Versuche mit verschiedenen Mengen Schwefelsäure, Salzsäure, Phosphorsäure und Milchsäure gaben dem Verf. folgende Resultate. Alle diese Säuren, ebenso wie alle flüchtigen von Mär- ker untersuchte Säiuen wirken schädKch, wenn ihr Verhältniss eine gewisse Grenze überschreitet, was übrigens bei jeder Säure wech- selt; ihre schädliche Einwirkung zeigt sich nicht auf die gleiche Weise bei der Gährung, wie bei der Zellenbildung; in der Regel wird die ZeUenentwicklung viel früher beeinflusst als die Gährung. 134 Coiisorvireii de« Ilulzc«. Kleine Mengen Säure können die Gährung und die Verraehiaing der Zellen befördern; diese letztere Thatsache wurde nin- bei Milch- säure und Schwefelsäure constatirt. Die durch des Verfassers Yersuche erlangten Zahlen sind fol- gende : Die Gährung wurde f Schwefelsäure 0,02 Proc. begünstigt durch. . \ Milchsäure . 0,2 Schwefelsäure 0,2 Die Gährung wurde | Salzsäure . . 0,18 verlangsamt durch . | Phosphorsäure 0,5 Milchsäure . 2,5 Schwefelsäure 0,7 Die Gährung wiu'de j Salzsäure . . 0,6 ungehalten durch . \ Phosi^horsäure 1,3 [Milchsäure . 4,6 Die Vennehrung der f ^ , „ , .. _ _ TT j; 1 1 11 j Schwefelsaure 0,2 Heie wurde beschleu- < ,,., , .. ^' ■ , -1 , Milchsäure .0,1 nigt durch . , . . ( ' Die Vermehrung der ( o i. r i •• /%/.-, TT r. 1 , Schwefelsaure 0,07 - Hefe wurde verlang- < ,,., , .. ,'. _- -1 1 I Mdchsaure .1,5 samt durch . . . . { ' Die Vermehrung der \ ^ , „ -, .. ,., ^ TT P 1 u 1 Schwetelsaure 0,2 Hefe wurde angehal- .^^^^^^^^^ ^ . ten durch . . . . [ f Journal de Pharmacie et de Chimie. Serie 5. Tome VI. pag. 363. Annales agronomiques.J C. Kr. lieber das Coiiservireii des Holzes macht Fayol folgende Mttheilungen. Seit 10 Jahren fortgesetzte Versuche über die Prä- paration des in den Kolüengruben von Commentry verwandten Hol- zes fülirten zu folgenden Schlussfolgerungen. Eine Behandlung mit Theer vermehrt merklich die Dauer des Eichenholzes und vermag sie manchmal zu verdopi)eln. Sie erzeugt bei gewöhnlicher Tempe- ratur beinahe gleiche Erfolge wie bei 140". Dagegen vermehrt Theer die Dauerhaftigkeit des Tannenholzes niu- wenig. Es zeigte sich, dass unpräparirtes Eichenholz nicht länger als 2 Jahre dauerte, während es mit Eisenvitriol getränkt mehr als 30 Jahre scheint dauern zu können. Man kann annehmen, dass das Tränken mit Eisenvitriol die Dauer dos Eichenholzes verzehnfacht. Ein Eintau- chen während 24 Stunden in eine Lösung von 200 g. Eisenvitriol im Liter giebt ebensogute Erfolge, wie viel länger dauernde Ein- iauchungen in bedeutend concentrirtere Lösungen. Ein besonderer Versuch be^vies, dass die Behandhmg mit Eisenvitriol bei trocknem Holze ebenso -vvirksam ist, wie bei anderem. Uutei-suchuüg der Kaliuiusulfocarboiiate. Von dem Verfasser seit August 1H71 in Coimnenti-y über die Einwirkung des Eisenvitriols auf verschiedene Holzarten gemachte Beobaclitungen gaben folgende Resultate: Zwei Tage eingetaucht in einer Lösung von 200 g. Eisenvitriol im Liter Eiche . . Tanne . . Erle . . . Buche . . Atazie . . Hainbuche . Kirschbaum Espe . . . Birke . . Pappel . . Elsbeerbaum 28.80 2,66 10,00 7,50 26,60 12 1,83 8,00 13,33 2,61 50. (Jwjurnal de Pharmacie et de Chimie. Serie 5. Toine VI. pag. 364. Revue des eaux et forets.J C. Kr. Die üntersucliiing der KaliumsTilfocarhoiiate auf ihren Schwefelkolilenstoffgehalt , nach dem der Grad ilu-er Wii'ksamkeit gegen die Phylloxera gesehätzt wird, empfiehlt Guyot-Dannecy auf folgende einfache, hinreichend genaue und gefaluiose Veise aus- zuführen. Man bringt in einen 2 Liter fassenden Kolben einen Liter destüürtes Wasser, in dem man 100 g. Chlorzink auflöste. Der gut passende Kork ist doppelt durchbohi-t. Durch die eine Oeffnung geht ein Trichten'ohr bis etwa 1 Centimetei- vom Boden des Kolbens; in der zweiten Oeifnimg dagegen ist ein recht- winMig gebogenes Rohr befestigt, das die Dämpfe durch einen mit fliessendem "Wasser umgebenen Kühlapparat in eine mit Eis kühl gehaltene Vorlage leitet. Nachdem man sich von der Luft- dichtigkeit des Verschlusses überzeugt hat, bringt man den Kolben in ein Wasserbad und erwärmt. Wenn die Chlorzinklosimg eine Temperatur von etwa 60" en-eicht hat, giebt man das Kaüumsulfo- carbonat in kleinen Portionen durch das Trichterrohr zu; es erfolgt ein lebhaftes Aufbrausen, veranlasst durch das Entweichen des Schwe- felkohlenstoffs ; daher daii man keinen neuen Zusatz von Kalium- sulfocarbonat machen, bis das Aiifschäimien vollständig aufgehört hat: so setzt man alles Salz, das man untersuchen ■s\'iU. zu und destiUirt dann, bis aller Schwefelkolüenstoff in der Vorlage verdichtet ist. llan wiegt und findet so seine Menge und sein Verhältniss im Sul- focarbonate; das gesammelte und getrocknete Schwefelzink giebt das Verhältniss der andern in der untersuchten Verbindimg enthaltenen Bestandtheile. 13G Carbolpaste gegen Verbreniuiiigeii. — Chlorofonnwasser. Statt das gefahrlose Wasserbad anzuwenden, benutzte der Verfasser auch eine andere Art des Erhitzens, die ein rascheres Arbeiten ermöglicht. Er hing nänüich den Kolben über irgend einen Heizapparat (Gas, Kohle oder Weingeistlampe etc.) frei schwe- bend auf; so konnte der Kolben durch Stossen nicht verunglücken und Hess durch passendes Bewegen der Kolbeninhalt sich besser mischen. In dieser Weise vorgenommene Untersuchungen von Kalium- sulfocarbonaten zeigten dem Verf., dass deren SchwefelkohlenstofF- gehalt zwischen 8 imd 22 Procent schwankt. Dieser enorme Unter- schied lässt auf eine mangelhafte Darstellung schliessen, erklärt manche Misserfolge und berechtigt den Consumenten zu der Forde- rung, dass ihm bei Ankauf von Kalium sulfocarbonaten deren Gehalt an Schwefelkohlenstoff mitgetheilt wird. (Journal de Pharmacie et de Chimie. Serie 5. Tome VI. pag. 336.J C. Kr. Carbolpaste ?:esen Yerbrennungoii. — Dr. Schrady in New -York empfielilt gegen Brandwunden folgende Mischung: 90 g. arabisches Gummi 30 - Traganth 500 - Carbol Wasser 1 : 60 fiO - Melasse. Man streicht mit einem Pinsel diese Paste auf die verV.irannten Stellen und wiederholt dies in entsprechend klirzen Zwischenräu- men. (Journal de Pharmacie d'Anvers XI. 1882. pag. 612. Progris medical.J C. Kr. Chloroformwasser wird nach Lasegue und Rognault erhalten, indem man in eine zu '74 mit destillirtem AVasser gefüUto Flasche einen Ueberschuss von Chloroform giesst, das Gemenge wie- derholt umschüttelt imd das Chloroform bis zum völligen Klarwerden sich absetzen lässt. Das ganz helle Chloroformwasser wird durch Abgiessen oder mit Hülfe eines Hebers von dem Cliloroformüber- schusse geti'ennt ; es enthält alsdann 9 ^/o Clüoroform. Die Beobachtung hat gezeigt, dass verschiedene Salze in dem Wasser gelöst rivaliumchlorat , Kaliumbicarbonat , Borax, Nati-iumsali- cylat) auf keine merkliche Weise die Löslichkeit des Chloroforms ändern. Man kann also Lösungen dieser Salze in Chloroformwasser machen, indem man sich mit den Dosen unter den Löslichkeitsgren- zen dieser Salze bei +15*' hält. Der Geschmack des Chloroform- wassers ist angenehm, es bewirkt im Mimde ein Gefühl der Frische, das noch einige Minuten nach dem Einnehmen dauert, ohne jedocli einen in der Folge anhaltenden Geschmack, wie ätherische Lösungen zu besitzen. Es hat den Yortheil, sich alleii Arzneimitteln anzupas- sen. So lässt es sich gut beim Einnehmen von Ricinusöl luad Emiü- Crcnotluix Küliuiana die Ursaclie d. Inficirung d. Wassois in Lille. 137 sionen mit Gutti verwenden, um deren unangenehmen Geschmack zu verdecken. Nach Ansicht der Verf. ist es ein Hauptmittel zur Erleichterung beim Einnehmen von Arzneien. Wegen seiner directen Einwirkung auf die Schleimhäute imd die Obei-flächen, mit denen es in Berüh- nmg kommt, kann es auch bei gewissen Leiden des Mimdes, des Zahnfleisches, der Zähne, des Gaumensegels und des Schlundkopfes angewandt werden. Eingenommen regt das Chloroformwasser zweifellos den Magen an. Aber es wirkt verschieden, je nachdem man es vor, während oder nach dem Essen nimmt und je nachdem eine kürzere oder längere Zeit zwischen der ^lahlzeit und dem Einnehmen verstiichen ist. Zum Befördern des Appetites ist Chloroformwasser ein schlech- tes Mittel. Zu Ende der Mahlzeit, sei es allein oder vermischt mit starkem süssem AVeine genommen, erhöht es die anregenden Eigen- schaften des Weines oder erzeugt selbst gleiche "Wirkung. Chloro- formwasser besitzt eine üim ganz besonders eigenthümliche Wirk- samkeit bei dem Bekämpfen der vielfältigen Krankheiten, welche im Verlaufe der Verdauung eintreten \md sie hindern. Seine grösste therapeutische Wirksamkeit hat es 3 bis 4 Stunden nach der Mahlzeit. Bei einem höheren Grade der Verdauungsstöningen, wenn sich Magenschmerzen, Brustbeklemmung, Aufregung, Trockenheit des Mundes etc. zeigen, wird seine Wirkung schädlich, denn diese Pe- riode der Indigestion verti'ägt keine Reizmittel. Chloroformwasser wirkt im Magen mit dem gleichen schmerzstillenden Erfolge, wie man ihn so leicht im Inneren des ]\[undes constatii-t. Wenn es die Krankheit nicht heilt, so vermindert es wenigstens ihre Folgen; es ist das Mittel der Krisis, das übrigens die Hauptbehandlung nicht überflüssig macht. (Repertoire de Pharmacie. Tome X. paff. 421. J C. Kr. Crenothrix Kühniana die Ursaclie der Inficirung des Wassers in Lille. — A. Giard theilt mit, dass bereits seit länge- rer Zeit die röthliche Farbe, der schlechte Geschmack imd üble Ge- ruch, den zu manchen Zeiten das Wasser der Quellen von Emmerin zeigte, mit dem die Stadt Lille versehen wird, Besorgniss bei der Bevölkerung dieser Stadt erregte. Besonders in letztverflossenem Frühjahr nahm diese Inficirung beunruliigende Verhältnisse an. Jedem ein wenig bedeutenden Regen folgte eine längere oder kttrzere Periode der Infection. Wäh- rend desselben führte das Wasser auf seiner Oberfläche einen fahl- rothen Schaum mit sich. Auch eisenhaltiger Bodensatz bildete sich in den Reservoiren und in gewissen Theilen der Vertheilungskanäle und wui'de an manchen Tagen ihre Menge so gross, dass die Pferde es verschmähten, davon zu trinken. 1, 250o.J C. J. Thorium, im reinen metallischen Zustande, stellte L. F. Nil- s n dar durch Reduction von Kaliumthoriumchlorid mittelst trocknen Chlornatiiums und met. Natriums bei massiger Rothglülihitze im schmiedeeisernen Cyünder. Es wui-de so in Form eüies gi-auen, glimmernden Pulvers erhalten, welches unter dem Mikroskope sich aus lauter kleinen, dünnen, sechsseitigen Tafeln oder Lamellen zusammengesetzt zeigte. An der Luft bleibt das Thorium bei gewöhn- licher Temperatur und auch bei 100 — 120° unverändert. Höher erhitzt entzündet es sich und verbrennt mit der glänzendsten Feuer- erscheinimg zu schneeweissem Oxyd. In Chlorgas erhitzt, wird es unter grosser Wärme- imd Licht- entwicklung leicht und vollständig in schneeweisses Sublimat von Chlorid übergeführt. Wasser und Alkalihydrate sind ohne sichtbare Einwirkung auf Thorium , in concentiirter Salzsäure löst es sich 142 Verwoiuluiig vorflüssigtcü- Oaso. •- Spectroskoi)isf!ho Eigontliümlichkeiten. dagegen unter Wasserstoffentwicklnng selir leicht auf, ebenso in Königswasser. Das spec. Gewicht ergab sich in 2 Versuchen zu 11,01 resp. 10,99. fBer. d. d. ehem. Ges. 15,2537. J C. J. Verwendung verflüssigter Gase. — Gelegentlich eines Be- richts über diese Frage an die wissenschaftliche Deputation im Unter- richtsministerium hat A. W. Hof mann einige interessante Notizen zusammengestellt. Flüssiges Stickoxydul wird den Zahnärzten grösstentheils von G. Barth et Co. in London, theilweise aber auch von Losse in Ber- lin geliefert. Die schmiedeeisernen Flaschen enthalten in der Eegel 850 g. flüssiges N^O oder 431 Normalliter Gas, welche für gewöhn- liche Temperatur zu 450 L gerechnet werden. Es werden in Deutschland circa 1000 Flaschen pro Jahr verbraucht; eine Flasche reicht aus für 50 — 60 Narkosen und kostet 25 Mk. Eine noch ausgedehntere Verwendung hat die flüssige Kohlen- säure gefimden, seit Fr. A. Krupp begonnen hat, dieselbe der Eisen- industrie dienstbar zu machen. Vorübergehend wiu-de sie zu Ver- suchen verwendet, durch Abkühhmg die Verstärkungsringe, welche durch Aufziehen im glühenden Zustande und Erkaltenlassen auf den Geschützröhren „aufgeschrumpft" werden, wieder abzulösen. Von ungleich grösserer Bedeutung ist jedoch die VerAvendung des Druckes der flüssigen Kolüensäure zm- Dichtung von Stalügüssen in geschlossener Form. Hierfür wird die Kolüensäure in Gussstalil- gefässen aufbewalirt, welche 100 Kg, enthalten. Diese Kohlensäurebomben stehen auf kleinen Wagen, welche mit geeigneten Heizvorrichtimgen versehen sind, um die durch Ver- gasung der Flüssigkeit verbrauchte Wärme zu ersetzen. Auf diese Weise kann der Druck enorm gesteigert werden und soll sich bei 200 auf etwa 800 Atm. belaufen. Die Krupp'schen Werke erzeugen ihren Bedarf an Blockeis durch eine mit comprimirter Kohlensäure continuii-lich betriebene Eismaschine. Eine interessante Anwendung macht der Berliner Branddirector von der flüssigen Kolüensäure. Die Dampfspritzen der Feuerwehr sind nämlich mit Kolüensäm-ebomben versehen, mit deren Hufe der Motor so lange betrieben wird, bis der Dampf die nöthige Spannung angenommen hat, um die Maschine in Bewegung zu setzen Dm-ch diese Einrichtung kann die Spritze um 4 bis .'■) Minuten früher in Thätigkeit kommen, als wenn sie nur mit Dampf betrieben würde. fB. ehem. Ges. Ber. 15, 2668.J C. J. Spectroskopisclie Eigenthiiinliclikeiten. — Bringt man nach L. Palmieri melirere Chloride gleichzeitig in die Flamme, so tre- ten oft nur die Spectrallinien des einen auf; so giebt ein Gemisch von Chlornatrium und Clüorkupfer nur die Natriumlinien, wenn das Kupfer niclit In grossem Ueberschusse vorhanden ist. Ebenso verhält Physikal. Versuche. — Glühlampe. Hygrometer. — Rod. von Mineralien. 143 sich ein Gremenge von Eisenchlorid mit Chlornatrium, Chlorlithium oder Chlorkaliuin , wo nur die Natrium-, Lithium- und Kaliumlinieu erscheinen. (Beihl. Ann. Phys. Chem. 0, 877.J C. J. Physikalisehe Versuche ohne Apparate. — 1) Zum Nachweise der Leitungsfähigkeit der Metalle für den Schall hält man eine Taschenuhr nüt einer Feuerzange fest und hält das andere Ende der Feuerzange ans Olu*. 2) Ein Expei'iraent zum Nachweis des Princips der Trägheit bestellt darin, dass man eine gut zugestöpselte Flasche Wein, Bier etc. am untern Ende mit einer Ser^äette umwickelt und wiederholt damit kräftig gegen eine Wand stösst. Dabei wird die Flüssigkeit den Stöpsel heraustreiben. (Beibl. Ann. Phi/s. Chem. 6, 897.J C. J. Eine nichtelectrische Glühlampe erhält man nach Regnard folgendermaassen. Ein gewöhnlicher Bunsen'scher Brenner endigt in ein Gehäuse von Platingaze. Anstatt des Leuchtgases vm-d eine Mischung von Luft und Petroleumdampf zugeleitet, etwa indem mittelst eines Blasebalgs Luft dui'ch Petroleum gepresst wird. Die glühende Platingaze sti'ahlt ein glänzendes Licht aus, von der hal- ben Intensität des Kalklichts. (Beibl. Ann. Phys. Chem. 6. 898.J C.J. Hygrometer. — Bei dem Hygrometer von Hertz wird die Feuchtigkeit gemessen durch das Gewicht, welches ein hygroskopi- scher Körper (Chlorcalciuni) an der Luft annimmt. Eine derartige Lösung wird solange an der Luft Wasser nehmen, resp. an dieselbe abgeben, bis der Druck des über ihr gesättigten Wasserdampfes gleich dem Druck des wirklich in der Luft vorhandenen ist. Als geeignetes Instrument dient ein Stück Seidenpaj)ier von 1 qcm. Oberfläche , getränkt mit Chlorcalciumlösung , welches mit einem 10 Cm. langen Glasfaden auf einem horizontal gespannten Silber- draht eine sehr empfindliche Torsionswage bildet. Das Instrument ist mittelst verschiedener Schwefelsäuremischungen nach Regnault kalibrirt. Für genaue Messungen, wobei man dann aber nur die mittlere Feuchtigkeit für einen längeren Zeitraum ermitteln kann, würde man einfach mit CaCP gefüllte Gläser verwenden imd deren Gewicht von Zeit zu Zeit bestimmen. (Beihl. Ann. Phys. CJiem. 6, 786.J C.J. lieber die Reduction gewisser Mineralien durch Was- serstoff und auf nassem Wege berichtet P. Laur. Immer wenn Wasserstotf in einer Flüssigkeit frei wird, in der Schwefel-, Chlor-, Brom- oder Jodsilber sich befinden, wkd die silberhaltige Yerbin- dung zerstört; es bildet sich eine Wasserstoffsäure und das Silber geht in den metAllischen Zustand über. Folgende Reaction, bei 144 Keichthuiii au ililiiKjgldliin i. liliitt! d. an liouhgeleg. (Jrtun lebend. Thiere. welcher diese Reduction erfolgt, kann vielleicht in der Metallurgie benutzt werden. Das Schwefel-, Chlor-, Brom- oder Jodsilber haltende Mineral wird in feines Pulver verwandelt, in ein gusseisernes Gcfäss gebraclit, in das man eine Alkalilauge von schwachem Gehalt : 1 Theü Natron auf 100 Theile Wasser giesst. Ferner präparirt man ein Amalgam aus 3 Theilen Zinn und 100 Theilen Quecksilber, das man mit dem Mineral vereinigt; man bringt sodann das Ganze zum Kochen. Der erzeugte Wasserstoff bewirkt die Reduction der Silberverbindungen. Das Silber amalgamirt sich mit dem Quecksilber, der Schwefel geht in die Flüssigkeit als alkalisches Schwefelzinn; Chlor, Brom und Jod bilden die entsprechenden Natronsalze ; es findet kein merklicher Quecksilberverlust statt. Diese Keaction kann nach Ansicht des Yerf. die mexicanischen und californischen Verfahren ersetzen, nach welchen man Mineralien behandelt, die Silber in gediegenem Zustande oder als Schwefel- metall in wechselnden Verhältnissen mit Chlor-, Brom- oder Jod- silber gemischt enthalten. Man würde so den Quecksilberverbrauch vermindern, der bei diesen Verfahren immer sehr beträchtlich ist und man wüi'de, soweit sich dies nach Versuchen im Laboratorium beurtheilen lässt , zu einem viel vollkommeneren Ausbringen des Silbers gelangen. fRepertoire de Fharmacie. Tmue X. paff. 348.J C. Kr. Reichtliiim an Hämoglobin im Blute der an hochgele- genen Orten lebenden Thiere. — Bekanntlich erfahren die Menschen und Thiere, welche schnell auf eine Höhe von mehr als 2000 Meter über der Meeresfläche versetzt werden, in verschiedenem Grade Zufälle , die man in Europa als Gebii-gskrankheit , in den Anden als soroche oder puna und im Himalaya als bies kennt. Dr. Jourdanet sprach die Meinung aus, dass diese Krankheit auf der Verringerung der im Blute enthaltenen Sauerstolfmenge beruhe, einer Folge der Verminderung der Spannkraft dieses Gases in der umge- benden Luft. Von P. Bert angestellte Versuche haben bewiesen, dass diese Ansicht wohlbegründet ist; derselbe hat durch zahlreiche Analysen gezeigt, dass die im Blute enthaltene Sauerstoffmenge sich in glei- chem Maasse mit dem Drucke vermindert; oder anders ausgedrückt, dass die Oxyhämoglobinverbindung einer progressiven Dissociation durch den Einfluss der Depression imterliegt. Bleibt der Mensch längere Zeit an den hohen Orten wohnen, so leidet er nach einer gewissen Zeit weniger und scheint sieh zu a(;ciimatisiren. Seine Nachkommen scheinen völlig indifferent gegen die Umstände, die früher ihre Vorfahren so leVtliaft afticiiten. Aber ti'otz dieser Erscheinungen hat Dr. Jom-danet dieses während der Gesundheit verborgene Leiden aufgefunden, l»esonders wenn irgend Absorption flüchtiger Körper mit Hülfe der AVärine. 14;") eine andere Kraiikkeit dazukam. Indess wird diese Halbacclimatisatioii mit der Zeit zu einer vollständigen und befestigt sich immer mehr mit der Dauer dos Aufenthaltes an dem hochgelegenen Orte. Die Tliiore acclimatisiren sich rascher. — Eine Erklärung dieser Accli- iii.'itisation, die durch das Experiment sich controliron lässt, besteht in der Annahme, dass sich das Hämoglobin in Menge im Bhite der Tliiore vermelu-e, so dass bei der grossen Höhe, in der diese Thiero leben, sie in ihrem Blute dieselbe Sauerstofl'menge haben können, wie die in den niedereren Regionen. Der Sauerstoffreichthum in der Oxyhämoglobinverbindung bleibt ein geringerer, aber die Menge des Hämoglobins ersetzt das Fehlende. — Da Jolyet festgestellt hat, dass verdoi'benes Blut im Contact mit Luft geschüttelt, genau dieselbe Menge Sauerstoff absorbirt, das Hämoglobin also nicht im geringsten durch die Fäulniss gelitten hat, so verschaffte sich Bert eine Anzahl Blutproben von Thieren, die noch einige hundert Meter über la Paz lebten, das selbst 3700 Meter koch gelegen ist und in welcher Stadt alle Reisenden von der Gebirgs- k rankheit ergriffen werden. Diese Proben Blut wurden bei einer Tem])eratiu: von 15" mit Luft geschüttelt und folgen hier die Sauer- ste Ifmengen auf 0*^ und einem Druck von 0,76 Meter reducirt, welche 100 C.C. Blut von einer jeden dieser Proben zu absorbiren vermochten : Yicunna (Auchenia vicunna) 19,3 C. C. 19,0 - Lama (Männchen) .... 21,6 - Pake (Alpaca) 17,0 - Hirsch 21,4 - WoUhaase (Lepus viscaccia) 16,2 - Hammel 17,0 - Schwein 21,6 - Die Blutanalysen, welche man in Frankreich und dem Auslande machte, zeigten, dass die grösste Menge des durch das Blut der pflanzenfressenden Säugethiere unserer Länder absorbirten Sauerstoffs zwischen 10 bis 12 C.C. auf 100 C.C. Blut liegt. Es ist liierdurch erwiesen, dass das Blut von höheren Orten herstammender oder acclimatisirter Thiere, ein bedeutend grösseres Absorptionsvermögen für Sauerstoff besitzt, als das Blut der auf dem Meeresniveau lebenden Thiere. Erstere besitzen dadm-ch für die gewöhnlichen Leistungen des Lebens und selbst für- die Muskel- anstrengungen die ihnen auferlegt werden können, einen viel reicheren Yon-ath als die Thiere, die neuerdings in die hohe Region gelangt sind. Es ist deshalb nicht zu verwundern, wenn sie den Zufällen entgehen, welche letztere treffen. (Journal de Pharmacie et de Cliimie. Serie 5. Tome 6. pag. 148. Ac. d. Sc. 94, 805, 1882. J C. Kr. Die Absorption flüclitigor Körper mit Hülfe der Wiirme erklärt Th. Schlösing für ein bis jetzt noch nicht genügend gelöstes Arch. (1. Pharm. XXI. Bds. 2. Hft. 10 146 Vorkornnion von PtoiiiaTneii bei iiicderoii Tliiei'artcn. Problem ; die von der Industrie versuchten Lösungen sind kostspielig oder unvollständig. Yerf. stellte in dieser Richtung folgende Ver- suche an: 1) Ein mit Staub von flüssiger Schwefelsäure beladener Luftstrom streicht durch ein auf einem Ofen liegendes Rohr, das mit Stücken von Chlornatrium gefüllt ist. So lange nun das Rohr kalt bleibt, liefert es ein Dampfgemenge von Schwefelsäure und Salzsäure. Wird es jedoch bis zu 350^ erhitzt, so erhält man nur noch Dampf dei' letzteren Säure, ohne Spuren der ersteren. Durch die Hitze hat die Schwefelsäure Gasform angenommen und sich auf das Chlornati-ium niedergeschlagen. 2) Man leitet Salzsäuregas in einen kalten Luftstrom, der durch eine vertikale Säule von Bimsstein streicht, der durch einen continuir- lichen Wasserstrahl benetzt wird. Salzsäuredämpfe treten aus dem Apparate. Umgiebt man die Säule mit einem Cylinder, durch den man Wasserdampf von 100^ circuliren lässt, und leitet zu gleicher Zeit einen Dampfstrahl in den Luftstrom, so ist die Absorption der Säure eine solch vollständige, dass die austretende Luft 3 Stunden lang durch eine Silbernitratlösung streichen kann, ohne dieselbe zu trüben. 3) Staub von Ammonium carbonat streicht mit Luft in ein kleines Thürmchon, das mit Kokesstücken gefüllt ist, die mit verdünnter Schwefelsäure angefeuchtet werden ; ein Theil des Alkalis wird hierbei nach aussen entführt. Erhöht man die Temperatur auf etwa lUO*', so ist die Absorption vollständig und fast augenblicklich. Verf. spricht seine Verwunderung darüber aus, dass man bis jetzt noch nicht an die so einfache Anwendung von Wärme bei der Absorption der Dämpfe flüchtiger Körper dachte; er glaubt die Ur- sache davon in einer IdeenverwiiTung zu sehen: man glaubt die Absqi-ption dieser Dämpfe mit der Condensation der Dämpfe in den Destillationsapparaten gleichstellen zu müssen und suchte sie wie jene dm'ch Abkühlung zu erlangen. (Journal de Pharmacie et de Chimie. Serie 5. Tome VI. pag. 139. Ac. d. Sc. 94, 1137, 1882.J C Kr. Vorkommen toii Ptomaiiien bei niederen Thierarten. Gautier sprach die Ansicht aus, dass die Ptomaine von einer Zer- legung eiweisshaltiger K()rper herrühren. Er suchte sie in den Secretionsproducteu gewisser Thiere, den Trägern besonderer Drüsen auf imd constatirte ihre Anwesenheit im Gifte der Reptilien. Ebenso fand er in normalem mensclilichem Speichel einen besonders für Vögel sehr giftigen Stoff, der sie in tiefe Betäubung versetzt. Der- selbe besteht hauptsächlich aus einem Alkaloid von der Natur der Cadaveralkaloide . Schlagdenhauffen suchte nun, indem er sich auf die von Gautier erlangten Residtate stützte, die Ptomaine bei den Thiereu der niedersten Stufe zu entdecken; er benutzte bei diesen Vorsuchen Schwach, alkal. "Wasser als Auf lösungsmittel v. Jod - u. Bromkalium. 147 Austern und gewöhnliclie Muscheln. Diese Tliiere wurden von ihren Schalen und dem grössten Theil ihres Gewebes befreit und nur die Centralorgane Magen und Leber mit Sand zusammen verrieben, den man vorbei' mit Säure ausgewaschen imd geglüht hatte. Die Mischung wurde auf dem DampHoade getrocknet und in einem continuirüchen Verdrängungsapparate mit Aether in der Wärme beliandelt. Die zur Extractconsistenz verdunstete Aetherlösung enthielt eine beträchtliche Menge Fett, das mit Chlorophyll gemengt war, dessen Gegenwart sich leicht mit dem Spectroscop oder concentrirter Salzsäure nach- weisen liess. Das ätherische Extract wurde durch Wasser ohne Säurezusatz erschöpft; die erhaltene passend eingedampfte wässerige Lösung zeigte den bekannten Eeagentien gegenüber ganz das Ver- halten der Cadaveralkaloide. Auch wirkten subcutane Injectionen bei Fröschen betäubend, ohne jedoch den Tod herbeizuführen. Schlagdenhauö'en schliesst aus seinen Versuchen, dass die Mollusken Verbindmigen enthalten, die den Pflanzenalkaloiden analog sind. Ihr Ursprimg dürfte nach seiner Ansicht schwerlich der Zerlegung von eiweisshaltigen Stoffen der Gewebe zuzuschreiben sein, weil nichts dies endgültig beweist; vielleicht könne man ihn auf eine Umfor- mimg der Nahi'ungsmittel zurückführen. Es wäre wohl von Interesse zu untersuchen, ob die Erzeugung der Ptomame bei diesen Thieren unter gewissen physiologischen Bedingungen eine grössere ist als unter anderen oder vielmehr, ob die giftige Wii'kung dieser Producte im Sommer eine stärkere "wie im Winter ist. Verf. beabsichtigt Versuche über die Frage anzustellen, ob der Genuss von Austern und Muscheln in gewissen Jahreszeiten gefährlich ist. (Journal de Fharmacie et de Chimie. Serie 5. Tome 6. pag. 126. Journ. de Pharm, d' Alsace- Lorraine.J C. Kr. lieber die Verwendung eines scliwacli alkalischen Wassers als Auflösun^smittel bei dem Eingeben von Jod- und Bromkalium stellte Dr. G. Seguin vergleichende Versuche an: 1) mit einer Lösung dieser Salze in reinem Wasser; 2) indem er die Lösung 20 bis 30 Minuten nach der Mahlzeit nehmen liess, wenn der Magen mit Nahrungsmitteln angefüllt ist und 3) mit den in einem alkalischen Wasser gelösten Salzen. Unter den Vortheüen, welche Verf. bei der Anwendung dieses alkalischen Wassers, z. B. des natürlichen oder künstlichen Wassers von Vichy, findet, besteht der erste darin, den durch das Jod- oder Bromsalz auf die Magenschleim- haut ausgeübten Eeiz möglichst zu vermindern und der zweite darin, dass der unangenehme Geschmack dieser Salze weniger fühlbar ist. Ebenso ist Natriumsalicylat leicht auf diese Weise einzugeben; sein Geschmack ist vollständig verborgen und seine Absorption erfolgt viel vollkommener und schneller. (Journal de Fharmacie et de Chimie. Serie Ij. Tome G. pag. 125. Archives of medecine et Union me'ddcale.J C. Kr. 10* 148 rnterpliosphoi'säuro. — W irkuug d. Kaliuiiippnnaiiganat aiif Gifte etc. Uilterpliospliorsäure empüehlt J. Come auf folgende Weise darzustellen: Ein etwa 3 Liter fassender Kolben, dessen Korkstopfen von einem im rechten Winkel gebogenen Glasrohr durchbohrt ist, wii'd zur Hälfte mit einer Lösimg von Kupfei-nitrat gefüllt, die maii erliielt, indem man Ku])ferdrelispähne dmch, mit ihrem gleichen Volum Wasser verdünnte, Salpetersäure behandelte. Li die so erhal- tene Lösung bringt man 30 bis 4'* g. Phosphor, versclüiesst den Kolben und taucht ihn bis an den Hals in Wasser, das man all- mählich bis zum Sieden erhitzt. Der Phosjjhor bedeckt sich bald mit einer Schicht, die aus einem Gemenge von Kupfer und Phos- phorkupfer besteht; Avenn die Temperatur auf etwa 70" gestiegen ist, kommt der Phosphor an die flüssige Oberfläche und verbrennt, indem er den Sauerstoff des Kolbens absorbirt. Sofort wird die Zer- setzung des Kupfernitrates beschleunigt und verläuft regelmässig unter Entwicklung von viel Stickoxyd. Man fährt fort, das Wasserbad zu erhitzen und setzt von Viertelstunde zu Viertelstunde je 10 g. Phos- phor zu, bis zm" vollständigen Entfärbung der blauen Flüssigkeit. Beim Zufügen des Phosphors muss jedesmal der Kork rasch geöffnet werden, ohne den Kolben aus dem Wasserbade zu nehmen. Das so erhaltene Product enthält Phosphorsäure, ünterphosphorsäure , phos- phorige Säure und Ammoniak. Man filtiirt imd sättigt zur Hälfte mit Natrium carbonat. Es krystallisirt unreines saui'es Natriumhypo- phosphat aus, das man dm^ch ein zweimaliges T^mkiystallisiren voll- k(jmmen rein erhält, wie sich Verf. diu'ch eine damit vorgenommene Analyse überzeugte. Die Mutterlauge von diesen 2 Krystallisationen enthalten saiu-e Hypophosphate von Natrium und Ammonium; aus ihnen kann man durch Fällen mit Bleiacetat und Zerlegen des erhal- tenen Hypophosi)hates mit Schwefelwasserstoff, die Unterphosphor- säure abscheiden. — (Journal de Pharmacie et de Chimie. Serie 5. Tome 6, pag. 123J. C. Kr. Zur Erforschuiia der Wirkuii«, die Kaliumpermaiis;a- iiat auf (irLfte, Austeekuiiusstofte und zymotisehe Krank- heiten auszuüben vermas,-, wm-den von Vulpian neuerdings Versuche angestellt, da v. Quatrefages kürzlich die Ijekamite Mit- theilung Lacerdas^) über die Wirksamkeit des Permanganates als Gegengift gegen Sclilangenbiss bei der Academie vorbrachte und dabei die Hoffnung aussprach, dass das Mittel besonders in jenen Depar- tements Frankreichs, in denen dui-ch Schlangenbisse verursachte Unglücksfälle öfters vorzukommen pflegten, von grossem Vorthoil sein könne; auch glaubt er, dass es bei der Behandlung von d\irch Microbe erzeugten Krankheiten zu nützen vermöge. Dem Verf. scheint nach den diu'ch seine Versuche erlangten Resultaten, dass eine subcutane Injection von einigen Ceutignunm ') Vergl. Referat im Archiv: November 81, Seite 361. Isomorie V. Kujirdsullil. - Antiscptisclie Eif^oiisrliiiricn U. Kolilensiiurc. 110 Kiilimnperraangaiiat in Hunderstcllösung keine AVirkung auf das Gift auszuüben "vermag, da diese Menge von Kaliumpermanganat in der Masse des Blutes vertheilt so verdünnt werden würde, dass sie wirkungslos wäre, ausserdem zersetze sich das i'ermanganat zweifellos wenige Augenblicke nach seinem Eindringen in das Blut. Anderer-, soits würde, wenn man eine wirksame Dosis geben wollte, der Tod die sichere Folge davon sein. Die durch subcutane Injectionen mit Kaliumpermanganatlösung erlangten Heilungen von Schlangenbissen wären schwer zu erklären, wenn man nicht wüsste, dass diese Bisse in Brasilien nicht immer tödtlich sind. Der Einfluss des Kaliumpermanganates konnte sich nur bei ganz frischen Schlangen- bissen nützlich erweisen. Wenn der Biss eine oder mehrere Stunden vor der Behandlung mit Kaliumpermanganat erfolgte, so muss man annehmen, dass die Einspritzungen dieses Salzes keine Einwirkung auf die Entwicklung der Ki'aft des Giftes ausüben konnten. Man dürfte immer Unrecht thun, wollte man auf die Wirksamkeit dieses Mittels in Fällen zälüen, in denen es sich um Bisse von besonders giftigen Schlangen handelte. Yersuche mit Thieren führten dazu, von der Behandlung zymotischer Krankheiten mit Kaliumpermanganat abzurathen. (Journal de Pharmacie et de Chimie. Serie 5. Tome 6. 'pag. 100. J C. Kr. Isomerie von Kuprosulfit. — Etard hat zwei Salze von der Zusammensetzung Cu^SO"^ -1- H^O erhalten. Das eine bildet sich als schwerer Niederschlag von weissen perlglänzenden hexagonalen Blättchen, welche bei 15*^ das spec. Gew. 3,83 haben, wenn man schweflige Säure in die siedende essigsaure Lösung von essigsaurem Kui^feroxyd leitet. Bei der Einwirkung gelöster schwefliger Säure auf schweflig- saures Kupferoxydulnatron bildet sich das zweite Salz, das Isosulfit, in Form ziegelrother Prismen von 4,46 spec. Gew. (Beihl. Ann, Phys. Chem. 6, 772.) . C. J. Aiitiseptiselie Eigenschaften der Kohlensäure. — Pro- fessor Kolbe theilt mit, dass zahllose, vielfach abgeänderte Versuche, das Fleisch mit Salicylsäure zu conserviren, keine befiiedigenden Resultate ergeben haben. Das mit Salicylsäure imprägnirte Fleisch bleibt zwar vor Fäulniss geschützt, nimmt aber schon nach melu-eren Tagen einen unangenelimen Geschmack an und verbreitet beim Bra- ten oder Kochen einen ebenso unangenehmen Geruch. Dagegen fand Kolbe, dass die Kohlensäure ein vorzüg- liches Mittel ist, Ochsenfleisch vor Fäulniss zu bewah- ren und ihm mehrere Wochen lang den Wohlgeschmack zu erhalten. Das Ochsenfleisch wurde hierbei in einer Kolilensäureatmosphäre aufgehängt bewahrt. Bemerkenswerth ist, dass Hammelfleisch sich 150 Triincthylcii. — riatinliaseii d. carbaiiün- ii. kolilciisaureii Ainmoiis et(;. anders verhält, schon nach achttägiger Autbewahrung in CO^ fau- lig riecht; auch Kalbfleisch wird von CO^ bei weitem nicht so lange vor dem Verderben geschützt, wie Ochsenfleisch. fJourn. pract. Chem. 26, 249. J C. J. Trimethylen. — Durch die Einwirkung von Natrium auf Trimethylenbromür war ein isomeres Propylen zu erwarten. Die Eeaction verläuft nach A. Freund sehr leicht und das so erhaltene Gas ist mit leuchtender Flamme brennbar und besitzt einen, dem gewöhnlichen Propylen und But^den ähnlichen Geruch. Durch Bromirung desselben wurde ein Bromür erhalten, welches sich hin- sichtlich der Zusammensetzung und sonstigen Eigenschaften mit Trimethylenbromür identisch erwies, welches Verhalten den Beweis für die Nichtidentität der aus Trimethylenbromür mittelst Natrium gewonnenen Propylens mit dem gewöhnlichen Projjjden liefert. Es existü'en also zwei Kohlenwasserstoffe von der empirischen Formel C^H^. (Journ. pract. Chem. 26, 366. J C. J. lieber bei der Electrolyse des carbamiiisaureii und kohlensauren Ammons mit Wechselströmen ujid Platin- electroden entstehenden Platinbasen berichtet B. Gerde s. Eine selbstthätige electrische Wippe bewirkte innerlialb eines geschlossenen Stromkreises, in welchen das Zersetzungsgefäss eingeschaltet war, einen stetigen "Wechsel der Stromrichtung. Nach 10 — 12 stündiger Dauer wurde der Versuch geAvöhnlich unterbrochen ; der fein suspen- dirte Niederschlag setzt sich allmählich zu Boden. Die Flüssigkeit erscheint dann wieder klar und farblos, die Platinelectroden haben merklich an Gewicht verloren imd zeigen eine moireeartige Ober- fläche. Die Lösungen und Niederschläge mehrerer Versuche wurden vereinigt, filtrirt imd die auf dem Füter bleibenden Niederscliläge mit kaltem Wasser ausgewaschen. Das Filti-at enthält neben kohlen- saiu-em, salpetiig- und salpetersaurem Ammon, Harnstoff und einem fettähnlichen Körper noch ein Platinsalz und giebt mit Salzsäure und Salpetersäure gi-üne resp. blaue, Platin enthaltende Niederschläge. Beim Verdampfen scheidet sich zuerst das Platinsalz in Nadeln aus, konnte aber nicht in zur Analyse hinreichender Menge erhalten werden. Der oben erwähnte Niederschlag tritt in verhältnissmässig reich- licher Menge auf und enthält die Ilauptmenge des den Electroden verloren gegangenen Platins. Der Niederschlag löste sich in ver- dünnter Natronlauge und wurde durch Einleiten von Kohlensäure aus dieser Lösung das Platinsalz gefällt als rein weisses Pulver. Das Platinsalz hatte die Zusammensetzung: Elementarzusanimcnsctzung dur Ivcisstiiikc. — Bücheiscliau. 151 Das Chlorid desselben erhält man durch Fällung- des in ver- dünnter Natronlauge gelösten kohlensauren Salzes mit Salzsäure. Es tritt in 2 Formen auf, in Nadeln und in kleinen Rhomboedern; erstere gehen allmählich in letztere über. Es hat die Formel Pt(NH^)''Cl'* und giebt mit Platinchlorid ein in kleinen gelben Octaödern kiystallisirendes Doppelsalz von der Zusammensetzung: CL\H3 ( f NH^NH^Cl , , C1NH3 j ^t I ^^ßsj^gsci ' ^^^^ -r -^ '-'• Das Nitrat, welches aus dem Carbonat dnrch Behandlung mit HNO^ entstellt, büdet kleine farblose Nadeln der Formel Pt(NH3)6(NO*)*. fJourn. pract. Ch^m. 20, 267. J C. J. Elemcntarzusammensetzuiig der Reisstärke. — F. Sa- lomon erldelt als Mittel von elf Verzuckerimgen von Reisstäi-ke 106,95 %. Die analytisch nachweisbare Zuckermenge bleibt also erheblich hinter der theoretisch berechneten (nach C'H^'^O^) und bei Kartoffelstärte erzielten Quantität von 111,11%. Es bereclmet sich für Reisstärke aus diesen Versuchen die Formel C^^H^^O^^ oder ein Multiplum davon. Diese Formel ergiebt nach der Gleichung: ClS-i^S2Q16 ^ 4H20 = 3C6H120«' die Verzuckerug zu 107,15 ^|^f , ist also fast absolut in den Ver- suchen ermittelt. fJourn. pract. Chem. 26, 324.) C. J. C. Biicherschau. The Pharmacopoeia of the United States of America. 1882. Es ist ein stattlicher splendid ausgestatteter Grossoctavband von beiläufig 500 Seiten , welcher sich als das Product der sechsten decennialen Ee\dsion der amerikanischen Pharmakopoe uns vorstellt. Ganz anders wie bei ims kommt dieses Werk in den Vereinigten Staaten zu Staude. Keine Eegieiimg bekümmert sich um sein Erscheinen, noch um seine Geltung. Alle zehn Jahre tritt in Washington eine nationale Phamiakopoeconven- tion spontan zusammen, bestehend aus Delegii^ten aller mecüeinischen und pharmaceutischen Vereine und Untenichtsanstalten. In ihi' werden die Prin- cipien diskutirt, nach welchen die Eevision ausgeführt werden soU, imd diese Ausführung selbst einer ad hoc gewählten Commission überti-agen. So auch im Jalu- 1880, imd das Resultat der damals besclüossenen und seither voll- endeten Re-vision ist es, welches heute vorliegt. Einschneidender als je waren die diesmaügen Aenderungen und gränd- licher durchgeai'beitet als früher das zm- Verfügung stehende Material. Dass die Unions - Pharmakopoe in enghscher Sprache geschrieben, bedarf kaum besonderer Erwähnung, die Latinität hat sich auf die Mitbenicksichtigung des lateinischen Namens bei den Kapitelüberschriften beschränkt. 152 Bücliersoliau. Die früher bestandene Ti'eiinung in die zwei Haupttheile „ Materia Mc- dica" und „ Preparations " ist verschwunden, um einer einheitlichen alpha- betischen Anordnung des Gesanimtstoffes Platz zu machen, welcher letztere im ; chi'offen Gegensatze zur deutschen Pharmakopoe ein sehr umfangreicher geblieben ist. da den ausgeschiedenen Mitteln etwa gleich viele neu auf- genommene gegenüber stehen. Jeder Abschnitt ist vollkommen selbstständig und von jeder ßückverweisung auf frühere Umgang genommen. Ausser den englischen und lateinischen Kamen haben in den Ueberschriften nur noch sehr wenige SjTionyme Aufnahme gefunden. Am Schlüsse eines Abschnitts sind jeweils alle diejenigen Präj)arate genannt, zu welchen der besprochene Gegenstand Verwendimg findet. Die Eohdroguen sind mit einer kurzen aber klaren Beschreibung ihrer für das unbewaffnete Auge, sowie mittelst einer zehnmal vergrösseraden Lupe sicht- l>aren Merkmale versehen; da wo diese zur Unterscheidung nicht ausreichen, ^\ird auf physikalische und chemische Eigenschaften weiter gegriffen. Bei den botanischen Namen der Stammpflanzen ist stets der Autor beigefügt. Pur sämmtliche aufgenommene Chemikalien von fester Zusammensetzung ist neben dem Atom- oder Molekulargewicht diese in rationeller Formel nach alter- und neuer Schreibweise angegeben und dabei die der neuen Nomen- klatur entsprechende dm-ch den Druck hervorgehoben. Für diejenigen che- mischen Präparate, welche je nach der Bereitungsweise verschieden ausfallen, ist eine bestimmte Darstellungsmethode beschrieben, für alle übrigen eine zui- Constatii-ung der Identität und Reinheit ausreichende Charakteristik bei- gefügt. Besondere Angaben, in welcher Weise die Gehaltsbestimmung der Chinaiinden und des Opiunis vorgenommen werden soll, fehlen nicht. Einen gewaltigen Schiitt nach vorwärts bedeutet die Ersetzung der seit- her üblichen bestimmten Gewichts- und Maassangaben dui-ch Verhältniss- zahlen und in noch höherem Grad die Abschaffimg des Fluidmaasses im Allgemeinen. Für die Vorschriften zu den Fluidextracten wurde zwar das seitherige Fluidmaass gleichfalls aufgegeben, dafür aber eine andere Volum- einheit, nämlich das Cubikcentimeter, eingeführt und als die dazu passende Gewichtseinheit das Gramm adoptirt, welches auch bei einer Reibe anderer Vorschriften neben dem seither üblichen Gewichte figurirt. Es unterliegt gar keinem Zweifel, dass damit für die spätere allgemeine Einführung des metrischen Systemes vorgearbeitet und ein günstiger Boden geschaffen wird. Zimächst aber düi-ften sich die A^erhältnisse in dieser Richtung nicht allzu rosig gestalten. Man darf nämlich nicht vergessen, dass die Pharmakopoe der Vereinig- ten Staaten durchaus nicht die Bedeutung, Geltung und bindende Kraft eines Gesetzbuches besitzt, sondern die Bei-ücksichtigung ihres Inhalts durch Arzt und Apotheker lediglich facultativ ist. In Wii-klichkeit wird jetzt auf Jahre hinaus in den Apotheken der Union gearbeitet werden nach Ti'oygewicht, nach Avoirdupoisgewicht . nach Grammgewicht , nach Fluiduuzen und nach Cubikcentimetem. Ein chaotischer Zustand wird die Folge sein, aber er muss durchgekämpft und überwunden werden, denn aus ihm wird, wie Phö- nix aus der Asche, das metrische Maass- und Gewichtssystem siegi'eich henorgehen. Auch in Deutschland ist dasselbe zuerst von der exacten Wis- senschaft , dann von den Apotheken eingeführt worden , um bald darauf all- gemeine und ausschliessliche Geltung auch im bürgerliclien Verkehr zu erlangen. Drüben scheint sicli ganz derselbe Process und zwar in seinen ersten Stadien ohne jede Staatsintervention zu vollziehen. Umrechnungs- tabellen im Umfang unserer grossen Zinsberechnungstabellen werden in Masse gekauft und vielfach benutzt werden. Die Pharmakopoe selbst hat deren acht in einem Anhange aufgenommen, von denen je zwei die Längen- maasse und Hohlmaasse, die vier übrigen die Gewichtssysteme imd ihre gegenseitigen Beziehungen betreffen. Ueberhaupt ist die Unions - Pharmakopoe .abgesehen von der principiell weggebliebenen Maximaldosentabelle ungemein Büchei-schau. 153 reich an beigegebenen Tabellen, welche man anderwärts in allen möglichen Lehrbüchern, Commentaren und Fachkalendern sich zusammensuchen muss. Da ist eine AtomgeA\-ichtstafel. eine vergleichende Thermometertabelle , eine Tabelle zum Ablesen des Procentgehaltes von Alkohol nach dem specifischen Gewicht, ferner eben solche für Essigsäure, Bromwasseretoffsäure, Salzsäure, Salpetersäuie. Schwefelsäure, Phosphoi-säure. Kalilauge. Natronlauge, Salmiak- geist, eine Löslichkeitstabelle, Saturationstabelle, eine solche, welche für alle officineUen Alkali -Salze die zu ihrer Bildung erforderlichen Mengen Basis und Säure angiebt, ferner eine alphabetische Zusammenstellung der neu auf- genommenen, eine eben solchen der ausgeschiedenen Mittel, zwei Zusammenstel- lungen der eingetretenen Aenderungen in der englischen und lateinischen Nomenklatur, eine solche derjenigen Präparate, deren Stärke eine andere geworden ist. Dessen ungeaclitet floriren auch dort Phai"makopoekommen- tare; zwei solche sind für die neue Pharmakopoe schon erschienen, der eine nur für den Arzt, der andere auch, und zwar in erster Linie füi' den Apo- theker berechnet. ~^'ie in der deutschen, so ist auch von der amerikanischen Pharmakopoe die Maassanalyse recipixt worden und in ihrem Reagentienver- zeichniss finden sich sechs volumetiische Lösungen, nämlich Kaliumbichro- mat, Nati-iumthiosulfat , Jod. Silbernitrat, Oxalsäui'e und Aetznati'on ; eine km-ze Gebrauchsanweisimg und die Bezeichnung derjenigen Präparate, zu deren Bestimmung sie gebraucht werden, ist jeweils beigefügt. Hierin wie überall spricht sich deutlich die Bestimmung der Phai'uiakopoe aus, nicht nur Uebereinstimmung und Normen zu schaffen, sondern gleichzeitig zur Belehrung zu dienen und das fachliche Bildungsniveau des ameiikanischen Apothekers zu heben. Auf Einzelheiten des auch typogi'aphisch biillant aus- gestatteten Werkes einzugehen, dürfte hier nicht der Ort sein. Jeder College Avird dasselbe nur mit dem Gefühl der grössten Hochachtung vor dem Wol- len und Können der Männer aus der Hand legen, welche dasselbe schufen. Heidelberg, im Januar 188.3. Vulpius. Witt stein Prof. Dr. Gr. C, Handwörterbuch der Pliarnia- kognosie des Pflanzenreichs. Erste bis fünfte Lieferimg. Breslau. Yerlag von Eduard Trewendt 1882—1883. (Zweiter Theil der ü. Abtlieüimg des unter dem Titel „Encrklopädie der Naturwissenschaften" im gleichen Verlage erscheinen- den grossen Werkes von G. Jäger, A. Kenngott. Laden- burg, von Oppolzer, Schenk, Schlömilch. Wittstein und von Zech.) Obwohl Wittstein's Handwörterbuch der Pharmakognosie nach dem Ei'- scheinen der ersten Liefening schon im Augustheft 1882 dieses Ai'chivs von Geheeb günstig besprochen worden ist, erscheint eine Wiederholung der Kii- tik um so gerechtfertigter, als das Werk sehr- rasch fortschi-eitet und sich auch minder wohlwollende Stimmen vernehmen lassen. Ehe man tadelt, soUte man aber doch erst das Erscheinen des ganzen Werkes abwarten, was um so leichter geschehen könnte, als der immer noch thatkräftige Nestor der deutschen Pharmaceuten — seinem bekannten Principe rascher Ai'beit treu — in Jahresfrist 5 Liefeningen erscheinen liess , die beiden letzen Lieferun- gen aber vollendet sind und unter der Presse sich befinden. Wer je ein Werk Wittstein's benutzt hat. weiss auch, wie praktisch und — ich möchte sagen — pedantisch genau der Inhalt seiner Werke in den Zusammenstel- lungen und Eegistem sich spiegelt. Der Verfasser verspricht im Umschlage der 1. Abtheilung ein Sfaches Register: eines nach den deutschen Drogennamen, ein zweites nach den offi- 154 Büclicrscliau. ciiiellen lateinischen Drogeuuamcn (Hichcrlicli auch der Synonyma) ein drit- tes endlich nach den systematischen lateinischen Namen der Mutterptlanzen. Wenn Ref. sich den Leserkreis und die Besitzer der „ Encyklopädie der Na- turwissenschaften" vergegenwärtigt, so denkt derselbe an einen ausgedehnten unter den (Gebildeten aller Stände, und darum ist die Anordnung nach den deutschen Namen gerechtfertigt. Da aber, die Pharmakognosie doch vor- zugsweise den Apotheker, Arzt, Medicinalbeamten imd Droguisten vom Fach interessirt, hätte auch dem Referenten die Anordnung des AVerks nach den lateinischen Benennungen wünschenswerther geschienen. Die lateinischen officinellcn Namen haben gleichsam ein internationales Bürgerrecht. Je- denfalls ist dies bei den systematischen Namen der Fall. Nur darf l)ei ihnen nicht wie es die Pharmacopoea Germanica (editio altera) als eine Neuerung von mehr als zweifelhaftem Werthe thut, der Autorname weggelassen werden. AVohin diese Neuerung führt, wissen wir ja Alle aus dem totalen Unwerthe der genauest dui'chgefülu'ten quantitativen Analy- sen der Asche des Holzes, der Blätter, der Samen z. B. von Pinus Abies und Pinus picea, wenn der Autorname Linne oder Duroy nicht beigesetzt ist. Der beste deutsche Patriot muss die latemischen systematischen Namen über die deutschen setzen, welche ja oft in den verschiedenen Ländern, Provinzen und Gauen durchaus verschiedenen Pflanzen beigelegt worden sind. Mit den lateinischen systematischen Arten -Namen (unter Autornennung) hat gar keine lebende Sprache das Material sich zu messen. "Wenn auch hierüber jeder Zweifel ausgeschlossen sein dürfte, gestehe ich gern ein, dass der Herr Verfasser in allem Uebrigen, was an seinem "Werke getadelt werden wollte, sich mit ruhigem Gewissen sagen kann: „Allen kann es Niemand recht machen, und wenn ich noch einmal anfangen müsstc, würde ich mit Ausnahme der Voranstellung der deutschen Namen Alles wie- der ebenso machen." Ich wende mich nun zu den einzelnen Vorwürfen, die dem Werke ge- macht worden sind, um sie zu entkräften. Die Artikel Dammar, Dattel, Erbse, Erdbeere, Erdnuss, Feuerschwamni, Gerste etc. sollen zu kurz abgehandelt sein. Diese Artikel gehören aber mehr- der allgemeinen Waarenkunde, als der Pharmakognosie an; sie duiften daher in diesem AVerke nur kurz erwähnt werden. Die geschichtlichen und etymologischen Notizen sollen zu ausführlich imd doch bei einzelnen Artikeln die ersteren wieder zu knapp sein. Meines Erachtens hätte es besondere Anerkenmmg von Seite des Recensenten ver- dient, dass unter allen bisher publicirten AVerkcn in diesem zum ersten Male das Gebiet der Etymologie betreten ist, nicht bloss hie und da, sondern bei jedem Artikel, imd zwar in einer AVeise , wie man es von einem so ge-\viegten Sprachkimdigen erwarten konnte. Dass manche Erklämng gewagt sein muss, liegt in der Natm- der Sache. Man bringe eine richtigere Erklä- rung, und der Herr A^erfasser, dafür bürgt sein Forschersiun und sein Stre- ben nach AVahi-heit, wird dankbar dafür sein. Die Schilderung der Drogen ist, wie es für ein encyklopädisches Hand- wörterbuch passt, nicht mit langathmigen, auch nur in Begleitung von kost- spieligen Abbildungen verständlichen , mikroskopischen Beschreibungen der anatomischen Sti-uktur überbürdet, sondeni nur- da berücksichtigt, wo die Diagnose einer solchen Stütze bedurfte. AVas die obsolet gewordenen Artikel betrifft, so hat der Autor oft und entschieden hervorgehoben, dass eine bessere Beachtung vieler noth thuo. Fängt doch, um nur Eines zu erwähnen, die früher gebräuchliche, seither ganz vernachlässigte ConvaUaiia majalis L. (Maiblume) erst in jüngster Zeit wieder an, von der Aufmerksamkeit der Aerzte gewürdigt zu werden. Ein nicht hoch genug zu schätzender A^orzug des AVerkes ist, dass das- selbe (mit Ausnahme des Artikels „Chinarinden", welchen man der bewähr- ten Feder des Herrn Prof. Dr. A, Garcke in Berlin verdankt,) aus Einem Bücherschau. 1 55 Ousso liorvorgogangcn ist, indem alle übrigen Artikel von ilerrn J'rof. Dr. Wittstein bearbeitet sind, wodiircli an gleichmässiger liehandlnngsweise kaum etwas zu wünschen übrig bleibt. So kurz Cortex C'hinae in der editio altera der Pharmaeopoea Germanica weggekommen ist, so wenig wii'd man behaup- ten wollen, dass die 24 enggedruckto Grossoktavseiten einnehmende Garcke'- sche Abhandlung über die Chinarinden in diesem "Werke nicht gcrechtfei-tigi wäre. Behaupten diese Rinden doch auch als Medikamente den ersten Platz in der Heilkimde. Wenn wir den zweitniichsten l^ang dem Opium einzu- räumen nicht zögern , so steht dajuit im vollen Einklang der Umfang des Artikels Opium -Mohn, welcher 16 Reiten umfasst und in dieser Ausdehnung, wie es auch ganz selbstverständlich ist, von anderen Artikeln bei weitem nicht erreicht wird. Er zerfällt in 3 Abschnitte: Erucht, Same und Milch- saft (0])ium), auf welches letztere gi'osse Sorgfalt verwendet ist, so dass man die Abhandlung darüber als eine meisterhafte bezeichnen muss. Andere grössere, ebenso umsichtig bearbeitete Artikel sind z. B. Brechwurzel, Eisen- hut, Fingerhut, bei dem Schmiedeberg's chemische und toxikologische For- schungen Anführung verdient hätten, Galläpfel, Gummi, Gutta Percha, Kaffee- baum, Kakao, Kautschuk, Kopaivabalsam , Kopal, Lackharz, Mannaesche, Mutterkorn, Myrobalanen, Nelkenbaum, Orange, Perubalsam, Ratanhia, Rha- barber, Sago etc. Jeder Artikel bildet ein geschlossenes Ganzes, so dass Alles, was von einer Pflanze zu berücksichtigen ist, sich in einem einzigen Artikel findet. Wurzel, Kraut und Frucht des Fenchels z. B. liegen nicht in drei Artikeln auseinander, sondern finden sich in einem Artikel unter Fenchel. Jeder Artikel enthält A, in der Ueberschrift: 1) den deutschen Hauptnamen und dessen Synonyme, 2) den officinellen Namen nebst Synonymen, B) den systematischen Namen nebst Synonymen, 4) die Stellung im natüi'lichen und Sexualsystem. Als natürliches System ist das Karsten'sche zur Richtschnur genom- men. — B im Texte: 1) die Lebensdauer der Pflanze, ob ein-, zwei-, mehr- jährig, Strauch- oder baumartig; 2) die botanische Besclireibung, wenigstens soweit, um sich davon ein äusseres klares Bild zu machen; 3) Vorkommen und Vaterland; 4) Beschreibmig der gebräuchlichen Theile; 5) die wesent- lichen Bestandtheile, wobei auch jedesmal hervorgehoben, welches der Haupt- bestandtheil ; ferner ob die Droge vollständig oder unvollständig oder noch gar nicht chemisch untersucht, während das specielle Chemische der Bestand- theile in das Gebiet der Chemie verwiesen ist ; 6) Verwechselungen und Verfälschimgen ; 7) Anwendung; 8) Geschichtliches und Etymologisches. Der Leser hat bald die Ueberzeugung gewonnen, dass der Autor der gesammten Literatur bis in die neueste Zeit gefolgt ist. Nachdem die eigenthümlicheu und grossen Vorzüge des Werkes betont worden sind, erübrigt noch, der soliden äusseren Ausstattung und des kor- rekten Druckes lobend zu gedenken. Nördlingeu, 31. Januar 1 883. Frickhinger. Das Weltall und seine Entwickelung. Darlegung der neuesten Ergebnisse der kosmologischen Forschung von E. F. Theodor Mol den haue r. Des zweiten Bandes zehnte Lieferung (Schluss). Köln 1882. Verlag von E. H. Mayer. Mit der vorliegenden Lieferung (des ganzen Werkeß 18. Lieferung, ä 80 Pf.) hat das früher schon besprochene Werk seinen Abschluss gefunden; der Li- halt derselben behandelt: „Perspektiven:" Die Zukunft der Erde im Lichte ihrer Constitution und ihrer Beziehungen zur Sonne. Annäherung an die löü 1>üi;liofscliau. Soniin uinl Vorlangsamuiis' df'i' Kotation. Erhält die Erde noch einen zwei- ten MondV Die Wiedervereinij^ung der Planeten mit der iSonne. Der Kreis- lauf des Kosmos. Dresden. G. Hofmann. Hand verkauf- Taxe für AiJO theker. Festgestellt vom Verein der Apotheker zu Berlin. Berlin 1883. R. Gärtner's Yerlags- buchhandlung. Preis i^ Mark. Thatsächlich ist die Berliner Handvorkauftax(; nur das Schema zu einer solchen , es ist dasselbe aber sehr zweckmässig zusammengestellt, wovon doi- beste Beweis ist, dass es bereits in sechster Auflage erscheint. Auf Wunsch werden durch Vermittlung der Verlagshandlung die vom Verein der Apothe- ker Berlins festgestellten fiü- Berlin gültigen Preise der aufgenonunenen Arzneimittel, Drogen, Mineralwässer, Gefässe u. s. w. eingetragen und kostet ein solcher Gestalt vervollständigtes Exemplar der Taxe 3 Mark .50 Pf. — Eür die Taxe wurde bereits die Nomeiiclatur der Pharmac. Gernian. ed. II. acceptirt. Dresden. G. Hof mann. Encyklopädie der Naturwissenschaften, lierausgegeben voji Prof. Dr. G. Jäger etc. Zweite Abtheilung, S.Lieferung enthält: Handwörterbuch der Chemie. Erste Lieferung. Breslau, Eduard Trewendt, 1882. 128 S. in gr. 8. Inhalt: Titel. Vorwort. Artikel „Absorption" — „Affinität." (S. 1 — 128.) Vorliegendes von Prof. Dr. Ladenburg unter Mitwirkiuig zahlreicher Chemiker herausgegebenes Handwörterbuch der Chemie soll, nach des Verf. Plan, kein Lexikon im gewöhnlichen Sinne des Worts, sondern ein brauchbares Nachschlagebuch für den Chemiker werden , welches aus einer verhältnissmässig kleineren Zahl grösserer Artikel bestehen soll, die alpha- betisch geordnet und durch Holzschnitte erläutert sind. Es wird beabsich- tigt, eine möglichst kurze aber annähernd vollständige Mittheiluug des That- sächlichen aus dem Gebiete der reinen Chemie zu geben. Ausserdem sind die theoretische und physikalische Chemie eingehend behandelt, während von der physiologischen und technischen Chemie nur die wichtigsten Kapitel zugelassen werden können. Die Ai-tikcl der anorganischen Chemie tragen die Namen der Ele- mente, welche sie nebst ihren Verbindungen behandeln. Was die letzteren betrifft, so sind diejenip;en Körper, welche gleichzeitig Metalloide und Me- taUo enthalten, bei (len Jictallen besprochen, diejenigen Substanzen, welche aus mehreren Metallen resp. mehreren Metalloiden bestehen, bei demjenigen Metall resp. Metalloid untergebracht, welches im Alphabot und in diesem Werke s]-)äter behandelt wird. Ausnahmen machen hiervon nur Sauerstoff - und Wasserstoffverbindiuigen, welche bei dem sonst noch vorkommenden Element besprochen worden, während die nur aus Sauerstoff und Wasser- stoff bestehenden Vorbindungen bei dem letzteren behandelt sind. Die KohlenstottVerbindungeii bilden den Inhalt dei- Artikel der organi- schen Chemie, doch sind Kohlensäui'e , Thiokohlensäiu-e , Amidokohlensäui'e bei Kohlenstoff besprochen. Die Artikel über organische Vcrbindimgen zerfallen hauptsächlich in 3 Kategorien: Bücherschau, 157 1) in solche, welche die wichtigsten Kohlenwasserstoffe und deren Ali- könimlingo behandeln, wie Metliylverbindungen, Aethyl Verbindungen etc., Aothyii'n und Derivate etc., Benzol, Xaphtalin. Anthracen, Diphenylver- bindungt-n etc. 2) in solche, welche einzelne besonders wiclitige Verbindungen und deren Derivate entlialten, wie Ameisensäure, Anilin, Essigsäure, Glycerin, Harn- säure etc. 3) in solche, welche die allgemeinen Eigenschaften ganzer Körpcrgrujjpen sowie diejenigen Glieder derselben behandeln , welche nicht untoi- 1 und 2 besprochen werden, z. B. Aldeliyde, Alkoliole, Alkaloide, Alkoliolsäuren, Azoverbindungon, Chinono etc. Bezüglich der Vertheilung der Köi'per in diese Ai-tikcl hat Verf. folgende Regeln als im Allgemeinen maassgebend aufgestellt: 1) Verbindungen, welche aus organischen uud anorganischen Gruppen bestehend angesehen werden können, werden bei den beti-effeuden organischen Körpern behandelt. Z. B. die Salze organischer Säm-en bei diesen, die metaU- organischen Radikale bei den Kolüenwasserstoffen u. s. w. 2) Verbindimgen , welche gleichzeitig Eett- und aromatische Gruppen enthalten, werden bei den letzteren besprochen, so Hippursäure bei Benzoe- säure, Zimmtsäm-eäthylester bei Zimmtsäure, Essigsäui'e - Phenylester bei Phe- nol, Pheuylharnstoff bei Anilin u. s. w. 3) Verbindungen, welche aus mehreren Radikalen der Fett-, resp. der aromatischen Gruppe bestehen, sind bei derjenigen Verbindung beselmebeu, welche zu einer höheren Ordnung gerechnet wird. Es sind dazu folgende Ordnungen eingefühi-t : 1) Alkohole, 2) Säuren, 3) Kolüeuwasserstoffe , 4) Amine, 5) Aldehyde. 6) Ketone, 7) Azoverbiudmigen, 8) Diazoverbindungen, 9j Alkaloide, 10) Koh- lenhydrate. 4) Verbindimgen , w^elche aus mehi-eren Körpern derselben Ordnung ent- stehen, sind bei der Verbindung behandelt, welche eine höhere Atomicität besitzt, und wenn diese gleich ist, bei der, welche im Alphabet später steht. Die analj-tische Chemie ist soweit als thunlich in dem Ai-tikel Analyse besprochen. Einzelnes findet sich auch bei betreffenden Elementen. Die theoretische, physikalische, physiologische und technische Chemie soUen in möglichst wenigen, grösseren Artikeln besprochen werden. In vorliegender erster Lieferung sind nun folgende Artikel mehr oder weniger ausfiihrlich behandelt worden : Absorption, von Prof. Dr. E. Wie- demann; Acetessigester , von Dr. Rügheimer; Acetylene, von Prof. Dr. V. von Richter; Aepfelsäure, von Dr. Rügheimer; Aero- bien und Anaerobien, von Prof. Dr. E. Drechsel; Aether und Ester, von Prof. Dr. V. von Richter; Aethylbenzol von Prof. Dr. 0. Jacob- sen; Aethylen und Derivate, von Dr. Emmerling; Ae thylverbiu- dungen, von Dr. Emmerling; Affinität (wird in der nächsten Liefe- rung zu Ende geführt.) Die grosse Zahl namhafter Mitarbeiter büi'gt dafüi', dass auch diese Abtheilung der Encyklopädie ihren Herausgebern zur Ehi'e gereichen wird. Die zweite Abtheilung, 4. Lieferung, enthält: Handwörterbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreichs. Zweite Lie- ferung. Breslau, Eduard Trewendt, 1882. 144 S. in gi\ 8. Vorliegende Lieferimg reicht von „Cliinawiu'zel " bis „Gundelrebe." Auch dieses Heft zeichnet sich durch gi'osse Griindliclikeit und Vielseitigkeit sei- nes luhaltes aus. dem Pharmacognosten , Botaniker, Chemiker, Mediciner, 158 Bücliei'Rcliiiu. Etj'inologen und Historiker eine Fülle des Interessanten bietend. Für den Pharm aceviten dürften wohl die Artikel Zimmt, Eisenhut, Enzian, Paulbaum, Fingerhut, Galläpfel, Granatbaiim, Guajakbaum, Gummi, durch ihre erschöpfende Behandlung von besonderem Werthe sein. Die 5. Lieferung, enthält: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie. Zweite Lieferung. Breslau, Eduard Trewendt 1882. 144 S. in gr. 8. Inhalt: Chemische Processe in der Geologie (Schluss). Cohäsion oder Cohäsions-Eigenschaften der Minerale. Die Continente. Crustaceen. Die Deltabildungen. De- vonisches System. Dimorphismus. Echinodermen. Edel- steine. Der Erdball als Ganzes und seine Beschaf- fenheit. Unter diesen interessanten Abhandlungen sind es besonders zwei , die lins ganz besonders augezogen haben : „Die Continente'" und „Die Del- tabildungen", beide aus der Feder des Prof. Dr. von Lasaulx. Die in ersterer Ai'beit erörterten Beti-achtimgen , welche unter Anderem äusserst interessante Entdeckungen F. von Eichthofen' s, des berühmten Erforschers China 's, zur Kenntnis bringen, resümirt Verf. in folgende kui'ze Sätze: 1) Die nördlichen und südlichen Continentalraassen sind durch eine De- pressionszone getrennt, deren dynamische Bedeutimg auch durcli die ihr fol- genden vulkanischen Erscheinungen charakterisirt ist. 2) Die centralen Theile der Continente sind im Allgemeinen schon in den frühesten geologischen Zeiten vorgebildet gewesen. 3) Die Continente stellen in diesen centralen, ältesten Theilen Mulden mit gehobenen Eändern dar, die z. Th. noch jetzt abflusslose Becken sind. 4) Der höchste Rand derselben liegt dem breitesten Ocean zugewendet. 5) Ausserhalb der alten centralen Mulden ligen die dem grössten AVech- sel unterworfenen peripherischen Tlieile. Den eigentlich ccnti'alen Theilen wohnt im Gegensatze zu jenen eine gewisse Constanz inne. Die Veränderun- gen der äusseren Glieder erfolgen im Grossen mid Ganzen parallel den alten Muldenrändem mid sind jedenfalls in ihrem A^'orlaufe dm'ch diese bedingt. 6) Die Veränderungen der continentalen Contm-en werden entweder dui-ch allgemeine , alle Continente gleichmässig betreffende und abwechselnde Vor- gänge bewirkt: säculare Erhebung und Senkung; oder sind die Folge localer zerstörender oder neubildender Wirkungen. In seiner Abhandliuig über „Deltabildungen" drückt Verf. das Ge- setz der Deltabildung in allgemeinster Fassung imd Küi'ze so aus: ..Alle Flüsse lagern vor ilu'en Mündungen Sedimente ab, deren Gestal- tung, Anordnung und Beschaffenheit dm-ch locale Einflüsse sehr verschieden werden kann. In den ersten Phasen sind alle Ablagerungen dieser Art latent, d. h. vom Meere oder aufnehmenden Wasser bedeckt. Ob sie aus der Phase latenten Bestehens in die des eigentlichen, sichtbaren Delta's übergehen, das hängt in erster Linie davon ab, ob die Küste in auf- oder abwärts gerichteter Bewegung begriffen ist. Einsinkende Küsten oder auf- steigendes Meeresniveau gestatten nur die Bildung latenter Alluvionen; au Stelle sichtbarer Delta's erscheinen liier die trichterförmig erweiterten Fluss- mündungen oder Aestuarien, daher mit Recht auch als negative Delta's bezeichnet. Sichtbare oder positive Delta's sind nur an aufsteigenden Küsten d. h. mit sinkendem Moeresniveau möglich." Bücherschau. 151» Zweite Abtheilung-. 6. Lieferung enthält: Handwörterbuch der Chemie. Zweite Lieferung, Breslau, Eduard Trewendt, 1882. 144 S. in gr. 8. Nachdem der Artikel „Affinität" zu Ende geführt worden, verbreitet sich vorliegende 2. Lief, über „Aggregat zustandsänderungen", „Alde- hyde", „Aldehydine", „Alkalien" „ Alkalimetrie" und den ersten Theil des umfangreichen Artikels „Alkaloide. " Letztere Arbeit, von Jacobseu in Rostock verfasst, wollen wir, bei ihrer hohen Bedeutung füi' die Pharmacift, wenigstens ihi-em Hauptinhalte nach skizziron. Unter „Al- kaloidon " will Verf. nur diejenigen Pflanzenbasen hier besprechen, welche entweder ausschliesslich, oder doch zuerst aus Pflanzen gewonnen worden sind. Geschichte, Vorkommen, Darstellung, Eigenschaften, Zusammensetzung, Constitution und chemisches Vorhalten werden in kurzen Umrissen behan- delt, eine ausführlichere Besprechung wird dem gerichtlich chemischen Nach- weis gewidmet. Es werden alsdann die einzelnen Alkaloide, nach den sie liefernden Pflanzenfamilien geordnet, beschrieben, nach ihrem Vorkommen, ihrer Zusammensetzung, ihrer Darstellung, ihi'en Eigenschaften, Reactionen und ihren wichtigsten Verbindungen, und zwar folgende: Aus der Familie der Pilze: Muscarin, Ergotin und Ecbolin, Ergotinin; aus den Lycopodiaceen: Lycopodin; aus den Colchicaceen: Colchicin, Veratrin, Cevadillin, Sabadillin, Sabatriu, Jervin, Veratroi- din, Veratralbin, Rubijervin, Pseudojervin ; aus den Coniferen: Taxin; aus den Piperaceen: Piperin, Piperidin, Chavicin; aus den Urticaceen: Lupulin, Cannabinin; aus den Euphorbiaceen: Bu- xin, Parabuxin, Ricinin; aus den Chenopodiaceen: Chenopo- din, Betain; aus den Laurineen: Nectandrin; aus den Monimia- ceen: Atherospermin, Boldin; aus den Compositen: Anthemin(?), Eupatorin (?), Baccarin (?); aus den Lobeliaceen: Lobelin; aus den Rubiaceen: China-Alkaloide, und zwar Chinin, Cinchonin, Conchinin (Chinidin). Zweite Abtheilung, 7. Lieferung, enthält: Handwörterbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreichs. Dritte Lieferung. Breslau, Eduard Trewendt, 1882. 144 S. in gr. 8. Vorliegende Lieferung reicht vom Artikel „ Gurgunbalsam " bis „Korn- blume " und bringt des Interessanten und Lehrreichen viel , wovon wir bei- spielsweise hervorheben die Artikel: Gutta Percha, Jaboraudi, Kaf- feebaum, Kakao, Kampher, Kautschuk, Kino, Kolumbowur zel, Kopaivabalsam u. s. w. Neu war uns, was Verf. bezüglich der „Hunds- petersilie", Aethusa Cynapium L., sagt: „Die früher allgemein ver- breitete Meinung, dass diese Pflanze giftige Eigenschaften besitze, hat in jüngster Zeit Harlay widerlegt." Die Redaction des Handwörterbuchs der Zoologie, Anthropologie und Eth- nologie, welches mit dem bereits vollständig erschienenen Handbuch der Ma- thematik und dem rasch seiner Vollendung entgegengehenden Handbuch der Botanik, die erste Abtheiluug der Encyklopädie der Natiu-wissenschaften bil- det, ist übrigens kürzlich in andere Hände übergegangen, nachdem der bis- herige Herausgeber, Prof. Dr. Gustav Jag er,, wegen Ueberhäufung mit Berufsarbeiten zurückgetreten war. An seine Stelle ist, wie die Verlags- buchhandlung mittheilt, Dr. Reichenow in Berlin gewonnen worden. Auch dieser Theil des grossen Werkes wird nun voraussichtlieh schneller zum Abschluss gebracht werden. 160 Bücherschau. Die Erste Abtlieilung, IM). Lieferung, enthält: Handbuch der Bo- tanik. Elfte Lieferung. Breslau, Eduard Trewendt, 1882, 150 S. in gr. 8. Inhalt der 30. Lieferung: Fortsetzung des Handbuchs der Bota- nik: „Die physiologisclien Leistungen der Pflanzengewebe " von Dr. G. Haberlandt. (Seite 557 — G94.) Holzsclmitt-Register" (S. 695 — 696.) „Namen- und Sach - Register „ (S. 697 u. fl".) „ Inhaltsverzeichniss." In dieser mit Sorgfalt und . Christel , Nachweisung ü. Bestimmuilg d. Pikrinsäure. 191 ser oder Aetlier der Fai-bstoff entzogen, je nachdem sich das Amnio- niumsalz gebildet, oder aus demselben die Säure durch Schwetel- säui-e frei gemacht wird. In der That ist das goldgelbe pikrinsaure Ammonium in Aether unlöslich. Versucht man einer wässerigen Lüsung von Pikrinsäure die letztere diu-ch Chloroform zu entziehen, so wird nur ein Theil der- selben vom Chloroform aufgenommen, selbst dann, wenn man die Lösung durch Schwefelsäure angesäuert hat. Es eignet sich dem- nach der Aethyläther besser als die übrigen Lösungsmittel, das Tri- nitrophenol aus Lösungen abzuscheiden; um die Scheidung vollstän- dig zu machen, sind dieselben stets mit Schwefelsäure schwach anzusäuern, selbst dann auch, wenn sie, wie in den Yerdampfungs- rückständen von Bier freie organische Säuren enthalten. Die Pikrinsäure hat eine ausserordentlich tingirende Kraft; ^/jo Milii g. färbt 10 C. C. "Wasser noch deutlich gelb. Die Lösungen schmecken bitter und sind giftig. Wegen seiner Bitterkeit ist kaum anzunehmen, dass das Trinitrophenol zum Färben von Genussmitteln verwendet wird; man erkennt indessen seine Anwesenheit durch die unten angeführten Reagentien. Die Pikrinsäure wird jedoch angeblich dem Bier zugesetzt als Ersatz des Hopfenbitters. Li allen diesen Fällen hat ihre Nachweisung ein sanitätspolizeiMches Li- teresse. Wird der Hydroxylwasserstoif der Pikrinsäure durch Metalle oder metallähnliche Körper ersetzt, so entstehen die pikrinsauren Salze. Die bekannten neutralen sind wasserlöslich, die Lösungen wie die der Säure gelb gefärbt, und ebenfalls von starker Färbe- kraft. Einige basische Verbiudungen der Pikrinsäure zeichnen sich dagegen durch ihre Unlöslichkeit aus, und bieten die Mittel zu ihi'er Erkennung. Die wässerige Lösung der reinen Säure wird weder diu-ch Kalkwasser noch durch Barytwasser gefällt; auch mit den löslichen neutralen Salgen des Kupfers und des Bleies giebt sie keine Reactionen. Setzt man daher zu einer Lösimg von Pikrin- säm-e in Wasser, oder von pikrinsaurem Ammonium eine Auflösimg von neutralem essigsam-em Blei oder schwefelsaiu-em Kupfer, so entsteht kein Niederschlag. Fügt man aber nur eine geringe Menge von Alkali (wässerigem Ammoniak) hinzu, so entsteht bei Anwesen- heit von Bleiacetat ein röthlich gelber, von Kupfersulfat ein gelb- grüner in verdünnten Lösungen , in concentrirten dagegen prächtig hellgrüner Niederschlag. Ist die Pikrinsäurelösung sehr verdünnt, 192 G. Christel, Nachweisung u. Bestimmung d. Pikrinsäure. dann ist dor Niederschlag des Kupfersalzcs undeutlich. 1 Miliig. Pikrinsäure in 5 C. C. Wasser gelöst , gab einen kaum sichtbaren Niederschlag, der sich erst nach einiger Zeit deutlich abgelagert hatte. Eine Lösung, die nui- ^l^ Millig. Pikrinsäure enthielt, blieb auf Zusatz von einigen Tropfen gelösten schwefelsauren Kupferoxyd - Ammoniaks anfangs klar; nach 24 Stunden hatte sich ein deutlich wahrnehmbarer Niederschlag abgeschieden, in welchem die Pikrin- säure noch mit Sicherheit nachzuweisen war. Die erwähnte Ver- dünnung scheint jedoch die Grenze zu sein, über welche hinaus die Erkennung schwierig wird. Die Niederschläge sind in Ammoniak unlöslich; durch Behandeln mit "Wasser werden sie zerlegt. Bei weitem charakteristischer ist das Verhalten des Trinitro- phenols zu basisch essigsaurem Blei (Bleiessig), mit welchem es hell- gelbe, oft schön krystallinische Niederschläge giebt. Die Reaction ist äusserst empfindlich und tritt noch bei gi-osser Verdünnung ein. Um ihre Grenze zu ermitteln wurden folgende Versuche gemacht: 1 Miliig. Pikrinsäure in 5 C.C. Wasser gelöst, gab mit wenigen Tropfen Bleiessig eine gelbliche Trübung; nach 12 Stimden reich- licher kiystallinischer gelber Niederschlag. ^2 Miliig. Pikrinsäure; dieselbe Erscheinung, Niederschlag niu- quantitativ geringer. ^JiQ Miliig. Pikrinsäure; schwach gelbe Trübung, später deutlich gelber Niederschlag. V20 l^fillig- Pikrinsäure; starke Opalisiining , später sehr schwa- cher, aber noch deutlich gelber Niederschlag. Derselbe wiu-de durch Decantiren getrennt, mit einem Tröpfchen Schwefelsäure zerlegt, die Flüssigkeit in einem Schälchen mit Ammoniak übersättigt und zur Trockne verdunstet. Wurde der Rückstand mit wenig Wasser aufgenommen, so resultirte eine schwach gelbe Lösung, die auf einem ührglase oder in einem Porzellanschälchen durch Zusatz we- niger Tropfen einer Cyankaliumlösung beim Ei-Avärmen sehr deutlich geröthet wurde. Das Trinitrophenol ist demnach in minimalen Mengen dui'ch basisch essigsaures Blei nachzuweisen, wenn es nicht mit andern organischen Körpern gemengt ist, die ebenfalls durch Bleiessig gefällt werden. Die Niederschläge werden durch verdünnte Schwe- felsäure leicht zerlegt, miter Abscheidung von unlöslichem Bleisulfat, während Pikrinsäure gelöst bleibt. Auch durch anhaltende Behand- lung mit Wasser werden sie zersetzt; während ein Theil d^^s Salzes (.T. Cliristel, Nacliweisung und Bestimmung d. F'ikrinsäure. 19"J in Lösung- geht, bleibt eine anscheinend noch mehr basische Ver- bindung von dunkel- bis pomeranzengelber Farbe zurück. Ein älniT liches Verhalten gegen Bleisalze zeigt auch das pikrinsaure Ammo- nium und wahrscheinlich alle löslichen pikrinsauren Salze. Den neutralen Blei- und Kupfersalzen analog giebt die Pi- krinsäure auch mit dem Chlorcalcium und mit dem Chlorbaryiun keine Reaction. Auch gegen basisches Chlorcalcium verhält sie sich indifferent. Setzt man aber einer Chlorbaryumlösung einige Kry- staUe von Aetzbaryt hinzu und zu dieser Lösung eine nicht zu verdünnte Auflösung von Pikrinsäure , so entsteht ein rother Nie- derschlag. Mt dem basisch salpetersaiu-en Wismuth und mit dem "Wismuthoxydchlorid scheint das Trinitrophenol sich nicht zu vereinigen oder zu zersetzen. Fällt man die neutralen Salze mit wässeriger Pikrinsäurelösung, so erhält man zwei weisse Nieder- schläge. In ihren Reactionen gegen Bleisalze verhalten sich einige andere organische Farbstoffe dem Trinitrophenol ähnlich. So werden die gelben Farbstoffe aus der Rinde von Quercus tinctoria L. (Quercitron) und aus dem Holze der Broussonetia tinctoria Kth. (Gelbholz) durch Bleiacetat als gelbe Niederschläge gefällt. Die Verbindungen dieser oder ähnlicher Farbstoffe mit dem Blei, denen man bei der Unter- suchung gelber und grüner Aquarellfarben nicht selten begegnet, sind jedoch von denen der Pikrinsäure leicht zu unterscheiden. Sie werden wie diese durch verdünnte Schwefelsäure zersetzt; aber die Lösungen der Farbstoffe selbst werden weder durch Cyankahum verändert, noch durch Zinnoxydul- Kali reducirt. Auch sind die Niederschläge niemals wie in der Pikrinsäure hell- und weingelb. Der Farbstoff der Quercitronrinde wird vielmehr durch das neutrale essigsaure Blei als dunkelgelber, bei künstlichem Licht braungelber, der des Gelbholzes als pomeranzenfarbener, durch basisches Bleiacetat aber als bräunlicher Niederschlag gefällt. Auch von einem w^asserlöslichen Anilingelb des Handels sind die Pikrinsäurelösungen nicht schwer zu unterscheiden. Jenes löst sich zu einer rothgelben, bei sehr bedeutender Veränderung reingel- ben Flüssigkeit, die durch Bleiessig nirr sehr unvollständig gefällt, durch Cyankalium nicht verändert, durch Salzsäure aber sofort pur- purn gefärbt wird. Versetzt man eine nicht zu sehr verdünnte Lösung des Trini- trophenols mit einer wässerigen Auflösung von Anilingrün (Methyl- Areh. d. Pkanii. XXI. Bds. 3. HCt. 13 194 G. Christel, Nachweisimg u. Bestimmung d. Pikrinsäure. grün, C^°rP^[CH^]-''N^) so sondert sich ein grüner Niederschlag aus, eine Verbindung der Pikrinsäure mit der letztgenannten Base. Der Niederschlag wii-d durch vieles Wasser zersetzt, und theilweise zu einer blaugrünen Flüssigkeit aufgelöst. Mit sehr verdünnter Es- sigsäure bildet er eine smaragdgrüne Lösung; Salzsäure löst ihn ebenfalls mit safrangelber Farbe, die Lösung wird beim Verdünnen grün. In Ammoniak ist er mit tiefgelber Farbe löslich. Verdunstet man die ammoniakalische Lösung, verdünnt mit Wasser, setzt Blei- essig hinzu, so entsteht ein grünlicher Niederschlag, der später rein- gelb wird. Bei dem Mangel an Methoden, das Trinitrophenol in organischen Gemengen in fester und bestimmbarer Form abzuscheiden, erschien das Verfahren beachtenswerth. Die Prüfung desselben ergab jedoch, dass die Reaction weder empfindlich noch sicher ist. Gegen Bier verhält sich der Anilinfarbstoff freilich indifferent; aber auch selbst 0,005 g. Pikrinsäure, die einem Liter Bier zugesetzt waren, wurden durch das Reagens nicht angezeigt. Für die Untersuchung des Bie- res ist demnach die Methode werthlos. Auch mit einigen organischen Basen (Alkaloiden) giebt das Trinitrophenol unlösliche Verbindungen. Löst man neutrales schwe- felsaures Chinin in schwefelsäurehaltigem Wasser, so dass ein Theil des Chininsalzes ungelöst bleibt, fUtrirt von letzterm die Flüssigkeit ab und setzt zu derselben eine wässerige Lösung von Pikrinsäure, so entsteht ein lebhaft gelber Niederschlag. Anwesenheit einer geringen Menge freier Schwefelsäure scheint seine Entstehung nicht zu beeinträchtigen. Aethylalkohol löst ihn mit Leichtigkeit auf; Lösungen, die viel Weingeist enthalten, werden daher nicht gefällt. In Bier, welches Pikrinsäure enthält, entsteht er nicht, auch nicht nach dem Abstumpfen der freien Säure. Das Trinitrophenol wird leicht durch Reductionsmittel, schwieri- ger diu-ch oxydirende Körper zersetzt. (Von Chamäleon, mit Pikrin- säurelösung gekocht, werden jedoch bedeutende Mengen reducirt.) Fügt man zu einer wässerigen Auflösung von Pikrinsäure Zinnclüo- rür hinzu, so scheidet sich ein gelbbrauner Niederschlag aus. Setzt man aber nur sehr wenig Ammoniak hinzu , oder hat man kaiische Zinnoxydullösimg ^ zugesetzt, so wird die Flüssigkeit roth. Die Farbenveränderung beruht auf der Reduction der Pikrinsäure zu 1) Zinnoxydul-Kali, erhalten durch Fällung von Zinnchlorürlösung mit Kaliumhydroxyd, bis der entstandene Niederschlag sich eben gelöst hat. G. Chj'istol, Naclnvoisung u. BostiinmuiijT d. Pikrinsäure. 195 Pikraminsäure — Dinitroamidophenol C6H2(N02)2 (NH2)0H —und ist gleiclifalls für die Erkennung derselben charakteristisch. Eine älmliche Wirkung hat Seliwefelwasserstoff auf eine alkoholische Lö- sung von Pikrinsäure; schnell und schön wird eine Pikrinsäure- lösung durcli Schwefelammonium geröthet. Bringt man Pikrinsäure oder ein pikrinsaures Salz mit verdünn- ter Schwefelsäure und Zink zusammen und lässt den nascirenden Wasserstoff kurze Zeit einwirken, so erhält man eine gelbröthliche trübe Flüssigkeit. Giesst man dieselbe ab, setzt ihr ein vielfaches Volumen Aethylalkohol zu , lässt einige Zeit stehen und filtrirt , so wird die Flüssigkeit grünlich imd geht endlich durch Blauviolett in Eothviolett über. Erwärmt man eine selbst sehr geringe Menge von Pikrinsäure, viel weniger als 1 Miliig., oder von pikrinsaiu-em Alkali mit Salz- säure und Zinnchlorür , lässt erkalten , , setzt eine minimale Menge chlorsaures Kalium hinzu , und erwärmt schwach , so wird die Flüs- sigkeit grüngelb, zuletzt schön blau ; ein höchst geringer üeberschuss von chlorsaurem Kalium reicht hin, die Farbe zu zerstören, die sich durch erneute Reduction mittels Zinnsalz meist nur unvollkommen mederherstellen lässt. Die Methode erfordert Uebung und ist nur bei reinem Material brauchbar; sie verliert ihren Werth, wenn organi- sche Körper wie Zucker u. dergl, zugegen sind, die durch Erhitzen mit Säuren zersetzt und gebräunt werden. Versetzt man eine Lösung von Pikrinsäure oder pikrinsaurem Alkali mit Cyankalium und erwärmt, so wird dieselbe nach dem Grade der Verdünnung heller oder dunkler roth, und aus concentrir- ten Lösungen scheidet sich ein braunrothes Salz aus. Trocknet man dasselbe auf einem Stückchen Papier, nähert es dann der Lam- penflamme, so verpufft es lebhaft. Bei diesem Farbenwechsel ist die Pikrinsäure in eine neue Säure übergegangen, die Phenylpurpur- säure (C^^H^N^O'') und die erwähnte explosive Verbindung ist das Kaliumsalz derselben. Auf diesem Verhalten der Pikrinsäure beruht eines ihrer wesentlichsten Erkeunungsmittel. (Eine der Phenyl- purpursäure ähnliche Verbindung , die Kresylpurpursäiu'e , ent- steht in gleicher Weise wie jene durch Einwirkung von Cj^an- kalium auf Trinitrokresol.) Die Reaction ist ebenso empfind- lich als sicher. Versuche ergaben, dass eine Lösung von Pikrin- säure, die nur ^/^o Miliig. enthielt und einen scliwach gelben Farben- ton besass, durch einen Tropfen einer massig verdünnten Lösung 13^ 190 G. Christel, Naolnveisuiig u. Bestiiiiimuig d. Pikrinsäure. von Cyankalium beim Erwärmen in ein ziemlich lebhaftes Roth überging. — Umgekehrt ist daher auch die Pikrinsäure ein empfind- liches Reagens auf die Alkali -Cyanmetalle. Erwähnenswerth ist das Vei-halten des Trinitrophenols zu sulfo- cyansauren Salzen. Setzt man zu einer nicht ganz gesättigten wäs- serigen Lösung desselben eine Auflösung von Rhodankalium (l : 10) und erwärmt, so bleibt die Flüssigkeit anfangs klar. Bald entstehen aber zahlreiche gelbliche KrystaUnadeln , die das auffallende Licht prachtvoll grün und roth reflectiren. Trennt man die Krystalle von der Flüssigkeit, trocknet sie und berülirt sie mit einem glühenden Körper, so explodiren sie äusserst heftig. In Gemengen mit nicht gefärbten organischen Körpern wie Zucker u. dergl. ist es nicht schwierig, die Pikrinsäure zu ermitteln. Ein solcher Zucker z. B. Avird durch Salzsäure fast entfärbt, Ammo- niak stellt die gelbe Farbe wieder her, Schwefelammonium färbt ihn rothgelb. Trägt man einen Tropfen Cyankaliumlösung auf Bonbons oder anderes mit Pikrinsäure gefärbtes Confect, so wird es röthlich bis braunroth und mit Wasser zerfliesst es zu einer rosenrothen Flüssigkeit. Löst man mit Pikrinsäure gefärbten Zucker in wenig "Wasser, setzt Zinnchlorür hinzu, dann Ammoniak, so erhält man einen schön blassrothen Niederschlag. Um zu ermitteln, ob die Pikrinsäure noch bei sehr grosser Verdünnung in Zucker u. s. w. nachzuweisen sei, wurden 2 g. Zucker mit 7io M^ülig- Pikrinsäiu-e gemischt, die Mischung mit einem Tropfen Ammoniak versetzt, dann mit Alkohol befeuchtet, imd alsdann getrocknet. Sie besass eine hellgelbe Färbmig und schwach bitterlichen Geschmack. 2 Decig. der Mischung enthaltend '/loo Miliig. Pikrinsäure wurden durch einen Tropfen Cyankaliumlösung schön rosenroth gefärbt. Der Rest von 1,8 g. des Zuckers wurde mit absolutem Alkohol wiederholt ausge- zogen, die Lösung verdunstet, und der rein gelbe Rückstand in wenig AVasser gelöst. Aus der Auflösimg wurde durch Bleiessig ein gelber Niederschlag gefällt und aus der Zersetzung desselben mittelst Schwefelsäure resultirte eine Lösung, die nach den ange- führten Methoden weiter untersucht werden konnte. Besondere Beachtung verdient endlich die Eigenschaft des Trinitrophenols mit stickstoffhaltigen Geweben direct imd ohne An- wendung eines Beizmittels sich zu vereinigen. Wolle und Seide mit einer wässerigen Lösung von Pikrinsäure zusammengebracht, färlK^n sieli dauernd gelb, während roinor Zellstoff' — Cellulose — G. Clii'istel, Nacliweisuug u. Bestimmung d. Pikriusäuie. 11)7 den Farbstoff zwax auck aufnimmt, aber schon diufli Behandlung mit Wasser an dieses wieder abgiebt. Dieses Verhalten der Pikrinsäure nur allein zu ihi'er Erkennung in gefärbten Flüssigkeiten zu benutzen ist unzulässig, da auch andere Farbstoffe ähnliehe Ersclieinungen zeigen können. Absoluter Alkohol, Salzsäure, verdünnte Aetzlaugen entziehen so gefärbten AVoU- oder Seidenstoffen die Pikrinsäure ganz oder theil- weise. Bringt man in die salzsaure Lösimg ein Stückchen Zink und lässt den Wasserstoff eine Zeitlang einwirken, entfernt das Zink und setzt Aethylalkohol zu, so tritt nach einiger Zeit die schon erwähnte Erscheinung ein. Digerirt man so gefärbte Stoffe mit wässerigem Ammoniak, vor- dunstet die Lösung, so bleibt pikrinsaures Ammonium ziu-ück, wel- ches mit Bleiessig und mit Cj'ankalimn die angeführten Heactionen giebt, die über die Anwesenheit des Trinitrophenols keinen Zweifel zulassen. In gelb gefärbter Wolle konnte dasselbe so leicht nach- gewiesen werden. Legt man ein Stückchen derselben in ein Schäl- chen, betupft es mit einer Lösung von Cj'ankalium oder Schwefel- ammonium und erwärmt, so lässt sich, durch die Farbenveränderung das Trinitrophenol ohne Weiteres entdecken. Auch zu gemischtem Grün wird die Pikrinsäure in Verbindung mit blauen Pigmenten benutzt. Auf die Natur der letztern ist bei der Untersuchung besondere Rücksicht zu nelimen, luid da die blauen Farbstoffe sekr verschieden sein können, ist es zweckmässig, mit verschiedenen Eeagentien Versuche anzustellen. Berlinerblau, Indig- blau bleiben bei der Behandlimg mit verdünnter Salzsäiu-e zurück, während das Trinitrophenol in Lösung geht. Das Grün von künst- lichen Blättern, womit Conditorei-Waaren verziert zu werden pfle- gen, enthielt nach einer Untersuchung einen bleihaltigen gelben Farbstoff, wahrscheinlich durch Pikrinsäui-e nüancirt, und als blauen Farbenkörper Berlinerblau. Grüne Möbelstoffe waren mit Pikrinsäure und Indigblau gefärbt. Um die Pikrinsäure im Bier nachzuweisen, sind verschiedene Methoden in Vorschlag gebracht worden. Mit Bleiessig ist hier nichts zu erreichen, da eine grosse Anzahl anderer Stoffe gleichzeitig mit dem Trinitrophenol gefällt werden. Thierische Kohle, in geringer Menge einer Pikrinsäurelösung zugesetzt, entfärbt diese nicht oder nur zum Theil; wird ihre Menge aber bis zu einem gewissen Punkte vermehrt, dann kann alle Pikrin- 198 G. Cluistel , Nachweisung u. Bestimmung d. Pikiiusiiuie. säure von der Kohle gebunden werden. Bier, dem Pikrinsäure zuge- setzt war, wurde mit frisch geglühter Thierkohle digerirt, darauf filtrirt. Das Filtrat war fast gänzlich farblos imd enthielt keine Spur von Pikrinsäure, (cfr. König, die menschlichen Nahrungs- und Genussmittel.) Zur Nachweisung des Trinitrophenols im Bier muss man daher andere Methoden anwenden, und erreicht den Zweck nach meinen Erfalirungen am besten auf folgende Weise: 200 C. C. des zu untersuchenden Bieres (füi' grössere Mengen sind selbstverständlich die folgenden Zahlen entsprechend zu erhö- hen) werden im Dampfbade zur Syrupsconsistenz verdunstet. Den Rückstand bringt man in ein Kölbchen, setzt 50 C. C. 90 Proc. Aethyl- alkohol zu, lässt 24 Stimden stehen unter wiederholtem starken Schütteln, filtrirt und behandelt den Rückstand mit etwa 30 CG. Alkohol in derselben AVeise. Die gemischten Filtrate werden zui' Syrupsconsistenz verdunstet, dem Rückstand 4 — 5 Tropfen verdünnte Schwefelsäure (1 : 3) und darauf in einem mit Kork zu verschliessen- den Reagircylinder das 5 — 6 fache Volumen Aether zugesetzt. Nach starkem und andauerndem Schütteln der Mischung wird der Aether decantirt, und das Verfahren mit einer neuen Aethermenge und unter Zusatz von 2 — 3 Tropfen Schwefelsäure wiederholt. Die gemischten ätherischen Lösungen werden in einem Porzellanschälchen möglichst ohne Wärme verdunstet, der Rückstand, zu etwa 5 — 10 C. C mit Wasser verdünnt, wird event. filtrirt, dann mit Ammoniak neu- tralisirt. Die Lösimg kann jetzt nach den angegebenen Methoden auf Pikrinsäure untersucht werden, wobei auf die Anwesenheit von schwefelsaurem Salz natürlich Rücksicht zu nehmen ist. Was die i^uantitative Bestimmung derselben anlangt, so ist vor- geschlagen, die Pikrinsäure in ähnlicher Weise (ohne vorherigen Zusatz von Schwefelsäure) und zuletzt durch Behandeln mit Chloro- form möglichst rein darzustellen, und sie in diesem Zustande zu wägen. Das Verfahren hat mich indess nicht vollständig befriedigt, und es bleibt stets eine missliche Sache, so geringe Quantitäten eines Körpers von zweifelhafter Reinheit in einer Schaale, worin man seine Lösung verdunstet hat, durch die Waage zu bestimmen. Es liegt dagegen nahe , die ausserordentliche Färbekraft des Trini- trophenols zm- fjuantitativen Schätzung zu verwerthen, und aus der Intensität der Färbung einer Lösung auf ihren Gehalt zu schliessen, was schon von Trommsdorff bei der Untersuchung von Trinkwässern im Principe vorgeschlagen, und bei der Bestimmung des Ammo- G. Christel, Nacliweisuug u. Bestiiiuiuiug d. Pikiiiisäiue. l'J!) niaks und der salpetrigen Säiire praktisch imtl mit Erfolg dTU-ch- gefülirt ist. Meine Versuclie in dieser Richtung führten zu befrie- digenden Resultaten. Ziu" vergleichenden Bestimmung dient eine Lr)sung, die in 100 CG. genau 0,1 g. reine fast farblose Pikrinsäure enthält; jeder CG. enthält also 1 MiUig. Misst man mit Hülfe einer in Vioo C.C. getheilten 1 G.G. -Pipette Quantitäten von ^/k,, ^I^q, ^/^^ oder von Vi05 ^/lO) ^/lo e.G. ab, setzt zu jeder 1 — 2 Tropfen Ammoniak und bringt sie in verschiedene Reagircylinder, die genau gleiche Grösse haben, und bis zur Marke 100 G.G. fassen, fällt mit sehi- schwach ammoniakalischem "Wasser bis zur Marke auf imd betrachtet die Fär- bimg der Lösung von obezi, indem man die Gylinder in km-zer Ent- fernung über einem Porzellanteller hält, so lassen sich Differenzen von ^/lo Miliig. noch recht wohl unterscheiden. Steigt der Gehalt bis über ^/^^ bis %o Miliig., so wird die Unterscheidung schwieriger. Ein fernerer Uebelstand ist es , dass die Differenzen bei künstlicher Beleuchtung nicht wahrzimehmen sind, und dass sehr geringe Men- gen fremder Körper die gelbe Färbung beeinflussen können. Diese Schwierigkeiten werden grösstentheils beseitigt, wenn mau anstatt der gelben die rothe Färbung, die Pikrinsäurelösungen durch Gyan- kalium erleiden, zu diesen Versuchen wählt. Das Verfahren gestat- tet vergleichende Bestimmungen bis zu 1 MiUig. in 100 G.G. und da, soviel mir bekannt, andere Stoffe an dieser Rothfärbung nicht theilnehmen, auch eine hinlänglich genaue Bestimmung. Man ver- fährt dabei ganz in der erwähnten Weise, indem man Probeflüssig- keiten von genau abgemessenen Quantitäten herstellt, diese zunächst mit Ammoniak schwach übersättigt, bis auf etwa 10 G.G. verdünnt, zu jeder dieselbe Tropfenzahl einer Gyankaliumlösung (5 bis 10 Tro- pfen einer lOprocentigen Lösung sind mehr als ausreichend) hinzu- fügt und bis auf einen bestimmten Punkt — ca. 80^ G. — erwärmt. Man füllt dann mit schwach ammoniakhaltigem Wasser bis zm- Marke auf, und vergleicht damit die genau in derselben Art und Verdün- nung dargestellte Auflösung des Aetherrückstandes. Ist die letztere zu stark gefärbt, so kann man durch Verdünnung eines aliquoten Theiles leicht die üebereinstimmung mit der Probeflüssigkeit her- stellen. Dem Roth ist zuweilen ein schwach gelblicher Ton bei- gemengt, der von sehr kleinen Mengen eines harzigen Körpers herzurühren scheint. Zur möglichsten Beseitigung desselben ist eine sorgfältige Behandlung des Aetherrückstandes durch Verdün- 200 *'. Meuke. Colücyutliiu. nung mit Wasser, Absetzenlasseu , wiederholtes Filtriren erforderlich. Eine fernere nothwendige Bedingung flu- die colorimetrische Bestim- mung ist, dass die zu untersuchende Flüssigkeit sowohl, als auch die Probeflüssigkeiten möglichst gleichzeitig hergestellt werden, da die Intensität der Färbung bis zu einer gewissen Zeitdauer zunehmen kann. 3Iittlieilung aus dem pharmaceutischeii Institute zu Strassburg. Ueber das Colocynthin. Von (justiiv Henke. Meissner^ war der erste, welcher sich mit einer genaueren Untersuchung der Koloquinten (Citrullus Colocynthis) befasste. Er hat auch in seiner Schrift das wenige bis zu Anfang unseres Jahrhunderts über diesen Gegenstand Bekannte aufgezeichnet. Seine Arbeit ist aber ohne weiteren wissenschaftlichen Werth, da es ihm nicht gelungen war, die den Koloquinten eigenthümlichen Bestand- theile, hauptsächlich das Colocynthin, den Hauptträger des Bitter- stoffes rein zu isoliren. Nach ihm haben sich Braconnot, Vauquelin, Lebourdais, Her- berger, Bastick, Hübschmann und Walz mit der Untersuchimg dieser Droge weiter beschäftigt. Nach 1861 ist nichts mekr ilarüber ver- öffentlicht worden. Vauquelin^ zog das von den Kemen befreite Fruchtfleisch der Koloquinten mit Wasser aus, dampfte es zur Extractdicke ein imd wollte das Colocynthin als auf dem Extracte ausgeschiedene ölartige Tropfen erhalten haben. Dieselben sind allerdings ziemlich bitter, lösen sich aber in Aether, was reines Colocynthin nicht thut. Braconnot^ stellt sich ebenfalls ein wässriges Exti-act dar, behandelt dies mit starkem Alkohol, verdampft die alkoholische Lö- sung zur Trockne, wäscht dann abermals mit Wasser aus und nennt das Zurückbleibende: Colocjoithin. 1) Neues Jahrbuch der Pharmacie 1818, 22. 2) Dasselbe, 1818. Band 2. Abth. 1. 3) Magaz. für Phafmacie 9, 62 und Journal de physique. de chimie 1819, G. Huuke, Colocyutliiii. 201 Da wirkliches (.'olocynthin aber im Wasser löslich ist, so hat er es wahrscheinlich mit diesem selbst nicht zu thun gehabt. Lebourdais^ hat zuerst zur reinen Herstellung des Bitterstoifes Thierkohle angewendet. Er behandelt den wässrigen Auszug mit Bleiessig, fällt dadurch alle organischen Stoffe mit Ausnahme des Colocyntliins, dunstet die Lösung ein, behandelt das so erhaltene Extract mit Alkohol imd darauf die alkoholische Lösung mit Thier- kohle. Dami wäscht er die Thierkohle so lange mit "Wasser bis aller Bitterstoff in Lösung gegangen ist und lässt verdunsten. Lebourdais kann auf diese Manier Colocynthin dargestellt haben, doch ist seine Art und Weise der Darstellimg nicht empfehlenswerth, da die Thierkohle den gesammten Bitterstoff nicht immer ganz voll- ständig bindet imd dann, das Waschen mit AVasser längere Zeit beansprucht. Auch scheint sein Präparat nicht die nöthige Reinheit besessen zu haben, da Thierkohle ausser dem Colocynthin auch noch einen Theil des, in heissem Wasser, wenn auch nur sehr schwer löslichen bitteren Harzes mit aufnimmt. Derselbe giebt auch nicht einmal an, wie er den mit Blei verunreinigten Auszug wieder davon befreit hat. Herberger ^ schlägt das Verfahren Lebourdais ein, behandelt aber die mit Bleiessig versetzte Lösung zur Entfernung des Bleies mit Schwefelsäure , verdampft ziu' Syrupdicke und versetzt mit Am- moniak. Die entstehenden Flocken löst er in Alkohol, behandelt die Lösung ziu- Entfärbung mit Thierkohle und dimstet zur Trockne ein. Herberger hat es sicherlich nicht mit Colocynthin, sondern mit irgend einem anderen Körper zu thun gehabt, denn reines Colocjm- thin wird aus saurer wässriger Lösung nicht mit Ammoniak gefällt, sondern es löst sich sogar in einer geringen Menge Ammoniak schon in der Kälte sehr leicht auf. Einfacher ist das Verfahren Bas tickst Er fällt den wässrigen Auszug, nachdem er ihn bis zum Kochen erhitzt hat mit Bleiessig. Entfernt darauf das Blei aus dem Filü-ate mit Schwefelsäure und verdampft zur Trockne. Ueber die näheren Eigenschaften seines Präparats sagt er gar nichts weiter, auch hat er es keiner genaue- ren chemischen Untersuchung unterworfen. 1) Annales de chimie et de physique. tom. 24. ser. 3. 2) Buchner's Eepert. 19, 260 und 35, 363. 3) Phai-m. Joiun. and Transact. 10. 239. ^02 G. Henke, Colocynthiu. Hüb seh man 11 ^ behandelte das von den Kernen befreite Frucht- fleisch zuerst mit Spmtus von 90° Tr. und zwar durch Auskochen, setzte etwas Wasser hinzu und destülii-te den Alkohol ab. Der zurückgebliebene Rückstand bestand aus einem Harze und einer darüber stehenden wässrigen Flüssigkeit. Dieselbe wurde vom Harze getrennt, filtrirt und mit kohlensaurem KaH versetzt. Der entstan- dene Niederschlag wurde von der Flüssigkeit geschieden, getrocknet und in starkem Alkohol gelöst, darauf mit dem achtfachen Volumen Aether gemischt und stehen gelassen. Die vom entstandenen Bo- densatze abfiltilrte Lösung wui'de mit Knochenkohle geschüttelt, filtrirt und zur Trockne verdunstet. Das sehr umständliche Verfahren Hübschmanns hat neben der sehr geringen Ausbeute noch das Nachtheilige , dass bei zu langem Schütteln mit Tlderkohle ein Theil des Bitterstoffs daran gebunden wird. Auch dürfte die Eigenschaft des kohlensauren Kalis das Colo- cynthiu, wenn auch nur wenig zu lösen, einer rationellen Darstellung im Wege stehen. Walz- hat sich zuletzt mit der genaueren Untersuchung der Koloquinten beschäftigt und seine Erfahrungen darüber im weit- schweifiger und unklarer Weise zusammengestellt. Da es nun meine Absicht ist, nur über das Colocynthin zu spre- chen, so will ich auf die Anzahl aller anderen von ihm dargestell- ten und zum Theil sehr zweifelhaften Körper nicht näher eingehen. Walz zog die Koloquinten in der Kälte 4 — 5 Mal mit Alkohol von 8,40 spec. Gew. aus, destiUirte denselben ab und verdampfte zur Trockne. Hierauf behandelte er den Eückstand mit kaltem Wasser, fällte die wässrige Lösung zuerst mit Bleizucker und nach Abscheidung des entstandenen Niederschlags mit Bleiessig. Aus dem Filtrate entfernte er das Blei durch Schwefelsäure und versetzte es mit einer wässrigen Gerbsäurelösung. Der entstandene Niederschlag ■s\Tirde mit der Flüssigkeit erwärmt, der zu einer harzigen Masse zusammen- geballte Niederschlag darauf diu'ch Filtration gesondert imd so lange mit Wasser behandelt, als dieses noch etwas löste. Der verbliebene Rückstand wurde noch feucht in Weingeist gelöst. Diese Lösung behandelte er dann mit Bleiessig , bis keine 1) Schweiz. Zeitschrift für Pharmacie 8. Jahrg. 1858. 2l(). 2j Neues Jahrbuch d. Pharm. 1858, 225. li. Keuke, Colooyütliin. 203 Reaction von Gerbstoff inehi' zu finden war, entfernte aus dem Fil- trate das vorhandene Blei und digerii-te einige Zeit mit Thierkohle. Das erhaltene Filtrat verdunstete er ziu- Trockne und behandelte es so lange mit Aether, bis nichts mehr gelöst wurde. Der Eückstand ist das Colocynthin. Wird dieses in Alkohol gelöst, so soll es beim sehr- langsamen Verdunsten in weissgelben Büscheln krystallisiren. Die Elementar- analyse ergab ihm C = 59,73 H = 8,64 = 32,64 wofür er die Fonnel C^'^H^^O^s aufstellte. Beim Behandeln mit Säuren bildete sich aus dem Colocyntliin neben Zucker, unter Ab- scheidung ein neuer in Aether löslicher Körper, das Colocyntheiu. Für das Colocynthein fand er C = 65,99 H= 8,01 = 26,00 so dass daraus die Formel C^^H'^^O^^ resultirte. Für den erhalte- nen Zucker setzt er C'^H^^O^", so dass C44H32 013 Colocynthein -f Ci^H^^Oio Rohrzucker = C^'^H^-02=* Colocynthin ist. Ich suchte mir nun das Colocynthin auf folgende "Weise darzu- stellen. Fünf Kilo von den Kernen befreite Koloquinten des Han- dels wurden zerkleinert und mit rectificirtem Weingeist, verdünnt mit der gleichen Gewichtsmenge Wassers, 4 Mal in der Wärme ausgezo- gen. Die Filtrate wurden vereinigt, der Alkohol abdestillirt, der Rückstand mit Wasser erschöpft und filtriit. Das klare hellgelbe Filtrat wnirde darauf mit einer concentiirten wässrigen Gerbsäure- lösung versetzt und der dadurch entstandene sehr reichliche weisse Niederschlag absetzen gelassen. Da dies jedoch längere Zeit währte, wurde zur Beschleunigung etwas Bimssteinpulver hinzugefügt, hier- auf der Niederschlag abfiltrirt, gut ausgewaschen und mit frisch gefülltem Bleicarbonat im Wasserbade zur Trockne verdunstet. Mit kochendem absolutem Alkohol behandelt wird das Colocynthin sofort gelöst, wo es nach dem Verdunsten und Trocknen über Schwefel- säm-e eine spröde, colophoniumähnliche Masse darstellt. Zerrieben bildet es ein luftbeständiges, lockeres und hellgelbes Pulver. 2U4 Ct. HeHke, ColocyjitJiiu. Das Colocynthin ist auf Lackmuspapier ohne Eeaction und löst sich in 20 Theilen kalten und 16 Theilen warmen Wassers, Walz giebt fälschlich 8 Theile kaltes und 6 Theile warmes an ; ebenso mit heller klarer Farbe sehr leicht in Weingeist, doch schwerer in absolutem Alkohol. Versetzt man die alkoholische Lösung mit einem Ueberschuss von Aether, so scheidet sich das Colocynthin in Form von weissen Flocken wieder aus. Es ist unlöslich in Chloroform, Aether, Benzol, Schwefelkohlen- stoff, Petroleumäther. Auf dem Platinblech erhitzt, verbrennt es ohne einen Rückstand zu hinterlassen. Gelöst wird das Colocynthin ausser von Wasser und Weingeist noch sehr leicht von Ammoniak und wässriger Chromsäurelösung. Concentrirte Schwefelsäure löst es schon in der Kälte zu einer tiefrothen Flüssigkeit, welche beim Erwärmen das Colocynthin sofort zerstört; verdünnte Schwefelsäure ist ohne jede Einwirkung. Concentrirte Salpetersäure in der Kälte löst es mit hellrother, in der Wärme mit etwas dunklerer Farbe, ebenso verdünnte Sal- petersäure, nur geht die Einwirkung viel langsamer vor sich. Mit concentrirter Salzsäure behandelt, bildet es schon in der Kälte eine hellgelbe klare Flüssigkeit, welche beim Kochen unter Abscheidung eines schwierigen dunkelgrauen Körpers zersetzt wird; verdünnte Salzsäure löst es nur unter Anwendung von Wärme. Von frischem Chlorwasser wird es nur sehr langsam gelöst. Ebenso geht es, mit Natron- oder Kalilauge längere Zeit gekocht, vollständig mit gelber Farbe in Lösimg. Gerbsäure fällt die wässrige Lösung des Colocynthins vollstän- dig unter Bildung eines sehr reiclüichen , gross - flockigen weissen Niedersclilags ; Bleizuckerlösung bringt nur eine sehr schwache weisse Trübimg hervor. Ohne Einwirkung auf die Lösung in Wasser sind: Bleiessig, Eisenchlorid, salpeter saures Silber, Kalkwasser, Eisenvitriol, Blutlau- gensalz, Sublimat, Ammoniak und die Alkalien. Mit Aetzkali erhitzt entwickeln sich keine Dämpfe von Ammo- niak, es ist also stickstofffrei. Mit Fehling'scher Lösung behandelt, bewirkt die Auflösung des Colocynthins in Wasser sehr bald Reduction, während Walz diese wichtige Thatsache verschweigt. Versetzt man die wässrige Lösung mit einigen Tropfen Schwefelsäure, so entsteht eine schwache Trübung. (t. Henke, ( 'Olocynthiu. 205 Trotzdem Walz das Colocynthin krystallinisch erhalten haben will, so scheiterten alle nur möglichen, im Verlaufe eines halben Jahres angestellten Krystallisationsversuche sowohl mit dem "Walz- wie Kastick- Avie Hübschmann'schen , wie meinem Colocynthin; es blieben stets schmierige, nach dem vollständigen Austrocknen spröde Massen zurück. Was die Spaltung des Colocynthins beim Kochen mit concen- trirter Schwefelsäure oder concentrirter Salzsäure in Rohrzucker und Colocynthein betrifft, so erscheint diese ganze Sache sehr unwahr- scheinlich. Nach Walz soll nur die mit Säuren behandelte wässrige Lösung- alkalisches Kupfertartrat reduciren, während doch schon beim ganz gelinden Erwärmen der einfachen Lösung ohne jeden Säurezusatz sehr bald Reduction eintritt. Ausserdem wird beim Erwärmen , wenn auch nur mit sehr we- nig concentrirter Schwefelsäiu-e , das Colocynthin sofort verkohlt. Beim Behandeln mit concentrirter Salzsäure in der Wärme wird allerdings ein schwarzgrauer schmieriger Körper ausgeschieden, wel- cher gewaschen und über Schwefelsäure getrocknet sich aber nicht vollständig wie Walz angiebt, — sondern niu- zum Theil in Aether löst. Die von diesem schmierigen Körper, welchen er Colocynthein genannt hat, abgeschiedene Flüssigkeit reducirt ebenfalls Fehling'sche Lösung, doch dürfte die Bildung von Rohrzucker, Avie er angiebt, sehr stark zu bezweifeln sein. Meine ganze Ausbeute von fünf Kilog. Koloquinten betrug an reinem Colocyntliin kaum 30 g. Die Angaben von Walz , welcher gegen 2 ^j^ erhalten haben will, werden also auch nach dieser Rich- tung hin nicht bestätigt. Während meiner ganzen Arbeit mit den gewöhnlichen Kolo- quinten des Handels bin ich zu der Einsicht gekommen, dass es sich , um ein wirklich sicheres und zuverlässiges Resultat zu errei- chen, nur mit frischer Waare zu arbeiten lohnt, — und dies möge Anderen vorbehalten sein! 206 Nachweis v. Arsenilc in Gebrauc]ii?gegensti)ndon. B. Monatsbericht. N.acliweis toii Arsenik in Oebrauelisgegenständen von H. Fleck. In einem längeren, den Nachweis von Arsenik behan- delnden Artikel wendet sich Yerf. zunächst gegen die zu einer wirldichen Manie gewordene Jagd auf arsenikhaltige Gebrauchsgegen- stände (das trifft auch auf viele pharmaceutisch - chemische Artikel zu [d. Eef.]) und weist darauf hin, dass die blosse Anwesenheit von Ai'senik oder anderen Mineralgiften die Objecto an sich noch nicht gesundheitsschädlich mache, sondern hierbei vor Allem die Menge des Giftes, die Ai't seiner Befestigung auf dem Objecte und die Yerwendungsweise des letzteren in Betracht zu ziehen seien. Ar- senik ist eines der weitverbreitetsten Elemente, es findet sich im Mineral- und im Pflanzenreiche in Spuren fast überall vertreten und es ist viel leichter für den Chemiker, Spuren von Ar- senik zu finden, als die Abwesenheit desselben sicher festzustellen. Das Untersuchungsverfahren muss jederzeit dem vorliegenden Objecte angepasst, es darf nicht nach Schablonen gear- beitet werden; jede Methode hat nur relativen Werth. Die Möglichkeit des richtigen Nachweises wächst mit der Menge des verbrauchten Untersuchungsobjectes und die Möglichkeit des falschen Nachweises wächst mit der Menge der verbrauchten Reagentien ; so kann es kommen, dass sich die Angaben der Chemiker über den Arsenikgehalt von Gebrauchsgegenständen widersprechen imd doch jeder sicher zu sein glaubt, regelrecht und nur mit arsenikfreien Eeagentien gearbeitet zu haben. Zur Prüfung irgend welcher Objecte auf Arsenikgehalt müssen nicht nur bestimmte Mengen derselben, sondern auch abgewogene oder abgemessene Mengen der Reagentien verwendet werden und zwar von letzteren nicht mehr, als vorher zur Prüfung auf ihre Reinheit gedient hatten. Verf. empfiehlt bei der Untersuchung folgenden Gang einzu- halten: Die zur Prüfung übersendeten Objecte (gefärbte oder bedruckte Gewebe, Tapeten, Rouleaux, Papiere u. s. w.) werden in kleinen Abschnitten mit 25procentiger, selbstverständlich reiner, Schwefelsäure behandelt, um die vorhandenen Farben in Lösung zu bringen. Schwefelsäure von genannter Stärke reicht völlig hin, während 18 bis 24 stündiger Einwirkung auf die Objecte bei 50 bis 60" C. nicht nur die meisten Farben und Arsenikverbindungen zu lösen, sondern aucli die animalische oder vegetabilische Fasersubstanz derartig aufzuscMiessen , dass ein Verbleiben von Arsenik in den- selben unmöglieli ist und in lieinem Falle bisher festgestellt werden Nachweis v. Arsonik in Gebraucbsgogenstiinddii. 207 konnte. Sollten aber, was incless mir höchst selten der Fall, noch Farbenreste auf dem Objecto zu erkennen sein, so genügt der Zu- satz von 3 — 5 g. reiner Salpetersäure von 1,24 spec. Gew. auf 100 g. 25procentiger Schwefelsäure, um bei genannter Temperatur imd Digestionsdauer die Zersetzung und Lösung der Farben, sowie die Aufscliliessung des Fasei-nstoffes vollständigst durchzufülu-en imd die Lösung alles Arseniks sicher zu stellen. Denn die 25procentige Schwefelsäure besitzt die schon seit 27 Jahren bekannte, unter andern bei der Darstellung des Holz- spiritus praktisch verwerthbare , aber in der analytischen Chemie noch völlig unberücksichtigt gebliebene Eigenschaft, Pflanzenzellen, sowie Wolle oder Seidenfasern zu lösen oder wenigstens bis zur Hinterlassung geringer Formelemente zu zerstören. Vor Ausführung der analytischen Untersuchung prüft man nun zunächst 200 g. der 25procentigen Schwefelsäure mit 10 g. gTanu- lirtem Zink, imter Beifügung eines Stückchens Platinblech, und in einem andern Versuche 20 g. Salpetersäure, nach vorheriger Ver- dunstung mittels 100 g. reiner Schwefelsäure, im Marsh'schen Apparate und hat diese Keagentien als relativ rein zu beurtheilen, wenn, bei einem Gasstrome von höchstens 200 CG. in drei Minuten bei Zimmertemperatur und wäln-end einer halbstündigen Gasentwickelung, in einem schwerschmelzbaren Glasrohre von 2 mm. Diu^chmesser, bei gleichlangem Glühen desselben ein Arsenikspiegel nicht zum Vor- schein kommt. Hat man sich auf diese Weise von der relativen Reinheit der anzuwendenden Reagentien überzeugt, so exponirt man nun die Objecto in der oben geschilderten Weise dem Einflüsse von 50 bis 100 g. der geprüften Schwefelsäure, filtrirt nach 18 bis 24 stündiger Digestion von dem unlöslich gebliebenen Gewebeelementen ab, wäscht letztere gut aus und verdampft, sobald gleichzeitig Salpetersäm'c An- wendung erfahren hatte, sonst nicht, die Lösungen in einer PorceUan- schaale bis zur völligen Verflüchtigung der letzteren und bringt nun das Volumen der Flüssigkeit auf 200 C.C. Gleichzeitig bereitet man sich den Marsh'schen Apparat ent- sprechend vor, indem man 10 g. Zink, welches wie vorher ge- schildert geprüft, mit 20 C.C. der erkalteten Farblösung von den Objecten übergiesst und nun das Gas, unter Einhaltung von Vor- sichtsmassregeln zur Verhütung von Knallgasentzündungen, durch das an einer Stelle glühend gemachte Glasrohr leitet. Tritt nach halbstündiger Gasentwickelung (1 1. Gas in 15 Minuten) ein Arsenik- spiegel auf, so verwendet man von der sauren Farbstofflösung den Rest von 180 C.C. ziu- quantitativen Bestimmimg des Giftes. War aber ein Ai'senspiegel nicht zu beobachten, so fügt man weitere 20 C.C. der Flüssigkeit zu dem Apparate und wiederholt dies von halber zu halber Stunde, bis entweder ein Arsenspiegel sichtbar wird, oder bis successive alle Flüssigkeit verbraucht und 208 Trp.nnuiiK von Strontian und Kalk. hierdurch deren Reinheit von Arsenikgehalt festgestellt ist. Aus den Ergebnissen dieser qualitativen Prüfungsmethode geht von selbst hervor, ob es dem Chemiker möglich ist, aus den verbleibenden Flüssigkeitsresten noch eine (quantitative Arsenikbestimmung durch- zuführen. In der Regel wird man, nachdem 100 C.C. der Ver- suchsflüssigkeit verbraucht worden und hierbei endlich bei eingehal- tener nahezu gleicher Stromstärke ein nur sehr schwacher Arsenik- spiegel zum Vorschein kommt, von einer Mengenbestimmung des Arseniks Abstand nehmen müssen, denn es handelt sich dann nur um ^/lo mg. des letztern, deren Feststellung sehr zweifelhaft, fast unmöglich wird. Tritt aber nach Zusatz der ersten 20 bis 30 C.C. ein lebhafterer Grassti'om und im glülienden Glasrolir ein deutlicher Arsenspiegel innerhalb der ersten 10 Mnuten auf, so ist man berechtigt, auf eine Durchführung der Mengenbestimmung des Arseniks in der Restflüssigkeit rechnen zu dürfen und man verfährt dann so, dass man dieselbe mit Schwefelwasserstoffgas sättigt imd den nach wiederholter Erwärmung und Gaseinleitung entstehenden Niederschlag auf einem Füter sammelt. Letzterer wird an der Luft getrocknet, sodann mit Alkohol befeuchtet und mit Schwefelkohlenstoff gut ausgewaschen, um anhän- genden Schwefel zu entfernen, hierauf mit Ammoniakflüssigkeit gelöst, wiederum mit reiner Schw^efelsäure ausgefällt und auf einem gewogenen Füter gesammelt und gewogen. Es resultirt gewöhnlich ein etwas höherer Werth, als er dem wirklichen Arsengehalte ent- spricht, aber diese Fehlerquelle wird um so geringer, je leichter sich die Farbstoffe aus den Versuchsobjecten lösten und je weniger von den letzteren dadurch in Lösung gingen. Hat man grössere Mengen, also mehr als 5 mg. Schwefelarsenik erhalten, so ist es thunlich, dieselben nochmals mittels Salpeter- säure zu oxydiren und als Arseniksäure gewichts- oder maassanalytisch zu bestimmen. Das geschilderte Prüfimgsverfahi-en ist, wie man sieht, ebenso wissenschaftlich gerechtfertigt, wie sicher und wenig complicirt, und erst nach Einhaltung desselben oder in gleichem Sinne eingehaltener Verfahrungsweisen ist der Experte berechtigt, zu constatiren, ob Arsenik in den Versuchsobjecten nachweisbar war oder nicht. Er wolle sich aber wohl hüten, sich gutachtlich dahin auszusprechen, dass überhaupt kein Arsenik vorhanden gewesen , wenn es ihm nicht gelang, in der zur Prüfung verwendeten Menge Arsenik festzustellen. (Repertor. anal. Chemie. 188H. No. 2.J G. H. Trennung Ton Strontian und Kalk. — Seitdem der west- ])hälische Strontianit eine ausgedehnte Anwendung zur Darstellung von Strontianhydrat (behufs Entzuckerung der Melasse) gefunden hat, ist die Trennung von Strontian und Kalk bei den quantitativen Be- . Stimmungen von Wichtigkeit geworden. D. Sidersky beschreibt Endpunkt bei Zuckerbesthnmuiigeu. — Glyceringehalt des Bieres. 209 eine neue Methode der Trennung, die auf folgende Beobachtungen beruht: a) Setzt man zu einer neutralen Strontianlösung ein Gemisch von schwefelsaurem und oxalsaurem Ammon, so entsteht ein Niederschlag von nur schwefelsaurem Strontian und keine Spur von oxalsaurem Strontian. b) Setzt man zu einer neutralen Kalk- lösung das vorhergenannte Gemisch, so fällt immer oxalsam-er Kalk aus und keine Spur von schwefelsam-em Kalk, c) Setzt man das Gemisch zu einer kalkhaltigen Strontianlösung, so entsteht ein Niederschlag von schwefelsaiu-em Strontian und oxalsaurem Kalk, welche zwei Verbindungen, auf das Filter gebracht und ausgewaschen, durch verdünnte Säure von einander getrennt werden können. Das genannte Gemisch wii-d bereitet, indem man 200 g. Ammoniumsulfat und 30 g. Ammoniumoxalat in 1 Liter Wasser auflöst. Die Untersuchung selbst wird in der Art ausgeführt, dass man einige Gramme der zu untersuchenden Substanz (also in diesem Falle fein gepulverten Sti'ontianit) in möglichst wenig concentrirter Salzsäure diu'ch Kochen löst, wobei sich Kieselsäure gallertartig ausscheidet, aus der filtrirten Lösung dm'ch Ammoniak Eisenoxyd und Thonerde fällt, abermals filtrirt und nun der erwärmten concentrirten Lösung das erwähnte Gemisch von schwefelsaiurem und oxalsaiu-em Ammoniak in geringem Ueberschusse zusetzt. Der Niederschlag wird wie oben angegeben weiter behandelt. Die Resultate sind sehr befriedigend, wenn schon (was aber für die Technik bedeutungslos ist) die Strontian- bestimmung um ein Minimum zu niedrige Zahlen giebt, weil das Strontimnsiüfat wie bekannt in verdünnter Salzsäm-e etwas löslich ist. fZeitschr. f. anal. Chemie^ XXII, l.J G. H. Bestimiuiing des Endpunktes bei Zuckerbestimmungen nacli Fehling in sehr yerdünnten Lösungen. — Bei sehr- ver- dünnten Zuckerlösungen, namentlich aber bei vielen Weinen, welche missfarbige und schwer sich absetzende Niederschläge geben, ist es oft nicht leicht, den Endpunkt der Eeductiou des Kupferoxyds genau zu erkennen, J. Moritz empfiehlt deshalb, ein oder zwei Tropfen der Flüssigkeit, durch ein kleiaes Füter auf eine weisse Porcellan- platte zu bringen und in bekannter Weise mit Essigsäure und Feri'o- cyankalium auf Kupfer zu prüfen. Bei der geringsten Spiu- noch unzersetzten Kupferoxydsalzes bildet sich ein rothbrauner Anflug von Ferrocyankupfer, der auf der weissen Unterlage deutlich hervortritt. fZeüschr. f. anal. Chemie, XXII., l.J G. H. Crlyeeringehalt des Bieres. — Es sind zwar schon öfter die ßiere auf ilu-en Glyceringehalt untersucht worden, den erlangten Resultaten ist aber wenig Werth beizulegen, weil von den Analytikern verschiedene, zum Theil auch recht ungenaue Methoden der Glycerin- bestimmung befolgt wurden. Neuerdings hat A m t h o r eine grössere Anzahl (36 Sorten) Elsässer, Strassburger und nach Strassburg impor- Arch. d. Pharm. XXI. Bds. 3. Hft. 14 210 Prüfung des Chloroforms. — Synthese des Tyrosins u. d. Harnsäure. tiiier Biere nach der verbesserten Clausniger 'sehen Methode (Archiv Band 18, Seite 291) untersucht und gefunden, dass der Glyceringehalt der Biere nicht über 0,3% steigt und nicht unter 0,05 ^/o fällt. Ein Bier, welches zwischen 0,3 7o und 0,4 °/o Glycerin enthält, erscheint verdächtig, ein solches aber, dessen Glyceringehalt über 0,4 ^/^ hinausgeht, ist als unbedingt mit Glycerin versetzt zu betrachten. Im Uebrigen zeigte sich die auffallende Erscheinung, dass Biere, welche im Alkoholgehalt nur wenig differiren, dies in bedeu- tendem Grade in Bezug auf das Glycerin thun können. Nach zwei zur Aufklärung dieses Umstandes angestellten Versuchen scheint es, als ob die mehr oder minder rasch verlaufende Gährung den Aus- schlag giebt, indem ein Bier, dessen Gährung innerhalb 4 Tagen vollendet war, nur halb so viel Glycerin enthält, wie ein solches, welches 8 Tage zur Gährung gebraucht hat. (Zeitschrift f. anal. Chemie XXI, 4.J Ueber das Verhältniss zwischen Glycerin und Alkohol im Wein hat E. Borgmann neuerdings eine Reihe von Versuchen angestellt, die im nächsten Hefte des Archivs Besprechung finden werden. G.E. Die Prüfung des Chloroforms mit Schwefelsäure betreffend, weist H. Hager in einem längereu Artikel auf eine Anzahl Cautelen hin, welche bei Anstellung dieser, wie bekannt auch von der Phar- macopöe geforderten Prüfung zu beachten sind. Insbesondere ist darauf zu sehen, dass die kleinen Schüttelcyünder absolut rein sein müssen; der rauhen Fläche zwischen Halswand und Stopfen hängen leicht miki'oskopisch kleine Staubtheilchen an und mau soll deshalb die vorgeschriebene Ausschwenkung mit Schwefelsäure lieber zweimal machen. Um die Farblosigkeit der Schwefelsäure sicher beurtheilen zu können, soU man die Chloroformschicht mit einem dunklen Papiere bedecken und dem Auge nur die Durchsicht durch die Säureschicht gestatten, denn jede dieser Flüssigkeiten besitzt eine andere Licht- brechungskraft imd man würde ohne diese Vorsicht die Schwefel- säure im Vergleich zum Cliloroform leicht für blassgelblich oder gelblich gefärbt halten, während sie thatsächHch farblos ist. "War das Chloroform in einer mit einem Korke verschlossenen Flasche aufbewahrt worden, so können die immerklichsten Korkrudera Ver- anlassung ziu- Gelbfärbung der Schwefelsäure werden; man soll des- halb das Chloroform durch ein Bäuschchen filtriren oder überhaupt das Chloroform nur in mit Glasstöpsel versehenen Gefässen auf- bewahren. — Das Cliloroform, was dem Verf. zu seinen Versuchen diente, trug die Marke E. H. und hielt alle Proben vorzüglich aus. fPMrm. Centralh., 1883, No. 3.J G. H. Synthese des Tyrosins und der Harnsäure. — Das Tyrosin hat E. Erlenmeyer im Verein mit Dr. Lipp auf folgende Neue Kältemischung. 211 Weise künstlich dargestellt: Phenylalanin wurde durch Behandeln mit Sclnvefelsäure und Salpetersäure in Paranitrophenylalanin über- geführt, dieses mittels Zinn und Salzsäiu-e zu Paraamidophenylalanin reducirt, welches bei der Einwirkung von salpetiiger Säure eine syrupartige Säure lieferte, die wahrscheinlich Parahydroxyphenyl- niilchsäiue ist und sich in Aether löst. Der mit Aether erschöpfte Eückstand wurde mit Ammoniak übersättigt und eingedampft. Es wurde eine krystallinische Masse als Abdampfrückstand erhalten, welche beim Auswaschen mit Wasser ein weisses Krystallmehl zurück- liess, das unter dem Mikroskop die charaktei-istischen Formen des Tyrosins zeigte imd auch bezüglich der Elementarzusammensetzung und der charakteristischen Reactionen mit dem aus Eiweisskörpern dargestellten Tyrosin übereinstimmte. Die Synthese der Harnsäure gelang dem Dr. Joh. Horbaczewski nach folgenden Verfahren : Grlycocoll wird mit der zehnfachen Menge von Harnstoff in einem Glaskölbchen unter Anwendung eines Metall- bades rasch auf 200 bis 230" C. erhitzt und so lange bei dieser Temperatur erhalten, bis die anfangs farblose, klare Flüssigkeit bräimlichgelb und trübe wird. Nach dem Erkalten wird die Schmelze in verdünnter Kalilauge gelöst, die Lösung mit Chlorammonium über- sättigt und diurch Zusatz von ammoniakalischer Silberlösung und Magnesiamixtur gefällt. Der Niederschlag, welcher alle entstandene Harnsäm-e enthält, wird mit ammoniaklialtigem Wasser gewaschen und mit Schwefelkalium zerlegt. Die vom Schwefelsilber abfiltrirte Flüssigkeit liefert nach dem Ansäuern mit Salzsäure imd Eindampfen Krystalle von Harnsäure, welche durch entsprechendes Verfahren leicht ganz rein erhalten werden können. Die auf diesem Wege gewonnene Harnsäure zeigt dieselbe charakteristische Krystallform, dieselbe Elementarzusammensetzung und alle chemischen Eeactionen, welche der im Thierkörper gebildeten Harnsäure eigenthümlich sind. (Pharm. Post d. Pharm. Centralh. No. 2.J G. R. Eine neue Kältemischung. — E. Moritz hat beobachtet, dass beim ^Mischen von Schnee und Alkohol eine so bedeutende Temperatur, - Erniedrigung eintritt , dass sich diese beiden Substan- zen recht wohl zur Herstellimg von Kältemischungen eignen dürften. I.Versuch: 73 g. Schnee und 77 g. Alkohol absolut, von +4^0. ergaben beim Zusammenmischen eine Temperatur von ca. — 30" C. (Das Thermometer reichte leider nicht bis zu dieser Temperatur.) 2. Versuch: 77 g. Schnee und 77 g. Alkohol absolut, von -|- 2^ C. Die Temperatur sank: auf — 24,2" C. 3. Versuch: 77 g. Alkohol von -f- 1,5" C. und 77 g. Schnee von — 1" C. Zimmertemperatur -f- 6,7 «^ C. Die Temperatur sank auf — 29,4" C. 4. Versuch: Ge- wöhnlicher Brennspiritus von 96" Tralles und Schnee gemischt. Zimmertemperatur — 17,5" C. Der angewandte Spiritus hatte den ganzen Tag in einer Blechkanne im Zimmer gestanden. Leider 14* 212 Spritzflasche f. hcisses "Wassei*. - Aluminium- Palmitat. — Hederich - Oel. wurde es versäumt, die Temperatiu' desselben zu bestimmen. — Beim Mischen sank die Temperatur auf — 20*^ C. — Diu-ch Anwendung einiger Yorsiclitsmaassregeln, wie möglichste Verhütung des Wärme- zuflusses von aussen, dürfte sich die Temperatur - Erniedrigung noch weiter treiben lassen. Die kurze Dauer des Schnee's unterbrach diese Versuche, welche übrigens genügen dürften, um die Anwend- barkeit von Schnee und Alkohol zur Herstellung von Kältemischungen zu zeigen. Ein Hauptvorzug dieser Mischung wäre das vollständige Fehlen jeden Salzes und jeder Säure. fCJmn. Ztg. 1882. No. 78.) G. IL Spritzflasclie für lieisses Wasser. — Die von E. Borgmann coiistruirte Spritzflasche hat einen dreifach durchbohrten Gummistopfen. In der einen Oeifnung befindet sich ein gewöhnliches Steigrohr, in der zweiten das Einblaserohr. Letzte- res ist an seinem im Innern der Flasche befindlichen Ende etwas erweitert und mit einem Bunsen'- schen Kautschukventil versehen, das sich nur nach der Flasche zu olfnet. In der dritten Oeifnung befindet sich ein gläserner üurclüasshahn, dessen untere bis in den Flaschenhals reichende Ansatz- röhre schief abgescliliffen ist. — Beim Erhitzen des Wassers bleibt der Glashahn geöffnet und entwei- chen durch denselben die sich bildenden Wasser- dämpfe. Beim Benutzen der Spritzflasche wird der Hahn geschlossen. Das Einblaserolu' bleibt auf diese Art immer kalt und genügt ein auch nur kurzes Einblasen, um einen längere Zeit anhaltenden Wasserstrahl zu erhalten. Soll letzterer aufhören , so hat man nur den Glashahn wieder zu öffnen. fZeitschr. f. anal. Chemie, XXII. 2.J G. H. Aluminium -Palmitat. — Im Januarheft des Ai-cliivs (S. 47) wurde über die Verwendung des Aluminium -Palmitats berichtet und dessen Eigenscliaft, sich in Mineralölen zu lösen und dieselbe zu verdicken, wodurch es zur Fabrikation von Schmierölen sehr geeignet erscheine, besonders hervorgehoben. R. Krause hat eine Reihe hierauf b.ezüglicher Versuche angestellt luid gefunden, dass sich das Aluminium -Palmitat allerdings leicht in den verschiedenen Gelen löst und dieselben auch verdickt, dass diese verdickten Gele aber bald fadenziehend werden und aümählich die Dickflüssigkeit ganz verlieren. Es sei niclit möglich, mit Hülfe des Aluminium -Palmi- tats gleichmässig austallende , gute , brauchbare Schmieröle herzustel- len. fChem. Zeug., 1883. No. ll.J G. IL Hederich -Oel. — In Folge schlechter Golsaat - Ernten sah man sich in Ungarn nach einem Ersatz für den Rübölsamon um und fand nach vielen Versuchen , dass sich die Samen dos gemeinen Hederichs (Raphanus raphanistrum L. oder Raphanistrum arvcnse Wall.), auch Heiden- oder Ackerrettig genannt, vorzüglich zur Gel- Besclileun. d. Abdampf, v. Flüssigkeit. — Agaricus albus geg. Nachtschweisse. 213 ge^vinmnlg eignen. Das Hedericliöl hat eine dunkel olivengi-üne Farbe, ein spec. GeAvicht von 0,913 bis 0,917, ist im Geruch und Geschmack, wie im Verhalten gegen die gebräuchlichsten Rcagenticn dem Eüböl sehr ähnlich, wird auch bereits vielfach als solches ver- kauft. Als charakteristisch für das Hederichöl führt E. Walenta Folgendes an : Etwa f) g. des fraglichen Oels werden mit Kalilauge und "Weingeist unter Erwärmen theilweise verseift und die erhaltene Seife darauf von dem noch unverseiften , goldgelb gefärbten, fast gerucli- und geschmacklosen Oele durch Filtriren getrennt. Das eingeengte Filtrat färbt sich, wenn grössere Mengen von Hederichöl vorhanden sind, beim Versetzen mit Salzsäure bis zur stark sauren Reaction deutlich grün. (Binghrs poli/t. Journal. Band 247. Heft 1.) G. H. Beschlcuiiisiiii^ des Abdampfens roii Flüssigkeiten. — H. Vogel hat die Saugapparate nach der Arzberger'schen Construc- tion, wonach über die betreffenden Schalen ein entsprechend grosser Trichter aufgehängt wird, durch, welchen die Dämpfe durch einen Aspirator abgesaugt werden, in der Weise abgeändert, dass an Stelle der abgesprengten Trichterröhre mittels eines durchbohr- ten Korkes ein engeres Rohr befestigt wird , das • bis zur Eandhöhe des eigentlichen Trichters reicht. Dadm-ch wird der Vortheil erzielt, dass die eingesaugte Luft eine grössere Obei-fläche der verdampfen- den Flüssigkeit bestreicht. fRepertor. anal. Chem. 1883. No. l.J G. R. Crayon-feu nennt Dr. Moser (Pai'is) einen Stift, den er her- gestellt hat zum Zweck der Cauterisation von durch den Biss toller Hunde etc. vergifteter "Wunden. Dieser Zündstift ist zusammenge- setzt aus 30 g. Kohlenpulver, 4 g. Salpeter, 5 g. porphyrisirtem Eisen, 1 g. Benzoe und so \äel constituirendem Pulver, um daraus 40 Stifte herstellen zu können. Die conisch auslaufenden Cylinder werden in ein kleines Etui gesteckt, das ausserdem noch Zündhölz- chen oder Feuerschwamm zum Anzünden des Stiftes enthält. {Durch Allg. medic. C. Ztg. 1882. No. 103. J G. H. Oegeil rrostbeillen empfiehlt Prof. Hoffmann in Dorpat als ausgezeichnetes Mittel die Fai-adisation ; „2 — 3 maliges Faradisiren beseitigt die Frostbeulen nebst allen unangenehmen Empfindungen in einer Avunderbaren "Weise." Faradisation , wie auch Massage der Frostbeulen sind schon fi'üher empfohlen worden, diese Mttel erschei- nen aber erneuter Versuche wohl werth. (D. medic. Ztg. d. Pharm. Centralh. No. 7 J G. II. Affaricus all)us gegen Naclitsch weisse. — Dieses von englischen Aerzten empfohlene Mittel A\Tirde auch von Dr. Kruszka mit bestem Erfolge gegen entki-äftende Nachtschweisse angewandt. 214 Jodoform b. PhtMsis. - Verfälschung v. diinesischfm Campher. Derselbe giebt es, weil es allein von den Patienten nicht gut ver- tragen wird, sondern verschiedene Unterleibsbeschwerden verursacht, in Verbindung mit Dower'schen Pulver; 0,1 bis 0,15 Agaric. alb. bei Kindern und bis 0,5 bei Erwachsenen, mit 0,03 resp. 0,06 Pulv. Doweri. Verf. ist überzeugt, dass Agaricus albus sehr wohl im Stande ist, übermässige krankliafte Schweissabsonderung zu beschränken resp. gänzlich und dauernd zu beseitigen, fAUg. medic. C. Ztg. 1882. No. 103. J G. H. Jodoform bei Phthisis, — Die von vielen Pathologen ge- theilte Ansicht, dass die Tuberculose eine Infectionskrankheit ist und Tuberculose, Phthisis und Scrophulose verwandte, wenn nicht iden- tische pathologische Vorgänge sind, bestimmten Dr. Dreschfeld, das Jodoform, das bei scrophulösen Erscheinungen lokal angewandt so ausgezeichnete Wirkungen zeigt, auch bei Phthisis zu versuchen. Nach sechsmonatlicher Erfahrung können die mit Jodoform erzielten Erfolge als günstig angesehen Averden; angewandt wurde das Jodo- form als Inhalation und innerlich in Pillen zu 0,06 g. mit Kreosot und Dextrin. Am erfolgreichsten zeigte sich der Gebrauch in Fäl- len von beginnender und acuter, weniger bei chronischer Phthisis. Auf Gnmd der Versuche kommt Dreschfeld zu folgenden Sclilüssen : 1) Jodoform wird von den Kranken gut vertragen, ohne Uebelkeit oder gastrische Eeizimgen zu verursachen. 2) Es verringert den Hustenreiz, besonders bei beginnender Phthisis. 3) In manchen Fällen begünstigt es die Verdauung, hebt den Appetit und erleichtert den Auswurf. 4) In Fällen von höherer Temperatur bewii-kt es geringe Temperaturerniedrigung. 5) In keinem Falle hatten Jodo- foiminhalationen böse Folgen. 6) Hämoptysis bildet keine Gegen- indication für seinen Gebrauch, in manchen Fällen verschwand sogar die Hämoptyse völlig bei Anwendung von Jodoform. 7) Bei begin- nender Phthisis scheint Jodoform die Krankheit ganz zu unter- drücken. fNem Remedies. Vol. XL No. 11. pag. 331.J M. Eine ^robe Verfälschung von chinesischem Campher wird nach einer Mittheilung von F. Newcome auf Formosa vorge- nommen durch Zusatz eines aus einer Eatanhia - artigen T'engtsai genannten Sclilingpflanze gewonnenen Leimes. Der im Innern von Formosa in Massen wachsende Strauch, dessen systematische Benen- nung Verf. nicht bekannt ist, enthält eine leimartige Substanz, die durch Auskochen mit Wasser farblos erhalten wird. Unter Zusatz von wenig Wasser lässt sich der Pflanzenleim mit dem Campher vereinigen und wird diese Fälschung von den Produ- centen damit beschönigt, dass angeblich ein so l)eliandelter Campher weniger leicht verdunstet; er hält die Eeise nach Europa ohne erheb- lichen Gewichtsverlust aus, doch lässt sich die Fälschung, die gewöhn- Lebertliran mit Eisen. — S[)intus Aetheris nitrosi etc. 215 Hell nach dem Verhältniss von 2 Theilen Leim zu 3 Theilen Campher geschieht, beim Erwiinuen leicht entdecken. Der gefälschte Campher ist fast ausschliesslich zum Export bestimmt, während die Bewohner des himmlisclien Reiches zum eigenen Gebrauch den Campher von Borneo und Sumatra einführen. In derselben Abhandlung erwähnt Newcome die starke Aus- rottimg der Campherbäume auf Formosa, die durch die Theecultiu- auf immer kleinere Bestände reducirt werden, so dass in nicht zu langer Zeit der Campher von Formosa völlig verschwunden sein dürfte. (Medical Press and Circular. — The Pharm. Journ. and Tr ansäet. Third Ser. No. 638. paff. 223.J M. Wohlschmeckender Leherthran mit Eisen lässt sich nach W, A. Henry auf folgende Art darstellen: 4 g. Ferr, sulf. sicc. und 8 g. Sapo venet. werden jedes für sich in heissem Wasser gelöst, der durch Mischen der beiden Lösungen gebildete Nieder- schlag von ölsaurem Eisen nach dem Auswaschen mit 50U g. erwärmtem Leberthran angerührt, die Mischung mit 30 g. gepulverter Holzkohle und 15 g. geröstetem Caffee oder 7,5 g. Cacaopulver eine Stunde lang im Dampfbade digerirt und noch warm durch Papier oder Flanell filtrirt. Die in einem Esslöifel des Präparates enthaltene Menge Ölsäuren Eisens ist imgefälir 0,06 g. schwefelsauren Eisenoxydids äquivalent; der so bereitete Eisenthran besitzt eine dimkelbraune Farbe und einen nur schwachen Thrangeschmack, der durch den Zusatz von Caffee oder Cacao in angenehmer Weise verdeckt sein soll. (New Remed. Vol. XI. No. 12. paff. 360.J M. Spiritus Aetlieris nitrosi als empfindliches Keagens auf Carbolsäure. • — Mischt man nach Professor Eykmann in Tokio 1 — 1,5 C. C. einer verdünnten Carbolsäurelösimg (etwa 1 : 10 000) mit 1 — 3 Tropfen Spir. Aeth. nitr. und lässt in das Reagensglas vorsichtig dasselbe Volumen Schwefelsäure fliessen, so entsteht an der Berührimgsfläche der beiden Schichten eine rosenrothe Zone, die besonders gegen einen weissen Hintergrimd betrachtet deutlich ist; beim Mischen der beiden Schichten geht die Färbung in die ganze Masse über. Selbst bei einer A^erdünnung von 1 : 2 00< » 000 ist die Reaction noch erkennbar, doch empfiehlt sich in diesem Falle die Anwendung eines mindestens 2 cm. weiten Reagensglases, in dem man eine 3 cm. hohe Schicht Schwefelsäure mit 1 Tropfen Salpeter- ätherweingeist mischt und mit 2 C.C. der Carbolsäurelösung über- schichtet; nach behutsamen Mischen ist bei auffallendem Licht die Rothfärbung noch deutlich zu erkennen, es ist also diese Reaction den empfindlichsten Reactionen auf Carbolsäure gleichwerthig. Da salpetrige und Salpetersäure eine gelbe Färbung verur- sachen, ist nur ein neuti'aler Salpeterätherweingeist zu obiger 216 Cincliouac\ütur in den Vereinigten Staaten. Eeaction brauchbar, die walirscheinlicli auf der Bildung einer andern Verbindung von Sauerstoff und Stickstoff beruht, (New Remed. Vol. XI. No. 11. pag. 340.J M. Cinchonacultur in den Vereinigten Staaten. — Die über- raschenden Erfolge, welche sowohl England wie Holland mit der Cultur der Cinchonabäume in Ostindien erzielt haben, sind auch für die nordamerikanische Union Veranlassung geworden, sich aufs Neue mit der Frage zu befassen, ob dann innerhalb des weiten Gebietes der Vereinigten Staaten keine für die Chinacultur geeignete Gegend sich finden lasse, und es haben sowohl das Repräsentantenhaus in Washington, als auch die landwirthschaftliche Abtheilung des Ministe- riums diese Angelegenheit allen Ernstes wieder aufgegrifi'en , nachdem dieselbe hauiDtsächlich in Folge eines von dem Landwirthschafts- minister Le Duc im Jahre 1879 erstatteten ungünstigen Berichtes seither geschlummert hatte. In diesem Berichte war ausgeführt wor- den, dass, weil die Cinchonabäume unbedingt keinen Frost ertragen, innerhalb der Union überhaupt nur zwei Landstriche in Frage kommen können, nämhch Südflorida und Südcalifornien , allein auch hier habe es sich gezeigt, dass Frostfi-eiheit allein das Gedeihen einer tropischen Pflanze nicht verbürge , sondern noch alle jene Faktoren der Insolation, des Feuchtigkeitsgrades u. s. w. , aus denen sich der Gesammtcharakter des tropischen Klimas zusammensetzt, dabei sehr in Betracht kommen. In Südflorida seien denn auch alle Bemühungen, Cinclionaarten zu ciütiviren, absolut erfolglos gewesen, und in SüdcaHfornien erscheine der Erfolg so sehr zweifelhaft, dass fortgesetzte Versuche und Ver- theilung von jungen Pflanzen nicht gerechtfertigt wären. Viel hoff- nungsvoller spricht sich heute Loring, der Amtsnachfolger von Le Duc, aus. Südflorida scheint allerdings auch er für den fi-ag- Hchen Zweck aufgegeben zu haben , dagegen bezeichnet er San Diego in Südcalifornien als einen Punkt, welcher günstigeren Erfolg ver- spreche, da seine Temperaturverhältnisse grosse Aehnlichkeit haben mit denen von St. Helena, wo in einer Höhe von etwa 500 Meter Cinchonapflanzungen gut gedeihen bei einer Jahresmitteltemperatur von 15,5*' C. Die gleiche Durchschnittstemperatur besitzt mm aber auch San Diego, wo im August das höchste Monatsmittel mit 20"^ und im Februar das niederste mit nicht ganz 12'* erreicht wird. Loring befürwortet auf Gnind dieser Thatsachen die Anlage von Versuchspflanzungen in grösserem Umfange und verlangt einen Credit zur Ausführung. Die nächsten Jahre müssen lehren, welclier der beiden Beamten richtig geurtheilt und welcher sich und seine Auf- traggeber getäuscht hat. Ganz gleichgültig scheint nachgerade der Union der mangelnde Besitz eines tropischen Landstriches überhaupt nicht mehr zu sein und dürfte eine Aufsaugung von Mexico nicht in das Bereich der Unmöglichkeiten gehören. fT/tc Quinologist. Vol. VI. No. 1. pag. 30. J Dr. G. V. Chmin gegen profuse Scli weisse. — Gepulverte Droguen des Handels. 21 7 Chinin gegen profuse Seh weisse wendet Dr. Currie schon seit dreissig Jaliren äusserlich angeblich mit bestem Erfolge an. Er benutzt dazu eine Lösung von 8 g. Chininsulfat in einem halben Liter "Weingeist und lässt in Zwischenräumen von melireren Stunden den ganzen Körper mit einem in die bezeichnete Lösung getauchten Schwämme waschen. Man wird freilich bei Bourtheilung dieser An- gabe weder deren Quelle noch die etwaige Wii-kung des Alkohols allein ausser Acht lassen dürfen. (The Quinologist. Vol. 6. No. 1. pag. 14.J Dr. G. V. Grepulverte Droguen des Handels. — Leber die Ziüässig- keit oder Nichtzulässigkeit des Einkaufs von Droguen in gepulvertem Zustand ist schon viel hin und wieder gestritten worden und wenigstens in einem deutschen Staate ist es den Apothekern schlechthin verboten , ihre Pulver aus Droguenhandlungen zu beziehen. Es ist daher recht dankenswerth , dass ein praktischer Amerikaner C. B. Allaire sich die Mülie genommen und nicht weniger als 416 solcher Pulversorten einer genauen mikroskopischen Unter- suchung unterworfen hat, deren Ergebniss er in „The Quinologist" mittheilt. Letztere in Philadelphia seit fünf Jahren erscheinende Monatssclirift verfolgt den Hauptzweck der Verbreitimg einer genauen Kenntniss der Chinarinden, ihrer Alkaloide imd deren medicinischen Verwendung, bringt daneben aber auch sonst manches Interessante, so in No. 1 von 1883 die oben erwähnte Untersuchung, deren Resultate in tabellarischer Form sich zusammengestellt finden. Es ist allerdings zu bemerken, dass es sich dabei nur um amerikanische Droguen handelt, ein direkter Schluss auf die Qualität derjenigen Pulver, welche im eiu-opäischen Handel vorkommen und speciell von deutschen Pulverisiranstalten geliefert werden, somit nicht gestattet ist. Dies vorausgeschickt, sei von dem Nachge^\äesenen Einiges mit- getheilt. Als ziemlich allgemeine Regel wurde beobachtet, dass solche Pulver, welche nur selten und in kleinen Mengen verlangt werden imd dabei nieder im Werthe stehen, unrerßüscht bleiben, jedenfalls deshalb, weil hier die Fälschung nicht rentirt. Ferner bleiben von fi-emdartigen Beimischungen meist auch diejenigen Pulver verschont, deren Rohmaterial in verschiedenen, worunter sehr billigen Sorten im Handel vorkommt. Als Beispiel der beiden Fälle mag dienen die Aloe, deren 11 geprüfte Pulverproben nur in einem ein- zigen Falle eine Fälschung zeigten, ferner Cantharidenpulver, wo alle 4 untersuchten Proben rein waren und endlich Mutterkorn, welches in allen 8 Proben von Beimischungen frei war, wohl des- halb, weil- in den billigen ^vurmstichig gewordenen Posten das beste Mittel gegen Fälschungsneigungen sich präsentirt. Dagegen war Chinapulver in 9 Fällen unter 1 1 mit Stärkemehl gemischt und ferner das Pulver von "Wm'zelrinden regelmässig durch Pulvern der ganzen Wurzel hergestellt worden. 218 Unentflammbare Stoffe. — Bierfälschimg. Gepulverter Succus Liquiritiae zeigte sich in sämmtlichen unter- suchten 36 Fällen mit Stärkemehl und Zucker vermischt, jedenfalls in der Absicht gleichzeitiger Erzielung eines Gewichtsjjlus und des Trockenbleibens. Ersterer Grund war es allein, welcher von 45 Proben Ipecacuanha 38 gefälscht erscheinen liess, und auch die Fälschung von 18 Rhabarberproben unter 44 veranlasst hatte, wozu meist Rhapontik benutzt war. Dagegen zeigten sich wieder alle 1 2 geprüften Süssholzpulver absolut rein. Alles in Allem genommen bleibt für den gewissenhaften Apotheker Grund genug übrig, seine Pulver selbst herzustellen. Da dieses aber doch nicht überall streng diu-chführbar ist, auch beim besten Willen nicht, so würde sich für gar manches Land die Schaffung eines der Pariser Pharmacie Centrale nachgebildeten Institutes nach verschiedenen Seiten hin empfelüen. Vor Allem wäre den amerikanischen Ajjothekem und deren Publikum damit ein entschiedener Dienst erwiesen, denn die Abhängigkeit von den „ PulvermiUlern " wäre damit beseitigt. (The Quinoloqist.J Dr. G. V. ünentflanimharfi Stoffe. — Die Frage, welches der verschie- denen zur Imprägnirung leicht entzündlicher Gegenstände behufs Sicherung gegen Flammfeuer empfohlenen Salze den Vorzug ver- diene, hat eine Commission in Monaco auf experimentellem Wege zu lösen versucht und ist dabei zu dem Schlüsse gelangt, dass Ammoniumsulfat allen Anforderungen entspreche. Seine Anwendungs- weise ist die denkbar einfachste, denn es genügt ein einfaches Ein- tauchen der zu imprägnirenden Stoffe in die auf etwa 50^ erwärmte Lösung, deren Concentration eine tun so stärkere sein muss, je feiner und entflammbarer das betreffende Gewebe ist. Für gewöhnliche Leinwand genügt eine zehnprocentige Lösung. Handelt es sich um Imprägnirung von Holzconstructionen , so werden die einzelnen Holz- theüe imter Druck mit der Lösimg gesättigt und nach stattgehabter Austrocknung die Procedur ein zweites Mal wiederholt. Sollen die betreffenden Gewebe eine gewisse Appretur erhalten, so wird der Lösung des Ammoniumsuliäts Stärkekleister zugesetzt, nur muss dann darauf geachtet werden, dass die Plätteisen nicht so heiss in Ge- brauch genommen werden, um eine Zersetzimg des Salzes hervor- zurufen. Auch von der ökonomischen Seite betrachtet empfiehlt sich für den gedachten Zweck das Ammoniumsulfat an erster Stelle. fAnnali di Chim. appl. alla Farm, ed alla Med. Dicembre 1882.J Dr. G. V. Bierfälsehuni?. — Die Anforderungen der Italiener an den Geschmack des Bieres scheinen ganz andere zu sein, als man sie in Deutschland zu finden gewohnt ist. Es wird nämlich von dort imd zwar aus Monaco berichtet, dass ein Bierbrauer in Strafe genommen wurde, weil er dem Biere Schwefelsäure zusetzte in der Absicht, Sulfocarbonate. 21 H eine raschere Klärung herbeizuführen, und auch um dem Biere „jenen schwach säuerlichen Geschmack zu geben, welchen man sonst durch etwas Weinsäure hervorzurufen pflege". Die chemische Unter- suchung der Bierasclie constatirte einen Schwefelsäuregehalt von 0,33 g. per Liter Bier, während bei normalem Bier dieser die Zahl 0,13 nicht überschreiten soUte und es erfolgte daraufhin eine Ver- urtheilung zu 6 ilonaten Gefängniss, deren Berechtigung durch den durch die Gerichtsverhandlimgen auch anderweitig erbrachten Beweis des Schwefelsäurezusatzes unzweifelhaft wurde. (Annali di Chimica appl. aJla Farm. ed. Med. Dicemhre 1882. J Dr. G. V. Feber Sulfocarbonate. — Wenn es auch feststeht, dass durch eine durchdachte und zweckmässig ausgeführte Anwendimgs- weise des Kaliumsulfocarbonats , wie es im Handel vorkommt, die Yertügung der Phylloxera erreicht und dabei eine Yernichtung des Stockes selbst vermieden werden kann, so hat doch eben die Noth- wendigkeit sorgfältiger Benutzungsart auf der einen und der relativ hohe Preis auf der anderen Seite es zu einem ganz allgemeinen Ge- brauch dieses Mittels seitens der Weinbergbesitzer auch in Frank- reich nicht kommen lassen. Fausto Sestini empfiehlt daher ein anderes Sulfocarbonat oder vielmehr eine ]\Iischung zweier Sulfo- carbonate, welche im Yerhältniss des activen darin enthaltenen Schwefelkohlenstofi"es nur halb so theuer zu stehen kommt, zu dem genannten Zwecke zu verwenden. Dieses Präparat wird erhalten durch zehnstündiges massiges Erwärmen einer Mischimg von 200 Th. Kaliumcarbonat in 1000 Th. Wasser gelöst mit 200 Th. Aetzkalk, welcher zuvor mit K'O Th. Wasser und 200 Th. Schwefelkohlenstoff besprengt war. Der Apparat muss so construirt sein, dass durch fortwährende Mischung des Inhaltes eine ausschliessliche Eeaction des Kalkes auf den Schwefelkohlenstoff vermieden und eine gleich- zeitige zwischen Kaliumcarbonat und Schwefelkohlenstoff herbei- geführt wird. Nach dem Erkalten und Absetzen hat man in einer roth gefärbten, obenauf befindlichen Flüssigkeit etwa 8 Procent Kaliuni- sulfocarbonat in Lösung, darunter aber einen gelben Teig bestehend aus Kalkhydrat, Calciumcarbonat und Calciumsulfocarbonat. Von diesem Teig werden unter Einhaltung der oben angegebenen Ver- hältnisse 650 Th. mit einem Gehalte von 11 Procent verbundenen Schwefelkohlenstoffs erhalten. Derselbe lässt sich mit der oben auf- stehenden Lösung gut gemischt leicht in Petroleumfässern versenden, wenn man nicht vorzieht, die klare KaUumsulfocarbonatlösimg für sich abzuziehen und gesondert zu verschicken. Der Kostenpunkt gestaltet sich für das neue Präparat durchaus g-ünstig, denn 100 Kilo der 8 Procent gebundenen Schwefelkohlenstoff enthaltenden Kalium- sulf ocarbonatlösimg imd 65 Kilo des teigförmigen Calciumsulfocarbonates kommen zusammen auf nur 20 ^Mk. zu stehen, während eine gleiche Menge Schwefelkohlenstoff in Form der nach der Dumas'schen Vor- 220 Weiniuitersuclumg. — Kohlenelectroden. Schrift bereiteten Kaliumsulfocarbonatlösung 36 Mk. kostet. Es bedarf kaum besonderer Erwähnung, dass das beschi'iebene Präparat mit seiner Phylloxera tödtenden Wirkung auch noch diejenige eines kräftigen Kalidüngers verbindet, also geeignet erscheint, den von den Parasiten befi-eiten Eebstock rasch wieder zu kräftigen und ertragsfiihig zu machen. (Ga%%. Chim. Ital. p. Ännali di Chimica applic. aUa Farm. cd. Med. Dicemhre 1882.J Dr. G. V. Zur Weinuntersuchuilg. — In weinproducirenden Ländern nimmt wohl heutzutage kein anderer Gegenstand das technische Können und die wissenschaftliclio Deductionsgabe der forensisclien Chemiker in höherem Grade in Anspruch als eben die Weinunter- suchungeu. Auch die chemischen Fachblätter Italiens strotzen von darauf bezüglichen Mittheilungen. So veröffentlicht Vitali jetzt wieder eine grössere derartige Abhandlung, in welcher die Bemer- kungen hinsichtlich des Nachweises von Schwefelsäure zusatz Erwäh- nung verdienen und dahin lauten, dass die verhäitnissmässig noch wenig zalüi-eichen, bekannt gewordenen, rpiantitativen Bestimmungen der luiorganischen Bestandtheile italienischer Weine es nicht gestatten, einen Maximalgehalt derselben an Schwefelsäure mit der nothwen- digen Sicherheit anzugeben, um auf Grund desselben die Frage mit Bestimmtheit zu beantworten, ob einem verdächtigen Weine Schwefel- säure zugesetzt worden sei oder nicht. Aber noch mehr, oder viel- mehr noch weniger! Selbst wenn eine NormativzaM für Schwefel- säure vorhanden und diese in einem bestimmten Falle überscluitten wäre, so könne dieses Plus auch anderen Umständen als dem absicht- lichen Zusatz von Schwefelsäure zugeschrieben werden und sei es daher Sache der klägerischen Beweisführung, den Nachweis zu liefern, dass jene möglichen anderen Umstände unbedingt ausgeschlossen gewesen seien. Die italienischen Gelchrton leisten, wie man sieht, auf diesem Gebiete sehr Erhebliches nach der negativen Seite liin und wäre es nicht zu verwundern, wenn sich unsere Herren Wein- verbesserer ab und zu einen Sachverständigen von dort zu einer Gerichtsverhandlung verschrieben. (VOrosi. VI. No.l. Gennajo 1883.J Dr. G. V. Kohlenelectroden. — Es wäre Irrthum, zu glauben, dass die bei olectrdlytisehen Zersetziuigen als Polenden benutzten Kolilen nur einer mechanischen Abnutzung anheimfallen, dieselben unterliegen vielmehr unter dem Einflüsse des Stromes auch intensivem chemischem Angriffe, über dessen Natui- und Bedingungen Bartoli undPapasogli eingehende Studien gemacht haben. Hiernach werden Electroden aus Holzkohle, Retortenkohle und Graphit in allen denjenigen Fällen nicht in bemerkbarer AVeise angegriffen, in welchen an der Anode kein Sauerstoff fi-ei wird. Ist dagegen letzteres der Fall, so findet eine Disgregation sämmtlicher genannten Kohlenelectroden statt imd Phosphorpillen. — Aloiu aus der Jail'ci'abad-Aloe. 221 es bilden sich neben einigen andei'en von der Ai't der verwendeten Kohle abhängigen Produeten stets Kohlensäure und Kohlenoxyd, deren relatives Verhältniss von der Stroniintensität und von der überääche des positiven Kohlenpoles bestimmt wird. Wendet man als positive Electrode Graphit an, so tritt keine Fäi'bung der Flüssigkeit ein, in welcher die electrolytische Zersetzung vor sich geht, während Rctorten- kohle oder bei hoher Temperatur durch Behandlung mit Chlor gereinigte Holzkohle unter gleichen Yerhältnissen eine intensive Schwarzfärbung des Wassers in alkalischen, sowie in einigen sauren Lösungen hervorrufen. Als Ursache dieser Färbung ist eine von den Autoren Mellogen (Melagen?) genannte Verbindung zu betrachten, welche als fester schwarzer Körper erhalten werden kann, für dessen Zusammensetzung C^'H^O'^ der einfachste Ausdruck ist. (L'Orosi. VI. No. 1. pag. 12.J Dr. G. V. Phosi)liorpilleii bereitet Alonzo Robbins nach folgender Vorschrift: Phosphor 0,06 wird in Chloroform 4 C.C. gelöst, Bals. Tolutan. 2,0 mit farin. Tritici 4,5 fein zerrieben und mit der Phos- phorlösung zu einer Masse angestossen, aus der lOO Pillen formii't werden, die entweder mit concentrirter ätherischer Tolubalsamlösung befeuchtet und dann in Süssholzpulver geroUt oder mit Gelatine überzogen werden. Die Gelatine kann kalt oder warm aufgetragen werden ; ersteres gestattet das Vorräthighalten einer Gelatinelösung, doch ti'ocknen die Pillen langsam, während bei Anwendung der heissen Lösung das Trocknen rasch geschieht. Die kalt anzuwendende Gelatinelösung besteht aus 30 g. Gelatine und 75 g. Essigsäure mit einem Zusatz von 45 g. Spir. nitri diüc. und 0,5 Ol. Gaultheriae. Die heiss anzuwendende Lösung bereitet man durch Auflösen von 30 g. Gelatine und 15 g. Zucker in GO g. Wasser; dabei muss während der Ai'beit das verdampfende AVasser entsprechend ersetzt werden. (The Pharm. Journ. and Transact. Third Ser. No. 650. paff. 468.J M. Das Aloi'ii aus der Jafferabad-Aloe*, einer auf dem Markt zu Bombay erscheinenden Handelssorte, fand W. A. Shenstone als identisch mit Zemaloin und Barbaloin, indem es wie diese beim Behandeln mit Salpetersäure Chrysammin-, Pila-in- und Oxalsäure liefert. Die Nomenclatur der Aloine von verschiedenem Herkommen zu vereinfachen, macht Shenstone ferner den Vorschlag, tlie Aloine mit gleichen Eigenschaften luiter eine einheitliche Benennung zusammenzufassen, während das von allen übrigen wesentlich ab- weichende ISTataloin seine Bezeichnimg beibehält. Zemaloin, Socaloin und Jafferabad-Aloin stimmen andererseits in den meisten Punkten mit Barbaloin so überein, dass sie alle unter die Bezeichnimg des letzteren, als des zuerst dargestellten fallen können. Auf dieser Grundlage ist die Eintheilung folgende: 222 Odika. — Ai)parat z. Bestimmug d. Amniouiaks iu Tnnkwassöl*. 1) Nataloiu von Natal-Aloö, liefert bei Behandlung mit Salpeter- säure nur Pikrinsäure und Oxalsäiu'e , ohne dass , selbst beim Erhitzen, Röthung eintritt; 2) Barbaloin liefert bei Behandlung mit Salpetersäure Chry sammln-, Pikrin - und Oxalsäure , lässt sich aber diu'ch verschiedenes Verhalten gegen Salpetersäure unterscheiden in: a) «-Barbaloin von Barbados - Aloe wird dui'ch Salpetersäure in der Kälte geröthet und b) /i- Barbaloin von Soccotra-, Zanzibar- und Jafferabad-Aloe wird diU'ch Salpetersäure nur beim Erliitzen orangeroth gefärbt, in der Kälte ebenso durch rauchende Salpetersäure. (The Pharm. Journ. and Transact. Third Ser. No. 650. paff. 461.) M. lieber Odika, das Fett aus den Samehkernen eines im äqua- torialen "Westa&^ka einheimischen, ahornähnlichen Waldbauines, und dessen Gewinnung macht H. W. Bacheler von einer Missionsstation am Ogowe-Fluss aus interessante Mittheilungen, die fi-eilich insofern unvollkommen sind, als das sumpfige Terrain, in dem der die Odika liefernde, Aba genannte Baum wächst, das Sammeln von Blüthen und damit die Classificirung der Pflanze nicht gestattete. Die in reifem Zustande goldgelben, abgeflacht eiförmigen Abapflaumen be- sitzen die Grösse eines Gänseeies und enthalten dem Fruchtfleisch eingebettet einen nierenförmigen , doppeltgeflügelten Kern, der zwei Drittel des Fleisches einnimmt imd einen Samen enthält, der zwei Drittel der Grösse des Kernes besitzt. Die von dem werthlosen Fruchtfleisch befreiten Samen werden durch Rauch und Hitze erweicht, in grossen Trögen zerstampft und in mit Bananenblättern ausgelegten Körben zusammengepresst, dann einen Tag lang den Sonnenstrahlen ausgesetzt und schliesslich über Nacht abgekühlt. So vorbereitet bildet die Odika bei den Eingeborenen ein wichtiges Nahi-ungsmittel, das als dicker Brei mit gekochtem Pisang genossen wird. Von Bacheler angestellte Versuche, aus der Odika mittelst Aschenlauge Seife herzustellen, misslangen; dagegen bildete das Kochen der Masse mit der Lauge ein Mittel, das Fett oben schwimmend zu erhalten, was auf andere Art sich schwer erreichen lässt. Das gereinig-te Fett hat grosse Aehnlichkeit mit weicher Cacaobutter und eignet sich zu Salben imd Suppositorien. (New Remedies. Vol. XI. No. 11. paff. 322.J M. Apparat zur Bestimmung des Ammoniaks in Trink- wasser. — Bei der ausserordentlich geringen, in Trinkwässern enthaltenen Ammoniakmenge ist es bei deren Bestimmimg wichtig, den Zutritt der besonders in Laboratorien stets ammoniakhaltigen Atmosphäre völlig auszuschliessen , um so mehr, als gerade der Wasserdampf im Stadium der Verdichtung Ammoniak begierig auf- nimmt. Die Möglichkeit des Luftzutrittes auszuschliessen, ist der Constitution des Brucins. 223 Zweck eines von Ticliborne constmirten einfachen Apparates; bei diesem mündet die Retorte, ans der das Wasser für sich oder mit Alkali destillirt wii-d, luftdicht in die langhaltige Vorlage, deren zweite Oeffnimg mittelst Gummischlauches mit zwei aufeinander folgenden Kugelröliren verbunden ist. Die Kugelsysteme sind ähn- lich dem Liebig'schen Kaliapparat mit dem ünterscliied , dass die beiden aufwärts steigenden mit je einer grossen Kugel versehenen Röhren einen rechten Winkel bilden mit der horizontalen aus drei kleineren Kugeln bestehenden Röhre, deren mittlere Kugel mit einem Glashahn zum Füllen und Leeren des Apparates versehen ist. Die beiden durch Gummischlauch mit einander verbundenen Kugel- röhren sind zur Yerhütiing einer Verwechslung äusserlich zu kenn- zeichnen. Die Retorte wii-d mit circa 250 C.C. des zu imtersuchen- den Wassers beschickt, die beiden Kugelröhren mit absolut ammon- fi-eiem, gut ausgekochtem Wasser, das mit Nessler's Reagens keine Reaction giebt. Xach Beendigung der Destillation ist beinahe sämmtliches Am- moniak in der Vorlage, ein kleinerer Theil von hier in die erste Kugelröhre entwichen, zugleich aber beim Rückwärtssteigen des Kugelröhreninhaltes etwas atmosphärisches Ammoniak in die zweite Kugelröhre eingednmgen ; der Inhalt des letzteren •wird nicht wei- ter berücksichtigt, der der ersteren in die Vorlage gegossen. Ent- hält die Luft, in der gearbeitet wird, nicht ungewöhnlich viel Am- mon, so kann der Inhalt der zweiten KugeLröhre zu mehreren De- stillationen dienen ohne Erneuerung. In verschiedenen Controlver suchen bestimmte Tichborne die Ammoniakmenge in der Vorlage und den beiden Kugelsystemen und fand bei einem Wasser auf je 100,000 Theile in der Vorlage 0,003, in der ersten Kugelröhre 0,001 und in der zweiten so wenig Am- moniak, dass es wohl qualitativ, aber nicht mehr quantitativ sich bestimmen Hess. (The Pharm. Journ. and Transact. Third Ser. No. 649. paff. 446.J . M. Zur CoDstitution des Brneins. — Wie schon Strecker, Liebig u. A. constatirt haben, tritt bei der Behandlung von Brucin mit verdünnter Salpetersäure neben andern Producten Methyl- oder Aethylnitrat oder Nitrit auf und legt die Formel des Brucins die Vermuthimg nahe, dass wir in demselben ein Dimethoxylderivat des Strychnins haben. Ebenso ergeben neuere von Shenstone angestellte Versuche, dass beim Erhitzen von Brucin mit seinem fünfzehnfachen Gewicht Salzsäure unter gewissen Bedingungen Methylchlorid sich bildet ; es scheint demnach zweifellos, dass das Brucin als Strychnin angesehen werden kann, in dem 2 Atome Wasserstoff durch 2 Meth- oxylgruppen ersetzt sind , die Formel des Brucins demnach wäre : C2\H20(CH30)2N202. fThe Pharm. Journ. and Transact. Third Ser. No. 653. f. o36.J M, ii24 Schwcfolkohlenstoft' zu Kaliumpermaaganat. — Chinone u. Hydrockinone, Verlialten Ton Schwefelkohlenstoff zu Ealinmperman- gauat. — Eine ausführliche Arbeit von E. Obach führte im we- sentlichen zu folgenden Resultaten. 1) AVeder festes K]\InO*, noch dessen neutrale oder angesäuerte Avässerige Lösung wirken direct auf reinen CS^; ebenso wenig auf die in käuflichem Material vorhandenen übelriechenden, senfölartigen Körper oder den freien Schwefel. Nur der etwa vorhandene Schwe- felwasserstoff "\\'ird hierbei zerstört, wobei häufig ü-eier Schwefel dafür in Lösung geht. 2) Die durch reinen CS"^ bewirkte langsame Eeduction der Permanganatlösung erfolgt secundär durch den H^S, welcher nament- lich bei Einwirkung des Lichtes durch Umsetzimg mit dem Lösungs- wasser gebildet wird. 3) Als Reinigungsmittel des käuflichen CS^ gab pulverförmiges Quecksilbersulfat hinsichtlich der Entfernung der senfölartigen Körper tlie besten Resultate. 4) Die Metalle Silber, Quecksilber und Kupfer wirken auf schwe- felwasserstoffhaltigen, sonst aber reinen CS^ bei Luftzutritt nach verhältnissmässig kurzer Zeit ein unter Bildung der entsprechenden Schwefelmetalle. Bei Luftausschluss hingegen ^^drd Silber gar nicht, Quecksillier kaum merkbar, jedoch Kupfer immer noch deut- lich gefärbt. (Joimi. pract. Chem. 26, 281.J C. J. Chinone und Hydro chinone. — Nach R. Nietzki erhält man das Chinon am besten durch Oxydation einer Lösung von Ani- lin in verdünnter Schwefelsäiu-e mittelst Kalivunliichromat und Aus- schütteln des gebildeten Chinons mit Aether. Beim Abdestilliren desselben bleibt das Chinon in gi'ossen goldgelben KrystaUen zurück. Arbeitet man auf Hydrochinon, so leitet man so lange schwef- lige Säure in die Flüssigkeit, bis nach längerem Stehen ein deut- licher Ueberschuss davon wahrzunehmen ist. Die filtrirte Flüssigkeit wird dann mit Aether ausgeschüttelt. Die Umwandlung des Chinons in Hydrochinon durch schweflige Säure verläuft glatt nach dem Schema : C'=HM32 4- H^SO^ -f H^O = C^HeO« + H^SO*. Bei seinen Yersuchen, das Chinon direct zu nitriren, fand der Verfasser, dass dasselbe in der Kälte selbst von der stärksten HNO' unverändert gelöst wird, so dass man nach dem Verdünnen mit Wasser es mit Aether wieder ausschütteln kann. Beim Erwärmen tritt unter Bildung von Oxalsäure und Blau- säure völlige Zersetzung ein. Hj^drochinon zersetzt sich dagegen schon in der Kälte unter Bildung ähnlicher Producta. Sehr leicht gelingt die Nitrirung des Hydrochinons jedoch, wenn man seine Hydroxylwasserstoffe vorher durch Alkohol oder Säureradikale ersetzt. Leitet man in eine ätherische Hydrochinonlösung so lange sal- petrige Säure, bis die Lösung dunkelgrün geworden ist, so scheidet Schwefelsäurenionohydrat. — Volumenänderungeii wasserhaltiger Salze. 225 sich bei längerem Stehen in der Kältemischung ein goldgelber kry- staHinischer Körper aus von der Zusammensetzung C^ mo^a ^^• Derselbe ist analog der Brom- und Chloranilsäure zusammengesetzt, nur dass er anstatt der Brom- resp. Chloratome Nitrogruppen ent- hält, also Nitranilsäure. Die Salze derselben lassen sich leicht darstellen und alle sind secundäre von der allgemeinen Formel C^N^O^M^. Mono-, Di- und Triiütrodiäthylhydroclünon wui'den ebenfalls daxgestellt. Das erstere krystallisirt in zolUangen gelben Nadeln ; das zweite lässt sich dui'ch partielle Krystallisation aus Alkohol in 2 Körper scheiden, von denen der eine bei 130". der schwieriger lösliche bei 176'' schmilzt. Beide büden schwefelgelbe Nadeln der Formel C^B.\^Oy(OCm^y, welche in Alkohol, Aether, Benzol und Eisessig löslich, in "Wasser unlöslich sind. Das Trinidroderivat krystallisirt in langen schwefelgelben Nadeln, welche sich am Lichte schnell orangegelb färben und bei 130*^ schmelzen. Das Toluchinon C^H^O^ lässt sich nach obigem Verfahren direct aus dem Orthotoluidin erhalten und analog auch das Hydrotoluchinon Q7jj8Q2^ welches farblose perlmutterglänzende Blättchen bildet. (Liebig's Ann. Chem. 215, 125.) C. J. Yolnmge wicht des Sehwefelsäuremonohydrates. — Be- kanntlich erhält man weder dui'ch Eindampfen der concentrirten Schwefelsäure, noch diu-ch Destillation derselben das reine Monohydrat, sondern stets eine schwächere Säure von nur etwa 98,5 ^{^ Monohydrat. Das reine Monohydrat, von Marignac durch starke Abkühlung der möglichst concentrirten Säure und wiederholtes ümkrystallisiren der ausgeschiedenen festen Verbindung dargestellt, giebt bereits bei 30 — 400 Anhydrid ab. Eine nicht concentrirte Säure ^snirde auf etwa ihr halbes Volu- men eingekocht, der Rückstand enthielt 89 . 50 % H^ SO^ und hatte das spec. Grew. 1,857 bei O'*. Wurde dieselbe Säure destillirt und die mit gleichbleibender Zusammensetzung übergehenden letzten An- theile gesondert aufgefangen, so enthielten sie 98,66 °/o H^SO^ und hatten das spec. G-ew. 1,8575 bei O*'. Für das reine Monohydrat dagegen bestimmte Schestel, übereinstimmend mit Marignac, das spec. Gew. zu 1,854. Die bei der Destillation mit constanter Zu- sammensetzung zuletzt übergehende, concentrirteste Säure ist auch zugleich die Säure vom höchsten Volumgewichte. fJourn. pract. Chem. 26, 2d6.J C J. Ueber die Volumenänderungen wasserhaltiger Salze beim Erwärmen iind über die dabei erfolgenden chemi- schen Unilagerungen berichtet E. Wie de mann. 1) Kaliumaluminiiunsulfat (Alaun). Bis etwa 50*^ tritt eine regel- mässige Ausdehnung ein, auf welche dann eine Contraction folgt. Arch. d. Pharm. XXI. Bds. 3. Hft. 15 226 Bestimmung d. Hämoglobins im Blut auf optischem Wege. Bei weiterem Erhitzen schmolz der Alaun bei ca. 90° unter starker Ausdehnung. Beim Abkühlen bleibt der Alaun, indem er sicli zusammenzieht, im überschmolzenen Zustande flüssig, dann erstarrt er plötzlich unter starker Contraction. Die sich ausscheidenden Krj' stalle sind theils spiessf ormig , theils Würfel. Letztere ent- sprechen dem gewöhnlichen Alaun, erstere sind noch näher zu unter- suchen. 2) Eisenammoniumsulfat (Eisenalaun). Bei ca. 34° schmilzt das Salz unter starker Ausdehmmg zu einer 1)raimen Flüssigkeit, aus der sich nach einem weiteren Erhitzen und darauf folgender Abküli- lung einzelne Eo-ystalle ausscheiden, die aber nicht wieder vollkom- men erstarrt. Die braune Earbe des geschmolzenen Alaims zeigt, dass sich das Eisenoxyd in ihm im colloiden Zustande befindet. 3) Ammoniumaluminiumalaun dehnt sich von 20,6° an bis 73" aus ohne irgend eine bemerkenswerthe Erscheinung, bei 73° trübt er sich und schmilzt bei ca. 92°. Beim Abkühlen erstarrt er wie- der bei 62° und nimmt bei 22° wieder nahezu dasselbe Yolumen wie vor dem Erwärmen ein. 4) Kaliumchromalaun verhält sich beim Erwärmen dem vorigen analog, bei ca. 75° trübt er sich ohne Contraction und schmilzt bei 92°; beim Abkühlen scheiden sich bei 68° einige Krystalle aus, während der grössere Theü auch bei gewöhnlicher Temperatur flüs- sig bleibt und die grüne Farbe zeigt. Analoge Versuche mit Magnesiumsulfat und ZinksuKat lehrten zwei neue Modificationen derselben kennen, nämlich MgSO* + öH^O und ZnSO* + ÖH^O, welche sich bei 93° und resp. 69° ausschie- den. (Ann. Phys. Chem. N. F. 17, 561.J C J. Bestimmung des Hämoglobins im Blut auf optischem Wege. — E. Branly sagt: Hämoglobin übe sein Absorptionsver- mögen hauptsächlich auf eine engbegrenzte, sehr sichtbare Region des Specti'ums aus; die Spectrophotometer sind den Photometern überlegen bei der Bestimmung des Farbstoffs im Blute. Eine belie- bige Region des Spectrums kann zum Studimn der quantitativen Veränderungen des färbenden Bestandtheils vom Blute ausgewälüt werden, aber die Absorption in den zwei schwarzen Streifen zwi- schen den Linien D und E zeigt die meiste Beständigkeit und lässt sich mit der grössten Genauigkeit messen; auf den breitesten schwarzen Streifen in der Nähe von Grün beziehen sich die Mes- sungen Branly's. Ein Nichtübereinstimmen zwischen den Bestim- mungeu; die in den verschiedenen Regionen des Spectnims gemacht werden, verräth eine Aenderung des Fai'bstoffs. Ist der Apparat einmal geregelt, so betragen die Beobachtungsfelüer weniger als Vöo» ausserdem genügt es, wegen der Yerhältnissmässigkeit zwischen der Zinnmonoiyd und eioige seiner Verbindungen. 227 Absorption und der Xenge des Hämoglobins, ein füi- allemal das Absorptionsvermögen eines reinen titrirten Hämoglobins zu messen; dann giebt eine einfache Berechnung die Zahl der Gramme reinen Hämoglobins in 1 Liter Blut. Ist die Identität von verschiedenem Blut und Hämoglobin bestimmt, so kann irgend ein Hämoglobin zur Vergleichung ausgewählt werden. Das Blut soll frisch angewandt werden d. h. höchstens einige Stunden nach seiner Erlangung und um so früher, je höher die Temperatur ist. Das Bestimmen des Hämoglobins mit dem Spectrophotometer empfiehlt sich für physiologische und pathologische Untersuchungen. 1 C. C. fibrinbefreites Blut genügt ; ferner macht die grosse Verdün- nung der angewandten Lösung den Einfiuss fi-emder Elemente des Blutes auf den färbenden Bestandtheil , wegen seiner Geringfügig- keit, unbestimmbar. Verf. beabsichtigt, die durch photometrische Bestimmung der Intensität des durchgelassenen Lichtes erhaltenen Resultate mit den diu-ch Zählen der Blutkörperchen erlangten Resultaten zu verglei- chen, f Annales de Chimie et de Physique. Serie 5. Tome 27. p. 238.J C. Er. lieber Zinumonoxyd und einige seiner Verbindungen stellte A. Ditte eine Reihe von Versuchen an, die ihn zu folgen- den Schlussfolgerungen führten: Das Zinnmonoxydhydrat kann sich in wasserfreies Oxyd um- wandeln unter dem Einflüsse von Spuren einer Säure, die fähig ist mit ihm Sake zu bilden, die sich mit siedendem AVasser in freie Säure und Oxyd zerlegen, das sich dann in KrystaUen ausscheidet. Dieselbe Umwandlung erfolgt unter dem Einflüsse von Salzen wie Chlorziim oder Chlorammonium, die sich bei Gegenwart von "Wasser zerlegen und eine kleine Menge Säure in Freiheit setzen, die wie oben beschrieben wirkt. Die Umwandlung erfolgt nicht unter dem Einflüsse von Säuren, die Salze bilden, die durch Wasser unzerleg- bar sind (Salpetersäure) ; sie findet auch nicht bei Einwirkung jener statt, die Salze geben, welche das "Wasser zerstört, indem es ein basisches unter den Versuchsbedingungen unzersetzliches Salz bildet (Schwefelsäure). So theilen sich die Säuren nach ihrem Verhalten gegen Zinnmon- oxyd in 2 Gruppen: 1) die einen (Salzsäure, Bromwasserstofi'säure, Essigsäure etc.) geben mit diesem Oxyde durch siedendes Wasser vollständig zersetzbare Salze, die ihre Umwandlung in kiystaUisirtes wasserfreies Oxyd durch aufeüianderfolgende Reactionen zu Wege bringen. Ihre Salze, die sich mit Wasser zersetzen, indem sie freie Säure bilden (Chlorzinn, Chlorantimon, Bromammonium, Chlorammo- nium, Biacetate etc.) verhalten sich wie die Säuren und bewirken, wie sie die Krystallisation des Ziunoxydes. 2) Die anderen Säuren geben mit diesem Oxyd durch Wasser unzerlegbare Salze (Salpeter- 15* 228 Vorsichtsmaassregel beim frebrauch von Chrj'sophansäure. säui-e) oder zersetzbai- durch dasselbe , indem sie ein basisches Salz bilden , welches das Wasser nicht zerstört (Schwefelsäure), die die auf einander folgenden Reactionen nicht geben , und niemals wird das Zinnhydrat unter ihrem Einflüsse zu wasserfreiem krystaUisirtem Oxyde. Die Bildung von wasserfreiem krystaUisirtem Oxy^d auf Kosten des Hydrates wird durch die Alkalien (Kali, Natron) veranlasst in der Kälte imd Wärme , doch ist hierbei die Reaction verwickelter und hängen die Resultate zugleich von der Temperatur des Ver- suches und von der Concentration der Flüssigkeit ab. Je nach den Umständen kann man Kaliumstannat und krystallisirtes Zinnmonoxyd erhalten, oder letzteres verschwindet gänzlich und lässt an seiner Stelle Alkalistannat imd metallisches Zinn. Ammoniak vnikt ganz verschieden: es bewirkt nicht allein keine Um-^-andlung des Hydra- tes in krystallisirtes Oxyd, sondern es verhindert dies unter den Umständen , bei denen dies stattgefunden haben würde , wenn kein Ammoniak in der Flüssigkeit vorhanden wäre. Das wasserfreie krystaUisirte Oxyd kann sehr verschiedenes Aussehen haben, das jedoch nicht gestattet, von bestimmten isomerischen Zuständen zu sprechen. Durch Einwirkung von Rothglühhitze zerlegt sich wasserfreies Zinnmonoxyd theilweise in metaUisches Zinn und Dioxyd, das sich mit dem nichtzersetzten Theüe des Monoxyds vereinigt und eine Verbindung nach der Formel SnO^ 2SnO büdet. Die Silber -Palladium- und Platinsalze geben mit den Salzen des Zinnmonoxydes bald Metastannate , bald Stannate , je nach den Verhältnissen der vorhandenen Reagentien. Die Metastannate und Stannate besitzen im allgemeinen gleiche Eigenschaften und da sie sehr stark gefärbt sind, bilden sie sehr empfindliche Reagentien, die ermöglichen, die Salze des Zinnmonoxydes zu charakterisiren und sie von jenen zu unterscheiden, welche das Dioxyd dieses MetaUes büdet. fAnnales de Chimie et de Physique. Serie 5. Tome 27. pag. 145.J C. Kr. Vorsichtsmaassregel beim Gebrauch von Chrysophan- sänre. — Dr. Fox, der die Anwendung der Chrysophansäure bei Behandlung von Psoriasis sehr rühmt, macht darauf aufmerksam, dass diese Verwendung mit 2 Uebelständen behaftet ist. Denn erstens -svird auf der gesunden Haut eine Entzündung erzeugt und zweitens werden Wäsche und Kleidung, da wo sie mit der Chryso- phansäure in Berührung kommen, befleckt. Beides vermeidet man, indem man die Säure mit ein wenig Wasser zu einem Teige anrührt. Diesen ti-ägt man sodann auf die psoriasischen Stelle n auf, voii denen man vorher durch ein oder mehrere warme Bäder die Schup- Grundstoff cl. Copaivabalsams. — Un veränderliches Leinsamenpulver. 229 pen entfernt hat. Sobald die aufgetragene Säure trocken ist, was in 2 Minuten geschielit, bedeckt man sie mit einer Collodiumschicht, die sie hart macht und schützt. Das Ganze bleibt einige Tage an seiner Stelle imd wiederholt man, wenn es abfällt oder man es ■durch Waschen wegnimmt, das Verfahren. Durch diese Methode wird die Chrysophansäure in ihrer wirksamsten Form in permanen- tem Contact mit den kranken Stellen gehalten und werden weder die angrenzenden gesunden Theile entzündet, noch die Kleidung verunreinigt. Das Collodiiun Hesse sich durch Gutta Percha ersetzen, wenn man die Ränder mit Chloroform bestreicht, die nur so an der Haut haften. (L^ Union pharmaceutique. Vol. 23. pag. 411. New- York Medical News.) C. Kr, Ueber die unmittelbaren Grrimdstoffe des Copaiyabal- sams und über die Copaira- und Metacopaiyasäure des Handels berichtet Brix. Er destillirte Copaivabalsam in einem Wasserdampfstrom, wobei das Wasser eine ölige Flüssigkeit mit überführte, die über Chlorcalcium getrocknet und über Natrium recti- ficirt bei 250 bis 260" siedet; es ist dies eine farblose Flüssigkeit, ihre Formel C^OR^ä und ihr specifisches Gewicht bei 17*^ = 0,892. Durch ein Gemenge von Kaliumbichromat und Schwefelsäure oxydirt, giebt sie Essigsäure und Terephtalsäure. Sie bildet mit Wasser ein Hydi-at S{C^m^^) -\- R^O, das bei 252 — 260" siedet und eine schöne blaue Farbe besitzt; dieses Hydrat ist löslich in Alkohol und Aether; es wird nicht zerlegt durch Kochen über Natrium und giebt sein Wasser nur an Phosphorsäureanhydrid ab. Ausser dem Kohlenwasserstoff C^^H^^ enthält der Copaivabalsam eine kleine Menge harziger Stoffe. Die im Handel unter der Bezeichnung Copaivasäure und Meta- copaivasäure sich findenden Körper büden einen und denselben Stoff, der bei 126 — 129" schmilzt, keine Eigenschaften einer Säure besitzt und in Kali und Ammoniak unlöslich ist. Er löst sich in Aether und in Alkohol, woraus hinzugegossenes Wasser ihn in glänzenden Nadeln fällt, welche die Formel C^^H^^O^ besitzen. Dieser Körper Hefert ein Diacetj^lderivat C^m^^O^(C^IL^O)\ das bei 74 — 75" schmüzt. (L'TJnion pharmaceutique. Vol. 23, p. 400, Comjptes rendus.J C. Kr. Unveränderliches Leinsamenpulver. — Die Forderung des Codex, dass das zu Heilzwecken verwandte Leinsamenpulver immer frisch bereitet werden soU, wird wie La ill er mittheüt, nicht immer streng eingehalten. Die bekannten Uebelstände, die durch Anwen- dung von altem Leinsamenpulver hervorgebracht werden, rühren, wie auch der Codex es sagt, von dem darin enthaltenen, durch die Länge der Aufbewahrung, ranzig gewordenen Oele her. Dieses in dem Samen enthaltene Oel vor dem Eanzigwerden zu schützen 230 Elinwiikuug der Kälte auf die Lebeusfähigkeit der Triolüueu. erscheint unmöglich. Dagegen gelang es Lailler nach vielen Ver- suclien, dem Leinsamen pulverclas Oel, die Ursache seines Verderbens, zu entziehen, ohne dadurch dessen heilsamen Eigenschaften zu schaden. Die Frage, ob Leinsamenpulver, das gänzlich von seinem Oel befreit ist, doch noch alle seine ursprünglichen erweichenden Eigenschaften besitzt, beantwortete schon 1868 Deschamps (d'AvaUon) in seinem Compendium der Pharmacie bejahend. Vergleichende Versuche zeigten Lailler, dass von dem nach seiner Methode ent- ölten Leinsamenpulver ein gleiches Gewicht mehr Schleim gab als frisch bereitetes. Zu einem Umsclüag von passender Consistenz waren 25 ^Iq weniger von dem entölten Leinsamenpulver erforderlich wie von dem gewöhnlichen. Die Umschläge mit ersterem Pulver sind weniger schwer und bleiben länger warm, wie die mit dem zweiten. Bei Bereitung von Umschlägen mit entöltem Leinsamen- pulver entwickelt sich kein unangenelimer Fettgeruch, wie dies bei gewöhnlichem Leinsamenpulver der Fall ist. Der Hauptvorzug des entölten Pulvers besteht darin, dass es wegen seiner Befreiung von Oel nicht ranzig werden kann. Verf. fügt noch bei: die ünver- änderlichkeit des Pulvers beziehe sich nur auf sein Ranzigwerden, im übrigen erleide es wie alle vegetabilischen Pulver mit der Zeit Veränderungen, die einen Theil seiner erweichenden Eigenschaften vernichten, aber ihm nicht die reizenden Eigenschaften mittheilen, welche die Oxydation des Oeles veranlasst. Das Entfernen des Oeles aus Leinsamenpulver ist nichts neues, alles im Handel ver- breitete Leinöl hat keinen anderen Ursprung; aber das Oel vom Leinsamenpulver zu trennen, ohne irgendwie seinen Schleimgehalt zu verringern, ohne ihm eine schädliche Eigenschaft mitzutheilen, ohne die Art seiner Verwendung zu ändern und olme seinen Preis merklich zu erhöhen, hält Lailler für einen Fortsclu'itt. Alle diese Vorzüge wurden von ihm, unter Beobachtung gewisser Bedingungen bei der Ausführung, durch Behandeln des Leinsamenpulvers mit Schwefelkohlenstoff erlangt. fBffpertotre de PJiarmacie. Tome X. pag. 439.) C Kr. Uelber Einwirkung der Kälte auf die Lebensfälligkeit der Trichinen bringen Bouley und Gibier folgende Mittheilungen. Von einem als trichinenhaltig erkannten Schinken wm-den 2 Stücke Fleisch, das eine 950 g. und das andere 1120 g. schwer in zwei Kälteapparaten einer Temperatur von — 22° bis — 27*^ ausgesetzt; nach 272 Stmiden wurden sie herausgenommen und constatirt, dass sie in ihrem Innern eine Temperatur von — 20" erkngt hatten. Die mikroskopische Untersuchung Hess in dem der Kälte nicht ausgesetzten Fleische die lebenden Trichinen leicht erkennen, von denen bei einer Wärme von 35 bis 40° die aus ihren Kapseln aus- getretenen sich lebhaft aufr-oILten, während jene, die noch eingekapselt waren, sich zusammenrollten. Wurde weiter erhitzt, so bewegte Eigenschaften der antisept. Mittel u. der llüclit. rroducte der Fäuluiss. 2.'J 1 sich die Tricliine ungestüm, wurde dann unbeweglich: sie war von der Hitze getödtet. Die Trichine des gefrorenen Fleisches blieb der- selben Probe ausgesetzt unbeweglich. Sie verlor erst ilu-e Gestalt, als durch den Einfluss der Hitze, die Kapsel sich zusammenzog. Todte Tricliinen färben sich mit Methylanilinviolett ebenso intensiv, wie die Muskelfasern. Lebende Tricliinen widerstehen dieser Färbung länger als 8 Tage. "Wenn man sie durch Hitze tödtet, so färben sich die Trichinen fast augenblickKch. Man kann auf diese Weise leicht die Lebensfähigkeit in gefrorenem und anderem Fleische constatiren. Die in dem ersteren färben sich sofort, wälirend die in dem anderen ihre Durchsichtigkeit behalten. Ein gleiches Resultat geben Ammoniumpicrocarminat und Anilinblau. Nähi't man Yögel mit trichinenhaltigem Fleische, so werden ihre Muskeln nicht von den Embryonen der Trichinen erfüllt, wie dies bei den Menschen und Schweinen der Fall ist. Die lebend verschlungenen Trichinen dagegen fangen im Innern der Vögel an sich zu entwickeln und weil sie der Einwirkimg der Yerdauungssäfte widerstehen, so findet man sie lebendig im Darmkanal und den Excrementen. Die todte Trichine dagegen wird verdaut und findet man von ilir keine Spur mehr. Die Verf gaben fünf Yögelu von dem gefrornen Fleische und fünf andern von dem nicht gefi'ornen imd fanden im Darm und den Excrementen der mit gefrorenem Fleische gefütterten Yögel keine Trichine, dagegen sehr viele bei den Yögeln die mit Fleisch ge- füttert worden waren, das man nicht hatte gefrieren lassen. Das gefrorene Fleisch zeigt keine Yeränderung nach dem Aufthauen, so dass man zwischen den Stücken, die gefroren, und jenen, die nicht gefroren waren, keinen Unterschied auffinden kann. Ein von den Yerfassern neuerdings mit einem trichinenhaltigen Schinken von 7 Kilog. Gewicht vorgenommener Yersuch. zeigte, dass eine Tem- peratur von — 12° bis — 15° genügt, um die in ihm enthaltenen Trichinen zu vernichten. Diu-ch diese Yersuche scheint also der Beweis geliefert, dass es um Trichinen zu tödten genügt, wenn man das verdächtige Fleisch einer Temperatur von — 15° bis — 20° aussetzt. (Repertoire de Pharmacie. Tome X. pag. 419.J C Kr. lieber die Eigenschaften der antiseptisclien Mittel und der flüclitigen Producte der Fäulniss bringt Dr. G. Le Bon eine Reihe von Beobachtimgen. Das Desinficirungsvermögen irgend eines antiseptischen Mittels ist um so schwächer, je älter die Fäulniss ist. Nimmt man als NormaMüssigkeit eine wässerige Lösung, die Yio ilires Gewichtes zerhacktes Fleisch enthält, so haucht diese Lösung in der ersten Zeit ihrer Fäulniss einen schlechten Geruch aus, der jedoch leicht durch eine relativ kleine Menge des antisep- tischen Mittels zerstört wird. Nach Yerlauf von etwa 2 Monaten werden sich neue Körper mit einem specieUen Gerüche entwickelt 232 Eigenschaften der antisept. Mittel u. der flucht. Producte getrockneten Substanz lieferte folgende Zahlen: 0,684 Substanz gaben 0,9267 CO^ und 0,329 H^O. 0,409 - 0,172 Ag. Gefunden Berechnet für C16H28 06 . c 36,94 37,25 Proc. H 5,33 5,42 - Ag 42,06 41,86 - 2(Jü E. Jahns, Kuiintniss doi' Agaricinsäm'e. Ein saures Silbersalz scheint zu entstehen, wenn die heisse "wässrige Lösung der freien Säure mit Silbernitrat gefällt wird. Wie einige Silberbestimmungen lehrten, besitzt der (krystalünische) Niederschlag jedoch nicht immer eine constante Zusammensetzung, scheint vielmehr je nach Umständen auch freie Säure oder neutrales Salz beigemengt zu enthalten. Gefrmden wurden 25 — 30 Proc. Silber (berechnet 27,6 Proc.) Ein Silbersalz von der Zusammensetzung C^^H^^O* . Ag''', also 1 Mol. Wasser weniger enthaltend als das normale Salz, wird beim Fällen einer siedend heissen alkoholischen Lösung der Agari- cinsäure mit alkoholischer Silbernitratlösung erhalten. Die Verbin- dung unterscheidet sich schon im Aeusseren von dem normalen Salze durch die undeutlich krystalünische Beschaffenheit und durch die unangenehme Eigenschaft, beim Reiben stark elektrisch zu werden. Unter lebhaftem Umhersprühen verstäubt hierbei ein erheblicher Theü und der Rest haftet hartnäckig am Mörser. Nach dem Trock- nen bei 100" wurden folgende Zahlen gefunden: 0,4434 Substanz gaben 0,6175 CO^ und 0,2105 H^O. 0,5657 - - 0,2465 Ag. Gefunden Berechnet für C»6H-ßO^ . Ag2. C 37,95 38,55 Proc. H 5,27 5,22 - Ag 43,57 43,37 - Aus dem Filtrat von diesem Niederschlage scheidet sich beim Erkalten normales Salz ab. Agaricinsaures Kalium, C^*'H.2**0^ . K^, scheidet sich beim Vermischen einer alkoholischen Lösung von Agaricinsäure mit alko- holischer Kalüauge in amorphen, klebrigen Flocken aus. Die Ver- bindung ist hygroskopisch, leicht löslich in Wasser, bei 120*^ geht sie in C^^Häöo* . K-' über. 0,7742 Salz bei 120» getrocknet gaben 0,3727 K^SO^ Gefunden Berechnet für C'«H^«0* . K-^ K 21,57 21,66 Proc. Agaricinsaures Natrium wurde auf die gleiche Weise wie das Kaliumsalz erhalten. Frisch gefällt ist es amorph, terpenthin- artig, erhärtet aber allmählich zu einer strahlig - krystallinischeu Masse. Bei höherer Temperatur giebt es Wasser ab. E. Jalins, Koniitüiss der Agariciüsäiiro. 267 0,4567 Siüz bei 120« getrocknet gaben 0,201 Na^SO*. Gefunden Berechnet für Ci«H-oO*.Na-'' Na 13,93 14,25 Proc. Agaricinsaures Ammonium. Das neutrale Salz, durch Vermischen einer Lösung von Agaricinsäure in absolutem Alkohol mit alkoholischem Ammoniak als amorphe, terpenthinartige Masse erhalten, ist wenig beständig. Mit Alkohol übergössen, verliert es allmählich Ammoniak und geht in saures Salz über, das in vier- seitigen Tafeln krystallisirt. Dieses letztere ist im Gegensatz zum neutralen Salze schwerlöslich in kaltem Wasser, aus der heissen Lösung scheidet es sich gallertartig aus. 0,3787 saures Salz gaben 0,291 Platinsalmiak. Gefimden Berechnet für C»«H-^905.NHi NH3 5,83 5,32 Proc. Agaricinsaures Baryum. Das neutrale, saure und anhy- difsche Salz wiu-de in derselben "Weise dargestellt, wie bei den Sil- berverbindungen angegeben. Alle drei sind amorph, unlöslich in Wasser. 0,6513 neutrales Baryumsalz (aus agaricinsaurem Ammon mit BaC12 gefäUt) gaben 0,346 BaSOl Gefunden Berechnet für- CisH-^sQ^Ba Ba 31,22 31,3 Proc. 0,6824 anhydrisches Baryumsalz (aus heisser alkoholischer Säurelösung mit Baryumacetat gefällt) gaben 0,3797 BaSO*. Gefunden Berechnet für Ci8H-6 0*.Ba Ba 32,71 32,69 Proc. Gegen Oxydationsmittel ist die Agaricinsäure ziemlich wider- standsfähig. Salpetersäure von 1,3 spec. Gew. greift sie kaum an, erst bei anhaltendem Kochen mit rauchender Salpetersäure wird sie oxydirt. Es entstehen hierbei Bernsteinsäure und flüch- tige Fettsäuren, wie es scheint vorwiegend Buttersäure. Auf die übrigen Bestandtheile des Lärchenschwammes näher einzugehen , lag nicht in der Absicht. Für den vorliegenden Zweck genügte es, im allgemeinen ihre Eigenschaften festzustellen. 268 E. Jatuiö, Keantüiss der Agaricinsäure. Das Gemenge der „ weissen Harze " A und B, welches sich zugleich mit der Agaricinsäure ausgeschieden hatte und wie oben angegeben von ihr getrennt war, wui'de in der eben genügenden Menge siedenden absoluten Alkohols gelöst. Zuerst krj^stallisirte der schwerlösliche Körper A in feinen Nadeln aus, der leichter lösliche amorphe Körper B blieb in Lösung und schied sich aus der con- centrirten Mutterlauge gallertartig aus. Der kiystallisirbare Körper A (3 — 5 Proc. des Pilzes) bildet nach mehrmaligem Umkrystallisiren feine weisse Nadeln, ist unlös- lich in Wasser, wii'd auch von Aether, Chloroform und Alkohol in der Kälte nur spurenweise aufgenommen. Selbst in siedendem Alkohol ist er schwerlöslich, leichter bei Gegenwart anderer Bestand- theile des Lärchenschwamms. Es schmilzt bei 271 — 272" (uncoiT.) und sublimirt dann unzersetzt in feinen Nadeln. Er ist völlig indif- ferent und in reinem Zustande unlöslich in Kalilauge, wird jedoch bei Gegenwart der Säiu-en des Lärchenschwamms zugleich mit die- sen in geringer Menge von Kalilauge aufgenommen. Li mancher Beziehung ist er dem Betulin vergleichbar imd vielleicht wie dieses ein alkoholartiger Körper. Der amorphe weisse Körper B ist leichtlöslich in starkem Alko- hol, weniger in verdünntem. Von erwärmtem Chloroform wird er ebenfalls gelöst, beim Erkalten erstarren die gesättigten Lösungen zu einer Gallerte. Die Substanz besitzt den Charakter einer Säiure. Ihre Menge betrug 3 — 4 Proc. des Pilzes. Ueber das rothe, amorphe Harz, den Träger des bitteren Ge- schmacks des Lärchenschwamms und wohl auch seiner purgirenden Wirkimg, sind neue Beobachtungen nicht anzuführen. Es macht 25 — 30 Proc. der Droge aus. Vergleicht man die Angaben von Martins über das Laricin mit den im Vorhergehenden mitgetheilten Beobachtimgen über die Agaricinsäure, so ergiebt sich die imzweifelhafte Identität beider Körper. Ueber die Darstellung des Laricins findet sich in der kur- zen Mittheilung in Buchner's Eep. f. Pharm. ^ nichts angegeben. Be- züglich seiner Eigenschaften heisst es: der Körper sei ein amorphes weisses Pulver, habe einen bitteren Geschmack, werde von Alko- 1) Buchner referirt a. a. 0. über einen von Martins gehaltenen Vortrag. Eine Originalmittheilung von M. habe ich nirgends aufzufinden vermocht. E. Jahns, Kenntniss der Agaricinsäure. 26Ö hol und Terpenthinöl leicht gelost und bilde mit kochendem Wasser einen Kleister. Diese charakteristische Eigenschaft kommt imter den Bestandtheilen des Läi-chenschwamms allein der Agaricinsäiu-e zu. Auf die amorphe Beschaffenheit ist, wie ich glaube, nicht viel Gewicht zu legen, ebensowenig auf den bitteren Geschmack, denn nach dem Zeugniss von Kromayer^ fand Lud- wig ein von Martins herrührendes Originalpräparat vollkommen geschmacklos. Nach der Anah^se von Will entspricht die Zusam- mensetzung des Laricins der Formel C'^H^^O^, welche 65,5 Proc. C und 9,3 Proc. H verlangt. Diese Zahlen lassen erkennen, dass die analysirte Substanz vorher bei 130" getrocknet war. Sie stim- men unter dieser Voraussetzung recht gut für die Agaricinsäure, wie aus den oben mitgetheilten Beobachtungen hervorgeht. Auch Schoonbroodt's Agaricin, von dem er 20 Proc. des Pilzes (neben 40 Proc. Harz) erhielt, muss im wesentlichen Agari- cinsäure gewesen sein. Es soll ein weisser, in miki'oskopischen Prismen krystallisirender Körper sein, löslich in Alkohol, nicht in Aether, sehr wenig in Wasser, dagegen leicht in Alkalien. Analy- sen sind nicht ausgefühi't. Der angeblich bittere Geschmack des Agaricins dürfte auf eine Yerum^einigung mit dem bitteren Harze zurückzuführen sein, da aus der Mttheilimg nicht ersichtlich ist, dass eiae sorgfältige Reinigung stattgefimden habe. Schoonbroodt's Angaben sind in mancher Beziehimg unklar und den thatsächlichen Verhältnissen nicht entsprechend. So soll das Harz, welches dem Lärchenschwamm diu-ch Aether entzogen wird, geschmacklos sein, während grade diesem der bittere Geschmack zukommt, wie ein einfacher Versuch lehrt. Unverständlich ist auch, wie das von Seh. beschriebene Verfahren ihm 20 Proc. Agaricin geliefert haben kann. Bei genauer Befolgimg der gegebenen Vorschrift erhält man nur wenige Procente unreiner Agaricinsäure, während der grösste Theil derselben als ein „Harz" unberücksichtigt bleibt. Es war augen- scheinlich Schoonbroodt's Absicht, dieses geschmacklose „Harz" (Agaricinsäure) zu beseitigen, doch gelang dies nicht ganz. In Folge dessen schied sich nachträglich aus der bitterschmeckenden Harzlösung noch eine Kleinigkeit Agaricinsäure ab , die nun als Agaricin aufgeführt wird. In ungereinigtem Zustande mochte sie 1) Die Bitterstoffe etc. Erlangen 1861. S. 109. 270 E. Jatns. Kenntniss der Agariclnsäui'G. immerhin „anfangs fade, dann süss, bitter und scharf" schmecken, ist aber, wenn rein, geschmacklos. Neuerdings kommt unter dem Namen Agaricin ein Präparat in den Handel, das als ilittel gegen hektische Nachtschweisse empfoh- len wii-d. Nach dem vorhergehenden muss unter dieser Bezeichnung Agaricinsäure verstanden werden. Zwei Proben Agaricin , die ich von zwei angesehenen deutschen Firmen erhielt, erA\äesen sich in der That als Agaricinsäui-e in nicht ganz reinem Zustande. Beide Prä- parate waren zwar frei von Harzen, enthielten aber einige Procente des oben erwähnten indifferenten, bei 272° schmelzenden Körpers und hinterliessen beim Yerbrennen einen anorganischen Rückstand. An- gesichts der bisherigen mangelhaften Kenntniss des „ Agaricins " scheint es mir übrigens noch zweifelhaft, ob zu den therapeutischen Versuchen stets identische Präparate verwandt wurden. Dass der von ilasing untersuchte Lärchenschwamm durch vorheriges Auskochen mit Wasser eines Theiles der Agaricinsäui-e beraubt sein musste, ist bereits erwähnt. Sein „weisses in Chloroform unlösliches Harz" war ein Gemenge von Agari- cinsäiu-e und dem bei 271 — 272^* schmelzenden, indifferenten Kör- per (oben mit A bezeichnet). Es geht dies aus seinen eignen An- gaben hervor. Durch Krystallisation dieses weissen Harzes aus Eisessig erhielt er eine Substanz, die er selbst für identisch mit der Agaricinsäure hält (gef. im Mittel 63,74 Proc. C und 9,85Proc. H). Ursprünglich dagegen waren 70,48 Proc. C und 11,03 Proc. H (im ilittel) gefunden, demnach lag offenbar ein Gemenge vor. Auch die Darstellungsweise und die angegebenen Eigenschaften stehen mit dieser Annahme in Einklang. Das „weisse in Chloroform lös- liche Harz" von Masing ist identisch mit dem oben angeführten amorphen Körper B. Fasst man die Resultate der vorliegenden und der früheren Untersuchungen des Lärchenscliwamms zusammen , so ergiebt sich, dass dem Pilze durch heissen Alkohol folgende Stoffe entzogen werden : 1) 16 -18 Proc. Agaricinsäure, C^^H^°0^ + H*0, einer zwei- basischen, dreiatomigen Säure, Schmp. 138 — 139". Die zuerst von Fleury mit diesem Namen bezeichnete Säui-e ist identisch mit dem Laricin von Martius, im wesentlichen auch mit dem Agaricin von Schoonbroodt, wolil auch mit dem Pseudowachs von Tromms- E. Reichardt , Schädlichkeit u. Prüfung arsenh. Tapeten u. Farben. 271 dorff. Sie bildet einen Tlieil des weissen, in Chloroform unlös- lichen Harzes von Masing. 2) 3 — 5 Proc. eines indifferenten, vrie es scheint alkoholartigen Körpers, der in Nadeln krystallisirt , bei 271 — 272" schmüzt und sublimirbar ist. Er bildet einen Theü des weissen, in Chloroform unlöslichen Harzes von Masing. Von den übrigen Autoren wird er nicht erwähnt. 3)3 — 4 Proc. eines amorphen weissen Körpers , der sich aus den Lösungen gallertartig ausscheidet, von Masing als weisses, in Chloroform lösKches Harz bezeichnet. Er ist in den übrigen Arbei- ten nicht berücksichtigt. Ob es eine einheitliche Substanz ist, steht nicht fest. 4) 25 — 30 Proc. eines amorphen rothen Harzgemenges von sau- rem Charakter, leichtlöslich in Alkohol und Aether, bitterschmeckend, den piu'girend wh'kenden Bestandtheü des Lärchenschwamms ein- schliessend. Es wird in allen Arbeiten übereinstimmend als Lärchen- schwammharz oder als rothes Harz bezeichnet. Schädliclikeit und Prüfung arsenhaltiger Tapeten und Farben. Von E. Reichardt in Jena. Die Untersuchungen der arsenhaltigen Tapeten und Farben hat zu sehr verschiedenen Vorschlägen geführt, welche sich theüweise jetzt schon als zu weit gehend erwiesen haben imd erst ein weit grösseres Beweismaterial der Schädlichkeit voraussetzen sollten, ehe man mit so scharf einschneidenden Ermittelungen die gesammte Farbenindustrie belästigt. Es ist zweifellos, dass sich eine grosse Reihe schädlicher, ja tödtücher Wirkungen in Folge der Anwendung arsenhaltiger Farben aufeählen lässt und dass es ebenso Aufgabe der Gesundheitspflege ist, dieser Erfahrung Eechnung zu tragen. Die iu"sprüngHch allein dastehende Verwendung des Scheele'schen Grüns zimi Anstrich der Wand oder Färbung der Tapeten wurde schon frühzeitig als schäd- lich erwiesen und dennoch ist es zweifellos , wie auch schon U 1 e x hervorgehoben, dass dasselbe in trockenen Räumen ohne Gefahr ge- 272 E. Reicliardt, Schädlichkeit u. Prüfung arsenli. Tapeten u. Farben. braucht werden kann. Mir selbst ist ein Fall genau bekannt, wo in einem nach Süden gelegenen Hochparterre die Schlafkammer mit diesem Giftgrün nicht nur völlig gefärbt war, sondern auch, aus Liebhaberei zu der dem Auge angenehmen grünen Farbe, die Rouleaux mit derselben Farbe versehen waren. Hierin lebten imd schliefen ein Paar Eheleute gegen 30 Jahre ohne jede Belästigung und Erkrankung, so dass ich nach dem erwiesenen Befunde nur den Rath geben konnte, ohne Anstand hier weiter zu schlafen! Die sehr ordentliche Familie hielt allerdings äusserst auf Reinhaltung und hatte den Tag über stets die Fenster geöffnet, um die Luft des Zimmers durch die reine des Gartens zu erneuern. Mehrfache ähnliche, unschädliche Fälle habe ich weiter beob- achtet, jedoch nicht mit der oben möglichen Genauigkeit verfolgen können. Umgekelu't war ich auch in der Lage, Fälle von Ai-senvergiftung untersuchen zu können, genau überwacht von ärztlicher Seite, welche durch einen sehr geringen Gehalt von Ai'senik in Tapeten her- rührten. Die mit Giftgrün nur sehr schwach versehene Tapete hatte in einem Zimmer schon über 20 Jahre ohne jegliche gesund- heitsnachtheilige Wirkung die Wände bedeckt, als der Besitzer nach neuer Mode die Stube mit einfachem — arsenfreien — Grau, aus Kalk und Kohle gemischt, bestreichen liess. Es geschah dies im feuchten Herbste und der Raum selbst diente bis spät in die Nacht als Arbeitsstube. Bei der spätem Besichtigung war der dumpfe, etwas knoblauchartige Geruch derartiger Räume sehr gut bemerkbar; der betreffende Herr erkrankte langsam, es traten Lähmungserschei- nungen auf, deren Ursprung ganz undeutbar schien imd sehr spät kam man auf den Argwohn, welchen die Sj^mptome der Krankheit vollständig bestätigten. Auf meine Veranlassung wurde endlich der Urin zur Unter- suchung gebracht und auf Arsen geprüft, vde ich es Bd. 217. S. 292 (1880) d. Zeitschr. angegeben habe. Die Nachweisung des Arsens kam leider zu spät, der Kranke erlag einem plötzlich hinzutretenden Herzsclüage ; die Section brachte durchaus keinen weiteren Anhalt und bestätigte niu- die schon erkannte Krankheitsursache. Die betreffende Tapete war von weisslicher Farbe und hatte sehr entfernt weiss und grüne Blumen, wie Blätter: das Grün war Arsengrün, £. Eeichai'dt, Schädliclikeit u. Prüfung arsenh. Tapeten u. Farben. 273 Das Bedenklichste bei dieser Art von Vergiftungen ist die schleichende Wirkung und die oft deshalb unerkannt bleibende Ur- sache. Kopfschmerzen, betäubender Schlaf in derartig angegriffenen Räumen, üebelkeit und dergleichen vielseitig zu deutende Erschei- nungen treten auf und werden durch Ortswechsel bekämpft, aber die Ursache bleibt dunkel, namentlich häufig auch deshalb, weil man später die untere gifthaltende Farbe wieder übertüncht hat oder mit neuer, anderer Tapete überzogen! In Folge der erwiesenen giftigen "Wirkung dieses Arsenikgrüns unter so leicht eintretenden Verhältnissen können die FäUe der Un- schädlichkeit nicht in Betracht kommen, sondern dieses leicht zer- setzbare, wenn auch noch so schöne Grün ist eben als giftig zu be- und hier zu verurtheilen. Ebenso ist es noth wendig, alle diejenigen Farben zu verbieten, welche mit Hülfe von Arsenik bereitet und nicht vollständig davon befreit werden. Schon früher (S. d. Zeitschr. 1875. Bd. 206. S. 533) habe ich auf eine rothe Farbe aufmerksam gemacht und weitere Erkundigungen ergaben, dass man bei der Farbenbereitung wiederholt beobachtet habe, dass die, wenn auch nur vorübergehende Einwirkung von Arsenik eine besonders erwünschte Erhöhung der Lebhaftigkeit der Farbe bewirke. Der Entwiu-f des Gesetzes „betreffend den Verkehr mit Nah- rungsmitteln, Genussmitteln und Gebrauchsgegenständen" umfasst in § 12 die Straf bestimmungen : „Mit Gefängniss, neben welchem auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden kann, wird bestraft: a) (Nahrungs- und Genussmittel) b) „wer vorsätzlich Bekleidungsgegenstände, Spielwaaren, Tapeten, Ess-, Trink- oder Kochgeschirr oder Petroleum derart herstellt, dass der bestimmungsgemässe oder vorauszusehende Gebrauch dieser Gegen- stände die menschliche Gesundheit zu beschädigen geeignet ist, ingleichen wer wissentlich solche Gegenstände verkauft, feilhält oder sonst in Verkehr bringt." „Der Versuch ist strafbar." „Ist durch die Handlimg eine schwere Körperverletzimg oder der Tod eines Menschen verursacht worden, so tritt Zuchthausstrafe bis zu fünf Jahren ein." Dieser Entwurf verbietet sehr richtig Bereitung und Verkauf und mildert nur bei letzterem durch den Zusatz, „wer wissentlich Arch. <1. Pharm. XXI. Bds. 4. Hft. lÖ 274 E. Reichardt, Schädlichkeit u. Prüfung arsenh. Tapeten u. Farben. verkauft. " So wenig über die Schädlichkeit der arsenhaltigen Farben eine Meinungsverschiedenheit auftreten wird, so ist doch in den jüngst gepflogenen Verhandlungen des Reichstags hinsichtlich der Spiel waaren eingewendet worden, dass man Bleifarben, namentlich in Weiss, kaum entbehren könne und in den Reden, allerdings nicht von Fachmännern , sondern den Vertretern der Industriebezirke, sogar eine gewisse Unschädlichkeit derartiger Metallfarben angedeutet worden. Die Schönheit und gewisse Eleganz einer Farbe können aber sicherlich nicht als Einwand beti-effs der Nothwendigkeit des Zu- lasses Geltung erhalten, denn hier ist das G-ebiet und Gebot der Gesundheitspflege allein maassgebend imd wird bei Einführung solcher Bestimmungen gewiss auch alsbald Anlass sein, in anderen Ländern gleiche Verbote zu erlassen. Die chemische Industrie hat aber fer- ner ein so reichhaltiges Material an gänzlich unschädlichen Farb- stoffen, dass es in kiu'zer Zeit gehngen wird, Ersatz zu bieten. Hinsichtlich der arsenhaltigen Farben ist von Seiten der Chemiker versucht worden und theilweise schon mit behördlicher Verfügung unterstützt, bestimmten Anhalt bezüglich der Verurtheilung der Tapeten zu geben, welche sich nach der Fläche derselben richten soU. Diese Art der Ausführung würde möglicherweise zu einer Umgehung der gesetzlichen Bestimmung führen. Nicht die Tapete ist an sich zu verurtheilen , sondern die arsenhaltige Farbe; denn, soweit bekannt, ist die Unterlage der Tapete in den meisten Fällen arsenfrei, oder würde sie arsenhaltig sein, so würde ein sehr klei- nes Stückchen genügen, um den Beweis des Vorhandenseins zu erbringen. Das schwedische Gesetz von 1880 schreibt vor, dass eine "Waare als arsenhaltig angesehen werden soU, wenn aus einer Probe von 440 Quadratcentimetern Grösse von gedruckten Zeugen, Tapeten, Rouleaux und aus einer Probe von 220 Quadratcentimetern Grösse von gefärbten Zeugen ein schwarzer oder schwarzbrauner Arsenspie- gel in einem Rohre von einem inneren Durchmesser von 1,5 — 2 mm. dargestellt werden kann. Prof. Thoms^ an der landwirthschaftlichen Versuchsstation zu Riga hat mit dem technischen Verein daselbst festgestellt, „dass als arsenhaltig eine Tapete zu bezeichnen sei, die aus 200 Quadrat- 1) Bericht der Versuchsstation. S. 17ß. Riga 1882, E. Eeichai'dt, Schädlichkeit u. Prüfung arsenh. Tapeten u. Farben. 275 centimetern einen undurchsichtigen Arsenspiegel liefert, wenn die Entwickelungsröhre im Minimum bis auf 3 mm. verengt ist. Als \mschädlich sind alle diejenigen Tapeten zuzulassen, welche entwe- der keinen oder einen melu- oder weniger durchscheinenden Arsen- spiegel aus 200 Quadratcentimetern liefern. Mit anderen Worten, ein Gehalt von 5 g. arseniger Säure pro 100 Quadratmeter Wand- fläche wird als äusserste zidässige Grenze erklärt." „Die Gasentwickelungsflasche soll mit einem doppelt durch- bohrten parafflnirten Korkstopfen oder einem Kautschuk -Pfropfen, um möglichst gasdichten Schluss zu liefern, versehen sein." Die Tapeten sollen mit reiner Salzsäure behandelt werden und diese dann zur Entwickelung des Gases mit reinem Zink dienen, wobei Dragendorff mit Recht einwendet, dass es richtiger sei, Salzsäure überhaupt zu meiden. H. Fleck hat im Repertorium für analytische Chemie No. 2. 1883 eine Abhandlung über gleichen Gegenstand geliefert (siehe diese Zeitschr. 1883. S. 206), in welcher namentlich betont wird, dass bei genauen Arbeiten mit dem Apparate von Marsh es vor Allem darauf ankommt, die in Verwendung kommenden Reagentien stets vorauf zu prüfen und zwar in derselben zimi Versuche später die- nenden Menge, dass es ferner nöthig sei, nicht nur die Dauer des Versuches zu begrenzen, sondern auch den Gasstrom zu regiüiren. Derselbe verlangt vor der Ausführung der anah^tischen Untersuchung zunächst zu prüfen „200 g. der 25procentigen Schwefelsäure mit 10 g. granulirtem Zink, unter Beifügung eines Stückchens Platin- blech, und in einem anderen Versuche 20 g. Salpetersäure, nach vorheriger Verdunstung mit 100 g. reiner Schwefelsäure im Marsh'- schen Apparate und hat diese Reagentien als relativ rein zu beur- theilen, wenn bei einem Gasstrome von höchstens 200 C.C. in 3 Minuten bei Zimmertemperatur imd während einer halbstündigen Gasentwickelung in einem schwerschmelzbaren Glasrohre von 2 mm. Durchmesser bei gleichlangem Glühen desselben ein Arsenspiegel nicht zum Vorschein kommt." „Hat man sich auf diese Weise von der relativen Reinheit der anzuwendenden Reagentien überzeugt, so exponirt man nun die Objecte in der eben geschilderten AVeise dem Einflüsse von 50 bis 100 g. der geprüften Schwefelsäure, filtrirt nach 18 — 24stündiger Digestion von den unlöslich gebliebenen Gewebselementen ab, wäscht letztere gut aus und verdampft, sobald gleichzeitig Salpetersäure 18* 276 E. Eeichardt, Schädlichkeit u. Prüfung arsenli. Tapeten u. Farben. Anwendung erfahren hatte, sonst nicht, die Lösungen in einer Por- zellauschaale bis zui' völligen Verflüchtigung der letzteren und bringt nun das Volumen der Flüssigkeit auf 20 C. C." „Gleichzeitig bereitet man sich den Marsh'schen Apparat ent- sprechend vor, indem man 10 g. Zink, welches wie vorher geschil- dert geprüft, mit 20 C. C. der erkalteten Farblösung von den Objecten übergiesst und nun das Gas, unter Einhaltung von Vorsichtsmaass- regeln zur Verhütung von Knallgasentzündungen, diu-ch das an einer Stelle glühend gemachte Glasrohr leitet. Tritt nach halbstündiger Gasentwickelung (iL. Gas in 15 Minuten) ein Arsenikspiegel auf, go verwendet man von der sauren Farbstofflösung den Rest von 180 C. C. zur quantitativen Bestimmung des Giftes." „War ein Arsenspiegel nicht zu beobachten, so fügt man wei- tere 20 CG, der Flüssigkeit zu dem Apparate und wiederholt dies von halber zu halber Stunde, bis entweder ein Arsenspiegel sicht- bar wird , oder bis succesive alle Flüssigkeit verbraucht und hier- durch deren Reinheit von Arsenikgehalt festgestellt ist." Fleck macht ferner darauf aufmerksam, dass in den meisten Fällen eine 25procent. Schwefelsäure genügen würde, die arsen- haltige Farbe zu lösen, weil dieselbe während 18 — 24stündiger Einwirkung bei 50 — 60° C. (auf gefäxbte oder bedruckte Gewebe, Tapeten , Rouleaux , Papiere u. s. w.) nicht nur die meisten Farben und Arsenikverbindungen löst, sondern auch die animalische oder vegetabilische Fasersubstanz derartig aufschliesst, dass ein Verbleiben von Arsenik in denselben unmöglich ist imd in keinem FaUe fest- gestellt werden konnte. Sollten aber, was indessen nur höchst sel- ten der Fall, noch Farbenreste auf dem Objecte zu erkennen sein, so genügt der Zusatz von 3 — 5 g. reiner Salpetersäure von 1,24 spec. Gew. auf 100 g. 25procent. Schwefelsäure, um bei genannter Tem- peratur imd Digestionsdauer die Zersetzung und Lösung der Farben, sowie die Aufschüessung des Faserstoffes vollständigst durchzuführen und die Lösung alles Arseniks sicher zu stellen." Dieser Empfehlung stimme auch ich gern bei und bestätige die meist vöUig ausreichende Anwendung der Schwefelsäure von 25 %• Noch leichter löst in den meisten Fällen 5 — 6fach verdünnte Salzsäiu-e die Farbstoffe auf und kann ohne jedes Bedenken Ver- wendung finden, sobald man statt des Apparates von Marsh die von mir empfohlene Einleitung in stark salpetersaure Silberlösung vor- nimmt (s. d. Zeitschr. 1880. Bd. 217. S. 1 u. f.). E. Eeichai'dt, Schädliclikoit u. Prüfung carscnh. Tapeten u. Fai-beu. l'77 Thoms stellt sich als ausführenden Chemiker einen Vorstand eines technisch - chemischen Laboratoriums vor oder einer Versuchs- station, d. h. also einen ausgebildeten und geübten Chemiker und in der That halte ich dafür, dass diese Verschärfimg und genauere Feststellung der Prüfung auf Arsen sich mehr auf etwaige Spuren bezieht, sonst würden alle diese Vorsichtsmaassregeln die einzel- nen Versuche nur erschweren und in den meisten Fällen zur Un- terlassung der sonst so leichten und sichei'en Prüfung auf Ai-sen führen. Es handelt sich, wie das Gresetz ausdrücklich sagt, um arsen- haltige Farben oder mit Arsen bereitete und kann demnach weder ein gemessenes Stück Zeug oder Tapete genügen, sondern nur eine sachverständige Aufsuchung und Untersuchung der Farben, welche dann stets mehr als solche Spuren Arsen ergeben werden! In dem einen schon oben besprochenen Falle von giftig wirkender Tapete war die arsenhaltige Farbe nur in ganz vereinzelten Pimkten, weit aus einander liegend, als feuriger und belebender Farbenschmuck angebracht und gerade jetzt werden derartig nur stellenweise ange- brachte, sehr hervorstechende Farben beliebt. Die einfache Feststellimg des Arsengehaltes genügt mir jedoch auch nicht und namentlich nicht eine so beliebte dictatorische Aus- sprache stark arsenhaltig, arsenhaltig, schon deshalb nicht, weil die gesetzlich festgestellten hohen Strafen es unbedingt verlangen , moti- virte, ausfühi-Hche Gutachten zu geben, wie sie namentlich auch Fleck wiederholt als dringend noth wendig bezeichnet hat. Ueber die giftige "Wirkung der arsenhaltigen natürlich vorkom- menden Ockerfarben ist noch nichts bekannt. Man weiss, dass hier die Arsensäure gleich der Phosphorsäure gebunden vorkommt und in sehr inniger, chemischer Verbindung, man weiss, dass man Eisen- oxyd als Gegenmittel gegen arsenige Säure verwendet, um dieselbe unlöslich abzuscheiden. Nun ist wiederholt vorgekommen, dass man z. B. in Schweden diese natürlichen Ockerfarben mit Spuren von Arsengehalt verworfen hat, mit welchem Rechte wissenschaftlich zu begründen , dürfte sehr fraglich sein und dennoch schliesst ein der- artiges Urtheil die bei Weitem grösste Menge der natürlich vorkom- menden ockerigen Erdfarben aus; es kommt nur darauf an, grössere Mengen dieser Eisenoxydhydrate zu prüfen und man wird stets- Arsenik finden oder, wie Ulex gethan, auch in den schwedischen Zündhölzchen nachweisen, 278 E. Kcichardt, Schädlichkeit u. Prüfung ai'senh. Taijeten u. Farben. In erster Linie ti'itt an jeden, practischen Chemiker die Auf- gabe heran, dem Vorkommen des Arsens in allen Farben grössere Aufmerksamkeit zuzuwenden und namentlich die Untersuchungen dahin auszudehnen, womöglich festzustellen, ob arsenige oder Arsen- säui'e vorhanden ist, ob die Bindung eine sehr innige oder lockere u. s. w. Derartige aufmerksame Untersuchungen sind in dieser noch dunklen Lage und Frage sehr erwünscht. Sodann ist zu unterscheiden , die Nachweisung arsenhaltiger Farben in bekannter und leichter "Weise, wo der Knoblauchsgeruch, die Abscheidung durch Analyse, Nach Weisung nach Marsh jedem Apo- theker so geläufig sein müssen, dass Streitigkeiten kaum vorkommen können, sobald man eben die Farben sucht und findet. SoUten strei- tige FäUe dennoch auftauchen, so entscheidet die Mengenbestimmung des Arsens nach ebenfalls bekannter Weise. Die schwierigeren Fälle werden demnach erst bei der Unter- suchung auf kleinste Mengen Arsen eintreten, für welche ich schon früher die besondere Methode mit stark salpetersäurehaltiger Silber- lösung veröfi"entlichte (s. oben) und mit zahlreichen Belegen versah. Hierbei ist jedoch nochmals darauf hinzuweisen, dass durch Abschei- dung und Aufsuchung der bestimmten arsenhaltigen Farben oft wesentliche Erleichterung der Untersuchung erlangt werden kann. Gerade für diese Bestimmungen in kleinster Menge hat die Prüfung nach Marsh mancherlei Bedenken, welche Fleck durch Ke- gulirung des Gasstromes, vorherige Untersuchung von grösseren Men- gen der Reagentien, bekannte Vorsicht wegen Auftreten von Knall- gas zu ermässigen sucht , aber die Ausfühi-img auch wesentlich erschwert. So leicht eine Regulirung des Gasstromes dem Geübten sein kann, so schwer fällt sie vielleicht den Ungeübteren, nur hier und da einmal mit derartigen Untersuchungen Beschäftigten und wie manche gewissenhafteste Prüfung auf Arsen endete mit der geräuschvollen Zertrümmerung des Marsh'schen Apparates durch Knallgas '? Die Einleitung des Wasserstoffgases in Silberlösung ist aber nicht nur qualitativ gleich genau, wie die Probe nach Marsh, son- dern kann sofort zur quantitativen Bestimmung dienen und gestattet hierbei selbst noch die Ermittelung von 0,001 g. As^O^. Die Vor- theile dieser Art Prüfung sind für die vorliegenden Zwecke noch mannigfaltiger. Wälirend bei der Probe nach Marsh Salzsäure zu vermeiden ist, da wiederholt Zinkanflüge für Ai'senspiegel angesehen A. llelms, Ciachocerotiu. 270 wurden, stört sie die Reaction mit Süberlösung in keiner Weise, da die überschüssige Salpetersäure in letzterer eine derartige Abscliei- dimg immöglich macht, ebensowenig würde mitübergerissene Salz- säure hindernd eintreten, da diese sofort sichtbar als Chlorsilber abgeschieden wird. Endlich wird aber weit weniger von Zink ver- braucht und ebenso von Säure, wodiu'ch die Bestimmung abennals an Genauigkeit gewinnt, der Verbrauch der Säure ist allerdings meist von der zu behandelnden Farbe abhängig. Man könnte bei- spielsweise sofort die ganze Menge der zur Lösung verwendeten Salz- oder Schwefelsäui'e in ein Entwickelimgsgefäss geben, wenige Stückchen Zink zufügen und nun das Gas durch die am betreffenden Orte beschriebene Silberlösung streichen lassen. Fast übereinstim- mend in Farbe und Art des Arsenspiegels tritt bei Spuren von Arsen eine spiegelnde Ablagerung von Silber an der Einmündung der Gasleitungsröhre in die erste Silberlösimg auf, aber Mengen von ^/in Miliig. As^O^ geben schon reichliche Abscheidung und 0,001 g. und weniger köimen sehr leicht durch Brom oxydii-t und als Magnesiumpyroarseniat bestimmt werden. Diese Art qualitative und quantitative Bestimmung des Arsen macht die Ausdrücke stai'k arsenhaltig u. s. w. völüg übeiilüssig ; man kann jetzt mit grösster Genauigkeit auch kleinste Mengen Ar- sen der Menge nach ermitteln imd in Zahlenwerthen vorführen, ohne jede grössere Mühe; im Weiteren verweise ich auf meine Veröffentlichung in dieser Zeitschrift 1880. Bd. 217. S. 1. Für die Aufklärimg des Vorkommens des Arsens in den Farben und die Art der Bindung desselben sind noch zahlreiche Unter- suchungen nothwendig und ein reiches Feld dankbarer und wichti- ger Arbeiten ist auch hier dem Suchenden geboten. üeber Cincliocerotin. Von A. Helms aus Horsens in Däaemai'k. Mittheilung aus dem pharmaceutischen Institute der Universität Strassburg. Unter dem Namen Cinchocerotin hatte Kerner 1859 imd 1862 bei den Weltaus stellimgen in Paris imd London einen von ihm aufgefundenen Bestandtheil der Chinarinden vorgeführt. Die Probe 280 A. Helms, Cinchocerotin. desselben, welche niir Herr Prof. Flückiger zui- Untersuchung übergab, war in der Zimmer 'sehen Chininfabrik in Frankfurt a/M. gewonnen und demselben diu'ch Herrn Dr. Kern er gütigst über- lassen worden. Ueber die Darstellung des Cinchocerotins theilte der Letztere Folgendes mit: „Flache südamerikanische Calisayarinde wurde mit Kalkmilch getrocknet, mit Alkohol ausgekocht und abgekülüt. Die Abkühlung erfolgte in kupfernen Röhren, durch welche die Auflösung langsam geführt wurde. Nach 6 bis 9 Monaten waren dieselben mit dem rohen Cinchocerotin incrustirt." Das rohe Cinchocerotin ist eine braune Masse, aus welcher zwei verschiedene Bestandtheüe dargestellt werden können, nämlich ein in Alkohol leicht löslicher, krystallinischer , weisser Körper imd in weit geringerer Menge, eine in Alkohol schwer lösliche, weiss- gelbe Substanz. Die letztere löst sich gleichfalls schwer in Aether, Chloroform, Benzol und leicht flüchtigem Petroleum, löst sich dagegen leichter in kochendem Amj^lalkohol und Xylol, aus welchen Lösungen sie sich beim Erkalten amorph ausscheidet. Sie wird bei 230^ zersetzt, ohne zu schmelzen und bildet beim Erliitzen mit Eisessig eine in Alkohol, Aether und Petroleum (60^ Siedepunkt) leicht lösliche, weisse, krj^stallinische Säure, welche bei 54*^ schmilzt. Diese Säiu"e bildet schwerlösliche Baryt-, Blei- und Kalksalze, lösliche Alkalisalze. Weitere Versuche konnten damit nicht angestellt werden, weil das Material nur in kleinen Mengen vorhanden war, und das Cinchocerotin überhaupt bei dem jetzigen Fabrikbetriebe nicht mehr erhalten wird. Die zuerst erwähnte krystallisirende Substanz, welcher der Name Cinchocerotin verbleiben mag, bildet weisse, sehr leichte, krystaDinische Schuppen, die, auf Platinblech erhitzt, ohne besonders auffallenden Geruch verbrennen. Der Schmelzpunkt liegt bei ISO**. Stärker erhitzt sublimirt es theüweise unter Zersetzung. Erhitzt man das Cinchocerotin jedoch" im Kohlensäurestrome vorsichtig, so sublimirt es unzersetzt. Es löst sich leicht in Aether, Chloroform und Alkohol, löst sich nicht beim Kochen mit Wasser, Salzsäure, verdünnter Schwefelsäure imd Eisessig. Beim Kochen mit einer Lösung von kohlensaurem Natrium oder mit Natronlauge wird es nicht angegriffen, auch nicht A. Helms, Cincliocerotiu. 281 von alkoholischein Natron. Mit concentrirter Schwefelsäure gibt das Cinchocerotin eine rothbraime Lösung. Es wird von Salpetersäiu-e beim Erwärmen angegriffen, indem sich ein imter 100" schmelzender, gelber, harz ähnlicher Körper aus- scheidet. In rauchender Salpetersäure löst sich das Cinchocerotin und wird durch Zusatz von Wasser wieder niedergeschlagen. Der ausgefällte gelbe Körper löst sich in einer heissen Lösung von Natriumcarbonat und wird durch Säure wieder grösstentheils aus- gefällt. Der Niederschlag ist gelb, enthält Stickstoff, löst sich leicht in Alkohol, Aether und Chloroform, krystaHisirt aber aus diesen Lösungen nicht. Das Cinchocerotin wird, in Chloroform gelöst, von Brom ange- griffen. Es bildet sich ein bromhaltiger, brauner, schmieriger Kör- per, der sich in Alkohol und Aether löst, aus diesen Lösungen aber nicht krystallisirt. Mit Essigsäiu-eanhydrid gekocht, löst sich das Cinchocerotin' und scheidet sich beim Erkalten wäeder unverändert aus. Mit Essigsäureanhydrid und wasserfreiem Natriumacetat 4 Stim- den in einem geschlossenen Rohre auf 150*^ erhitzt, verändert es sich niu- sehi- wenig. Das muthmaassliche Reactionsproduct Aviu'de mit "Wasser ausgeschieden, ausgewaschen, in Alkohol gelöst und krystallisirt. Die vier ersten Fractionen waren weiss, der Schmelzpunkt lag zwischen J28 und 130*^. Die Mutterlauge war gelb und hinterliess nach dem Verdunsten eine kleine Menge einer gelben schmierigen Substanz. Die weissen Krystalle wurden mit Magnesia gekocht, das Filtrat enthielt kein Magnesiumacetat. Das Cinchocerotin war also fast völlig unverändert und nicht acetylirt. Mit schmelzendem Kalihydrat -wird das Cinchocerotin gelb, mischt sich aber nicht damit. Stärker erhitzt verdampft es theü- weise unter Zersetzung. Wii'd die gelbe Schmelze in Wasser gelöst imd mit Schwefelsäure neutralisii't , so bleibt die Flüssigkeit klar; die Lösung ist schwach gelb. Mit Aether geschüttelt ynid sie farb- los, indem der Aether die Farbe aufnimmt. Nach dem freiwilligen Verdunsten des Aethers schied sich eine sehr kleine Menge gelber Krystalle aus. Diese gaben mit einer verdünnten Lösung von Eisenchlorid eine schwach violette Färbung. Hiernach ist anzuneh- men, dass sich eine Spur eines aromatischen Zersetzungsproductes gebildet habe. 282 A. Helms, Cinchocerotin. Die Verbrennug des Cinchocerotins gab folgende Resultate: Gefunden. 1. 2. C 80,15 79,99 «/o. H 11,90 12,17 - 7,95 7,84 - Berechnet für die Formel C"H*^0^: C 80,20 "/„. H 11,88 - 7,92 - Als die Substanz mit chromsaiu-em Kalium und Schwefelsäure gemischt wurde, trat sofort eine starke Einwirkung ein. Das Gemisch wurde zwei Tage am Rückflusskühler gekocht; es bildete sich eine grüne Flüssigkeit und ein grüner Niederschlag. Die Flüssigkeit wurde abfiltrirt und der Destillation unterworfen. Das Destillat rea- girte sauer und hatte einen deutlichen Greruch nach flüchtigen fetten Säuren, von welchen auch Essigsäure und Buttersäure nachgewiesen wurden. Der grüne Niederschlag gab mit Natronlauge eine gelbe Lösung und einen Rückstand von Chromoxyd. Die erstere lieferte nach dem Ansäuern einen gelblichen Niederschlag, welcher, ausgewaschen und in Alkohol gelöst, sauer reagirte. Beim Verdunsten der Lösung bildeten sich kleine warzenförmige Kly stalle, welche als Cincho- cerotinsäure bezeichnet werden mögen. Nach zweimaliger Um- krystallisation schmolzen dieselben bei 72". Die Verbrennung ergab folgende Zahlen: Gefunden. C 68,75%. H 12,84 - 18,41 - Berechnet für die Formel C^^H^^O^: C 68,96%. H 12,64 - 18,39 - Die Säure, mit Natronlauge genau neutralisirt, lieferte mit Blei- acetat und Calciumacetat amorphe Niederschläge. Der Calciumnie- derschlag, welcher nur aus einer nicht vöUig reinen, etwas gelblichen Säure dargestellt werden konnte, da das Material nicht weiter A. Beyer, Cai'vol. -Ö3 reichte, gab 10,76% CaO. Das Salz wii-d danach vielleicht als C2^IPH)2^^^>Ca aufzufassen sein. Aus den obigen Resultaten geht hervor, dass das Cinchocerotin kein Wachs oder Fett ist. Es besitzt jedenfalls ein sehr hohes Moleculargewicht , wie man aus dem Verhalten der Cinchocerotin- säure schliessen kann, so dass wohl die einfache Formel C^'H^**0^ kaum der Moleculargrösse des Cinchocerotins entsprechen dürfte. Seinen Eigenschaften und seinem Vorkommen nach zu schliessen, gehört es wahrscheinlich in die Nähe des Betulins und Cerins. Zuletzt fühle ich mich verpflichtet, Herrn Professor Flückiger für die Freundlichkeit zu danken, mit welcher er mich bei Ausfüh- rung dieser Untersuchung unterstützt hat. Ueber Carvol. Von A. Beyer aus Copenhagen. Mittheiluog aus dem pharmaceutischen Institut der Universität Strassbui-g. Wir kennen bis jetzt niu- drei Pflanzen, welche Carvol enthal- ten: diejenige des Kümmels, den Dill und die Krauseminze. Aus Glladstone's Untersuchungen ^ hatte sich ergeben, dass die physikalischen, hauptsächlich die optischen Eigenschaften des Dillcarvols mit denen des Kümmelcarvols beinahe übereinstimmen. Ferner zeig-te Prof. Flückiger, ^ dass das Carvol des Oeles von Mentha crispa, der deutschen Krauseminze, die Polarisationsebene des Lichtes nach links ablenkt und zwar vermutlilich eben so stark, wie das in entgegengesetztem Sinne drehende Kümmelcarvol, da Glad- stone für das Carvol von Mentha viridis eine ähnliche Beobachtung gemacht hatte. Es schien deshalb nicht überflüssig, die drei Carvole nochmals sorgfältig in optischer Hinsicht zu vergleichen. Da die Schwefelwasserstoffverbindungen derselben bisher nicht optisch geprüft waren, so wurden diese ebenfalls mit in das Bereich der Untersuchung gezogen. Zugleich seien einige Versuche mit- getheüt, welche angestellt wurden, um die völlige chemische Iden- % 1) Joui'nal of the chemical. Soc. X. (1872) 1. 2j Berichte d, Deutschen ehem. Gesellsch. 1876. 468. 284 A. Beyer, Carvol. tität des Krauseminzcarvols mit den rechts drehenden Carvolen dar- zuthun. Das Material, welches zur Verwendung stand, war theilweise schon durch fractionirte Destillation möglichst an Carvol bereichertes Oel, welches in zuverlässigster Weise nach Angabe von Prof. Flücki- ger in der Fabrik von Schimmel & Co. in Leipzig dargestellt worden war. Wir benutzten von: Kümmelöl eine Fraction, die bei 22.3" deutschem Krauseminzöl - - 215 — 230° und eine - - - 200 — 215*^ siedete Dillöl, das rohe Oel. Zuerst wurde aus allen Oelen die SchwefelwasserstofFverbin- dung (Ci'^Hi^O)2SH2 dargesteUt, indem die Oele mit V4 ^ol. Wein- geist verdünnt, mit Schwefelwasserstoff gesättigt und mit einer nicht allzu kleinen Menge wässrigen Ammoniaks versetzt wui-de. Man braucht etwa 15 bis 20 g. Ammoniakflüssigkeit von 0,96 spec. Gew. auf 400 g. Oel , um die ganze Menge der Verbindung zum Auskry- staUisiren zu bringen. Wenn man zu wenig Ammon angewandt hat, so verwandelt sich nicht alles Carvol in die Schwefelwasser- stoffverbindimg. Die ausgeschiedenen Krystalle wurden mit kaltem Alkohol gut gewaschen und aus einer Mischung von 3 Theilen Chloroform und 1 Theil Alkohol umkrystallisirt , da wir die von anderen Autoren benutzte Methode des UmkrystaUisirens aus Alkohol wegen der Schwerlöslichkeit der Verbindung in kaltem Alkohol imzweckmässig fanden. Die Ausbeute an Schwefelwasserstoffsäure betrug aus dem Kümmelöl 88%. DlQöI 40 - Krauseminzöl, Fraction 215—230:50%. 200 — 215:30 - Es verdient hier erwähnt zu werden, dass deutsches Krause- minzöl mehr Carvol enthält als das amerikanische Spearmintöl. Wie Flückiger fand, gab von Schimmel & Co. dargestelltes rohes deutsches Krauseminzöl, welches bei 50 mm. Rohrlänge einen Ablen- kungs^^änkel von — 21,4° zeigte, eine Ausbeute von 56%, während, das amerikanische Spearmintöl, welches bei 50 mm. eine Ablenkung von — 18,2° zeigte, nur 35,5% lieferte. A. Beyer, Cai-^'ol 285 Die Kr3^stalle der verschiedenen Schwefelwasserstoffcarvole zeig- ten nun folgende Eigenschaften: Schmelzpunkt: 187" C. für alle drei Carvolverbindungen. Die spec. Drehung: Es wurde eine 10 ''/o haltige Lösung der KrystaUe in Chloroform untersuclit; die Ablenkimg und das spec. Gewicht wurde bei 20^ bestimmt, das spec. Gewicht war auf Was- ser von 4" bezogen und die "Wägung auf dem luftleeren Raum reducirt : (a)D betrug so für das Schwefelwasserstoffcarvol des Kümmelöls -{- 5,53 DiUöls 4- 5,44 Krauseminzöls — 5,55. Bezüglich der krystallographischen Verhältnisse sind wir dm-ch die Freundlichkeit des Herrn Prof. Arzruni in den Stand gesetzt, die Resultate der von Herrn Bärwald ausgeführten Mes- sungen^ anzuführen: Schwefelwasserstoffcarvol des Kümmelöls. Kiystallsystem : monosymmetrisch a : b : c = 0,9654 : 1 : 1,0530 ß = 85" 1. Beobachtete Formen: 100 : 010; 001, 110, 101. Tafelförmig nach 001. Beobachtet. Berechnet. 100.110 = 43" 53 — 001.100 = 85" 1 — 001.101 = 50" 12 — 110.010 = 46" 9 46" 7 101.100 = 44" 46 44" 47 110.001 = 86" 21 86" 24. Sehr vollkommen spaltbar nach 001 und nach 100. Optische Axeebene, Symmetrieebene : Durch 001 eine Axe sichtbar. Schwefelwasserstoffcarvol des Krauseminzöles. Krystallsystem : monosymmetrisch a : b : c = 0,9654 : 1 : 1,0423 ß = 85^3. 1) Derselbe wird die Messungen iu Groth's Zeitschrift fih- Krystallogi-a- phie ausfülu-licliei- mittheilen. 286 A. Beyer, Carvol. Beobachtete Formen 100, 010, 001, 110, 101. Wasserhelle, glasglänzende, nach 001 tafelförmige Krytalle. Beobachtet Berechnet 100.110 = 43M;3 001.100 = 85° 3 — 001.101 = 49" 52 — 101.100 = 45*^5 45" 5 110.110 = 92» 18 92^14 110.010 = 460 9 460? 001.110 = 86» 12 86^26 101.110 = 59» 23 59» 241/2- Sehr vollkommen spaltbar nach 001 und nach 110. Oj) tische Axeebene Symmetrieebene. In physikalischer Beziehung vollkommen identisch mit dem Schwefelwasserstoifcarvol aus Eechts - Carvol. Auch in krystallographischer Hinsicht sind keine Unterschiede wahr- nehmbar. Die Krystalle lösen sich in : kaltem Alkohol 140 Tli. siedendem - 32 - - Benzol 9 — 10 - - Chloroform 3 — 4 - Durch Einleiten von Schwefelwasserstoff in die weingeistige Lösung der Krystalle erhielten wir von allen drei Yerbindungen amorphes Thiocarvol (C»»Hi^S)2SH2. Aus den Schwefel wasserstoffverbindungen wurden die Carvol e hergestellt , indem wir 3 Theile Krystalle in einer kalten Lösung von 1 Theil Kalihydrat und 20 Theilen Alkohol lösten , 3 bis 4 Stunden kalt stehen liessenund das Carvol durch Zusatz der lOfachen Menge des Alkohols an kaltem Wasser ausschieden. Die Ausbeute betrug so nur 60 — 70%. Durch Eindampfen der Mutterlauge Hess sich kein Carvol wei- ter gewinnen. Die ausgeschiedenen Carvole wurden mit Chlorcalcium sorgfiiltig getrocknet und zeigten dann folgende Eigenschaften : Siedepunkt. Kümmel -Carvol 224» Dill - 224» Krauseminz - 223 — 224». A. Beyer, Carvol. 287 Spec. Gew. boi 20 <> bezogen aufWasser von 4 '' Wägung redu- cirt auf luftleeren Raum: Kümmel -Carvol 0,9598 Dül - 0,959 Krauseminz - 0,9593. Die s p e c. Drehung der Flüssigkeiten bei 2 ^^ («)D für : Kümmel -Cavol + 62,07 Diu - + 62,32 Krauseminz - — 62,46. Wir finden also hier wie bei den Schwefelwasserstoffverbindun- gen die erwartete Uebereinstimmung der physikalischen Eigen- schaften, mit Ausnahme des Sinnes der Drehung des Krauseminz- carvols. Schliesslich wurden aus dem Krauseminzöl nach der Methode von Schweizer^ mittelst Metaphosphorsäure das Carvacrol darge- stellt. Da dieselbe auf die Fraction des Oeles von 215 bis 230" ziemlich energisch einwirkte, so wurde nur Vi 5 des Gewichtes des Oeles an Metaphosphorsäure zugesetzt, zu dem abdestillirten Pro- ducte nach und nach mehr Phosphorsäure und Oel zugegeben, und das Zurückgiessen und Erhitzen wiederholt, bis das Oel gi-össten- theils in Carvacrol verwandelt war. Das rohe Carvacrol wiu'de in 20 Nötiger wässriger Kalilauge gelöst, die Lösung filtrirt, mit Schwe- felsäure zersetzt und das Carvacrol mit Chlorcalcium getrocknet. Es zeigte folgende Eigenschaften: Erstarrungspunkt —20^ (deutlich kry stallisir t!) Siedepunkt 230 — 231". Spec. Gew. (bei 20" auf 4" in luftleeren Raum reducirt) 0,9757 Drehung : 0. Bei der Yerbrennung des mit gepulvertem Kupferoxyd gemisch- ten Carvacrols im Sauerstoffstrom (es ist ziemlich schwer verbrenn- lich) erhielten wir folgende Zahlen: Berechnet nach der Formel C"'H*''0 C 80,1 X C 80,00%. H 9,5 - H 9,33 - Ferner wurde eine Carvacrolsulfonsäure in der Weise dargestellt, dass gleiche Yolumina Carvacrol und englische Schwefelsäure in einem 1) Schweizer, Journ. f. pr. Chemie. Bd. 24. S. 267. 288 Verhältniss zwischen Glycerin und Alkohol im Weine. geschlossenen Glase einen Tag über verweilten. Die mit wenig Was- ser verdünnte Lösung wurde mit Barythydrat gesättigt und hierauf durch Einleiten von Kohlensäure voji überschüssigem Baryum befreit. Aus der eingedami^ften und über Schwefelsäure gestellten Lösung krystallisirte das carvacrolsulfonsaure Baryum in schönen Nadeln. Nach diesen Erfahrungen ist es sicher, dass das Carvacrol aus dem Links -Carvol identisch ist, mit dem aus den rechts drehenden Car- vacrolen dargestellten. Yon dem Krauseminzöl haben wir als Nebenproduct einen Kohlenwasserstoff gewonnen, dessen Siedepunkt zwischen 168" und 171" liegt. Weil wir zu wenig Substanz hatten, konnten wir den Kohlenwasserstoff nicht völlig rein bekommen; dass diese Fraction aber ein Terpen ist, geht daraus hervor, dass wir schon von einer Fraction des rohen Oeles zwischen 180" und 200", welcher weni- ger Terpen enthalten musste, Terpinkrystalle erhielten. Die Frac- tion 168" — 171" di-ehte bei 25 mm. 6,9 links imd gab bei Ver- brennung die Zahlen C 82,9 "/o H 10,9 - woraus hervorgeht, dass dieselbe noch einen sauerstoffiialtigen An- theil enthalten müsste. Schliesslich ist es mir eine angenehme Pflicht, Herrn Profes- sor Flückiger, welcher mich zu dieser Arbeit angei'egt hat, mei- nen besten Dank für die liebenswürdige Unterstützung desselben auszusprechen. B. Monatsbericht. lieber das Verhältniss zwischen Grlycerin und Alkohol im Weine. — Aus den Analysen einer grossen Anzalü von reinen Naturweinen gewann E. Borg mann die XTeberzeugung , dass der Glyceringehalt der Weine dem Alkoholgehalt gegenüber (wie es sich in dieser Beziehung beim Bier verhält, vergl. Archiv, Märzheft) nur in gewissen Grenzen schwankt, und da die Frage, in welchen Grenzen solche Schwankungen stattfinden, bei Beurtheilung von Weinen von Wichtigkeit ist, unternahm Verf. eine Reihe von Versuclien, um fest- Dauer d. spoktralaaalyt. Reactiou v. Kohloaoxyd. — Copaivabalsam. 289 zustellen, welchen Einfluss die verschiedene Zusammensetzung der der Gährung unterworfenen Moste auf das Verhältniss zwischen Alkohol und Glycerin in den "Weinen hat. Zu diesem Zwecke liess er einerseits reinen Most ohne jeden Zusatz vergälu-en und versetzte anderseits denselben Most mit wech- selnden Mengen von Rohrzucker allein und mit Rohrzucker und Wasser. Nach beendigter Gährung untersuchte er die so erhaltenen Weine und es ergab sich, dass der Glyceringehait auf 100 Thle. Alkohol berechnet nie weniger als 7,81 Thle. beträgt. Wenn auch der Verlauf der Gährung nicht ganz ohne Einfluss auf die sich bil- dende Glycerinnienge ist, so bewegt sich die Schwankung doch in sehr engen Grenzen und die Annahme erscheint vöUig berechtigt, dass ein Wein, dessen Analyse einen geringeren Gehalt an Glycerin dem Alkoholgehalt gegenüber als 7 : 100 auf- weist, als mit Alkohol versetzt zu betrachten ist. (Zeitschr. anal. Chem. XXII. l.J O. H. lieber die Dauer der si)ektralaiialytischeu Reaction YOn Kohlenoxyd hatte E. Salfeld in Folge einer sehr schweren Vergiftung durch Kohlenoxydgas Gelegenheit, sehr interessante Ver- suche anzustellen. In dem Aderlassblute eines der vermeintlichen Todten war das Kohlenoxyd sowohl auf chemischem Wege, wie auch mittels Spektralapparat nachzuweisen; nach 14 Tagen und nach 4 Wochen wurden nach der Reduction des Blutes mit Schwefelam- monimn noch immer zwei Linien vor dem Apparate wahrgenommen, und erst nach 2 Monaten war es nicht mehr möglich, das Kohlen- oxyd nachzuweisen. (Repertor. anal. Chem. 1883. No. 3.) G. H. Zur Prüfung des Copaivabalsams. — Der dickflüssige, in Deutschland officinelle Maracaibobalsam zeigt gegen 90procent. Wein- geist ein besonderes Verhalten, durch welches nicht nur seine gute Beschaifenheit, sondern auch fast jede der möglichen Verfälschungen erkannt werden kann. Der genannte Balsam giebt mit 1 und oft mit 2 Vol. des 90proc. Weingeistes eine klare Mischung, Setzt man derselben zwei oder drei weitere Vol. desselben Weingeistes hinzu, so erscheint nach dem ümschütteln die Mischung sehr trübe, bis fast milchig trübe. Wird nun ein zu prüfender Balsam mit IV2 ^ol- Weingeist von 90 Proc. gemischt, so muss eine klare Lösung resultiren. Ist sie trübe, so können als Verfälschungen vorliegen : Harzöl, Colophon, Gurjunbalsam, fettes Oel. Fällt die Mischung klar aus, so verdünnt man sie mit ihrem gleichen oder anderthalbfachen Vol. 90proc. Weingeist. Echter Balsam muss sehr trübe dadurch werden, wird er aber nicht trübe oder nur so weit trübe, dass die Durch- sichtigkeit in der 1 Ctm. dicken Schicht nicht gehindert ist, die Mischung also unbedeutend trübe erscheint, so liegen Verunreinigun- Ai-ch, d. Pharm. XXI. Bds. 4. Hft. 19 290 Ameisensäure ein Bestandtli. d. Rums? — Reingewinn, d. Morphium. gen mit Riciunsöl, Terpeiithin oder Terpenthinöl vor. Nur Sassafrasöl stört das Verhalten des Copaivabalsams gegen 90proc. Weingeist in keiner Weise. (Pharm. Centralh., 1883^ No. 10. J G. H. Ist Ameisensäure ein Bestandtheil des Rnms? — Ein nachweislich achter Jamaika -Rum war vom Käufer zur Verfügung ge- stellt worden, weil ein Chemiker in demselben Ameisensäure gefun- den und er ihn deshalb für ein Kunstproduct erklärt hatte. E. List nahm hieraus Veranlassung, eine Anzahl Rums, von vertrauenswer- then Häusern herstammend, zu untersuchen und konnte in sämmt- lichen Sorten Ameisensäure z. Th. in ziemlich grossen Mengen nach- weisen. Man muss sonach annehmen, dass Ameisensäure, als Product der Gährung der Rohrzuckermelasse, einen normalen Bestandtheil des Rums bildet. Der Nachweis derselben geschah in der Weise , dass der Rum nüt Natronlauge vorsichtig neutralisirt, die Flüssigkeit auf dem Was- serbade zur Trockne gebracht, der Rückstand mit Wasser aufgenom- men und unter Zusatz kleiner Mengen verdünnter Schwefelsäure im luftverdünnten Räume destillirt wurde; die übergehende Flüssigkeit war wasserhell imd reducirte Silberlösung sehr stark. fRepert. anal, ehem., 1883, No. 3.J G. H. Zur Reingewinnung des Morphiums bei gerichtlichen Untersuchungen schlägt E. Scheibe für alle solche Fälle, in denen es sich um die Abscheidung geringer Mengen und so weit von färbenden Stoffen befreiten Morphiums handelt, dass die nöthigen Reactionen angestellt werden können, folgenden AVeg vor: Die zerkleinerten Leichentheile werden wiederholt mit säure- haltigem Wasser extrahirt (Harn und andere Flüssigkeiten vorlier durch Eindampfen concentrii-t) , die vereinigten Auszüge filtrirt, bis zur beginnenden Syrupsconsistenz im Wasserbade eingedampft, mit dem 4 — 5fachen Volumen Alkohol von 95 Proc. extrahii-t und filtrirt. Das Filtrat wird durch Destillation von Alkohol befreit, der Retor- tenrückstand wiederum filtrirt und mit Amylalkohol so lange geschüt- telt, als noch Farbstoffe entzogen werden. Hierauf erwärmt man die saure Flüssigkeit auf 50—60", setzt das gleiche Volumen Amyl- alkohol hinzu, macht mit Ammoniak alkalisch imd schüttelt längere Zeit, Der Amylalkohol wird von der wässrigen Flüssigkeit ge- trennt und das Ausschütteln mit neuen Mengen Amylalkohols wie- derholt. Die vereinigten Ausschüttelungen werden abdestillirt, der Rück- stand zur Trockene eingedunstet imd unter gelindem Erwärmen wiederholt mit schwach angesäuertem Wasser extrahirt. Das saure Filtrat wird mit einem Gemische aus 10 Thln. wasserfreiem Aether und 1 Till. Alkohol von 95*^ überschichtet, mit Ammoniak alkalisch gemacht und geschüttelt. Dieses Ausschütteln mit Aether - Alkohol Arsenfreie Salzsäure. - Glyceriu-Phosphorsiiure. — Raffiniron d. Scliellacks. 29 1 ist noch mehrmals zu wiederholen. Anf diese Weise erhält man dann nach dem Verdunsten des Aether - Alkohols das Morphin so weit von Farbstoffen befreit, dass man sofort sämmtliche Reactionen auf das Alkaloid anstellen kann. (Pharm. Zeitschr. f. liussl. 1883. No. 4.J G. H. Arsenfreie Salzsäure. — Die im Handel vorkommende che- misch reine Salzsäm-e enthält meistens noch Spuren, wenn auch äusserst geringe, von Arsen. Eine absolut arsenfreie Salzsäure erhält man nach E. Bensem ann, wenn man reine Salzsäure mit Wasser verdünnt, dann mit etwas clüorsaurem Kali erwärmt und der Destil- lation unterwirft. Selbstverständlich enthält eine so behandelte Salzsäure stets freies Chlor, was aber bei der Zerstörung organi- scher Substanzen nicht nachtheilig ist. fRepertor. anal. Chem. 1883, No. 3.J G. H. Grly cer in - Phosphor säure. — Wenn man nach H. Flem- ming glasige Phosphorsäure in wasserfreiem Grlycerin auflöst, so erhält man eine ausserordentlich hj^groskopische Substanz von Sy- rupsconsistenz. Bei einem vergleichenden Versuche zogen in der nämlichen Zeit und im nämlichen Räume 66gräd. Schwefelsäure 3,7 Procent und G-lycerin - Phosphor säure 4,4 Procent Wasser an. Die Lösung dürfte deshalb für analytische und andere Zwecke Beach- tung verdienen. Uebrigens ist das Lösungsvermögen des wasser- freien Grlycerins für die glasige Phosphorsäure nicht gross. Nach mehrstündigem Digeriren im Wasserbade hatten sich im Durchschnitt mehrerer Versuche niu- 2 '*/o Phosphorsäure im Griycerin gelöst. (Durch Ind. Blatt. 1883. Wo. 10. J G. E. Das Raffinireu des Schellacks wird nach E. L. And es in Wien in folgender Weise ausgeführt: In einen passenden Kessel werden 45 kg. Wasser gebracht, IV2 kg- Soda hinzugegeben und nach erfolgter Auflösung derselben 5 kg. Schellack zugesetzt. Das Hinzufügen des Schellacks darf nur nach und nach geschehen, und man muss stets so lange warten, bis sich die früher eingeführte Partie vollkommen gelöst hat. Das G-anze stellt dann eine Flüssigkeit von violettrother Farbe dar, welche den bekannten angenehmen Greruch des Schellacks hat und in Folge des darin fein vertheüten Fettes etwas trübe ist. Sobald aller Schellack gelöst und die Lösung noch einige Minuten gekocht hat, wird der Kessel mit einem gut passenden Holzdeckel verschlossen, der Kesselrand überdies noch mit Lehm verschmiert, so dass keine Luft zutreten kann. Nun lässt man langsam erkalten und findet nach dem Abnehmen des Deckels das Fett als dünnen Kuchen auf der Flüssigkeit schwimmend. Derselbe wird abgenommen und die Flüssigkeit vorsichtshalber noch durch Leinwand filti'irt. Dann fällt 19* 292 Behandlung d. Keuchhustens. — Rogg. - u. Weizenmehl. — Paraguaythee. man den Schellack mittelst verdünnter Schwefelsäure, welche tro- pfenweise zugesetzt wird, aus und wäscht den sich in Gestalt gelb- licher Riesel ausscheidenden Schellack gut mit Wasser aus, bis keine saure Reaction mehr wahrgenommen wird. Die gut ausgedrückten Riesel werden dann in kochendes Wasser gegeben, hierin flüssig und können nun mit den Händen in Zöpfe oder Stangen ausgedreht werden, welche man in kaltes, mit etwas Grlycerin versetztes Wassei' legt, um sie rasch zu erhärten, und dann trocknet. Es ist hierbei wohl zu beachten, dass der heisse, flüssige Schellack sehr gut aus- gedrückt und ausgewunden werde, um alles Wasser aus demselben zu entfernen. Der raffiuirte Schellack bildet silber- bis gelb weisse glänzende Zöpfe oder Stangen, welche innen gelbbraun und vollkommen trocken sein müssen und sich vollständig ohne jeden Rückstand in Alkohol lösen. fDurch Pharm. Centralh. 1882. No. 6.J G. H. Behandlung des Keuchhustens mit Terpenthinöl. — Nachdem schon frülier von verschiedenen Seiten das Terpenthinöl als sehr wirksam gegen Keuchhusten empfohlen worden war, berichtet Ringk über einen Fall, wo dasselbe (Ol. Terebinth. 10,0 Syr. Al- thaeae 80,0 M. Sstündlich einen Theelöffel voll) , nachdem alle gebräuchlichen Mittel im Stiche gelassen hatten und Yerf. schon auf den Exitus letalis gefasst war, in nicht einmal 48 Stunden eine voll- ständige Heilung herbeigeführt hatte. Baaz bestätigt die gute Wir- kung des Terpenthinöls gegen Keuchhusten , macht aber gleichzeitig darauf aufmerksam, dass dasselbe, in so grossen Dosen gegeben, unter Umständen sehr heftige Anfälle von Nierenreizimg (üebelkeit, Stran- gurie. Blutharnen etc.) hervorrufe, worauf wohl zu achten sei. (Med. Centr. Zeit. 1883. No. lo.J G. B. Um Roggen- und Weizenmehl in einer Mischung beider zu unterscheiden, einpfielüt Kjärske, das Mehl mit der von Ritt- hausen empfohlenen Viooo Kalilösung zu behandeln, und 24 Stimden stehen zu lassen. Dann wird die Flüssigkeit abgehoben, das Mehl mit Wasser geschüttelt und zum Absetzen bei Seite gestellt. Zu imterst finden sich dann die grösseren Stärkekörner, darüber die Schalentheile und kleine Stärkeköi'ner , ganz zu oberst eine Schicht kleinster Stärkekörner. Durch fortgesetztes sorgfältiges Schwemmen lassen sich dann die Schalentheile fast ganz isoliren, auf deren Wich- tigkeit für die Unterscheidung der beiden Mehlsorten schon früher (Referat über die Arbeit v. Wittmack 1882) aufmerksam gemacht wm'de. (Meddeleser fra den Bot. Forenmg i. Kjöbenhami. No. 1. 1882. Septbr. p. 9 — 13.; durch Botan. Centralhhtt. No. G. 1883. J Eck Paraguaythee empfiehlt A. W. Seilin als ein sehr wohl- schmeckendes, weit gesunderes imd viel billigeres Gennssmittel als rikrinsiiui'o als Roasoiis auf Eiwoiss im Urin. 293 den clünesischen Tliee, der bisher in Deutschland viel zu wenig geschätzt wii'd. Hex parag'uayensis wächst in den Hochlandswäldern des süd- lichen Brasilien, der argentinischen Missiones und Paraguays. Der immergrüne Baum erreicht eine erhebliche Höhe und Stärke und gleicht an Gestalt imd Wuchs dem Orangenbaum. Seine ovalen Blätter mit stark vortretenden Eippen haben metallischen Glanz. Früher von den Jesuiten culti%ärt, stammt jetzt der sämmtliche Thee des Handels aus den Theewäldern (portug. herraes, span. yerbales). Die beste Zeit des Einsammelns ist April, Mai und Juni. Um diese Zeit ziehen die Theemacher (port. herreiros) in die Wälder, brechen die Zweige von den Bäumen, ziehen diese durch ein Feuer, worauf die Blätter und feinsten Zweige abgestreift und in ihrem halbtrockenen Zustand auf Hürden gebracht werden. Hier beginnt nun eine drei- bis viertägige Trocknung über einem sorg- fältig überwachten Feuer, das weder zu viel Flamme noch zu viel Eauch erzeugen darf. Darauf wird der Platz unter den aus Flecht- werk bestehenden Hürden sorgfältig gereinigt und der Thee durch letztere liindm-ch auf den Boden getrieben, wo er mit einem schwert- artigen Holze zerkleinert wü'd, um in diesem Zustande verpackt und in den Handel gebracht zu werden. Als Emballage w^ählt man entweder Kohrkörbe oder Eindshäute, welche 50 — 100 Kilo fassen. Neuerdings hat man zum Zerklei- nern des Thees besondere Mühlen (engenhos) errichtet; eine solche mit Dampfbetrieb besteht in Porto Alegre, diese liefert den Thee auch in handlicherer Verpackung zu ^/^ Küo Gewicht. Häufig findet sich ein Mate im Handel, der wegen seines bit- tern rauchigen Geschmacks kaum geniessbar ist, das ist aber nicht eine Eigenthümlichkeit mancher Varietäten der Pflanze, sondern liegt nur an der Nachlässigkeit der Producenten, kann also durch Zurück- weisen solcher Waare leicht geändert werden. Ein Baum liefert alle 3 Jahre 35 Küo, der Werth der Gesammt- production ist für Paraguay und Brasilien 1880 auf 1300000 Mark zu veranschlagen. Konsumländer sind gegenwärtig das südliche Bra- silien, Paraguay, Uruguay, Argentinien, Chile und im besclmlnk- ten Maasse Boli\da und Peru. Die Südamerikaner geniessen den Mate in der Weise , dass sie etwas davon in eine hohle Kalebasse (cuj^a) geben, in diese eine goldne, süberne oder blecherne mit einer siebartigen Kugel ver- sehene Saugrölu-e, die sogenannte Bomba, einführen und nachdem die cuya mit kochendem Wasser gefüllt und etwas Zucker hinzu- gefügt, die graugelbe Infusion aufsaugen. Die Deutschen in Brasi- lien geniessen ihn in gewöhnlicher Weise aus einer Schaale. Höh. Pikrinsäure als Reagens auf Eiweiss im Urin. — An Stelle der Salpetersäure empfiehlt G. Johnson zum Nachweis von 294 Nachweis v. Harnzucker. — Quautit. Bestimmuug d. Borsäui'o. Eiweiss im Urin Piki-insäure in gepulvertem oder kiystallisirtem Znstand oder in gesättigter Lösung; in neutralem ©der schwach saiu-em Harn soll die durch Pikrinsäure hervorgerufene Coagulation von Eiweiss bei weitem deutlicher sein, als bei Anwendung von Salpetersäure, gegen welche die Pikrinsäure den Yortheil gewährt, dass sie der Arzt bequemer mit sich führen kann. Ein Gläschen mit piüverisirter Pikrinsäure, ein zweites mit trocknem Fehling'- schen Reagens und eine kleine AVeingeistlampe bilden somit den ganzen Apparat für die Prüfungen des Harns auf Zucker und Eiweiss in der ärztlichen Praxis. (Lancet, Novemher 4. — Chenmt and Drug- gist. Vol. XXIV. No. 11. pag. 4f)4.J M. Nachweis von Harnzucker durcli pikrinsaures Kali. — Beim Vermischen gleicher Volumina Kalilauge und einer gesättigten Pikrinsäurelösung entsteht ein Niederschlag von pikrinsaurem Kali, der beim Kochen sich zu einer orangerothen , durchscheinenden Flüssigkeit auflöst. Setzt man nach Dr. George Johnson dieser Lösung etwas Traubenzucker zu, so geht die orangerothe Färbimg in pui-puiToth bis schwarz über, während Rohrzucker auf die Farbe keinen Einfluss übt, wohl aber nach dem Livertii-en durcli Kochen mit Salzsäure. Eine einfache Lösung von krystaUisirtcm pikrinsau- rem Kah ruft die Reaction nicht hervor, es ist deshalb überschüssi- ges AetzkaU ein wesentlicher Factor bei der Reaction. Was deren Empfindlichkeit betriift, so soll ein Gehalt von 1,5 Thle. Trauben- zucker in 10000 Tliln. Flüssigkeit sich noch deutlich erkennen las- sen. (Lancet, Novemher 18. — Ckemüt and Druggid. Vol. XXIV. No. 12. pag. 630.J M. QuantitatiTe Bestimmung der Borsäure durcli schwe- felsaures Mailganoxydul. — Wird eine Lösung von schwefel- saurem Manganoxydid mit der eines borsauren Salzes gemischt und ein gleiches Volum Weingeist zugesetzt, so entsteht sofort ein weisser, flockiger, in der weingeistigen Flüssigkeit unlöslicher Niederschlag von ]\InB*0^, der sämmtliche Borsäure enthält, während der Ueber- schuss von MnSO* in Lösung bleibt; auf dieses Verhalten der bei- den Salze gi-ündet Edgar F. Smith eine Methode der Borsäure- bestimmimg unter Verwendimg einer Lösung von MnSO*, von der je 10 CG. 0,6 g. MnSO* enthalten und eine Permanganatlösung von solcher Stärke, dass je 18,5 C.C. davon 10 C.C. der ersteren Man- ganlösung äquivalent sind, oder je 1 C.C. Permanganatlösimg 0,0324 g. MnSO^ entspricht. Zur Untersuchung werden 10 C.C. der etwa Iprocentigen Lö- sung der Borsäureverbindung mit 10 C.C. der Lösung von MnSO* und 20 C.C. Weingeist gemischt, nach lialbstündigem Stehen in bedecktem Gefäss der Niederschlag abfiltrirt und mit Weingeist aus- gewaschen ; Fütrat und Waschwasser werden zur Trockne verdampft Aeth. Oel v. Eucalyptus Dumosa. — Eigenschaften il Anwend. v. Citronensaft. 293 und clas zui-ückbleibeude Mangansalz nach der Volhard'scheu Methode bestimmt durch Versetzen der "wässrigen Lösung mit ZnSO*. Erhitzen imd Titriren mittelst der erwähnten Permanganatlösung bis zur blei- benden Gelbfärbung. Die Differenz zwischen der so gefimdenen und der angewandten Menge Mangansulfat ergiebt die Menge des mit der Borsäiu-e in Verbindung getretenen Mangansalzes, das auf MnO berechnet wird. Es verhält sich dann MnO : 26^0^ = die gebun- (.lene Menge MnO : Gewicht der gesuchten Borsäure. Zur Borsäm-ebestimmung in imlöslichen Boraten, wie Turmalin, sind diese erst mit einer gewogenen Menge Soda aufzuschliessen. die filti'irte Lösung der Schmelze mit einer der angewandten Soda- menge äquivalenten Menge Ammon zu versetzen, nach Austreibung des überschüssigen Ammons diu-ch Digestion die Flüssigkeit auf ein kleines Volum einzuengen, worauf wie bei löslichen Boraten mit MnSO* und "Weingeist versetzt und weiter ebenso behandelt wird. Bei dem Mangel an genauen Borsäurebestimmungen ist obige Methode um so mehr beachtenswerth, als die vom Verf. aus einer grösseren Reihe von Versuchen zusammengestellten Zahlenergebnisse für die Genauigkeit der Methode sj>rechen. fAin. Chem. Jouryi. — Pharm. Jaurn. Transact. Third >Ser. S^o. 657. pag. 608.J M. Das ätherische Oel von Eucalyptus Dumosa besteht nach Bosisto wie das von Eucalyptus globulus im Wesentlichen aus Eucalyptol, zeigt denselben starken, andauernden Geruch imd löst ohne Anwendung von Wärme leicht Gummiharze und Kautschouk. Anwendimg findet es ausser zu medicinischen Zwecken besonders bei der Herstellung von Malerfarben. fThe Chemist and Bruggkt. Vol. XXIV. No. 12. pag. olO.j M. Ueher (re^viiinung, Eigenschaften und Anwendung ron Citronensaft handelt eine eingehende Arbeit von Michael Con- roy, die sich besonders mit der Schildenmg der auf Montserrat in grossem Maassstabe betriebenen Cultiu- der Bergamotte, Citrus Limetta. und der Herstellungsart des Saftes aus den Früchten beschäftigt. Zur Saftgewinnung werden während der Haupternte, die von September bis Januar dauert, nur ausgewählte Früchte verwandt, niu* ^/3 des Saftes abgepresst und dieser in Fässern gesammelt, die sofort verspundet werden , wälu-end das Letztgepresste mit dem Safte der imgesunden Früchte zum Syrui^ eingedampft und auf Citronensäure verarbeitet wird. Der bei der Fabrikation beobachteten sorgfältigen Behandlung ist es zu verdanken, dass der Bergamottensaft von Mont- serrat geschätzter ist, als der von Jamaica imd bei Scorbut zuver- lässiger, als letzterer. Conroy, der sämm fliehen aus Montserrat aus- geführten Saft untersucht und zwar in wenigen Jahren über -400 Pro- ben, fand einen Säuregehalt von 6,7 — 1U,05 Proc. dui-chschnittüch 7j84 Proc. Die grössere Haltbarkeit dem Limonensaft gegenüber 296 Vcgetab. Ersatz f. Kiisclalj. — Glacialin. — Salicylsäm-e in Nahi'imgbiiiitteln. scheint der Bergamottensaft dem bedeutend geringeren Gehalt an Zncker, Gummi und Eiweiss zu verdanken, sorgfältige Filtration dagegen 7a\y besseren Conservirung nicht nöthig zu sein, da gerade in Proben von filtrirtem Saft nach 6 — 12 monatlicher Aufbewahrung eine Yermiuderung des Säuregehaltes um 0,2 Proc. beobachtet wurde, dagegen eine unfiltrirte, unter sonst gleichen Verhältnissen auf- bewahrte Probe den ganzen Säuregehalt behielt, eine Erscheinung, die Verf. auf "die conservirende Eigenschaft des beim Pressen mit in den Saft gelangenden ätherischen Oels der Einde zurückführt, das mit Schleim imd Gummi eine Emulsion bildet und den Saft trübe erscheinen lässt. Bei Anwendung der nöthigen Cautelen bei Herstellung und Aufbewahrung des Saftes ist auch ein Weingeist- zusatz zur Erzielung besserer Haltbarkeit nicht erforderlich. fThe Pharm. Journ. and Transacf. Tliird Ser. No. 657. pag. 606.J M. Als yegetaMlisclier Ersatz für Käselal) dient nach Hoo- ker in Afghanistan und Belutschistan die Frucht einer dort einhei- mischen , von den Eingeborenen Puneer - bund (Käsemacher) genann- ten Solanee Puneeria coagulans, die von manchen Botanikern als Gattung Withania aufgeführt wird. Nach Versuchen in Kew bildet eine Abkochung von 30 g. zerstossener Früchte mit 500 g. Wasser eine Labflüssigkeit, von der ein Theelöffel voll gegen 4 Liter warme IMüch in einer halben Stunde coagulirt. Von den charakteristischen giftigen PrinciiDien der Atropeae und Hyoscyameae scheint die Pu- neeria nichts zu besitzen. fReport on tJie Royal Gardens at Kew. — The Pharm. Journ. and Tr ansäet. Third Ser. No. 656. jfag. 588. J M. Grlacialill, das in England und andern Ländern so viel Beifall gefunden hat als Antisepticum und namentlich Conservirmigsmittel für Müch, Fleisch und andere Nahrungsmittel, besteht nach Dr. Be- sana aus: Borsäure 18, Borax 9, Zucker 9 und Glycerin 6 Theile. Ein römisches Präparat älmlicher Art entliielt nichts weiter als reine Borsäure, wird „ Glacialinsalz " genannt imd kostet das Kilog. 4 Mark, während der Marktpreis der Borsäure gerade die Hälfte beträgt. (Boston Journal of Chemistry. — American Journal of l'harmavy. Vol. LIV. 4. Ser. Vol. XII. pag. 629.J R. Der Nachweis von Salicylsäure in Nahruni?smilteln geschieht gewöhnlich durch Schütteln der zu prüfenden Substanz mit Aether, Benzol oder Schwefelkohlenstoff. Diese Methode ist jedoch umständlich und bei Gegenwart von Fett nicht anwendbar. Die folgende einfache und zuverlässige Prüfiuig („Chemiker-Zeitung", No. 32. 1882) basirt auf der Flüchtigkeit der Salicylsäure mit Was- serdäm^ifen. Ist eine Flüssigkeit, Bier, Wein, Milch u. dgl. zu i)rü- jten, so werden etwa 100 C.C. derselben in eine Flasche gebracht, Dorax in Oalifuniion. 297 die mit einem Liebig'sclien Kühler verseilen ist, und mögliclist schnell destillirt. Von dem Destillate werden von Zeit zu Zeit einige Tropfen aufgefangen und mit reinem, neutralen Eisenchlorid gej^rüft; entsteht eine violette Färbung, so ist Salicylsäure vorhanden. Aus verdünnten Lösungen destillirt die Salicylsäure nicht so rasch als aus concentrirten. Eine Flüssigkeit z. B., die 0,0ü5 "/o Salicylsäure enthielt, gab in der ersten Hälfte des Destillats eine nur sehr schwache Reaction, Avährend 2 Tropfen der spätem Portion mit Eisenchlorid eine intensiv violette Färbung annahmen. Salicylsäure ist nicht flüchtig mit Alkoholdämpfen und auch nicht in Gegenwart von Tan- nin; im letztern Falle, z. B. bei Rothwein, genügt eine Ansäuerung mit Schwefelsäure, um wahrnehmbare Mengen Salicylsäure im De- stillate zu erhalten. Sind nicht flüchtige Substanzen, z. B. Butter, zu prüfen, so wird eine ausreichende Menge in eine Flasche gethan, ein rascher Dampf- strom durchgeleitet und wie oben geprüft. Sind in dem Destillate mittelst Eisenchlorid Spuren von Salicylsäure nicht mehr aufzufinden (in 100 C. C. Wasser gelöste 0,0005 g. geben noch eine intensive Färbung), so wird eine grössere Menge des Destillats mit Ammoniak übersättigt imd auf dem Wasserbade zur Trockne eingedampft. Der Rückstand w^ird in ein wenig Wasser gelöst und mit Eisenchlorid geprüft; tritt jetzt auch keine violette Färbung ein, so ist keine Salicylsäure zugegen. Zu beachten ist, dass die violette Färbung nicht erhalten wird, wenn freie Säuren, Alkalien oder grosse Mengen von Salzen zuge- gen sind. f American Journal of Pharmacy. Vol. LIV. 4. Ser. Vol. XII. pag. MS.J R. Borax in Californieil. — In seln^ vielen Salzquellen des californischen Küstengebirges findet sich Borax, aber in grössern Mengen kommt er nur an zwei Stellen vor: in Borax- Lake und Hachinhama, beide in unmittelbarer Nähe von Clear Lake, etwa 80 (engl.) Meilen nördlich von San Francisco. Borax -Lake ist ein seichter, stark alkalischer Teich ohne Zufluss oder Abfluss, dessen Ausdehnung natürlich nur vom Regenfalle ab- hängt. ISTach ausnahmsweise sehr nasser Witterung hat er etwa 1V2 (engl.) Meilen Länge und 8 bis 10 Fuss Tiefe; nach ausser- ordentlich trocknem Wetter enthält er bisweilen gar kein Wasser, und der schlammige Boden ist von Salzkrusten bedeckt. Im Durch- schnitt hat er eine Länge von % (engl.) Meile und 4 Fuss Tiefe imd dann enthält sein Wasser 10,77 Decig. feste Bestandtheile in 30 g., 0,039 seines Gewichts. Diese bestehen aus kohlensaurem Nati-on 0,618; Chlornatrium 0,204; Borax 0,178. So reich dieses alkalische Wasser auch an Borax ist, hat man es- dennoch noch nicht ziu' Fabrication desselben benutzt, während es dazu ganz geeignet wäre. In dem morastigen Boden des Sees fand 208 Apomorpliin als Expectorans. — CMmühiilp]ioi)h.enat. — Niü-oglyceiin. mau gleich bei seiner Entdeckung im Jahre 1856 in erstaunlicher Menge Borax in KiystaUen. Diese in verschiedenen Eisen- und Stahlwerken geprüften Krystalle kommen dem besten raffinirten Borax gleich. Sie sind thatsächlich reines doppeltborsaures Natron mit keiner andern Ver- unreinigung als beim Krystallisiren mechanisch eingeschlossenem Schlamm. Sic entsprechen dem als Tinkal bezeichneten natürlichen Borax anderer Localitäten, sind aber von diesem ganz verscliieden. Denn solche Krystalle wie die vom Borax -Lake sind noch nirgend gefunden worden; ihi"e Entstehungsart und selbst ihr Vorhandensein sind noch dunkle Punkte. fAyres, Pojmlar Science Monthly. — American Journal of Pharmmy. Vol. LTV. d. Ser. Vol. XII. p. 472.J R. Apomorpliin als Expectorans wandte Beck (Le Journal Theraj)eutique) in 63 Fällen von Broncliial-Catarrh und in 31 Fäl- len von Broncho - Pneumonie an. Die Bronchial - Ausscheidungen Averden flüssiger und die eigenthümlichen dicken Secretionen bei Broncho -Pneumonie werden leichter ausgeworfen. Die Vorschrift für einen Erwachsenen ist: Salzsaiu'es Apomorphin 4,567 Centig., verdünnte Salzsäure 15 Tropfen, Syr. simpl. 30 g., Wasser 120 g. Alle 2, 3 oder 4 Stunden einen Esslöffel voll. Für Kinder von 3 bis 10 Jakren ist ein Theelöffol voll die geeignete Dosis. fMed. and SuTff. Eep. — American Journal of Pharmacy. Vol. LIV. A. Ser. Vol. XII. paff. 018.J R. Chininsulphophenat , das zuerst von Porta Giurleo darge- stellt wiu-de, analysii'te im Jahre 1870 Zinno. Es enthält 52% Chinin, 20% Sulphophenylsäure und 28% Kiystallwasser. Das Salz wird direct dargestellt durch Vereinigung des Alkaloides mit der Säure, oder diu'ch Zersetzimg einer Losimg von Blei (oder Baryum-) Sulphophenat dm-ch Chininsulphat. Da das Salz nm- schwer kiystal- lisirt, so ist es am besten, dasselbe in genau titrii-ter Lösung zu dis- pensiren. f Annali di Chimica. — American Journal of Pharmacy. Vol. LIV. 4. Ser. Vol. XII pag. 515 seq.) R. Nitroglycerin ist neuerdings mit Erfolg von Murr eil im königlichen Hospital für Brustkranke in London angewandt worden in Dosen von 0,609 bis 1,218 Miliig. Es brachte Milderung bei Angina pectoris und bei Nem-algieen in andern Körpertheilen. Mur- re 11 begann die Anwendung mit 1 Tropfen einer dreiprocentigen Lösimg alle 4 Stunden und vermehrte allmählich die Dosis, bis der Patient alle 4 Stunden 8 Tropfen erhielt. Jetzt wird das Mittel in mit Zucker und Gelatine überzogenen Pillen angewandt, von wel- chen jede 0,609 Miliig. enthält, von ihnen wird je nach Bedürfniss Lupinensanien. — Tiiniti'oderivate d. Benzols, ti. Toluols. Kolilcusäui'chydrat. 200 1 bis 2 Stück genommeu. (Atkinson, Transadions Maryland Me- dical Society; American Journal of Pharmacy. Vol. LIV. 4. Ser, Vol. XII. pag. 473.J R. Der Lupiuensameil enthält nach H. Ritthausen die beiden Proteinkörper Conglutin und Legumin, ersteres in viel grösserer Menge als letzteres. Sie werden am besten dadurch von einander geti-ennt, dass man sie zusammen in kalihaltigem Wasser löst, die Lösung einige Zeit in der Kälte stehen lässt, darauf mit Salzsäure oder Essigsäure fällt imd den gereinigten, mit Alkohol entwässerten, dann über Schwefelsäure getrockneten Niederschlag mit einer 5 ^l^ Kochsalzlösung behandelt, wodiu-ch Conglutin gelöst wird, während Legumin ziuiickbleibt. fJourn. pract. Chem. 26, 422.J C. J. Die Trinitroderlyate des Benzols und Toluols studirte Paul Hepp. 1) Triniti'obenzol. In einen Halbliterkolben, mit angeschmolze- ner weiter Röhre und passendem Kühler versehen, werden 40 g. Metadinitrobenzol, 120 g. rauchende Salpetersäiu-e und 300 g. rauchende Schwefelsäure gebracht, einen Tag lang auf 80^ und dann 2 Tage auf 120" erwärmt. Man giesst dann das Reactionsproduct in Wasser, filtrirt, wäscht zuerst mit Wasser, dann mit verdünnter Natriumcar- bonatlösung, um kleine Mengen Mtrosäm-en zu entfernen, und kry- stallisirt aus Alkohol; nach einmaKgem UmlaystaUisii^en ist es ganz reines C*'H^(]SrO^)^ in weissen seidegiänzenden Blättchen oder farrn- krautartig verzweigten Nadeln; beim langsamen Abdunsten der kalt gesättigten Lösung schiessen kleine Tafeln an. Es schmilzt bei 121 — 122». Diu'ch Erwärmen mit Ferricyankaliimi in schwach alkalischer Lösung (Natriumcarbonat, da NaOH das Trinitrobenzol angreift) wird dieses zu Trinitrophenol oxydirt. 2) Trinitrotoluol. Nacii der Theorie lässt sich beim Nitriren von Metanitrotoluol die Bildung von nicht weniger als 5 Trinitrotoluolen erwarten. Hepp erhielt ein schwerlösliches vom Schnielzj)imkte 104" und ein isomeres vom Schmelzpunkte 112". Das erstere bildet beim Erkalten der heissgesättigten alkoholischen Lösung gelblich weisse sehr harte, glänzende KrystaUe von rautenförmiger Gestalt. Das leichter lösliche vom Schmelzpunkte 112" bildet wasser- helle dicke Prismen, f Liehig' s Ann. Chem. 215, 344. J C. J. Kohleusäurehydrat. — M. Ballo ist es gelungen, einen schlagenden Beweis dafür zu finden, dass eine Auflösung von CO'''- in Wasser H^CO^ enthält, und zwar dm-ch Auffindung eines Metalls, welches sich in einer Kolüensäurelösimg unter Wasserstoff- 300 Saucliariii und Saucliai'inKÜui'c. oniwicklung löst. Dies ist Magnesium, welches für sich allein selbst bei der Siedhitze nicht auf Wasser einwirkt. Beim Zusammenbringen des Magnesiums mit gewöhnlichem, käuflichem Sodawasser und ebenso mit einer Kolüensäurelösung in destillirtem Wasser erfolgt zunächst eine stürmische Entwicklung von. CO^, später dann eine langsame aber stetige von beinahe rei- nem Wasserstoff. Die anfängliche schreibt B. der auf der Oberfläche des käuflichen Magnesiums befindlichen rauhen Rostschicht zu, welche erst gelöst werden muss, bevor das Metall zur Wh'kung gelangen kann. Ein Atomgewicht Mg machte 2 Atomgewichte H frei. In einer Lösung von KHCO^ löst sich Mg, zumal in der Wärme, imter starker KohlensäureentA\äcklung. Nach längerer Zeit scheidet sich dann MgCO^ -f SH^O aus. Viel energischer ist die Einwirkung des Magnesiums auf Na- triumbicarbonat ; dagegen wirkt Mg auf die normalen Carbonate des Kaliums und Natriums nicht ein. fBer. d. d. ehem. Ges. 15^ 3003.J C.J. TJel)er Saccharin und Saccharin säure. — Man stellt nach H. Kiliani das Saccharin dar, indem man eine kalte Auflösung von 1kg. invertirtem Rolirzucker in 9L. H^O mit lOü g. gepulvertem Kalkhydrat versetzt und in einer verschliessbaren Flasche unter öfterem Umschütteln stehen lässt. Nach 14 Tagen fügt man noch 400 g. Ca (OH) 2 hinzu und nach 1 — 2 Monaten, wenn die über dem entstandenen Niederschlage stehende Flüssigkeit allfalische Ku- pferlösung nui" mehr schwach reducirt, wii'd die Lösung filtrirt, mit CO^ gesättigt, der Rest des Kalks durch Oxalsäure genau ausgefällt und das Filtrat bis fast zur Syrupsconsistenz eingedampft. Nach mehrtägigem Stehen ist dann eine reichliche Kiystallisation von Saccharin ausgeschieden, welches aus kochendem Wasser umkiystal- lisirt wird. Nach Scheibler ist die freie Saccharinsäure nicht existenzfähig; sie soll sofort in ihr Anhydrid, das Saccharin, übergehen. Nach Kiliani geht umgekehrt das Saccharin leicht in die Säure über. Erhitzt man eine wässerige Saccharinlösung km-ze Zeit zum Kochen oder lässt man sie einige Tage stehen, so wii'd sie stark sauer; neuü-aUsirt man sie dann und behandelt sie wie vorher, so wird sie wieder sauer, welclies Experiment man wiederholen kann , bis alles Saccharin in saccharinsaures Salz übergefülu't ist. Saccharinsam-es Kalium C^H'^O'^K wird erhalten durch Erhitzen einer Saccharinlösung mit Kaliumcarbonat , wobei es sich aus der concentrii-ten Lösung in grossen luftbeständigen Krystallen ab- scheidet. Analog -vNnirden das Calcium -, Baryum -, Zink - und Kupfersalz dargesteUt. Aluminated. Bariums. — Untersuchungen üb. d. Dissociationv. Chlor u.Broin. 301 Bei der Oxydation des Saccharins mit conc. HNO^ erhielt K. eine im Geschmacke von der Citronensäure kaum zu untersclieidendo Säure von der Formel CtP^O', deren Kalksalz die Zusammensetzung C'H'^CaO^ zeigte. Eine nähere Untersuchung soll noch vorgenom- men werden. (Ber. d. d. Chem. Ges. 15, 2953. J C. J. lieber die Aliimiiiate des Baryuins berichtet E. Beck- mann. 1) Thonerdedibaryt. Man übersättigt verdünnte heisse Alaun- lösung mit Ammon, befreit das abgeschiedene Thouerdehydrat durch Auswaschen mit heissem "Wasser von der grössten Menge Schwefel- säure, mischt es in noch feuchtem Zustande mit etwas mehr als der berechneten Menge Barytwasser, erhitzt zum Sieden , filtrirt heiss in einen Kolben und kocht in diesem das Filtrat über lebhaftem Feuer ein. Sobald die Lösimg bis auf etwa das Achtfache des darin enthaltenen Thonerdedibaryts concentrirt ist, beginnt die Abschei- dung desselben in isolirten wasserhellen Krystallen der Formel Al^O^, 2BaO Ar 5H^0. Aus seinen Lösimgen wird Thonerdediba- ryt in der Hitze diuch Zusatz von Alkohol mit imveränderter Zusammensetzung wieder abgeschieden und zwar in der Form eines aus mikroskopischen, kui-zen Stäbchen bestehenden Niederschlages. 2) Thonerdemonobaryt wui'de auf verschiedene Weise daxgestellt, enthielt aber stets auf je 1 Mol. Al^O^ etwas mehr oder etwas we- niger als 1 Mol. BaO. Diejenigen Präparate, welche auf 1 Mol. Al^O^ etv\^as mehr als 1 Mol. BaO enthalten, zeichnen sich von den barytärmeren durch krystaUinische Beschaffenheit aus. Das reine Thonerdemonobar^^t entspricht wahi'scheinlich der Formel AP O-*, BaO -f GH^O. 3) Thonerdetribaryt. Durch Behandlung von Thouerdehydrat mit einem grossen Ueberschusse von Baryt gelingt die Gewinnung eines wasserhaltigen Thonerdetribaryt Al^O^, 3 BaO, dessen "Wassergehalt variireud 7^/., bis 11 Mol. beträgt. fJourn. pract. Chem. 26, 385. J C. J. Neue Uiitersuchuugeu über die Dissociatioii yoii Chlor und Brom stellten C. Langer und Y. Meyer an. Die Unter- suchungen über die Dissociation der Halogene haben bisher nui" für das Jod zu einem abschliessenden Ergebnisse geführt. Es kann als festgestellt betrachtet werden, dass die Dichteverminderung ihi-e Ur- sache hat in einer nach der Gleichung : J^ = J^ -f J^ verlaufenden, langsam fortschreitenden Dissociation des Jodmolecüls. Für die beiden anderen Halogene ist ein solcher Beweis noch nicht erbracht. Die Verfasser haben deshalb eine neue Ver- suchsreihe begonnen, ob auch die Dichten des Chlors und Broms bis auf die Hälfte reducirt werden können und ob mit einer solchen Dichte die Grenze der Verringerung erzielt ist 302 Aether. Majoranöl. — Modificat. d. Milch unt. d. Einfl . gewisser Arzneimittel. Statt Steigerung der Temperatur benutzten sie die Verdün- nung des erhitzten Halogens mit einem indifferenten Grase imd zwar mit Luft. Sie fanden die Dichte des unveränderten Chlors bei 100" = 2,50, verdünnt mit dem 1 5 fachen Volumen Luft = 2,46, ferner des unver- dünnten Chlors bei 1200» = 2,41. Alle diese Zalilen stimmen mit dem normalen Werthe von CP = 2,45 gut überein. Von Interesse sind auch einige Versuclie über die Dichte des Broms bei niederer Temperatur und starker Verdünnung. Das Brom zeigt bei Temperaturen, die nicht sehr hoch über seinem Siedepunkte (63") liegen, eine viel grössere Dichte als die berech- nete und erst gegen 230" sinkt seine Dichte auf den nor- malen "Werth von Br^ herab. Brom mit dem lOfachen Volumen Luft verdünnt zeigte dagegen schon bei Zimmertemperatur, also ca. 50" unter- halb seines Siedepunktes, genau die für Br^ berechnete Dichte. Die Verfasser werden demnächst über die Fortsetzung ihrer Versuche bei starker Verdünnung und hohen Temperaturen berichten. fBer. d. d. ehem. Ges. 15, 2769.J C. J. Aetherisches MajoranöL — F. Beilstein und E. A¥ie- gand isolirten aus den bei der Destillation zunächst übergehenden Antheilen des Oeles ein Terpen C^'^W^, welches bei 178" siedete und bei 18,5 ein spec. Gewicht von 0,8463 hatte. Der bei 200 — 220" siedende Theil des Oeles entsprach der Formel C^^H^eO = C^^H^^H^O, also einem Sesquiterpenhydrat. ("Ber. d. d. ehem. Ges. 15, 2S55.J C.J. TJeher Modificationen der Milch unter dem Einflüsse gewisser Arzneimittel berichtet Dr. Strumpf. — Man wusste schon , dass eine gewisse Zahl von Arzneimitteln , auf gewohntem "Wege eingenommen, theilweise durch die Milch eliminirt wird ; man besass jedoch bis jetzt keine bestimmte Angaben über den Einfluss, den die Arzneimittel auf Qualität und Quantität der abgesonderten Milch ausüben. Die von Dr. Strumpf gemachten Beobachtungen bei einer gut melkenden Ziege und bei stillenden Frauen haben diese Lücke einigermaassen ausgefüllt. So hat Verf. constatirt, dass das Einnehmen von Jodkalium eine beträchtliche Verminderung der Milchabsonderung herbeifülu-t. Zu gleicher Zeit vermehren sich die in der Milch suspendirten eiweisshaltigen Stoffe ebenso wie der Milchzucker, wälirend die fet- ten Bestandtlieile abnehmen. Die in der Milch oliminirten Jodkaüimi- mengen waren sehr gering und machen die Beobachtungen des Verf. es unwalu-scheinlich , dass man Kindern im ersten Lebensalter Jod- kalium durch Vermittelung der Milch, welche sie aus der Brust Bestimmung v. Salicylsäure in Milch u. Butter. — Desgl. i. Ootriinken. 30.3 ihrer Amme erhalten, geben kann. Der Gebrauch von Alkohol ver- mehrt den Fettgehalt der Milcli; das Verhältuiss der eiweisshaltigen Körper nnd des Milchzuckers wird nicht verändert. Die Milch ent- hält keine Spur von Alkohol. Der Alkohol beeinflusst ebenso wenig wie Morphium und die Blei])räparate die Älilchabsouderung (quantitativ. Die Salicylsäure scheint die Absonderung ein wenig anzuregen, Pilocarpin jedoch giebt dieses Resultat nicht. Salicylsäiu-e scheint ausserdem den Zuckergehalt der Milch zu vermehren und geht bei den Frauen in viel grösserer Menge in die Müch über, wie bei den pflanzenfressenden Thieren. In gleicher Weise zeigen sich beim Gebrauch von Bleipräparaten Spui-en von Blei in der Milch. (Jour- nal de Pharmacie et de Chimie. SSrie 5. Tome VI. pag. 495. Revue hebd. de tMrap.J C. Kr. Die Bestimmung von Salicylsäure in Milcli und Butter führt A. Remont nach dem von ihm veröffentlichten schnellen Ver- .fahren der Salicylsäurebestimmung in geistigen Getränken und Syru- pen in folgender Weise aus: 20 CG. Milch werden mit 2 bis 3 Tropfen Schwefelsäure in einem Messcylinder so kräftig geschüt- telt, dass sich eine homogene Mischung bildet; dann giebt man langsam 20 CG. Aether in der Weise zu, dass der Schaum fällt, und schüttelt hierauf, bis der Aether theilweise eine Emulsion büdet. Nach einiger Zeit der Ruhe decantirt man 10 G. C. der ätherischen Lösung, die man in einem gewöhnlichen Probirrohre verdampft, das auf der Mtte seiner Höhe einen Strich trägt, der einem Volum von 10 G.G. entspricht. Der Aether destilHrt und lässt einen Rückstand von Butter, den man mit 10 G.G. Alkohol von 40° zum Sieden erhitzt und dann erkalten lässt. Man hat so 10 G.G. einer Lösung, die sämmt- Kche Salicylsäure eines gleichen Volums ]VIilch enthält; man giesst sie auf ein Filter und sammelt davon 5 G. G. in einem graduii-ten Gylinder von 0,015 m. Durchmesser, fügt 2 bis 3 Tropfen einpro- centige Eisenclüoridlösimg zu imd vergleicht dann die Intensität der violetten Fäi-bung mit einer analogen Flüssigkeit, die mit Hülfe einer reinen Milch bereitet wurde, in der man 0,1 g. oder 0,2 g. NatriumsaMcylat per Liter gelöst hatte. Immerhin dürfte Natrium- saHcylat zum Conserviren von Milch nur selten verwendet werden, da das zu diesem Zweck ebenfalls angewandte Natriumbicarbonat viel billiger ist als das Salicylat. Die Untersuchung von Butter erfolgt in derselben vorbeschrie- benen Weise; man nimmt davon 10 g., die man mit Alkohol von 40 ** zum Sieden erhitzt und die erhaltene Flüssigkeit der colorime- trischen Probe unterwk'ft. (Bulletin de la Societe chimique de Pa/rü. No. 11. Tome 38. pag. 64:7. J C. Kr. Ein schnelles Verfahren zur Salicylsäurebestimmung in betränken veröffentlicht A. Remont zum eventuellen Ersatz 304 Nachtrag zu eiiion\ Vei-fahren, Bovdeauxroth in Wein aufzusuchen. der von ihm frülier ^ mitgetheilten langwierigeren empfindlichen Methode. Er nimmt hierbei an, dass analog wie Wein 2 g. Kaliiimsulfat im Liter enthalten darf, von SaHcylsäure auch ein Maximalgehalt von 0,15 g. im Liter gesetzlich geduldet wird. Er löst in salicyl- säurefreiem , dem zu untersuchenden analogen G-eti'änke, z. B. Wein, 0,15 g. SaHcylsäure per Liter auf, schüttelt hiervon 50 C. C. mit gleichviel Aether und überlässt der Ruhe. Hierbei nimmt der Aether alle SaHcylsäure auf. 25 C. C. der ätherischen Lösung enthalten dieselbe SaHcylsäuremenge , wie ein gleiches Yolum des ausgeschüttelten" Getränkes. Diese 25 C. C. wer- den bei einer Temperatur, die den Siedepunkt nicht erreichen darf, in einer flachen 10 C. C. Wasser enthaltenden PorzeUanschaale ver- dampft. Das Wasser löst die SaHcylsäure in dem Maasse, in dem der Aether entAveicht ; ist derselbe ganz verschwunden, so giesst man die wässrige Lösung in einen Messcylinder, ergänzt auf 25 C.C. und erhält so eine NormaUösung. Verl nimmt zur Untersuchung irgend eines Weines 10 C. C. desselben, behandelt sie mit gleichAiel Aether in angegebener Weise, verdampft 5 C. C. der ätherischen Lösung über 1 C. C. Wasser, ergänzt nach Verschwenden des Aethers auf 5 C.C. und bringt die Flüssig- keit in einen graduirten CyHnder , der 30 C. C. zu fassen vermag und einen Dui'chmesser von 0,015 m. hat. In einen ganz gleichen CyHnder werden 5 C. C. vorbescluiebe- ner Normallösung gegossen und hierauf ti'opfenweise in beide Flüs- sigkeiten so lange von einer verdünnten Eisenchloridlösung zuge- setzt, die im Liter 10 g. des Clilorides enthält, als noch die Liten- sität der Färbung zunimmt, wobei ein Ueberschuss, welcher schädHch wirkt, zu vermeiden ist (3 bis 4 Tropfen werden meist hinreichen). Ein Vergleich der Färbungen kann für den Experten genügen, da, wenn die erhaltene Färbung des untersuchten Getränkes gleich oder schwächer ist als die der NormaUösung, dem Getränk ein Zusatz von SaHcylsäure gegeben "wnirde, der innerhalb der geduldeten Grenze gebHeben ist, dasselbe also nicht zu beanstanden ist. Wünscht man eine vollständtgere Schätzung, so verdünnt man die dunklere Flüs- sigkeit mit Wasser bis die Intensität dieselbe, wie in der andern Flüssigkeit geworden ist; aus der Verschiedenlieit beider Volumina lässt sich dann auf den Unterschied des SaHcylsäuregehaltes schliesscn. Dieses Verfahren lässt sich ohne Abänderungen auch bei Fruchtsäf- ten und Syrupen anwenden. (Journal d£ Pharmacie et de Odmie. SSrie 5. Tome VI. pag. 464..J C. Kr. Einen Nachtrag zu seinem Verfahren, Bordeauxroth in Wein aufzusuchen bringt Ch. Thomas als Ergänzung seiner im 1) Vergleiche Archiv der Pharmacie. Bd. 210. Seite 231, Physiologische u. therapeutische Wirkung v. Resorcin. 305 Repertoire ^ gemachten Mittheilung. Nachdem man die Seide wie angegeben gefäi-bt hat, wird dieselbe sorgfaltig mit kaltem Wasser gewaschen imd dann mit kochendem Wasser behandelt; man erhält so eine Lösung des fremden Farbstoffes, die beide charakteristischen Reactionen giebt: 1) Schwefelsäm-e tropfenweise und in gi-ossem üeberschusse zugesetzt, bewirkt einen Uebergang der Farbe in violett. 2) Ammoniakzusatz bewii'kt. einen Uebergang in Kastanienbraun. Mit Natm-weiu färbt die Seide das siedende Wasser unmerklich; aber nichtsdestoweniger lässt ein Zusatz von Ammoniak die grüne Färbung erscheinen; dies wüi-de natürlich diu'ch Spuren der Kunst- faxbe verdeckt werden. Ist Wein gänzüch mit Bordeauxroth gefärbt, so gestattet die Abwesenheit der natüi'lichen Farbe, beide Reactionen mit dem Weine selbst vorzunehmen; dieser Fall ist nicht so selten, wie man glauben sollte, da Yerf ihn bei 2 Proben zu verschiedenen Zeiten beobachtete. Noch ist zu bemerken, dass, wenn man Kaliumsulfat in mit Bordeauxroth gefärbtem Weine bestimmt, es unmöglich ist, den Ba- ryumsulfatniederschlag völlig auszuwaschen ; derselbe hält den Farbstoff hartnäckig zurück. Wenn man ihn ausglüht und dafür sorgt, die Temperatur mu' allmählich zu erhöhen, so entwickelt der verbren- nende Stoff einen aromatischen, zugleich an Naphtalin imd Niti'oben- zin erinnernden Geruch; schliesslich erhält man einen ganz weissen Rückstand. Macht man mit gleichem Weine die Reihe der gewöhnlich zur Untersuchung auf vegetabilische Farbstoffe angewandten Reactionen, so bemerkt man, wie zu erwarten war , dass die Mehrzahl derselben verändert erscheint ; so geben Aluminiimisulfat und Ammoniumcar- bonat einen schön violetten Lack. Eine der wichtigeren Reactionen, die von Tannin und Gelatine, bleibt normal ; der Yersuch giebt eine entfärbte Flüssigkeit wie mit einem Naturwein, aber nm- unter der Bedingung, dass eine ausreichende Menge Gelatine angewandt wird. (Repertoire de Pharmacie. Tome X. pag. 4:97 J C. Kr. Ueber die physiologische und therapeutische Wirkung von Resorcin theüt Dr. Perardon Folgendes mit: Bei dem Men- schen bewirkt nach seinen Beobachtungen Resorcin in Gaben von 2 g. an immer ein Sinken der Temperatur, das eine Viertelstunde nach Einnahme des Medicamentes sich zeigt, imd noch mehi-ere Stun- den lang dauern kann. Resorcin kann schon bei Gaben von 3,50 g. üble Zufälle hervorrufen, aber es führt sie selbst bei Gaben von 7 bis 10 g. noch nicht sicher herbei. Die Thiere sind widerstandsfähiger gegen die Einwirkung von Resorcin. Resorcin hat imstreitig die Eigenschaft, die Temperatm- 1) Vergl. Archiv der Pharmacie, XX. Bds. 5. Heft. Seite 384. Aich. d. Pharm. XXI. Bds. 4. Hft. 20 'MYi Vorkommen von Mangan auf der 01)erfläclie von Felsen. im Nervenfieber zu erniedrigen. Diese Temperaturabnahme variirt zwischen 0,2 •* und 'S". /'Journal de Pharmacü et de Chimie. Serie 5. Tome VI. fay. 487. Journ. de the'rap.J C. Kr. Vorkommen von Mangan auf der Oberfläche von Fel- sen. — Boussingault fand in Küstenflüssen Venezuelas im Ge- rolle Quarzstücke, die auf ihrer Oberfläche durch rothes Eisenoxyd oder eine schwarze graplütäluiliche Substanz gefärbt waren. Dieser festhaftende üeberzug war höchstens \'jo Millimeter dick. Eine im Laboratorium von Santa -Fe -de -Bogota vorgenommene Untersuchung zeigte dem Verf., dass diese schwarze Farbe nicht, wie er vermuthet hatte, von Kohle herrülirte, sondern aus Manganhyperoxyd bestand. Diese schwarze Färbung zeigt sich auch an Granitfelsen, wie dies A. V. Humboldt bei seinen Reisen auf den Strömen Südamerikas, besonders an den Fällen des Orinoco beobachtete. Die gleiche Erschei- nung findet sich an den Syenitfelsen bei Syene am Nil und ebenso an Felsen am Congo in Centralafrika. Nach Analysen von Children besteht dieser schwarze Üeberzug auf Granit vom Orinoco, ebenso wie der auf den Syenitfelsen am Congo, aus Eisen- und Mangan- oxyden. Bemerkenswerth ist, dass diese Färbungen von Felsen bis jetzt nur bei Flüssen von periodischem Wachsen sich finden, deren gewöhnliche Temperatur 24 — 28^ ist, und die nicht über Kalk- oder Sandstein, sondern über Granit, Gneiss oder Hornblendeschiefer lau- fen. Berzelius untersuchte den schwarzen üeberzug der Felsen von Syene und constatirte darin ebenso wie in dem des Granites vom Orinoco und Congo die Vereinigung von Eisen und Mangan. Ber- zeüus meint, die Flüsse nehmen diese Oxyde nicht aus ihrem Fluss- bette, sondern unterirdische Mineralquellen fülu'ten sie ihnen zu. In vielen Thermalquellen ist Mangan aufgefunden worden. So fand Berzelius in 1000 Theüen der heissen Quellen Karlsbads 0,003 bis 0,007 Mangancarbonat. Die Ablagerungen dieser Quellen enthalten gleichfalls Mangan. Verf. fand, dass die in den Anden entspringende Quelle von Coconuco eine relativ grosse Menge Mangan enthält und einen Nie- derschlag büdet, welchen derselbe schwarze Üeberzug bedeckt, wie ihn die Felsen des Orinoco zeigen. Das Wasser dieser Quelle besitzt eine Temperatur von 73° und enthält eine grosse Menge Kohlen- säure. Die an den von der Quelle bespülten Felsen gebildete Abla- gerung ist im Inneren weiss und auf der Oberfläche schwarz. Wird ein Stückchen dieser Ablagenmg vor dem Löthi-olu-e erhitzt, so ver- ändert sich seine weisse Farbe in schwai-z. Die Analyse ergab für diese Ablagerung folgende Zusammensetzung: Calciumcarbonat 74,2 Mangancarbonat 21,0 Magnesiumcarbonat .... 4,0 Natriumsulfat und Chlornatrium 1,0 100,2." Versch. Eigenschaften d. Blausäure. - Physiolog. "Wirkung d. Collidins. 307 Die schwarze Fäxbung der Ablagerung an ihrer Oberfläche rührt zweifellos von einer Ueberoxydirung vom Oxydiüe des Mangancar- bonates bei seinem Contact mit der Luft her. Flusswasser enthält oft Spuren von ^langan und ebenso Quellwasser, das aus rothem oder buntem Sandsteine entspringt , sowie das Rheinwasser. Meer- wasser enthält, wie Dieiüafait nachwies, gleichfalls Mangan. Die Gelehrten der Challengerexpedition fanden oft ganze Regionen des Meeresbodens von manganhaltigen Ablagerungen bedeckt, sowie Ko- rallen und Muscheln damit überzogen. Grümbel sclu-eibt dieses Vor- kommen des Maugans dem Hervorquellen von submarinen Thermal- quellen auf vulcanischem Meeresboden zu, die diu-ch ihre Kohlen- säure Mangancarbonat gelöst enthielten. Das Meer und die Flüsse enthalten somit Kohlensäure, welche die Auflösung von imlöslichen Carbonaten befördert. Wenn nun durch irgend einen Umstand dieses Gas entweicht, so schlagen sich die Salze nieder; die Carbonate des Eisenoxyduls und Manganoxyduls, einmal in Contact mit dem Sauerstoff der Luft, oder mit dem im Wasser gelösten Sauerstoff, werden in ihrer Zusammensetzung durch Ueberoxydation ihrer Basen verändert: das Eisencarbonat giebt ein rothes Sesquioxyd, das Mangancarbonat ein schwarzes Dioxyd oder ein Sesquioxyd. (Annales de Chimie et de Fhysiqii^. Sirie 5. Tome XXVIL pag. 289.J C. Kr. Ueber yerschiedeiie Eigenschaften der Blausäure berich- tet Ch. Brame: Gasförmige Blausäui-e bewirkt in Eiweiss und in einer Albuminlösung eine kaum bemerkbare Trübimg. In Wasser gelöste Blausäiu'e veranlasst in reinem Albumin oder dessen wäss- riger Lösimg einen reichen Niederschlag. Die Conservirung der Cadaver von durch Blausäure vergifteten Thieren dauert ein Jahr. Nach Verlauf mehrerer Monate verlieren Cadaver von mit Blausäure eingesj)ritzten oder vergifteten Thieren, in Deckelgläsern aufbewahii;, allen Geruch nach dieser Säure und nehmen jenen des Ammonium- formiates an, das sich in der serösen Flüssigkeit findet. Das Ammo- niumformiat bildet dir e et aus Ameisensäm-e und Ammoniak be- bereitet ein. krystallinisches zerfliessbares Salz, zu dessen Erlangung die Lösung bei Luftabschluss über Schwefelsäure abdampfen muss. Bei den Einbalsamü-imgen mit Blausäure wird es nöthig sein, nach dieser Säure eine kleine Menge eines Wasser absorbirenden und sich verhärtenden Körpers (Chlorzink) in den Cadaver einzuführen. (Repertoire de PJmrmacie. Tome X. pag. 498.J C. Kr. Physiologische Wirkung des Collidins. — Marcus und Oechsner de Coningk theüen mit, dass in der fi-üher (vergl. S. 59) von ihnen über diesen Gegenstand gemachten Veröffent- lichung Folgendes zu berichtigen ist. 20* 308 ßeduction von Nitraten iu der Ackererde. Das von iluien verwandte Collidin besitzt wohl die angegebenen Eigenschaften. Diese Eigenschaften unterscheiden es von dem durch Anderson im Oleum animale Dippelii entdeckten Collidin eben so gut wie von dem Collidin, das Grre%älle - Williams in ungereinigtem, von Cinchonin herrührendem ChinoHn auffand. Die Base, welche den Gegenstand der Untersuchung bildet, um die es sich handelt, ist das /?- Collidin, welches dui-ch Oechsner de Coningk in dem von Cinchonin herrührenden ungereinigten Chinolin entdeckt wiu-de und das folglich die Base von Greville -Williams begleitet. (Journal de Pharmacie et de Chimie. Serie 5. Tarne VII. pag. 72.) C. Kr. Die Recluction von Nitraten in der Ackererde betreffend kamen Deherain und Maquenne zu folgenden Schlüssen: Die Ni- trate entbinden, wenn sie sich in Ackererde reduciren, Stickstoff, bilden Kohlensäiure und unter gewissen, bis jetzt noch nicht bestimm- ten Bedingungen, Stickoxydul. Die Reduction der Nitrate erfolgt nm- in Ackererde, welche in grossem Yerhältniss organische Stoffe enthält. Die Verf. beobachteten diese Reduction nur wenn die Luft in dem Boden gänzlich ihres Sauerstoffes beraubt war. Schlösing und Muntz haben festgestellt: Dass Erde, die fähig ist Nitrate zu bilden, diese Eigenschaft verliert, wenn man sie über 100" erhitzt; dass die Salpeterbüdung in einer Erde aufhört, die der Ein-svirkimg von Chloroformdämpfen ausgesetzt ist, und dass eine durch Wärmeeinwir- kimg unfruchtbar gemachte Erde die Eigenschaft, Salpeter zu bilden, durch Mischung mit kleinen Giengen salpeterbildender Erde wieder- erhält. Die Verf. ahmten diese Verfahrungsweise nach, erkannten jeweüs die An- oder Abwesenheit von Nitraten mit Hülfe einer schwefelsauren Ferrosulfatlösung und fanden so, dass Erde durch Erhitzen die Eigenschaft, Nitrate zu reduciren, verliert. Man darf aber keine zu grosse Menge Erde nehmen, da man eine solche nm- schwer in allen Theilen erhitzen kann. Wird Erde dem Einflüsse von Chloroformdämpfen ausgesetzt, so hört sie auf, Nitrate reduciren zu können. Hat Erde diirch Einwirkung von Wanne ihre redu- cirende Eigenschaft verloren, so gewinnt sie dieselbe Avieder, wenn man sie mit normaler Erde mischt. (Journal de Pharmacie et de Chimie. Serie 6. Tome VI pag. 508. Ac. d. Sc, 95, 691, 732, 82.J C. Kr. Reduction von Nitraten in Ackererde. — DehCrain und Maq nenne brachten, lun die Natur des Fermentes zu bestim- men, das, in der Ackererde enthalten, die Nitrate reducirt, in eine 250 CO. fassende Flasche Gartenerde mit einer etwa einprocentigen Zuckerlösung und 2 g. Kalimnnitrat ; die sorgföltig mit Flüssigkeit gelullte Flasche wm-de mit einem Ableitungsrohr' versehen und auf etwa .35*' erwärmt. Die Gähning zeigte sich nach 10 Tagen; zalü- Gälu'uug vou Nitraten. 309 reiche, anfangs in der Erde gebundene Gasblasen, wurden frei und konnten gesammelt werden. Die Gälu'ung liefert in voller Tlültig- keit in einem Tage beinahe Vi Liter Gas; die erste gesammelte Probe ergab eudiometiisch analysirt folgende Zusammensetzung: Kohlensäure . . 80,5 Stickoxydul . , 8,2 Stickstoff . . . 11,3 Das Gas enthielt, nachdem es seiner Kohlensäure beraubt wor- den wai", 42,3 Procent Stickoxydid. Dieses Gas rührte von einer ziemlich langsamen Gährung her, bei welcher die 2 g. Nitrat ver- schwunden waren. Man füllte in dieselbe Flasche von neuem Zucker und Nitrat, die Gähi-ung wurde sofort wieder erregt imd am folgen- den Tage lieferte sie in voller Thätigkeit ein Gas von folgender Zusammensetzung : Kohlensäure . . 67,3 Wasserstoff . . 31,5 Stickstoff ... 1,2. Die Natiu' der erhaltenen Gase wechselt mit der Energie der Gähnuig und dem Momente des Probenehmens. Das aus der Flasche durch die Gasentwicklung ausgeü-iebene Wasser bedeckt die Ober- fläche des Quecksilbers der Wanne und zeigt den charakteristischen Geruch der Buttersäiu'e. Diese Thatsache, sowie der Umstand, dass sich Wasserstoff in dem entwickelten Gase findet, machten es wahr- scheinlich, dass das Ferment das Buttersäureferment von Pasteur ist, welches Van Tieghem unter dem Namen Bacillus amylobacter be- schrieben hat. Eine mikroskopische Untersuchung der gährenden Flüssigkeit Hess die Verf. eine Menge von Vibrionen erkennen, die alle charak- teristischen Merkmale des Bacillus amylobacter und besonders das Blauwerden durch Jod zeigen. (Journal de Pharmacie et de Chimie. Serie 5. Tome VII. p. 52. Ac. d. sc, 95, 854, 1882J C. Er. lieber die Oälirung toii Nitraten berichten Gayon imd Dupetit: Abflusswasser, dem 0,020 g. Kahumnitrat zugesetzt war, wurde mit in Zersetzung begriffenem Harn eingesät; das Nitrat ver- schwand nach und nach und die Flüssigkeit füllte sich mit mikro- skopischen Organismen. Fortgesetzte Cultm-en bewirkten die Reduc- tion von 0,100 g. imd selbst von 0,200 g. Kaliuninitrat pr. Liter. Ueber diese Grenze hinaus hört das Abflusswasser auf zu genügen; ersetzt man dasselbe jedoch diu-ch eine Hühnerbrühe, die mit einer verdünnten Kalilösung neuti'alisirt war , so kann man bis zu 5 % Nitrat vollständig zersetzen und die Zersetzung von 10% beginnen. Die Microben, welche sich hierbei entwickeln, sind wohl die Ursache der Salpeterzersetzung, denn w^enn man dui'ch Hitze die Aussaat 310 Atmosphäiischo Salpeterbildung. unfruchtbar macht, oder wenn man der Flüssigkeit Chloroform oder Kupfersulfat zusetzt, bleibt das Kaliumnitrat unverändert. Worden die Organismen an einer grossen Oberfläche und in Berührung mit der atmosphärischen Luft culti\ärt, so ist ihre Wirkung wenn nicht ganz aufgehoben, so doch wenigstens beträchtlich verringert. Die günstigste Temperatur ist zwischen 35 "^ und 40". Die Gegenwart organischer Stoffe ist nöthig, auch ist Hühnerbrühe besser als Ab- flusswasser. Es sind jedoch nicht alle organischen Stoffe gleich g\it geeignet. Unter denen , die versucht wurden : Olivenöl , Mandelöl, Glj'cerin, Glycol, Zucker, Alkohole der Fettreihe, Tartrate etc. gaben Zucker, gewöhnlicher Alkohol und besonders Propylalkohol die besten Resultate. Die Oele werden rasch verseift. Carbolsäure und Salicylsäure in der gewöhnlichen antiseptischen Menge oder auch in grösseren Mengen angewandt, hinderten das Leben des desoxydirenden Micro- bes nicht, sondern sie verschwanden sogar vollständig mit dem Ni- trate, gerade wie Zucker und Propylalkohol. Bei günstigen Bedin- gungen der Temperatur und des Mittels zeigt, selbst mit künstlichen Flüssigkeiten, die Zersetzung der Nitrate den ganzen Verlauf einer energischen Gährung; es begleitet sie eine rasche Entwicklung von Microben , vielen Gasblasen und dickem Schaum. Man verwandelt so etwa 1 g. Kaliumnitrat pr. Liter im Tage. Das Gas, welches sich entwickelt, ist reiner Stickstoff: übrig bleiben Ammoniak und mög- Kcherweise Amidderivate des angewandten organischen Stoffes. Der Sauerstoff bildet Kohlensäure, die in der Flüssigkeit als neutrales Carbonat oder Bicarbonat zurückbleibt. Der organische Stoff lässt demnach die Producte der Gährung des Nitrates neue Verbindungen eingehen. (Journal de Fharmacie et de Chimie. Serie 5. Tome VI. pag. 506. Ac. d. sc, 95, 644, 1882.J C. Kr. lieber die atmosphärische Salpeterhildung berichten Muntz und Aubin, die wähi'end einem Monate auf dem Pic du Midi das in der Luft enthaltene AVasser auf seinen Gehalt an Sal- petersäure untersuchten. In allen ihren Beobachtungen, die 6 Regen, 3 Nebel und 4 Schneefälle umfassen, constatirten sie eine fast voll- ständige Abwesenheit von Nitraten; nur in 2 Fällen fanden sich Spuren von Nitraten in Mengen unter 0,1 mg. in 10 Litern. Die Verf. nehmen an, dass die atmosphärische Salpeterbildung in den niedrigeren Regionen der Atmosphäre erfolgt, in der Zone, cüe zwischen dem Niveau des Erdbodens, des Meeres und der mitt- leren Höhe der Wolken liegt, in der Zone, die der Aufenthaltsort der Gewitter ist. Das Ammoniumnitrat, das sieh dort bildet, bewegt sich in Form von Staub nicht höher, als der organisirte Staub, den Pasteur in den niederen Theilen der Atmosphäre fand und der mit ihm wegen Eiitfäi'bung V. gelb. Diamanten. — Cliiapüanze. — Wirk. d. Jodpeutabromids. 311 seiner ausserordentlichen Feinheit vergliclicn werden kann. (Journal de Pharmacie et de Chimie. Üiirie 5. Tome VII. pag. 62. Ac. d. sc, 95, 919. 1882.J C. Kr. Ueber eine vergängliclie Entfärbung von gelben Dia- manten berichten Chatrian und Jacobs. Südafrika liefert eine grosse Menge gelbor Diamanten , die ohne diese Färbung einen fünf bis sechsfachen Werth besitzen würden. Neuerdings verbreitete sich das Gerücht, es sei gelungen, diese Diamanten zu entfärben. Die Verf. kennen mehrere Kaufleute, die eine Parthie weisser Diamanten zu holiem Preise an sich brachten, aber nach einem kur- zen Waschen fanden, dass es gelbe Diamanten waren, die man in Lösungen von der Complementärfarbe der Steine getaucht hatte, wodiu-ch sie, nachdem man sie herausgenommen hatte, weiss erschienen. Der Erfolg dieser Anwendung des Gresetzes der Complemen- tärfarben ist nur von kurzer Dauer, denn ein einfaches Waschen genügt, den Steinen die natüi'liche gelbe Farbe wieder zurückzuge- ben. Eine dünne Schicht von blau reicht hin, dem gelbsten Dia- mant eine reine weisse Farbe zu geben, ohne dass er hierdurch von seiner Durchsichtigkeit imd seinem Glänze einbüsst. (Journal de Pha/rmacie et Chimie. Serie 5. Tome VI. pag. 509. Ac. d. Sc.^ 95. 759, 1882.) C. Er. Chiapflanzen (s. Arch. d. Pharm. 1882. Bd. XX. S. 792 ff.) hat John M. Maisch zu weiteren Untersuchimgeu gezogen. Ohne Zweifel ist es eine Salvia, aber weder S. hispanica noch S. Colum- baria, sondern viel eher S. polystachya, jedoch in mehreren Punk- ten von den Beschreibungen Kunth's und De Candolle's abwei- chend. In manchen Gegenden von Texas wird der Samen von Plantage Psyllium als Cliiasamen verkauft. (American Journal of Pharmacy. Vol. LTV. 4. Ser. Vol. XII. pag. 585.J R. Wirkungen des Jodpentabromids auf ätherische Oele. McClellan Forney stellte sich zu diesen Versuchen das Jod- pentabromid (JBr^) dar durch Lösen von 7,734 g. Jod tii 24,360 g. Brom. Die angewandten Oele waren beste Handelswaare und rein. Das Verfahren bestand darin, dass 5 bis 6 Tropfen des ätheri- schen Oels auf ein Uhrglas gebracht und 1 Tropfen Pentabromid zugefügt wurde. Correspondirende Versuche wiu-den in der Weise angestellt, dass dasselbe Oel vorher mit 25% Terpenthinöl imd mit 25% 9 5procentigem Alkohol gemischt wurde. Folgende Tabelle ergiebt die Kesultate: 312 Wirkung dos Jodpentabroniids auf ätherische Gele. + Ph M -5 <* 1 OJ ^ Ü 'd 'rt 'A •'* 3 -o " es =25 r^ O ^ =J^ ?i^.22 bJD w s ^ ^3 " ;=3 2 £ tS w) .2? 2 -^ ® CO *^ r^ -*^ « ;h tj ^ -*1 -^ ^ ® (D cj ,£3 a> 05 O N o ?-'^ =? bi)^ ^ 3 <:i r* gfi -S*^ ^W ^ "^ !^ _ ( -So •^ ._ d ;5 3 ff> ^ - -? ö p^S^ C CS " 52 iS S _?3 t> -n *=^ bc C 3 £ ;;< CS 0» CC .■' ;_! ^ ;3 -i4 «^ .^ + M c^ ü .2P a; 1 o ^ 'S Ü CS rH es X -i^ S o a 1^^ 'p a CS Öo ^fe3 ^ Ö .SP2 g ^ a> ü > o ;3 g53 3 :,C3 ?! 1 5« .3 2 £ j bD bX) 3^ a ?: s ^ .5 a 't; ::S id W M 'S • r CS a ^4: § rS ® bß 5:r bß o Cß s bO a es o tS a, •;r; bc tn CS CK _?^ Si3 CS .® a 'S et C o st! CS CO r>3 • "^ s bß 5 ■ rj cn S O -a s * W W PQ es a CO S ^ J3 '^ u '0 pH f*H c 'S <=^ 5 W 'Ü Wii-kung des Jodpen tiibroinids auf ätlierisuhe Uele. 313 ,bp g -3 c3 •3 p O bß T3 fcS ■^^ = -^ "o § ;ä 11 äo^ -3 o ^ 1=1 ::3 t-4 2 gl ^ O CS ^ 'S o g - § S bß' O g S _, ^ O ü Nl es cS.-t^ CS ts r; -5 ^ S ^ o CS -te IH CS -ti 2 g'g^ CS p*^ . -^ ^> W fä: ^a fcdD iß 13 "S aß ^ 5 .2 "© ''S .Bf nS 2 ? ^ s o CO ■^ :2 ^-3 5 fcC CS -^ -r. ^ 45 ^ CS = -'- «4-1 :;rl o w: '«2 i. bßO o pq N ^ CS .s a o 3 a CS 'o ö &ß3 CS CS J 3 -- CS j2 '© bß CS ?! a "^r^ CS _3 iß o ? 5 X -Tt o O a CS ü c -^[o "o-^ & 3 :cS a 3 a 3 :S CS s s 1 bO ;.3 o 'S 1 -V a 5« S W-2 ^ a. ■"^^ 3 3 es ü 5 p3 bß © ■£ O bßS 5 bß O ,3 -r- tc CC O r» -3 .g «G 'S S 5« p3 PhAh wk mm mm 1> r'TZ F" ^ o l^o . = .ii ^ '^ s - ö =; ö o S S aj CO «+H ce ^ . n . M c> o 'in ^ -;zd :3 S^ ß CD KJ Co o; f Knj ^^ 's ^ 31 fe 13 K^ CD f^ r^ t^ o Ol o 'S ^ ^ l"= '-öl—'*—. j- S o ^ M r-i _■ == ^ g 1 - 2 '^ S ö 25 -H o O =5 y -^ § i^ ■ O ^ |- -^ © -^ fe -M "^^ ^ '^ C« CO 314 Coloradokäfer. — Yersuclio mit glyccriüLorsaiu". Natrium u. Calcium. Den Coloradokäfer (Dor^T^hora decemlineata) benutzte Julin D. Forbes zu etlichen Versuchen. 1) Mit lebendigen Käfern. Die Thiere wurden in einem Mörser zerstampft und mit verschiedenen Lösungsmitteln behandelt. Alkohol gab ein dunkles öliges Extract mit dem charakteristischen Gei-uch des Käfers, das mit einer gleichen Menge Harzcerat gemischt auf der Haut keinen Eeiz bewirkte. Das in Alkohol wieder gelöste Extract, mit Schwefelkohlenstoff gemischt, trennte sich in drei Sclüchten, deren unterste dunkelbraun und in "Wasser lösKch war. Weder diese, noch die beiden hellgelben Schichten irritirten die Haut. Essigäther gab eine Tinctur, die mit Schwefelkohlenstoff behan- delt sich ebenfalls in drei Schichten trennte, deren keine Canthari- din aufwies. Benzin als Menstruum und das Product mit Schwefelkohlen- stoff gemischt, ergab ein dunkles Oel und Extractivstoff, aber keine Spiir von Cantharidin. Die Käfer wmxlen mit Kalüösung erschöpft, die Flüssigkeit mit Säiu-e neutralisirt, eingedampft, der Rückstand mit Wasser behandelt, das Ungelöste mit Alkohol aufgenommen. Nach dem Verdunsten hinterblieb eine dunkle, körnige Masse, die mit dem gleichen Ge- wicht Harzcerat gemischt, nach 3 Stunden leichten Reiz und Röthe der Haut bewörkte. 2) Mit getrockneten Käfern. Die Thiere wurden durch Aether getödtet, getrocknet, gepulvert und mit Chloroform erschöpft. Bei Behandeln des Products mit Schwefelkohlenstoff wurde eine oben schwimmende dunkle ölige Schicht und eine schwerere, hell- braune Flüssigkeit erhalten , von welchen die Erstere , auf die Haut zweier Personen gebracht, eine brennende, prickelnde Empfindung bewirkte, worauf sich nach zwölf Stimden unter der gereizten Fläche Blasen büdeten. Die zur Trockne verdampfte restirende Flüssigkeit bewirkte mit Harzcerat gemischt nur geringe Irritation. Es folgt daraus, dass der Kartoffelkäfer eine blasenziehende Substanz enthält, es ist aber noch nicht ermittelt, ob dieselbe mit Canthaiidin identisch ist. f American Journal of Diarmacy. Vol. LI V. 4. Ser. Vol. XII. pag. 550.J R. Versuche mit glyceriiiborsaurem Natrium und Calcium führten Le Bon zu folgenden Schlüssen über die flüchtigen Producte der Fäulniss: 1) Die desinficirende Kraft eines Antisepticums steht im umge- kehrten Verhältnisse zum Alter der faulenden Substanz Eine 6 Tage alte Lösung von zerkleinertem Fleisch wird viel weniger des anti- septischen Mittels erfordern, als wenn sie z. B. 2 Monate aufbewahrt wurde, zu welcher Zeit sie die zehnfache Menge verlangt. Vei-suche nüt glycerinborsam-em Natrium u. Calcium. 315 2) Wollen vnv die antiseptische Ki-aft eines Mittels dadurch abschätzen, indem wir es zur Normallüsung zerkleinerten Fleisches (1 : 10) zusetzen, so zeigen sich als die wirksamsten Xittel: über- mangansaures Kali, Kalkhypochlorit, mit Essigsäure angesäuerter Eisenvitriol, Carbolsäure und Kah- und Natron - Glj'ceroborat. Um z. B, 1 Cubikcentimeter obiger Fleisclüüsung zu desinficiren , sind erfor- derlich: 500 Cubikcentimeter gesättigter Salicylsäurelösung, 80 gesät- tigter Carbolsäm-elösung, 80 einer 1 Oprocentigen Lösung von Natron - Glyceroborat und nur wenige Tropfen einer Iprocentigen Lösung von übermangansaurem Kali. 3) Zwischen der desiniicirenden Wirkung eines Antisepticimis und seiner Wirkimg auf 3Iicroben besteht kein Parallelismus, so ist z. B. übermangansaures Kali ein mächtiges Desinfectionsmittel, hat jedoch auf diese Organismen keine Wii-kung. Andrerseits hin- dert Alkohol lange Zeit ihre Entwickelimg , ist aber ein nm- seht- schwaches Desinfectionsmittel. 4) ZAAdschen der Kraft eines Antisepticums, Fäulniss zu verhüten, und seiner Kraft, eingeti-etene Fäulniss zu hemmen, besteht eben- falls keia Parallelismus. Alkohol imd Carbolsäure sind zwar kräf- tige Schutzmittel gegen Fäulniss, haben aber der einmal eingetre- tenen Fäulniss gegenüber nur schwache Wirkung. Deshalb ^särkt die in der Chirurgie angewandte Carbolsäure mehr- als Präservativ denn als Antisepticum. 5) Mit Ausnahme einer sehr geringen Zahl von Substanzen, wie Quecksilbersublimat imd andere starke Gifte, hat der grössere Theil der jetzt benutzten Antiseptica, besonders die Carbolsäiure , eine mu* sehr schwache Wirkung auf Bacterien. Werden 20 Cubikcentimeter der obigen Normalfleischlösung mit 50 oder selbst 100 Cubikcenti- meter gesättig-ter Carbolsäm-elösung gemischt, so verlieren cüe gTÖssern Bacterien ihre Beweglichkeit, während die kleineren ihre Lebens- und Eeproductionski-aft beibehalten. Le Bon hat 4 Monate alte carbolisii'te Lösungen, die an Bacterien reich sind. Statt ein Yer- nichter der Bacterien zu sein, scheint die Carbolsäm'e das beste Con- servirimgsmittel ihres Lebens zu bilden. 6) Die bisherigen Versuche mit den Leichenalkaloiden (Ptomai- nen) haben die Frage nicht gelöst, ob die wähi-end der Fäulniss entwickelten riechenden flüchtigen Älkaloide giftig sind oder nicht, da ja diese bei den Yersuchen in die Yersuchsthiere eingefühiten Fäulnissproducte Bacterien enthalten, welchen die giftigen Wirkim- gen zugesclirieben werden können oder auch nicht. Nach mancher- lei Experimenten brachte Le Bon eine Anzalil Frösche in ein Ge- fäss, dessen Boden mit einer Schicht Normalfleischlösung bedeckt war. Bei Beginn der Fäidniss, als sich grosse Mengen Schwefel- wasserstoff und andere fötide Producte entwickelten und die Flüs- sigkeit von Bacterien wimmelte, schienen die Frösche dabei nicht im Geringsten zu leiden; hätte man jedoch den kleinsten Theil 316 • Vorzüge der Oleate. dieser Flüssigkeit einem Elephauteu injicirt, so würde das Riesen- thier unfehlbar vergiftet Avorden sein. Diese 2 Monate lang auf- bewahrte Flüssigkeit war bei subcutaner Injection für die Frösche unschädlich, tödtete sie- jedoch in wenigen Mnuten, wenn sie ge- zwungen Avurden, ihre Ausdünstung einzuathmen. Es besteht folg- lich auch kein Parallelismus zwischen den giftigen Eigenschaften einer faulenden Flüssigkeit und ihi-er Ausdünstimg. Es scheint im Gegentheil ein umgekehrtes Verhältniss stattzufinden, d. h. je frischer die Flüssigkeit ist, desto giftiger ist diese, je älter sie ist, desto gif- tiger siad ihre Exhalationen. 7) Die kleine Menge dieser giftigen flüchtigen Alkaloide, welche eingeathmet das thierische Leben endet, stellt dieselben in ihrer Giftigkeit neben Nicotin, Blausäure und andere starke Gifte. 8) Le Bon 's Versuche zeigen, wie Unfälle beim Exhumiren lauge begrabener Leichen entstehen konnten. Die Luft alter Kirch- höfe ist zwar fast frei von Microben, aber trotzdem äusserst giftig. Die durch Microben entstehenden flüchtigen Fäulnissproducte schei- nen also eine wichtige Rolle in contagiösen und Infectionskrankhei- ten zu spielen. fComptes rendus. — American Journal of Pharmacy. Vol. Lir. 4. Ser. Vol. XII. pag. 581 — 583.) R. Die Vorzüge der Oleate vor gewöhnlichen Salben bei Be- handlung von Hautkrankheiten sind nach Shoemaker ihr tiefes Eindringen. Die Oelsäure begünstigt die Fähigkeit, schnell in den animalischen Organismus einzutreten, und macht jedes mit ihr ver- einigte Salz thätiger und wii-ksamer. Oleate sind fi-ei von Ranzig- keit, reinlicher in der Anwendimg, ökonomischer und antiseptisch wirksam. Zinkoleat ist von grossem Wertlie gegen Hyperidrosis, Osmedrosis und Eczema vesiculosum, Kupferoleat gegen Tinea; Thon- erdeoleat hindert muco - piu-iüente Abscheidimgen , Eisenoleat besitzt eine mild adstrüigirende Wü'kimg, Arsenoleat ist sehr wirksam ge- gen Lupus imd die geschwürige Fonn von Epithelioma und -ward besser vertragen als andere Arsemkpräparate. Um Wirkung zu erhalten , muss die leidende Fläche vorerst durch Abrasiren gereinigt werden. Silberoleat ist eine gute örtliche Application gegen Ery- sipelas und bewii'kt über alte chronische Geschwüre gestreut einen gesunderen Status; es ist nützlich gegen Carbimkel imd Schwären und verhindert in den ersten Stadien angewandt oftmals die Ent- stehung von Pusteln. (Chicago Medical Review. — American Jownial of Pharmacy. Vol. UV. 4. Ser. Vol. XII. pag. 584.J R. Bücherschau. 317 C. Bücherschau. Commentar zur Pharmacopoea Germanica editio altera. Herausgegeben von Dr. Hermann Hager. Mit zahli-eichen in den Text gedi-uckten Holzschnitten. 2. und 3. Lieferung. Berlin 1883. Verlag von J. Springer. In den vorliegenden zwei Lieferungen werden 29 Artikel der Pharma- kopoe, Acid. hydi'ochlor. crudiim bis Amyliuin uitrosum, commentirt. „Com- mentirt" ist aber eigentlich nicht der richtige Ausdruck, denn was Yeif. in seinem Commentar bietet, ist nicht eine Besprechung, Erläuterung und Er- gänzung des Textes der Pharmakopoe, die meisten Artikel sind vielmehi- eingehende Abhandlungen und Monographieen. 16 Seiten über Acid. lacti- cum, 21 Seiten über Acid. phosphoricum, und über Acid. pyi'ogaUicum, von dem Niemand recht weiss, zu welchem Zweck es überhaupt in die Pharma- kopoe aufgenommen wurde, 7 Seiten! Diese Weitläufigkeit wird zu einem Voi-wurfe , den man dem neuesten hoch schätzenswerthen Werke Hager 's nicht ersparen kann; das Buch wird zu theuer, denn, so ungemessen aus- gedehnt es auch sein mag, die Anschaffung einer Anzahl anderer Bücher wird dem Apotheker dadui'ch doch nicht erspart. Wer im Besitz des Hand- buches der Phamiac. Praxis mit dem Ergänzungsbande ist, und welcher Apotheker wäi'e das nicht, wird überdies recht viele Wiederholungen im Commentar antreffen. Die in den vorliegenden beiden Lieferungen behandelten Artikel bieten dem Verf. wieder reichlich Gelegenheit zur Kritik; in Bezug auf den latei- nischen Text geht fast kein Artikel leer aus, leider mit Recht. Wenn man die Eehler bedenkt, die Mylius (Pharmac. Centralhalle) in seinem voiti-eff- lichen Referate über die Pharmakopoe, Hirsch in seiner, nebenbei gesagt zur Anschaffung höchst empfehlenswerthen ,Vei'gleichende Uebersicht u. s. w.", und nun Hager in seinem Commentar aufdeckt, so möchte man wohl wün- schen, dass der deutschen Pharmacie die Lächerlichkeit der Herausgabe einer lateinisch geschiiebenen Pharmakopoe erspart geblieben wäre. Die sonstige Kritik Hagers betrifft meist den von der Pharmakopoe vorgeschrie- benen Gang der Prüfung der Ai'zneistoffe ; seine reiche practische Erfah- rung, seine umfassende Kenntniss der einschlägigen pharmaceutischen Lite- ratur lassen ihn fast immer das Richtige treffen. Die Anwendung des Fliess- papieres zum Benetzen mit Süberlösung bei der Prüfung der Salzsäure auf Arsen bezeichnet er als eine sehr verfehlte Verbesserung seiner Methode; nur die Verwendung von Pergamentjjapier schütze vor Täuschung. Gegen den Gebrauch des „widerlich riechenden, sogar scheusslich stinkenden Schwe- felwasserstoffs " eifert Verf. zu wiederholten Malen; bei der Piüfung der Weinsäui'e und mancher anderer Präparate ist der Schwefelwasserstoff aller- dings sehr- leicht zu entbehren. Wenn oben gesagt wurde, dass der Commentai* sehr zur- Weitläufigkeit neigt, so mag noch zu bemerken gestattet sein, dass auch Manches im Com- mentar steht, was übei-flüssig ist; es scheint doch in der That nicht nöthig, dass rms der Commentai' lehrt , dass wii* Civita Vecchia „ tschiwlta wekkia " und WilUamson „ uilljämsn " aussprechen sollen. Bei Ammonium chloratum bemerkt Verf., dass er -näe viele andere Chemiker den Ausdruck Amnion gewählt habe füi- Ammoniak, weil dieses Wort bei öfterer Wiederholung dem Ohre zuwider sei ; er hätte dann aber auch nicht an anderer Stelle das 318 Bücherschau. monströse sapouificabel an Stelle des gut deutschen Wortes verseifbar gebrauchen sollen. Die beiden Lieferungen sind wieder mit sehr vielen schönen Abbildun- gen ausgestattet. Dresden. G. Hofmann. Correspondenzblatt des Vereins deutscher Mineralwas- serfabrikauten. Unter der Bezeichnung „Verein deutscher Mineralwasserfabrikanten" ist im Laufe des vergangenen Jahres eine Anzahl der bekannteren gi'össeren Firmen, unter principiellem Ausschluss aller ungebildeten Elemente, zu einem Verbände zusammengetreten. Als Zweck desselben wird die Wahi-ung ge- meinsamer Standesiuteressen , Förderung der Fabrikation auf wissenschaft- licher Grundlage l)ezeichnet imd als Organ des Vereins ist miter obigem Titel ein Blatt gegründet, das in zwanglosen Heften erscheinen und die Leser von alle dem in Kenntniss setzen soll, was die Fortschi-itte in der Fabrika- tion betrifft. Das vorliegende erste Heft giebt die Entstehungsgeschichte des Vereins, enthält ferner die festgestellten Statuten und ein Mitgliederverzeichniss , in dem eine Eeihe von Namen, die dem Verein Erfolg sichern dürften. Un- ter B folgen Originalmittheilimgen und als solche ein spec. Bericht über die Verhandlimgen der in "Wiesbaden stattgehabten Bäder - Versammlung und femer eine Abhandlung von Dr. Raspe über Minerah|UcUeu - Analysen , ihi-e Berechnung und Umrechnung zur Fabrikation künstlicher Mineralwasser etc. Unter C ixnd D finden wir Auszüge aus den Journalen — Karlsbader Salz und Anlage von Eishäusern betreffend — und eine Patentliste; den Schluss bildet eine Besprechung der auf das Fach bezüglichen neuen Bücher. Mit dem Erscheinen des Blattes ist ohne Zweifel eme wesentliche Lücke ausgefüllt und einem Bedürfnisse entsprochen. Dr. Bertram. Das Vorschreiben. Anleitung zur Herstellung der Schilder in den Apotheken von 0. Rothe. Unter diesem Titel ist (bei G. Schmidt in Remscheid) ein 16 Seiten füllendes Heft erschienen, in dem Verfasser eine ausführliche Anweisung zur Herstellung der verscliieden gebräuchlichen Schilder giebt. In der Eiu- leitimg bezeichnet derselbe als Hauptbedingung Deutlichkeit, Gleichförmigkeit und Dauerhaftigkeit. Kap. 1 handelt von den hierbei in Anwendung kom- menden Materialien als Farben, Lacke etc. und werden die geeignetsten her- vorgehoben ; in Kap. 2 giebt Verfasser bewähi-te Vorschi-iften zu den vei- schiedenen Farbenmischungen imd in Kap. 3 wird das Streichen der Schil- der besprochen und was dabei zu beobachten. In Kap. 4 werden die ver- schiedenen Manipulationen beim Malen der Buchstaben ausführlich erörtert und dabei die Form und Ali der Gefässe mit in Betracht gezogen. Der Vollständigkeit wegen werden auch die Papierschilder, die Art ilu'er Aufei-tigung, Anheftung und Lackirimg besprochen. Den Schluss büden Vorschläge zur- Darstellung moderner Schüder füi' die verschiedenen in den Apotheken zm- Verwendung kommenden Gefässe, denen Zeichnungen und die gebräuchlichsten Schi'iftsätze beigedruckt sind. Der Inhalt des Schriftchens zeigt, dass der Verfasser sich eingehend mit dorn Gegenstande beschäftigt, dass seine Rathschlägc das Resultat vielfacher prak- tischer Versuche, und kann dasselbe allen denen empfohlen werden , die in die Lage kommen, Schilder zu ergänzen oder zu erneueni. Di-. Bertram. Bücherscliau. 519 Lippia Mexicana, eine neue Heilpflanze. Chem. und physiolog. Untersuchung der Bestandtheile imd des tlierapeutisclien Werthes etc., von Dr. med. V. Podwissotzki-Dorpat. In der 20 Seiton starken Abhandlung besehreibt Verfasser zunächst diese zur Familie der Yerbenaceen gehörige, in den feuchten Gegenden Südameri- kas wildwachsende, strauehai-tige Pflanze. Während wir in den alten phar- makologischen Handbüchern noch eine grosse Zahl von Gewächsen, die dieser Familie angehören , als Heüpüanzen aufgeführt finden : Vitex Agnus Castus, Verbena jamaicens. u. officin., Lantana etc., sind diese aus den neuem voll- ständig verschwunden. Nachdem Verfasser die Eigenschaften und Wirkun- gen derselben besprochen, folgt das Eesultat seiner Untersuchungen der Blät- ter und Blüthen von Lippia mexicana ; er unterscheidet 4 verschiedene der aromatischen Gnippe nahestehende Körper, von denen als die wirksamsten ein als Lippienöl bezeichnetes sauerstoffhaltiges ätherisches Oel und ein leicht flüchtiger Campher aufgeführt werden. Als geeignetste Form wird die Tinc- tur (1 : 9) empfohlen ; in ihrer Wirkung soll sie der Angelica, Valeriana etc. nahe stehen. Dr. BeHram. Pharmaceutische Eundschau und Zeitung für wissen- schaftliche und gewerbliche Interessen der Pharmacie in den vereinigten Staaten von Dr. Fr. Hoffmann. New- York. Nach No. 1 des im Januar d. J. ausgegebenen ersten Bandes hat sich die Redaction die Aufgabe gestellt, in geordneter Uebersicht und sachver- ständiger, sorgfältiger Auswahl die Leser mit den werth vollsten praktischen und wissenschaftlichen Ergebnissen und Leistungen auf dem Gebiet der Pharmacie bekannt zu machen. Die Rundschau erscheint in deutscher Sprache und mll gleichzeitig die Literessen der in Amerika lebenden deut- schen Pharmaceuten berücksichtigen und in Gemeinschaft mit den europäi- schen Berufsgenossen für wünschensweiihe Reformen, Entwickelung und gedeihlichen soliden Fortschritt der Pharmacie wirken. Der Inhalt des 1. Hef- tes ist ein reichhaltiger; er betrifft ein Referat über die neue Ver. Staaten- Pharmacopoe, die phai-maceutische Erziehungsfrage, wie auch die Zeitfi'agen der Pharmacie überhaupt. Als Originalbeiträge folgt dann eine Abhandlung über Rhus colonoides Nutt. von Prof. C. Mohr, eine weitere über Prüfung des Petroleums, eine Besprechimg der für die maass - analytischen Prüfungen von der Phannacopoe verlangten Apparate und von Prof. Maisch ein Auf- satz, die Stellung der Pharmacie zu den Geheimmitteln in Nordamerika be- treffend. Unter der Rubrik „monatliche Rmidschau" folgen dann eine Reihe von Auszügen aus den verschiedenen Joui'nalen über Phai'macognosie. pharmaceu- tische Technik, chemische und pharmaceutische Präparate u. s. w. nebst praktischen Mittheüungen. Den Schluss des- Blattes büdeu PreisHsteu und Ankündigungen ver- schiedener Art. Der Herausgeber hat sich ein grosses Ziel gesteckt, wir wünschen seinen Besti"ebungen reichen Erfolg. Dr. Bertram. Disinfezione e ]\Iezzi Disinfettanti pel Dr. E. Reichardt. Prima Traduzione Italiana con note ed aggiunte sulla seconda edizione tedesca dal Dott. Dario Gribertini. Parma, Luigi Battei 1883. Besser als die günstigste Kritik sprechen für ein Buch \\nederholte Auf- lagen und in noch höherem Grade Uebeiiragungen in fremde Sprachen, denn 320 Bücherschau. gerade letztere pflegen nur dann zu erfolgen, wenn etwas gleich Gutes in der Muttersprache des betreffenden Ijandes nicht existirt. So ist denn die zweite, vor bald zwei Jahren au dieser Stelle besprochene Auflage der Rei- chardt'scheu Schrift über „ Desiufectiou und desinficirende Mittel" jetzt auch ins Italienische übersetzt worden und zwar offenbar von vorzugsweise berufener Hand ; denn sowohl die ziemlich umfangreiche Vorrede des Ueber- setzers als auch seine sehr- zalüreichon den Text begleitenden Anmerkungen zeigen aufs Deutlichste, dass derselbe auf dem behandelten Gebiete voll- kommen zu Hause und allen Besti-ebungen der öffentlichen Gesimdheitspflege im In- und Auslande gewissenhaft gefolgt ist. Uebrigens zeigt ein Bück in die italienischen naturwissenschaftlichen Zeitschriften, dass in jenem Laude seit den letzten Jahren den Fäulnissvorgängen und ihi'en Gefahren für Leben und Gesundheit eine ganz besondere Aufmerksamkeit zugewendet und der ernstliche Versuch gemacht wird, manches hierin Versäumte nach Kräften nachzuholen, und kann es füi' vms nur erfreulich sein, wenn hierzu die Ar- beiten unserer deutschen Gelehrten beitragen und benutzt werden können. Heidelberg. Dr. Vulpms. Die deutschen Yolksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Aus allen Mundarten und Zeiten zusammengestellt von Dr. G. Pritzel und Dr. C. Jessen. Han- nover, Verlag v. Philipp Cohen. 1882. Das vorliegende Buch, von dem bis jetzt nur der erste Theil, von Abies bis Vitis reichend, ersclüenen ist, während der zweite ausser dem Schluss ausführliche lateinische und deutsche Register bringen wird, führt nach den lateimschen Namen der Pflanzen alphabetisch geordnet den ganzen Reich- thum unsrer deutschen Pflanzennamen (24000) vor, (aber nicht uui' der deutschen Pflanzen, sondern es fhiden sich auch alle Handelspflanzen und Drogen mit gleicher Vollständigkeit behandelt). Jedem Namen findet sich die Gegend, in der er gebräuchlicii, oder der Scluiftsteller , dem er entlehnt ist, beigesetzt; kurze Erläuterungen am Kopfe der einzelnen Abschnitte he- ben häufig die Eigenschaften hervor, denen die Namen ihi-e Entstehung ver- danken. Niemand wird sein Erstaunen über den hier aufgespeicherten Keich- thum unterdrücken und dem SammeLfleisse der Verfasser seine Bewunde- rung versagen können. Freilicli war auch zur- Abfassung eines solchen Werkes Niemand geeigneter als der inzwischen verstorbene Pritzel, der Ver- fasser des bekannten thesaui-us litteratm-ae botanicae, und sein Mitarbeiter, der schliesshch das "Werk zu Ende führte, Jessen, Herausgeber einer bekann- ten Geschichte der Botanik. Ich möchte das Werk gerade meinen HeiTcn Collegen recht angelegent- lich empfehlen, es kommt so oft vor, dass Vegetabilien in der Apotheke ver- langt werden unter Namen, die dem häufig aus einer andern Gegend stam- menden Handverkäufer dui-chaus fremd sind und widerwillig wird dann aus einem Allerweltskasten dispensii-t; rmser Buch dürfte in einem solchen Falle kaum jemals im Stiche lassen; ferner aber macht der Verfasser darauf auf- merksam, dass sich das Neubilden und Umbilden von Pflanzennamen gerade in der Apotheke beobachten lässt, hebt er doch auch mit besonderer Befrie- digung hei-vor, dass ihm das von HeiTn Senator Lehmann in der Rendsbur- ger Apotheke sorgfältig geführte Verzeichniss zugänglich gewesen. Ich glaube nun, dass so vollständig scheinbar das Werk ist, viele der Herren Collegen noch reichlich Gelegenheit finden werden, ihr Scherflein zui' weiteren Ver- vollständigung beizutragen und dass es keinem Zweifel unterliegt, dass auf diese Weise noch viel des Interessanten zu Tage kommen kann. C Hartwich. Halle a. S., Buchdrackerei des Waisenhauses. SeitQ A. Rom out, Schuelles A' erfah- ren zurSalicylsäui'ebestimmung iu Ueträukeu 303 Ch. Thomas, Nachtrag zu sei- nem Verfahren, Bordeauxroth iu "Wein aufzusuchen . . . 304 P e r a r d n , Physiologische , und therapeut. Wirkung v. Resorcin 305 Boussingault, Yorkomnien von !Mangan auf der Oberfläche von Felsen 306 Ch. Bram e , Yersclüedene Eigen- 307 schaffen der Blausäure . . . 307 Marcus u. Oechsner de Co- nin g k , Physiologische "Wir- kung des Collidins .... 307 Deherain und Maquenne, Reduction von Nitraten in der Ackererde 308 Seite Gayon undDupetit, Gährung von Nitraten 30S> Muntz und Aubin, Atmo- sphärische Salpoterbildung ' . 310 Chatrian und Jacobs, Yer- gängliche Entfärbung von gel- ben Diamanten 311 J. M. ilaisch, Chiapflanzen . 311 McCl.Forney, "Wirkungen des Jodpentabromids auf ätherische Oele 311 J. D. Forhes, Coloradokäfer . 314 Le Bon, Yersuche mit glyce- rinborsaurem Natrium imd Cal- cium 314 Shoemaker, Yorzüge der Ole- ate 316 0. Bücherschau. Commentar zur Pharmacopoea Germanica editio altera. Her- ausgegeben von Dr. H. Ha- ger. Mit zahlreichen in den Text gedmckten Holzschnitten. 2. u. 3. Lief 317 Correspondenzblatt des Yereins deutscher Mineralwasserfabii- kanten 318 Das Yorschreiben. Anleitung zur Herstellung der Schilder in den Apotheken von 0. Ro- the 318 Lippia Mexicana, eine neue Heil- pflanze von Dr. med.Y. Pod- ■^issotzki-Dorpat .... 319 Pharmaceutische Rundschau und Zeitung für wissenschaftliche und gewerbliche Interessen der Phannacie in den vereinigten Staaten v. Dr.Fr. Hoffmann 319 Disinfezione e Mezzi Disinfettanti pel Dr. E. Reichardt. . . 319 Die deutschen Yolksnamen der Pflanzen von Dr. G. Pritzel und Dr. C. Jessen . . . . 320 ^ !) »! Von dieser Zeitschrift erscheint monatlich ein Heft von 5 Bogen. Zwölf Hefte bilden einen Band. Ladenpreis für den Jahrgang 18 Reichsmark. Empfangsanzei^e. Berichte der deutsch, ehem. Gesellschaft 4. Eepertor. für analytische Chemie. 6, 7. Chemikerzeitung 21 — 28. Pharmaceut. Centralanzeiger 11 — 14. Centralhalle 11 — 14. Industrieblätter von Jacobsen 12 — 14. Apothekerzeitung 10 — 13. Pharmaceut. Zeitschrift für Eussland 9 — 12. Zeitschrift des Allg. Oestr. Apothekerver. 8, 9, 10. Schweizer. "Wochenschrift für Pharmacia. Nieuw Tijdschrift voor de Pharmacia in Nederland 4. Journal de Pharmacie et de Chimie 4. Bulletin de la societe chimique 6, 7. L'Union pharmaceutique 3. Journ. de Pliarmacie d'Anvers 3. The pharmaceut. Journ. and Transact. 663 — 67. - Chimist and Druggist 3. Deutsch - amerikan. Zeitung 24, 1. L'Orosi 3. Annali di Chimica applicata 3. Pharmaceut. Post 11 — 13. l Loebisch's chirurg. Monatshefte 3. Schorer, Th., Sielleitungen der Stadt Lübeck. Now-Idea 2, 3. The Therapeutic. Gazette 2, 3. Freyberger, H. M., Die Präparate. AVasowicz, M. D., Farmacognozyja 1. Czasopismo 5, 6. Raspe, F., Heilquellen 7 — 8. Herz, J., Synopsis der pharmaceut. Botan. Beilstein, Organ. Chemie. L. 14. Karsten's deutsche Flora. L. 11. Eisner, F., Grundriss der pharmaceut. Cham. 3. Aufl. Poehl, A., Bildung des Peptons. Seubert, K., Allgemeine Waai'enkunde 1. II. Hausknecht, 0., Lehrbuch der Chemie. Medicus, L., Maassanalyse. Barry, D., englisches Convcrsationsbuch. Würzburger Wochenschrift 11 — 14. Jona, den 19. April 1883. E. E. ( i) f D Halle a. S. , Buchdrnckorei des "Waisenhauses. ®- -® ARCHIV DER PHARMACIE. Zeitsclirift des Deutschen Apotheker- Vereins. 10. Jalirgaiis:. Bd. 221, Hft. 5. (Dritte Reihe. Bd. 21. Hft. 5.) Herausgegeben vom Yereins -Torstande unter Redaction von E. Reichardt. 3>Iai. Mit Beiblatt No. iu. 5, enthaltend die Bekanntmachungen des Vorstandes und amtliche Verordnungen. Im Selbstverlage des Vereins. In Commission der BuchhandluBg des Waisenhauses in Halle a/S. 1883. @ ^ ® Bedaction gesclilossen am 18. Mai. Ausg:eg:eben am 28. Mai 1883. Nachricht. xjs wird gebeten, alle Beiträge für das Archiv an den Redacteur desselben, Hrn. Professor Dr. E. Eeichardt in Jena, alle die Verwaltung des Archivs und die Mitgliederliste betreffenden Ka chrichten an die „Archiv -Verwaltung" z.Z. Hm. Med. Ass. Pusch in Dessau einzusenden. Inhalt. A. Originalmittheilungen. Seite Seite Th. Bissinger, Bestandtheile Präparate d. Exti-act. secalis der Pilze, Lactarius piperatus . cornuti 347 und Elaphomyces granulatus . 321 ! C. H. "Wolff, Spectralanalytische B. Kohlmann, Apparat zur Eeactionen .301 Maassanalyse 345 J h. S c h m i e d e r , Verschiedene C. Jehn, Ziegenbutter; wasser- unlösliche Fettsäuren . . . 262 B. Monatsbericht. A. Kluuge , Nachweis der AIol-. Neue Aloioi-eactioneu . . . 3C3 A. Lehn, Nachweis von Reis- mehl iu Buchweizeumehl . . 364 Hager, Prüfung des "Wismut- subüitrats 364 J. Nessler, Scheinbar fremde Farbe lieim grünen Kaffee . 304 A. Laugfurth, Amerikanischer künstlicher Fettkäse .... 365 R u p p r e c h t , Höchster zulässi- ger Gehalt der antiseptischeu üaze an Carbolsäui'e . . . 36ä Ch. Girard, A'erfälschung des Pfeffers 366 O.Bach, Prüfung des 011 veuüls 366 H. B. Parsons. Prüfung von Chininpilleu 369 L. B r i e ger, Kenntniss der Fäul- nissalkaloide 370 C. L. Die hl. Prüfung von iSuc- cus Lif|uiritiae für pharmaceu- tische und technische Zwecke 371 J. Sohnke, Apparat zur volu- meti'ischeu Bestimmung frem- der Luft in der Kohlensäure 373 M. Hay, Vegetabilische Alka- loide uud die Methoden ilirer Abscheidung 375 Ransom, Nachweis von Stron- tian durch chrorasaures Kali . 377 Gas a major, Asbest zum Fil- triren zu ])rä|)arireii .... 377 Nicholls, Negerkaffee . . . AV. Ro berts , Angesäuerte Koch- salzlösung als Reagens auf Eiweiss und Pepton im Urin Gerrard, Gelsemin .... Dragendorff, Bestimmung des Alkaloidgehaltes der Stiych- nossamen 0' Conor Sloane, Apparat zur continuirlichen Exti'aktion Vitali, Nachweis von Schwe- felkohlenstoff' Ders., Verfälschung von AVoin- stein Lander er, Anbau von Cauna- bis indica R. Meyer. Mikroskopische L'^n- tersuchung bedruckter Baum- wollenstoffe P. Carl es. Bleihaltige Verzin- nung von Conservebüchsen Poincare, "Wirkung des Ein- athmeus von Luft , die Petro- leumdämpfe enthält .... R i c h n , Dilophospora graminis Desm G u e r i u . Verwendung von Naph- tol bei Behandlung von Krätze Bromkalium gegen Diabetes . . Ch. A. T. Doensoh. ]?osina Scammouii 378 378 378 379 380 381 382 .382 383 383 384 384 385 365 386 ARCHIV DER PHARMACIE. 21. Band, 5. Heft. A. Origiiialmitt heil Uli gen. Mittheilungeii aus dem pharmaceiitisclien Institute und Laboratorium für angewandte Cliemie der Universität Erlangen. Von A. Hilger. II. Ueber Bestandtheile der Pilze, Lactarius pipe- ratus und Elaphomyces granulatus. Von Theodor Bissinger. Die charakteristischen Formen, nicht minder die auifallenden Farben der Pilze, sowie ihre schon frühe beobachteten specifischen, vielfach schädlichen Wirkungen auf den thierischen Organismus haben die Aufmerksamkeit der Chemiker verhältnissmässig frühe auf diese Pflanzenklasse gelenkt. Man war bestrebt, die organischen und anorganischen Bestandtheile der Pilze zu erforschen, um einerseits deren Bedeutung als Nahrungsmittel, andererseits jene Stoffe bestimmt kennen zu lernen, welche die giftigen Wirkungen auf den thieri- schen Organismus veranlassen. Zunächst sei versucht, in gedrängter Schilderung an die ver- schiedenen bis jetzt in den Pilzen beobachteten chemischen Bestand- theile zu erinnern. Braconnot,^ der sich zuerst mit dem Studium der chemischen Constitution der Schwämme befasste, glaubte in dem Zellgewebe der Pilze eine eigenthümliche chemische, der gewöhnlichen Cellulose ähnliche Substanz gefunden zu haben, die er Fungin nannte. 1) Ann. de chimie 79, 2G7. 80, 273. 84, 257. Arch. d. Pharm. XXI. Bils. tu Plft. 21 322 Th. Bissinger, Bestandtheile der Pilzo, Tiactarius j)i])cratus etc. Payen' wies jedoch im Jahre 1839 und 1830 mit Bestimmt- heit nach, dass das Zellgewebe der Pilze nach gehöriger Entfernung der fremden Beimengungen in seiner Zusammensetzung mit der gewöhnlichen Cellulose übereinstimme. Soweit die chemischen Un- tersuchungen bis jetzt gediehen sind, konnte in den Pilzen keine Stärke constatirt werden. Es wurde wohl ein dem Amylum ähn- licher Körper entdeckt, der Amylomucin genannt wurde. ^ Einen der Stärke ähnlichen Körper fand Biltz^ in der Hirschtrüffel Ela- phomyces granulatus; er führt ihn unter dem Namen Inulin auf. Ludwig und Busse, die ebenfalls die Hirschtrüffel untersuch- ten, nennen diese Verbindung Mykoinulin. Aus der Gruppe der Zuckerarten ergaben sich als Bestandtheile Inosit (nachgewiesen von Manne in Lactarius piperatus und Ciava- ria crocea), Mycose und Trehalose, die Ludwig imd Busse* ebenfalls im Elaphomyces granulatus auffanden. Spätere Arbei- ten von Knop, Schnedermann, Pelouze und Liebig erga- ben, dass diese Mykose oder Schwammzucker identisch mit Man- nit ist, dem auch sonst im Pilzreich weit verbreiteten und oft in beträchtlichen Mengen sich vorfindenden 6werthigen Alkohol. So erhielten ihn Ludwig imd B u s s e ^ bei der Untersuchung von Elaphomyces granulatus. Sie weichten 700 g. des Pilzes mit Wasser auf und leiteten, nachdem sie den mit Thierkohle entfärbten wässerigen Auszug zur Abscheidung der etwa vorhandenen Säuren mit Bleizucker versetzt hatten, in das Filtrat von dem Bleinieder- schlag Schwefelwasserstoffgas. Nachdem das Schwefelblei entfernt war, dampften sie das Filtrat zur Syrupconsistenz ein. Es scliieden sich Krytalle aus, welche ausgewaschen und mit Weingeist gekocht sich bis auf einen geringen Rückstand lösten. Die Lösimg lieferte beim Erkalten fast reinen Mannit. Auch Böttger^ erkannte den krystallisirbaren Süssstoff der Hirschtrüffel als Mannit. W. Thörner^ wies Mannit nach in Agaricus integer. Als er nämlich in Folge einer Untersuchung über Agaricusarten , bei der er es zunächst auf 1) Ann. de chimie 85, 5. 2) Compt. rend. 88, 759 u. 984. 3) Trommsdorff, neues Journal der Phann, 11. Bd. 4) Arch. Pharm. 189. 24. 5) Ebend. 6) Beiträge zur Chemie u. Pliysik 44. 123. 7) Bcrl. Bor. XT. 533. Tli. Bissinger, Bestandtheile der Pilze, Lactarius piperatus etc. 323 Erkennung der die Farbe bedingenden Substanz abgesehen hatte, aucli Agaricus integer nach dieser Richtung untersuchte , machte er die Entdeclning, dass dieser Pilz neben einem nicht erkannten basi- schen Körper grosse Mengen von Mannit enthält. Müntz fand Mannit in Penicilium glaucum. Man sieht aus diesen Thatsachen, wie verbreitet Mannit in die- ser Pflanzenklasse vorkommt, so dass schon darauf aufmerksam gemacht wurde, die so leicht zu beschaffenden Pilze als Quelle zur Gewin- nung von Mannit zu benutzen. Bezüglich der in den Pilzen vorkommenden Säuren giebt Bra- connot in seinen in den Jahi-en 1811 — 1813 veröffentlichten Unter- suchungen über die chemische Constitution der Pilze folgende Notiz. Er constatirte ausser dem oben erwähnten, irrthümlich für einen der Celliüose verwandten Körper gehaltenen Fungin das Vor- handensein zweier organischen Säui'en, die er Boletsäure und Pilz- oder Schwammsäure nannte. Die letztere Säure ist nach seinen Untersuchungen farblos , sehr sauer und bildet leicht zerfliessliche, nicht krystallisirbare Massen; sie wurde von ihm aus dem aus- gepressten Saft des Schwammes nach dem Erwärmen zur Ausschei- dung des Eiweisses, Einkochen zur Syrupconsistenz , Behandeln mit Alkohol, Lösen des Rückstandes in "Wasser, Fällen mit salpetersau- rem Bleioxyd, Zersetzen mit zehnfach verdünnter Schwefelsäure, mehrmaligem Umkrystallisiren mit Ammoniak und abermaligem Fäl- len mit salpetersaurem Bleioxyd und Zersetzen des zuletzt erhalte- nen Bleiniederschlages mit Schwefelwasserstoff gewonnen. Dieser einige Jahre unter den organischen Säuren aufgeführte Körper wurde wieder fallen gelassen. Denn im Jahre 1854 fand Des- saignes^ in Boletus pseudoignarius 2 Säuren Citronensäure und Apfelsäure und stellte die Identität der letzteren mit der Pilzsäiu^e Braconnots als festbewiesen hin. Gobley* und Lefort^ konnten diese Behauptung nur bestätigen; beide Forscher fanden neben den beiden Säuren Braconnots in Agaricus campestris auch noch Fumarsäure. Auch die zweite vonBraconnot behauptete Säure, seine Bolet- säure, konnte ihre Berechtigung nicht behaupten. Zu ihrer Dar- 1) Compt. reud. 37. 782. 2) Gaz. med. de Paris 1856. No. 6. 3) Journ. Phaiin. et chira. 19. 190. 21^ 324 Th. Bissinger, Bestandtheile der Pilze, Lactarius piperatus etc. Stellung fällte Braconnot den heissen Auszug des Schwammes mit Bleizucker, filtrirte den Niederschlag ab, wusch kalt aus und kochte ihn mit Wasser. Darauf wurde wieder heiss filtrirt und das Filtrat in die Kälte gestellt. Es schieden sich KrystaUe aus , die unter Wasser mit Schwefelwasserstoff zersetzt wurden. Das Filtrat von dem Schwefelwasserstoffniederschlag wurde verdunsten lassen. Die Säure löst sich nach seinen Angaben in 200 Thl. kaltem und 180 Th. heissem Wasser, leicht in Alkohol und Aether; sie krystallisirt in Nadeln, ist geruclilos und reagirt sauer. Auch Bolley,^ der die Pilze Ciavaria flava und Agaricus piperatus untersuchte, gewann aus letzterem eine wohlkrystallisirte Säure, die nach der Elementaranalyse mit Fumarsäure überein- stimmte. Auf Grrund der in seinen „Beiträgen zur Kenntniss der in den Schwämmen enthaltenen Säuren" zusammengestellten An- gaben der Eigenschaften der Boletsäure und Fumarsäure glaubt Bo- ley auch diese beiden Säm-en für identisch halten zu müssen. In Ciavaria flava hat er Oxalsäure nachgewiesen. Lefort^ fand Aepfelsäiire und Citronensäure in Tuber cibarium. Des- saignes^ hatte, wie schon oben erwähnt, diese Säuren in Boletus pseudoignarius constatirt. Aus der Reihe der Fettsäuren sind bis jetzt folgende Säuren als Bestandtheile der Pilze entdeckt worden: Mannassewitz* wies die bis jetzt in keiner grossen Anzahl von Pflanzen aufgefundene Ameisensäure im Mutterkorn nach. Bornträger ^ giebt als einen Bestandtheil des Fliegenschwammes (Agaricus muscarius) Propionsäure an. Auch Leu ein ist in gewissen Pilzen aufgefunden worden. Burgemeister^ und Buch - heim haben Leucin im Mutterkorn nachgewiesen. W. Thörner,'' der im Jahre 1878 in einer Agaricus-Art Mannit in so beträchtlicher Menge vorfand, dass ihm dieser Pilz für Gewin- nimg von Mannit eine gute Quelle zu sein scheint, hat bei einer späteren Untersuchung desselben Pilzes im Jahre 1879 eine Säure 1) Ann. d. Chemie u. Physik 86. 44. 2) Joimi. d. Phai-m. u. Chem. 31. 440. 3) Compt. read. 37. 782. 4) Joura. f. Pharm. 1867. 20. 5) N. Jahresb. d. Pharm. 8. 222. G) Flückiger , Phamiacognosie. 2. Aufl. 2. Bd. 7) Bcrl, Bcr. XI. 533 u. Berl. Bev. XII. 1634. Tli. iiissinger, Bcstaiidtlioilo der I'ilzc, Lactiinus pipcratuH utu. 325 entdeckt, für die er die Formel C'-''H^*^0^ angiebt, und welcher er in die Reihe der Fettsäuren stellt. Er gewann die Säure aus dem Filtrat vom abgeschiedenen Mannit, indem er die dunkelbraune Lö- sung, nachdem sie mit Thierkohle entfärbt war, zm- Trockene ver- dampfte und darauf den noch vorhandenen Mannit mit Wasser aus- zog. Nach Auskochen mit Salzsäure wurde der weisse Filterrück- stand in Natronlauge, der etwas Alkohol zugesetzt war, gelöst und durch Zusatz von Salzsäure die freie Säure als schwach gelblich gefärbtes, beim Erkalten erstarrendes Oel erhalten. Nach Reinigen und Umkrystallisiren schmolz die Fettsäui'e bei 69,5*^ — 70" C. Sie krystallisirt aus Alkohol in weissen, büschelförmig gruppirten Nädel- chen, die leicht in Aether, Benzol, Toluol, Schwefelkohlenstoff, kochenden Alkohol und Eisessig löslich sind. Aus diesen Lösungs- mitteln fällt sie wieder mehr oder minder krystalHsirt aus. Auch Säuren mit noch höherem Kohlenstoffgehalt wurden als Bestandtheile des in manchen Pilzen vorhandenen Fettes nach- gewiesen, Herrmann^ verseifte das fette Oel, das er durch Extrahiren des Mutterkorns mit Aether gewonnen hatte und erhielt so nach Zersetzen der Seife mit Schwefelsäure und Trennung der fetten Säuren von der wässrigen Flüssigkeit im Filtrat von dem in dieser wässrigen Lösung sich absetzenden Bodensatz, den er für die fär- bende Materie hielt, bei der freiwilligen Verdunstung den Geruch von Essigsäure und Butter säure. Die butterartigen Fettsäu- ren selbst ergaben Palmitin- und Elain säure in der Mischung 3 Mol. Elain auf 1 Mol. Palmitin. Nach Verjagen der flüchtigen Säuren, Essigsäure und Buttersäure fand sich das von den fetten Säuren gebunden gewesene G-lycerin. Von den bis jetzt in den Püzen aufgefundenen Säuren ist übrigens keine als einer besondern Species eigenthümliche erkannt worden. Noch, kurz wiU ich die manche Pilze charakterisirenden, gesund- heitsschädlichen organischen Stoffe berühren, die theils mit aUer Bestimmtheit zu den wahren Alkaloiden gerechnet werden müssen, theils in ihrer chemischen Zusammensetzung noch nicht klar erkannt sind. Besonders grosses Verdienst in dieser Hinsicht erwarben sich Dragendorff und v, Podwissotzky. Sie erkannten als den wirksa- men Bestandtheil im Mutterkorn eine Säure, die sie Scelerotinsäure 1) Wittstein, Vierteljahresberioht VIII. 481-497. 326 Th. Bissinger, Bestandtheile der Pilze, Lactarius piperatus etc. nannten. Ebenso haben Schmiedeberg & Harn ack einen wesent- lichen Bestandtheil des Fliegenpilzes in dem Muscarin erkannt. "WenzelP ferner giebt in seiner Abhandlung über die wirk- samen Bestandtheile des Mutterkorns als solche die beiden Alkalo'ide Ergotin und Ecbolin an; indess scheinen beide ein und dieselbe Substanz ^ zu sein. Bezüglich der Farbstoffe sind viele Untersuchun- gen geliefert worden, die mehr oder minder nur Namen gebracht, ohne die Natur und Zusammensetzung der färbenden Substanzen aufzuklären. Endlich möge noch ein im Muttorkorn aufgefundener, in man- chen Samen anderer Pflanzen vorkommender und in Bezug auf seine pflanzenphysiologische Bedeutung noch nicht aufgeklärter Körper zu erwähnen, das Cholesterin, das von Stahl und Höhn^ nach- gewiesen wurde. Meine Untersuchungen beschäftigen sich zunächst mit einer in Lactarius piperatus Fr., dem Pfefferschwamm, vorkommenden Fett- substanz. Daran reihen sich die Resultate einer Aschenanalyse des nämlichen Pilzes. Das mir zur Verfügung gestandene Material stammt aus der Umgegend von Wunsiedel; ich habe es diu-ch die Güte des Herrn Dr. Kellermann daselbst erhalten, der mir auch eine Probe Rohfett dieses Pilzes zur Verfügung stellte. Zu gleicher Zeit stand mir eine Quantität Hirschtrüffel, Elaphomyces granulatus, zu Gebote, die auf ihren Gehalt an Mannit untersucht wiu-de. Herr Prof. Dr. Reess hatte die Freundlichkeit mir solche zu überlas- sen. Ich ergreife mit Freude die Gelegenheit beiden Herren mei- nem Dank auszusprechen. Das Fett von Lactarius piperatus. Die Extraction des Fettes aus dem Pilze erfolgte mit Aether in dem Drechsel'schen Apparate, der hier gute Dienste lleistete. Nach dem Abdestilliren des Aethers blieb in der Retorte eine braune fettige Masse, die sich grösstentheils in Alkohol löste. Der hierbei verbleibende Rückstand büdete eine braune, zähe, harzige Masse, die 1) Vierteljaliresschi-ift f. prakt. rharm. 1865. Bd. 14. 18. 2) Blumberg, Dissertation über 'die Alkaloide des Mutterkorns. Dor- pat 1878. 3) Arch. f. Pharm. 187, 36. Th. Bissinger, Bestandthoüc dor Pilze, Lactaiius piporatus etc. 327 sich in Aether löste, aber nach Verdunsten desselben dieselbe Be- schaffenheit wie vorher behielt. Die braune Fettmasse, die in der Betörte nach Abdestilliren des Aethers blieb , w^irde , nachdem die- selbe in Alkohol gelöst und, nachdem diese Lösung von der eben erwähnten milüslichen Masse abgegossen war, mit Aotzkaü ver- seift. Nachdem der Alkohol ziun grössten Theil dui'ch Erwännen beseitigt war, schied sich beim Zersetzen der Seife mit Schwefel- säui'e, wobei ein zu grosser üeberschuss vermieden wurde, ein in dunkelbraunen Tropfen auf der Oberfläche der Lösimg schwimmen- des Oel aus, das in der Kälte zu festem, sprödem Kuchen erstarrte. Die erstarrten Massen wurden weggenommen imd nochmals mit Aetzkali verseift. Die wässrige Lösimg der Seife wurde mit Was- ser stark verdünnt. Nach einiger Zeit zeigte sich in der dunkel- braunen Lösung eine silberglänzende schleimige Ausscheidung, die sich erst nach mehi'tägigem Stehen absetzte. Die überstehende Flüs- sigkeit wurde abgegossen und die letzten Antheile derselben durch Absaugen entfernt. Das Filti-at imd die abfiltrirten Krystallmassen wurden getrennt von einander verarbeitet. Zu besserer Uebersicht bezeichne ich die letztgenannten Krj-stallmassen , die sich aus der Kaliseife nach Zersetzen mit Schwefelsäure und Verdünnen mit "Was- ser ausgeschieden haben, mit I, das Filtrat davon mit IE. Die krystallinische Ausscheidung L "Wir haben es bei dieser Substanz jedenfalls mit einem in kal- tem Wasser schwer löslichen Kalisalz zu thun. Dasselbe löste sich in heissem Wasser, fiel beim Erkalten allmählich wieder aus, löste sich ferner in heissem Alkohol, in Chloroform und ia heissem Eisessig. Die Lösung iu Eisessig wurde mit Wasser verdünnt mid erwärmt. Es schieden sich auf der Flüssigkeit gelbe durchsichtige Fetttropfen ab. Sie wurden auf dem Filter diu'ch Waschen mit heissem Wasser von der Essigsäm-e befreit und aus Alkohol umkry- stallisü-t. Ich erhielt weisse, glänzende Schüppchen, die bei 68^ C. schmolzen. Ein Theü davon wurde zur Vornahme einiger Vorversuche abermals iu Alkohol gelöst und mit eiuer kochenden Lösung von kohlensaurem Natron versetzt. In der Kälte erstarrte die ganze Lösung zu einer weissen Gallerte. Nachdem mm auf dem Wasser^ bad zur Trockne verdampft war, wiu-de die trockne Masse mit Alko- hol estrahirtj vom ungelösten kohlensauren Natron abfiltrirt und, 328 Th. Bissinger, Bestaadtheile der I'üise, Lautaiius piperatus etc. damit beim Erstarren der Lösung das etwa noch vorhandene Na- tronsalz in Lösung bleibe, mit etwas Wasser verdünnt. Aus dem durch Abpressen von anhaftendem Alkohol befreiten Natronsalz wurden zunächst verschiedene MetaUsalze der hier jedenfalls vor- liegenden Fettsäiu-e dargestellt. So stellte ich ein Kupfer-, Blei-, Silber- und Barytsalz dar, indem die heisse, alkoholische Lösung des Natriumsalzes mit Lösungen von Kupfervitriol, salpetersaurem Bleioxyd, salpetersaui'em Silberoxyd und essigsaurem Baryt versetzt Avurde. Die Niederscliläge wurden mit destillirtem AVasser gut ge- waschen. Alle diese Salze bildeten voluminöse Niederschläge, von denen das Kupfersalz hellblau, die übrigen weiss waren, sämmtliche amorph. Die Analysen dieser Salze ergaben : Kupfersalz : I. 8,59 7o Cu n. Bleisalz : 8,74 7o Cu I. 26,37 o/o Pb n. 26,91 »/o Pb I. 27,70 - Pb IV. 28,17 - Pb Silbersalz : I. 28,04 7oAg n. Barytsalz : 27,65% Ag L 19,66% Ba n. 20,07 % Ba, Die vorliegenden Eesultate der Untersuchung dieser Salze las- sen zunächst keinen directen Schluss über die Natiu- der hier vor- liegenden Fettsäm-e zu, weshalb ein eingehendes Studium nach den Yorschlägen von Heintz diu-ch partielle Fällung mittelst der Ace- tate von Baryum und Magnesium nothwendig Avurde. Die dazu ver- wandte Substanz (I.) wog 3 g. Da wegen ihrer festen kiystallini- schen Beschaffenheit Oelsäure als Bestandtheil ausgeschlossen war, wui-de sie direct in soviel Alkohol gelöst, dass sich bei gewöhnlicher Zimmertemperatur nichts mehr ausschied. Die so bereitete Lösung wurde nun heiss mit dem dreissigsten Theil des Gewichtes an essig- saurer Magnesia in alkoholischer Lösung versetzt. Es trafen hie- bei auf 3 g. Fettsäuren 0,01 g. essigsaure Magnesia. Der dadurch entstandene Niederschlag wurde abfiltrirt und zwischen Filtrirpapier getrocknet. Das Filtrat wurde nun nach jedesmaligem Abstumpfen der entstandenen freien Essigsäure mit Ammoniak abermals mit Magnesiumacetat versetzt und diese Operation 9mal wiederholt. Th. Bissinger, Bestandtheile der Pilze, Lactarius piperatvLs etc. 329 Nachdem der letzte Niederschlag abfilti-iil war und essigsaure Magnesia keinen Niederscldag melir gab, "wnu-de Baryuraacetat als wei- teres Fällungsmittel angewandt. Ich nahm den zwanzigsten Theü des Gewichts der anfangs in Alkohol gelösten Säiire an Baryum- acetat, in diesem Falle waren 0,15 g. Mit dieser Menge von Ba- rjnimacetat in conc. wässriger Lösung erhielt ich noch zwei Fäl- lungen. Es resiütirten im Ganzen 10 Fällungen mit Magnesiumacetat und 2 mit Baryumacetat, welche ich mit den Nummern I — XTT bezeichne. Fällung I, Diese Fällimg ergab niu- einen geringen Niederschlag, der eben ausreichte, um zwei Magnesiabestimmungen und eine Schmelzpunkt- bestimmung der aus dem Salz diu'ch Salzsäure freigemachten Säure zu machen. I. 8,04 o/o MgO \ Mitte n. 8,09 - MgO j 8,06. Berechnet man nun aus der von W. Thörner in Agaricus inte- ger aufgefundenen Säure C^^H'^'^Ö^ dasselbe Verhältniss, so erga- ben sich für das Magnesiumsalz dieser Säure 7,90 % ^^gO. Ich glaube danach behaupten zu dürfen , dass ich hier dieselbe Säure vor mir habe, da auch der Schmelzpunkt in der für die von Thörner gefimdenen Säure verlangten Grenze liegt. Die aus dem Salz freigemachte Säiu-e schmolz bei 69 — 70 ^C. Fällung n. Die Magnesiabestimmungen der 2. Fällung ergaben : I. 8,03 o/o MgO \ :Mittel n. 8,10 - MgO ( 8,06 MgO. Der Schmelzpunkt der freien Säm-e lag zwischen 69'' und 70^0. Fällung in. I. 7,98 o/o MgO 1 Mittel n. 7,69 - MgO j 7,88 o/o MgO. Schmelzpunkt der freien Säure = 69^ — 70 " C. Die Resultate dieser dritten Fällung nähern sich der theoretischen Berechnung von MgO für die Säure C^^H^^O^ ebenso wie 1 und 2. Bei den folgenden Fällungen ergaben sich nachstehende Re- sultate : 330 Th. Bissinger, Bestandtheile der Tilze, Lactarius piperatus etc. Fällung IV. I. 6,91 % MgO \ Mittel IL 6,79 - MgO f 6,86 %. Fällung Y. I. 6,92 «/o MgO \ Mittel II. 6,95 - MgO f 6,98 «/o MgO. Fällung YI. I. 6,39 % MgO 1 Mittel n. 6,26 - MgO j 6,33. Fällung Yn. ergab zu wenig Niederschlag, um eine Bestimmung davon machen zu können. Der Schmelzpunkt der freien Säuren lag stets bei 69*^ — 70" C. Diese Abweigung von den für C^^H^*'0^ geforderten Procent- zahlen gerade in den letzten Fällungen mag ihren Grund in der Bildung von Gremcngen sauerer und basischer Salze haben, da die Bildung neutraler Salze der organischen Säuren der Fettreihe, wie die Erfahrung gelehrt hat, zuweilen nicht glatt verläuft, sondern sich gerne Gemenge verschiedener Sättigungsstufen bilden. Fällung Ym. Die Resultate dieser achten Fällung dürften -wdeder die Resul- tate, die die ersten 3 Fällungen gaben, unterstützen. Ich erhielt: 1. 7,97 % MgO \ Mittel n. 7,70 - MgO ] 7,88 "/o MgO. Nach dem Zersetzen des Magnesiumsalzes mit Salzsäure und Umki-ystallisiren der freien Säure aus Alkohol schmolz diese wie die übrigen Portionen bei 69" — 70" C. Fällung IX. Das erhaltene Salz entspricht, wie die Bestimmungen zeigen, den Anforderungen, welche die 15 Kohlenstoffatome enthaltende Säiu-e steUt. I. 7,82 % MgO \ Mittel IL 7,75 - MgO J 7,78 % MgO. Der Schmelzpunkt der freien Säure ist G9" — 70" C. Fällung X. Die letzte FäUung mit Magnesiumacetat ergab folgende Resultate : I. 8,10 "/o MgO 1 >littel n. 8,50 - MgO I 8,30 "/o MgO, Th. Bissinger, Bestandtheilo der l'ilze, Lactarius piporatus otc. 331 Der Schmelzpunkt der freiou Säiiro stimmt mit dorn der SiUiro Cisgaoo^ überein. Füllung XL Die erste Fällung mit Baryumacetat ergab folgende Zahlen: I. 28,07 % BaO \ Mittel IL 27,82 - BaO f 27,94 ^/o BaO. Der Schmelzpiuilvt der freien Säm-e lag zwischen 69" und 70» C. Fällung XIL I. 27,85 7o BaO \ Mittel n. 27,90 - BaO) 27,82% BaO. Nach Zersetzen des Salzes mit Salzsäure fand ich den Schmelz- punkt der freien Säure bei 69» — 70^ C Berechnet man für die Formel (C'^R^^O-^yBa die Procentver- hältnisse an BaO und Ba, so verlangt (Ci^H^aO^j^Ba: 24,71% BaO imd 22,15 % Ba. Die Dillbrenz der zwischen den von mir gefun- denen Zahlen der Procente an BaO und der theoretischen Menge scheint auch hier auf Rechnung von Gemischen saiu-er und basischer Salze zu setzen sein. Auch Thor n er schiebt das Schwanken seiner Barytbestimmungen auf die Bildung solcher basischen oder sauren Salze. Obwohl er nämlich die Darstellung von Salzen aus seiner gefundenen Säure unter ganz gleichen Bedingungen mehrmals vor- nahm, erhielt er doch ganz schwankende Resultate bei der Analyse dieser Salze. So giebt er als Resultat der Analysen seiner dar- gestellten Salze folgende Procentzahlen an: 25,5 % Ba, 25,8 %Ba, 24,1 7o Ba und 27,7 % Ba. — Auch für das Bleisalz erhielt er ein mit der theoretischen Menge nicht übereinstimmendes Resultat. Während das Ci^H^sO^pb 30,04% Pb verlangt, erhielt er nur 27,73 % Pb. Diese Differenzen scheinen ebenfalls ihren Grund in der Bil- dung von Salzen, mit nicht constanter Zusammensetzung zu haben. Denn auch ich erhielt bei den Analysen gesondert von einander dargestellter Bleisalze ebenso wenig übereinstimmende Zahlen. So erhielt ich, wie schon oben angegeben, bei der Untersuchung der Bleisalze : L 26,37 7oPb n. 26,91% Pb ni. 27,70 - Pb r^. 28,17 - Pb. Den Schmelzpunkt des Bleisalzes fand ich übereinstimmend mit den Angaben Thörners zMdschen 11 3*^ und 114° C. 332 Th. Bissinger, BestandtheUe der Pilze, Lactaiius piperatus etc. Auch für die übrigen von mir dargestellten Salze, die wie oben angegeben folgende Zahlen lieferten: I. 8,59 ''/oCu IL 8,74 «/o Cu I. 28,04 - Ag U. 27,65 - Ag I. 19,66 - Ba n. 20,07 - Ba scheint die Yermutliung Thörners giltig zu sein, dass wir es auch liier nicht mit Verbindungen von constanter Zusammensetzimg zu thun haben. Es mögen auch hier Gemenge verschieden constituirter Salze vorliegen. Zimi Vergleich gebe ich die noch fehlenden, für die Säure C^^ 11^*^0^ berechneten Zahlen an: (CiäH2902)2Cu = 11,070/0 Cu (CiöH29 02)Ag = 30,97 - Ag (C»5H2902)2Ba = 22,13 - Ba. Ich glaube auf Grund dieser Resultate aimehmen zu dürfen, dass die Säure, die in dem Kaliumsalze enthalten ist, welches aus der stark mit Wasser verdürmten Seife ausfiel, identisch mit der von Thömer entdeckten Säure C^^H^'^O^ ist und dass ferner nur diese einzige Fettsäure als Bestandtheil vorliegt. Ich gehe nun zu dem in Lösung gebliebenen Theil der ursprünglichen Seife, zu 11. über, der von der ausgeschiedenen krystaUinischen Masse (I.) getrennt worden war. Dieses Filtrat ^\nlrde zunächst mit Schwefelsäure zersetzt. Es schieden sich auf der Oberfläche sch\Wmmende, dunkelbraune Fett- massen ab, die in der Kälte erstarrten. Nachdem sie abgehoben waren, wurden sie in Alkohol gelöst und die Lösung mit Thierkohle entfärbt. Durch Abkühlen der entfärbten Lösung schied sich der grösste Theil der gelösten Fettsubstanz als noch ganz blass bräun- lich gefärbte, krümlige Massen ab. Diese Krystallmassen wurden mm zunächst aus Alkohol um- krystaUisirt. Sie schmolzen bei 67" C; nach mehrmaligem Umkry- staUisiren stieg ihr Schmelzpunkt auf 69" C. Für die weitere Verarbeitung wurde derselbe Weg wie bei I. eingeschlagen. Es \sairden 2,5 g. der zu untersuchenden Substanz wiederum in soviel Alk ohol gelöst, dass sich nach längerem Stehen nichts ausschied, und diese Lösung dann mit V30 Theile des Gewich- tes der gelösten Fettsäuren an Magnesiumacetat in alkoholischer Lösung versetzt. Ich erhielt so 6 Fällungen. Naclidem Magnesiimi- acetat keine Fällung mehr gab, versuchte ich, mit Baryuuiacetat Th. Bissinger, Bestandtheüe der Pilze, Lactarius piperatus etc. 333 auszufällen, konnte aber nur eine imd zwar ganz schwache FäUung erhalten. Die Magnesium- respect. Baryumbestimmungen der ein- zelneu Fällungen ergaben nachstehende Resultate: Fällung I. I. 8,89 "/o MgO ] Mittel n. 8,95 - MgO j 8,92. Die diu'ch Salzsäui'e abgescliiedene Säure , auf ihren Schmelz- punkt untersucht, ergab ihn bei 69" — 70*' C. Fällung n. I. 9,39 o/o MgO \ Mittel n. 9,45 - MgO J 9,42 % MgO. Auch diese FäUung ergab füi- die freie Säure den Schmelz- punkt Cg** bis 70° C. Fällung m. I. 7,35 % MgO \ Mittel n. 7,40 - MgO J 7,37 % MgO. Während FäUung 1 und 2 mit den für die Säure C^-^HSOO^ berechneten Procentzahlen nicht übereinstimmen, ergaben die aus FäUung 3 erhaltenen Resultate Zahlen, welche mit dem für C^^^H^^O^ berechneten Magnesiiunoxyd = 7,90% ziemHch übereinstimmen. Der Schmelzpunkt der freien Säiu-e lag zwischen 69" — 70*^C. Fällung IV. I. 7,61% MgO 1 Mittel n. 7,89 - MgO ) 7,75 % MgO. 69" — 70" C. ergab sich als Schmelzpunkt der zugehörigen freien Säure. Fällung V. I. 7,73 "/o MgO I Mittel n. 7,65 - MgO J 7,69 % MgO. Der Schmelzpunkt der freien Säure lag bei 69" C. Fällung YI. Bei dieser FäUung war der Niederschlag so gering, dass die Analyse auf ihre Richtigkeit keinen Anspruch machen darf. Ich führe sie indess an: 9,27 "/o MgO. 334 Tli. Bissinger, Bestandtheile der Pilze, Lactarius piporatus etc. Fällung Vn. Diese Fällung gab 24,64 % BaO, welches Resultat mit den aus (C»5H-902)2Ba berechneten Procenten BaO, nämlich mit 24,71 »/o BaO, übereinstimmt. Den Schmelzpunkt der freien Säure fand ich zwischen 69** und 70" C. Die vorliegenden Resultate berechtigen ebenfalls zum Ausspruche, dass die Fettsäure, welche als Bestandtheile des Filtrates U. vor- handen war, die Formel C^^H^^O^ besitzt, d.h. die Säure Thör- ner's ist. Die weitere Bestätigung dieser Thatsache geben die von mir ausgeführten Elementaranalysen der reinen Säure, welche folgendes Resultat ergaben: 1) 0,134 g. Substanz gaben 0,366 Kohlensäure und 0,1536 Wasser. 2) 0,1405 g. Substanz gaben 0,387 Kohlensäure und 0,1583 Wasser. Es entspricht dies: Gefunden Berechnet. 1. 2. CisH.')oo2 Kohlenstoff . . 74,48 74,66 74,38 Wasserstoff . . 12,73 12,51 12,39 Sauerstoff . . 12,79 12,83 13,24. Nach diesen Untersuchungen ist wohl anzunehmen, dass das Fett der Gattimg Lactarius hauptsächlich dieses Glied der Fett- säurenreüie, nämlich C^^H^^O^ enthält. Flüchtige Fettsäuren. Es blieb nun noch übrig, das Filtrat von der abgeschiedenen, festen Fettsäure zu untersuchen. Zu diesem Zweck wurde das die flüchtigen, in Wasser löslichen Säuren enthaltende Filtrat bis auf 7$ des ursprünglichen Volumens abdestillirt. Das Destillat wurde mit kohlensaurem Natron versetzt und auf die Hälfte concentrirt. Die so erhaltene Lösung, die die flüchtigen Fettsäuren in Form der Kalisalze enthalten musste, zer- setzte ich, da sich beim Erhitzen einer Probe mit Alkohol und Schwefelsäure ein esterartiger Geruch zu erkennen gab, mit Schwe- felsäure in einer Retorte und destülirte ab. Das Destillat, welches schwachsauer reagirte und ganz deutlich nach Buttersäure roch, neu- tralisirte ich mit kolilensaurem Baryt, um ein Barytsalz der flüclitigen Tli. Bissinger, Bestandtheilo dor Pilze, Lactai'ius piperatus etc. 335 Säure zu erhalten. Das Filti-at von dem überschüssigen kohlensau- ren Baryt wurde concentrirt und verdunsten lassen. Es schieden sich undeutliche Kiystallmassen aus, die jedoch zu gering waren, um eine Barytbestiramung machen zu können. Eine Probe des Barytsalzes gab mit Schwefelsäure erhitzt einen so intensiven Ge- ruch nach Buttersäure, dass ich mit Bestimmtheit das Vorhanden- sein dieser Säure constatiren konnte. Andere flüchtige Säuren, wie Ameisensäiire und Essigsäure, auf die ich nach den von Prof. Dr. V. Gonip-Besanez in seiner „Anleitung zu qualitativen imd quanti- tativen zoochemischen Analyse " angegebeneu Methoden prüfte, konnte ich nicht finden. Glycerin. Der Rückstand, der in der Retorte nach Abdestilliren der flüch- tigen Säiu-en blieb, wiu-de aus der Retorte genommen und auf dem Wasserbad bis auf '^j.^ des ursprünglichen Volums eingedampft. "Wenn Glycerin vorhanden war, so musste es sich in diesem Theil des Fütrates von der festen Fettsäure finden lassen. Zum ISTach- weis desselben behandelte ich die Lösimg auf folgende Weise : Ich neutralisirte zunächst mögKchst genau mit kohlensaurem Baryt. Darauf dampfte ich unter Zusatz von gekörntem kohlensaurem Kalk bis zu starker Concentration auf dem Wasserbad ein. Die weitere Concentration bis zur Syrupconsistenz geschah bei 40° C. im Luftbad. Völlige Trockenheit stellte ich durch mehrtägiges Stehenlassen unter dem Recipienten der Luftpumpe her. Nachdem nun so der Rückstand ganz wasserfrei geworden, zog ich ihn mit einem Gemisch von wasserfreiem Alkohol und Aether aus. Nach dem Verdunsten des Alkohol und Aether hinterblieb eine dickflüssige, braungefärbte Masse. Um das Glycerin daraus rein zu erhalten, setzte ich, nachdem ich mit etwas Wasser verdünnt hatte, solange essigsaures Blei zu, bis kein Niederschlag mehr entstand. Das in Wasser suspendirte Bleisalz wurde mit Schwefelwasserstoff zersetzt, das Schwefelblei abfiltrirt und das Filtrat stark concentrii^t. Um es völlig von Wasser zu befreien, Hess ich es längere Zeit über Schwefelsäiu-e unter der Luftpimipe stehen. Es hinterblieb wiederum eine bräimliche, zähe Flüssigkeit. Zum bestimmten Nachweis des Glycerin wurde ein Theil in einem engen Röhrchen mit Phosphorpentoxyd erhitzt. Ich konnte so ganz deutlich den charakteristischen Geruch des Acrolems wahr- 336 Th. Bissinger, Bestandtheile der Pilze. Lactarius piperatus etc. nehmen. Setzte ich ferner zu Phenol, dem ich einen Theil, der auf Glycerin zu prüfenden Flüssigkeit zugesetzt hatte, eine ge>xässe Menge Eisenoxydsalzlösung, so trat die für alle Phenole charakte- ristische Yiolettfärbung nicht ein. Ich habe so mit Bestimmtheit das Glycerin nachgewiesen. Auffallend ist, in welch geringer Menge sich dasselbe vorfand, und es zwingt diese Thatsache zu dem Schlüsse, dass die gefundene feste Fettsäure nicht ausschliesslich als Glycerid, sondern zum grössten Theil in freiem Zustand vorhanden sein musste. Bei Aufarbeitung der Mutterlaugen der aus Alkohol umkrystalli- sirten, festen Fettsäure und der Reste der dargestellten Salze erhielt ich einen Körper, der sich ganz anders verhielt als die untersuchte Fettsäure. Es krystallisü-te aus der alkoholischen Lösung der durch Zersetzen mit Salzsäure erhaltenen, in "Wasser unlöslichen Abschei- dung in der Kälte nach einigem Stehen aus. Die Krystalle erwiesen sich unter dem Mikroskop als rhombische Tafeln, die denen des Cholesterin ganz ähnlich waren. Es lag also die Vermuthimg nahe, dass ich es vielleicht mit dieser Verbindung zu thun hätte. Allein schon die Schmelzpunktbestimmung stellte diese Vermuthung als sehr unwahrscheinlich hin. Die Kiystalle schmolzen nämlich schon bei 360 — 370 C., während Cholesterin erst bei 145^ C. schmilzt. Eine Herabminderung des Schmelzpunktes dm-ch Verunreinigungen lag auch nicht vor, da die durch wiederholtes ümkrystalliren erhaltenen Krystalle jedesmal den Schmelzpunkt 36 '^ — 37^ C. zeigten. Auch angestellte Reactionen ergaben ein negatives Resultat. So zeigten die Kiystalle nach dem Erwärmen mit concenti'irter Schwefelsäm-e selbst nicht unter dem Mikroskope die geringste Spur einer Färbung, welche sie hätten geben müssen, wenn ich Cholesterin vor mir gehabt hätte. Auch auf Zusetzen von Jodlösung trat keine Verän- derung ein. Ich krystaUisirte nun einen Theil nochmals aus Alkohol um, trocknete die bei entsprechender Concentration abgeschiedenen Kry- staUmassen sorgfältig über Schwefelsäure. Der Schmelzpunkt lag wiederum zwischen 36*'— ;j7°C.; auf dem Platinblech hinterücssen die Krystalle keinen Rückstand. Die Verbrennimg dieses Körpers ergab folgendes Resultat: 1) 0,116 g. angew. Substanz gaben 0,337 g. Kohlensäure; die Wasserbestinimung dieser Analyse war durch einen unglücklichen Zufall mcht zu gebrauchen. Th. Bissiuger, Bestandtlieile der Pilze, Lactarius piperatus etc. 33f 2) 0,1295 g. Substanz gaben 0,374 g. Kohlensäure und 0,1565 g. Wasser. 3) 0,1254 g. Substanz gaben 0,3632 g. Kohlensäure und 0,1547 g. Wasser. Es entspricht dies: Gefunden. 1. 2. 3. Kohlenstoff . . 79,22 78,76 78,98 Wasserstoff. . — 13,42 13,70 Sauerstoff . . — 7,82 7,32 100,00 100,00. Zum weiteren Studium dieses Körpers versuchte ich einige Salze darzustellen, da ich zunächst an das Vorhandensein einer Säure dachte. Ich löste ihn zu diesem Zweck in soviel Alkohol, dass sich in der Kälte nichts ausschied, und setzte eine concentrirte Lösung von essigsaurem Baryt hinzu. Ich erhielt einen Niederschlag. Yer- muthend , dass ich ein Salz erhalten habe , filtrii-te ich und wollte durch Waschen mit Wasser den überschüssigen, essigsauren Baryt entfernen. Es löste sich jedoch der grösste Theil des Niederschlags. Auf dem Filter blieb eine fettige, anklebende Masse zui'ück. Im Filtrat, das ich vorsichtig mit Schwefelsäure versetzt und dann zur Trockene verdampft habe, konnte ich diu-ch Ausziehen mit absolutem Alkohol nichts gelöst erhalten. Den auf dem Filter zurückgebliebe- nen Rest löste ich in Alkohol. Nach dem AuskrystaUisiren erhielt ich die bei 36^ — 37^ C. schmelzende Substanz wieder. Ebenso resultatlos waren die Versuche, mittelst alkoholischer Bleiacetatlösung ein Salz herzustellen. Die Frage , ob wir in dem eben beschriebenen unbekannten Körper eine Säure zu vermuthen haben, dürfte demnach durch die Constatirung seiner Unfähigkeit, Salze zu bilden, hinlänglich ent- schieden sein. Welche Zummensetzung aber dem fraglichen Körper zukommt, darüber kann ich bis jetzt nur Vermuthungen aus- sprechen. Da die Identität mit irgend einer Säm'e ausgeschlos- sen war, lag die Vermuthung nah, der unbekannte Körper sei entweder ein Alkohol oder ein Ester, vielleicht der gefundenen Säure C^^H^*'0^ selbst. Es wäre denkbar, dass vielleicht der Alko- hol mit derselben Anzahl Kohlenstoffatome anzunehmen wäre. Die Berechnung der Procente von Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauer- Arch. d. Pharm. XXI. Bds. 5. Hft. 22 338 Tli. Bissingor, Bestandtheile der Pilze, Lactarius piperatus etc. Stoff für den entsprechenden Alkohol G^^E.^^(OK) liefert aller- dings den gefundenen Werthen sicli nähernde Resultate. Sie ergiebt : C H 78,95 14,0.3 7,02 ■während ich: Mittel: 78,98 13,70 7,32 1 C 78,87 und > H 13,56 78,76 13,42 7,82 ) 7,57 erhielt. Versucht man aber aus dem Mittel der gefundenen Pro- centzahlen das einfachste Yerhältniss der einzelnen Elemente zu berechnen, indem man die gefimdenen Procente mit den Atom- gewichten dividirt und den niedrigsten Quotienten als 1 setzt, so erhält man in ganzen Zahlen: C H 14 29 1 Denn die Berechnung ergiebt: C H 78,87 13,56 7,57 6,56 13,56 0,47 1.3,95 28,85 1. Ich fände also 1 Atom C und 3 Atome H zu wenig, um CU.H320 zu erhalten. Würde ich aber den "Wasserstoff als ein wenig zu niedrig gefimden betrachten und statt der 29 Atome H 30 Atome annehmen, so würde die Atomenzahl zu einem Alkohol C'^H^oQ führen. Nehme ich die erste Analyse als richtig an, so erhalte ich in Wirldiclilieit die obige Formel ; denn bei der Berechnung wie oben flndo ich : C H 78,98 13,70 7,32 (;,58 13,70 0,45 14,62 .30,44 1 oder 14 30 1. Die theoretische Berechnung für C^^H^'^O verlangt: C H 78,50 14,03 7,47 während meine Analyse folgende Zahlen lieferte: Tli. Bissinger, Bestandthoile der Pilze, Lactarius piperatus etc. 339 C H 7S,98 13,70 7,32. Es hätte also ein Alkohol C**IP^O mehr Berecbtigimg. Für den normalen Alkohol gleicher Zusammensetzung wäre allerdings ein höherer Schmelzpunkt zu erwarten gewesen als 36° C. Die Frage nun, ob ich aus der Thatsache, dass die Isomeren des normalen Alkohols, besonders die secundären und tertiären einen niedrigeren Schmelzpunkt besitzen als diese selbst, schliessen darf, es läge auch hier ein ähnlicher Fall vor, wir hätten in Folge des niedrigeren Schmelzpunktes, welche für den bis jetzt nicht bekann- ten, normalen Alkohol mit C^* vielleicht ungefähr bei 50° C. läge, einen Isomeren von derselben Zusammensetzung zu erwarten, kann man wohl bejahend beantworten. Es wäre dann das Verhalten des angenommenen Alkohols, um nur ein Beispiel anzuführen, analog mit dem des Isocerylalkohols. "Während nämlich der normale Ceryl- alkohol bei 79° schmilzt, schmilzt sein Isomerer bei 62° C, also um 17° C. niedriger als der normale Alkohol. Eine weitere Annahme wäre noch zulässig, ob nämlich nicht vielleicht ein Ester der gefundenen Säure C^^H^°0^ und der bei- den Alkohole C^^^Hsso oder C^^HSOO vorläge. Die bei der Elementaranalyse gefundenen Zahlen können jedoch keine solche Annahme zulassen. Zieht man alle diese Speculationen in Erwägung, so kann man mit grösster Wahrscheinliclikeit das Vorhandensein des Alkohol Q 140300 annehmen; denn erstens lässt sich diese Formel aus meinen Analysen mit grösserer Ungezwungenheit entwickeln als irgend eine andere, und zweitens unterstützen diese Vermuthung die ziemlich übereinstimmenden Resultate der Analyse mit den berechneten Procentverhältnissen. Leider war zur weiteren Aufklärung der Con- stitution des betreffenden Körpers kein Material mehr zur Verfügung. Ueber das Vorkommen von Mannit in Elaj^homyces gra- nulatus, der Hirschtrüffel. Nachdem Biltz^ 1825 eine Arbeit über die Bestandtheile der Elaphomyces granulatus bekannt gegeben hatte, kamen in den fol- 1) Trommsdorff's neues Journ. d. Plaarmacie. 11. Bd. 2. Hft. Seite 1 bis 89. 22* 340 Th. Bissinger, Bestandtheile der Pilze, Lactaiius piperatus etc. genden Jahren wenige Beiträge zur Kenntniss dieses Pilzes hinzu. Böttger ^ constatii'te den süssen Stoff, den er aus der Hü-schtrüffel kr^'stallisii't erhalten hatte, als Mannit. Erst im Jalire 18G9 be- schäftigten sich Ludwig und Bus se^ wieder mit dem Studium die- ses Pilzes. Ihre eigentliche Absicht ging dahin, Dextrin darin nach- zuweisen, was ihnen aber nicht gelang. Als Bestandtheile erhielten sie neben Mykose, Metapektinsäure , Mykogummi und Mykoinulin, auch Mannit. Da ich nun diu-ch die Freundlichkeit des Herrn Prof. Dr. Reess eine Partie Hii-schtrüffel, und zwar jugendliche Entwicklungszustände, in Alkohol aufbewahrt, erhalten hatte, untersuchte ich diese auf ihren Gehalt an Mannit. Beim Liegen der durchschnittenen Exem- Ijlare in Weingeist wurde schon von Herrn Prof. Reess nach kur- zer Zeit das Auftreten von KrystaUnadeln auf den Schnittüäclien bemerkt. Der Gang der Untersuchung war folgender: Das zerkleinerte Material wui'de, nachdem es zuvor mit Aether ausgezogen war, mit Alkohol extraliirt; ich erhielt so ein dun- kelbraim gefärbtes Extract. Nach dem Entfärben mit Thierkolüe schieden sich aus der etwas concentrirten Lösung weisse, glänzende Nadeln aus. Sie wurden abfiltrirt und besassen den dem Mannit eigenen Schmelzpunkt 166" C. Sie lösten sich leicht in Alkohol, nicht in Aether und besassen den süssen Gesclnnack des Mannit. Im Verhältniss zu der Menge des extrahirten Materials war die Ausbeute eine reichliche. Die Elementaranalyse ergab die Formel CH^^'O'^: 0,0581 g. Substanz gaben 0,0838 KolÜensäure imd 0,0403 g. Wasser. Es entspricht dies: Gefunden. Berechnet für C«H«(OH)«. Kohlenstoff . 39,33 39,50 Wasserstoff 7,70 7,69 Sauerstoff . . 52,97 52,75 100,00 100,00. 1) Beiträge zui- Physik und Chemie 44 und 123. 2) Arch. d. Pliann. 189, 24. Th. Bissiiigor, Bestandtheilc clor l'ilzo, Lactarius pipcratus etc. '.) 1 1 Es ist somit das Vorkommen von Mannit in Elaphomycos gra- nulatus bestätigt. Wie Tliörner* in Agaricus integer eine verliältnissmässig grosse Ausbeute an Mannit constatirte, erhielt auch ich aus dem unter- suchten Pilz, von dem mir gerade nicht sehr viel zur Verfügung stand, doch eine reichliche Abscheidung von Mannit. Die Bemer- kung Thörner's, dass die Pilze überhaupt zur Darstellung von Man- nit ein wegen ihrer Billigkeit geeignetes Material sein dürften, findet auch hiernach ihre vollständige Berechtigung. Mineralbestandtheile des Lactarius piperatus. Wenn auch zahlreiche Aschenanalysen von niederen Pflanzen in der Literatiu- vorhanden sind, so ist doch gerade die Klasse der Pilze vernachlässigt worden; es liegen bis jetzt keine sicheren Anhalts- punkte über die Quantitätsverhältnisse der normalen Aschenbestand- theile vor. Wohl sind Bestimmungen einzelner Bestandtheilc gemacht worden, jedoch fehlen vollständige Aschenanalysen. Die einzigen Arbeiten, welche in dieser Hinsicht liier erwähnt werden müs- sen, sind von 0. Siegel^ und 0. Kohlrausch^ gemacht wor- den. Sie untersuchten mehrere essbare Pilze, so Tuber ciba- rium, Helvella esculenta, Morchella esciüenta. Boletus edulis etc. auf ihre Bestandtheilc mit besonderer Berücksichtigung ihres Nahrungs- werthes. Es schien daher von Interesse bei dem vorliegenden Pilze, Lactarius piperatus, den Mineralbestandtheüen in ihren Mengenver- hältnissen eine eingehende Beachtung zuzuwenden, weshalb ich grössere Mengen Asche herstellte und dieselbe quantitativ unter- suchte. Die Veraschung wurde in Porzellanschalen in einem geeigneten Thonofen bei möglichst niedriger Temperatur vorgenommen. Im Gange der Analyse benutzte ich die von Bunsen in seiner Schrift „Anleitung zur Analyse der Aschen- und Mineralwasser" angegebene Methode, jedoch mit einiger Abänderung. In Kurzem war der Gang der Untersuchung folgender: 1) Berl. Ber. XI. 533. 2) 0. Siegel, Dissertation über essbare Pilze. Göttingen 1870. 3) 0. Kohlrausch, Dissertation über einige essbare Pilze und iJu'en Nah- rungswerth. 342 Th. Bissiuger, Bestandtheile der Pilze, Lactarius piperatus etc. Die abgewogene Asche wurde in einen mit Glasstöpsel verse- henen Cylinder gebracht und mit c. 20 C. C. Wasser Übergossen. Daraiif leitete ich in den oberhalb der Flüssigkeit befindlichen Raum Kohlensäure , bis durch Umschüttehi nichts mehr davon absorbirt wurde. Nun wurde der ganze Inhalt in eine PorceUanschale ge- schüttet und auf dem Wasserbad zur Trockene verdampft. Nach längerem Erhitzen der eingedampften Lösung auf 160*^ wurde die trockene Masse mit Wasser ausgezogen und diese Lösung nochmals zm- Trockne verdampft. Es hinterblieb beim Aufnehmen mit Was- ser ein geringer Eücksiand, der auf ein kleines Filter gebracht und zu dem in Wasser unlöslichen Theil gefügt wurde. Die wässrige Lösung war in ein gewogenes Tropfgias filtrirt worden. Aus dieser wässrigen Lösung wurden zur Bestimmung der gelösten Bestand- theile einzelne Portionen abgewogen. Die Bestimmungen der Be- standtheile in der wässrigen Lösung: des Chlor, der Schwefelsäure, Alkalien, Phosphor- und Kohlensäure wurden genau nach Bunsen ausgeführt. Bei der Analyse des in Wasser unlöslichen Theils, der zunächst mit Salzsäure ausgekocht wiu-de, schlug ich einen etwas anderen Weg ein. Ich fäUte nämlich die oxydirte, salzsaure Lösung heiss mit Ammoniak und erhielt so sämmtliche Phosphate in den Niedersclüag. Durch Schmelzen mit Soda zersetzte ich nun diese unlöslichen Ver- bindungen. Nach Auskochem der Sodaschmelze mit Wasser fällte ich die in Lösung befindliche Phosphorsäure nach dem Ansäuern mit Salpetersäiu'e zimächst mit molybdänsaiu-em Ammoniak. Nach- dem sich bei weiterer Concenti'ation des Filtrats von dem erhalte- nen Niederschlag nichts mehr ausschied, löste ich den gesammten Niederschlag in Ammoniak, fällte mit der Magnesiamischung und wog den Niedersclilag als Pyrophosphat. Den in Wasser unlöslichen Theil der Schmelze, welcher Mn, Fe, Ca und Mg enthielt, löste ich in Salzsäui-e und fällte das Eisen heiss mit einer eben genügenden Menge Ammoniak aus. Nach dem Glühen wm'de es als Eisenoxyd gewogen. Zum concentrirten Filtrat setzte ich Schwefolammonium und filtrirte das ausgeschiedene Schwefelmangan ab, das in Salzsäure wieder gelöst und durch Kochen mit kolilensam-em Natron als Man- ganoxyduloxyd ausgescliieden und als solches bestimmt wurde. Ca imd Mg bestimmte ich nach Verjagen des Schwefelammonium und Abfiltriren des abgeschiedenen Schwefel nach Fällung mit oxalsau- Th. Bissinger, Bestandthcilo der l'ilze, Lautariua i)iiii;ratus etc. 34.3 rem Ammonium und phosphorsaurem Natron als Calciumoxyd und pyrophosphorsaure Magnesia. Im Filtrat von dem zuerst erhaltenen Ammoniakniederschlag, der die Phosi)hate etc. enthielt, verfuhr ich bei der Bestimmung des Kalkes und Magnesia gerade so wie oben. Der in Salzsäure unlösliche Theil wurde, nachdem er getrock- net und gewogen , mit einer Lösung von Aetznatron und kohlensau- rem Natron ausgekocht. Durch Dii'lerenz im Gewicht des wieder- gewogenen Rückstandes erhielt ich die enthaltene Kieselsäiu'e, deren so gefundenes Gewicht mit der durch Zersetzen der aikahschen Lösung durch Salzsäure und Eindampfen erhaltenen Kieselsäure über- einstimmte. Die Kolüensäurebestimmung in der wässrigen Lösung war mit dem von Bunsen in der oben erwähnten Schrift beschriebenen Ap- parat vorgenommen worden. Die Resultate meiner Analyse sind in nachstehender Tabelle zusammengestellt. Diese Analyse liefert wiederum einen Beleg für die Thatsache, dass den Pilzen eine auffallend grosse Menge Phosphorsäure und Alkali zukommt. Dieser hohe Gehalt an diesen Bestandtheüen ist eine für die Pilze charakteristische Erscheinung. Vergleicht man in dieser Hinsicht einige der Analysen von 0. Siegel und 0. Kohl- rausch, die im Verhältniss zu den früher gemachten weit zuver- lässiger sind, so findet man diese Thatsache ebenfalls bestätigt. 0. Siegel fand in der Asche von Boletus ediüis 20,12 ''/o Phosphor- säure und 50,95 7o Kali, so dass diesen Mengen gegenüber die anderen Bestandtheile verschwindend gering sind. Agaricus Can- tharellus enthält nach seinen Angaben 31,32 °/o Phosphorsäure und 48,75 7o I^s-li- Auch in Morchella esculenta, die sowohl von Siegel wie von Kohlrausch untersucht wiu-de, ist ein bedeutender Gehalt an Phosphorsäure und Kali zu verzeichnen. Die Angaben beider geben ziemlich dieselben Resultate. Kohlrausch fand 39,03 % Phosphorsäure und 49,51 Kali; Siegel giebt 37,75^0 Phosphorsäure und 50,04 ^/^ Kali an. Auch bleibt es eine erwähnenswerthe That- sache, dass der Gehalt an in Wasser unlöslichen Phosphaten des Calciums , Eisens , Mangans ein verhältnissmässig sehr geringer ist, dagegen die Kieselsäuremengen sehr in den Vordergrund treten, 344 Th. Bissiiiger, Bestandtheile der rilzc, Lactarius piperatus etc. • ö o w 3 W K p b O ? -2 O bd o « + fe! "^ Sä CO 9 o O -j CO "^ CO II II g Q. SS o o» td CO O •"dd 2 '=' dp Ccrq O CD 10 p t> aq 50 p f p p CO er 1— a> < II II f iF 1— ' -P j*^ «^"Li tr* JD _P p> "co 00 "üi "0 I0 cji CO "bi 00 ro CO er 2. p "0 "o "0 "co H-* "h-i ~j CO '-' Ol h^ -a to to 1— * H^ CO ■. • 1 ^- ;^ to 00 Oi '"' w crcä g hrj •-d ^ !^ W CO ^t> tß p p ^ CD P p _co p _o _p 00 H-i JO ,_, 1— ' 1;^ &8 ►ö "bi "to "to ~\-i "0 "to Ol 5" *"' Ol J— ' ►5' CD 00 Ci ^J 00 OD 00 Ol CD to ^ ^ p |J CD IS p " W 2-bd P l* 1h- "^9 "^ •-d '^ CO 0.3 QQ M 11 " \\ II to !^ II II Oq P II II II \\ II II li' 1— ' 1—» != S" CO to JD JD _co j» J=> JO 5 t. G.ize an Oarbolsiiure. 3G5 geschlossen. Es ist dies indess in vielen Fällen nicht ric^htig, wie J. Nessler beobachtet hat. Von sechs verschiedenen Proben wenig grünen und sechs Pro- ben gelben Kaffees wurde je ein Theil mit destillirtem und ein anderer Theil mit Brunnenwasser übergössen und 24 Stunden ste- hen gelassen. Die Auszüge mit destillirtem Wasser waren alle braun, die mit Brunnenwasser waren bei allen grünen imd bei zwei Proben gelben Kaffees intensiv grün. Durch Uebergiessen der Kaffeeproben mit verdünntem Kalkwasser erhielt man bei allen Sor- ten, den grünen wie den gelben, schön grüne Flüssigkeiten. Es bildet sich offenbar Viridinsäure, wenn ein Wasser kalkhaltig ist (während dies bei destillii'tem Wasser nicht der Fall ist), und man darf deshalb die grünen Kaffeesorten nicht ohne Weiteres für gefärbt ansehen. Bekanntlich werden ausser Wasser, welches gelösten koh- lensauren Kalk enthält, auch noch viele andere schwach alkalisch reagirende Flüssigkeiten (verdünnte Natron-, Sti'ontian-, Barytlösun- gen, auch Eiweiss) durch ganz hellgrüne Kaffeebohnen intensiv grün gefärbt, f Chemiker - Zeit. No. 25. J G. II. Amerikanischer küiistliclier Fettkäse. — In Nord -Ame- rika wird, wie früher schon im Ai'cliiv berichtet Avurde, seit ein paar Jahren ein Kunstfettkäse bereitet aus einem Gemisch von ganz abgerahmter Milch und Buttermilch und nachherigem Zusatz von „Kunstrahm" (eine in einer eigenartig construüten Maschine her- gestellte Emulsion von Magermilch und Oleomargarin) und in neue- rer Zeit auch nach Deutscliland importirt. A. Langfurth untersuchte einen solchen Kunstkäse und fand, dass sich durch den sehr geringen Gehalt an flüchtigen Fett- säuren der amerikanische Käse von allen anderen Käsesorten auffal lend unterscheidet. Eine grössere Probe Käse wurde mit Aether extrahirt, der Aether abdestillirt imd das filtrirte Fett 24 Stunden im Luftbade bei 1 10*^ getrocknet. 2,5 g. dieses Fettes gaben nach dem Verseifen mit Alkohol und Kali bei der Destillation mit Schwefelsäm-e ein Destil- lat, welches genau 4,6 C.C. Yio Normalnatron zur Neutralisation erforderte. Dagegen ergaben die in gleicher Weise behandelten Fette einer Anzalil guter Käse holländischen, englischen, französi- schen und schweizerischen ürsi)rungs ein Destillat, welches auf 2,5 g. Fett 14,4 bis 15,6 C.C. Vio Normalnatron erforderte. Die Menge der flüchtigen Fettsäuren im Käsefett ist ziemlich constant, etwas geringer zeigt sie sich mu- im Fett der Kindenschicht eines Käses. (Repertor. anal. CJiem. No. 6.J G. H. Höchster znlässiger Gehalt der antiseptischen Claze an Carholsäure. — Dr. Rupprecht macht darauf aufmerksam, dass die meisten der im Handel vorkommenden Sorten Carbolgaze so viel Casbolsäure enthalten, dass nicht selten, durch Carbolresorption von 366 Verfiilscbung des Pfeffers. — Prüfung des Olivenöls. der Haut aus, bei Operirten sehr unangenehme Vergiftungserschei- nungen (Erbrechen, CoUaps) eintreten. Bei einem fün:Qährigen Kinde trat bei Verwendung von öprocentiger Carbolgaze der Tod ein. Eine 3procentige (für Kinder Iprocentige) Carbolgaze reicht voll- ständig aus, den aseptischen Wundverlauf zu sichern. (Pharm. Centralh. No. 12.) G. H. Verfälschung des Pfeffers. — Eine neue Verfälschung des gemahlenen Pfeffei's findet nach Ch. Girard mittels gepulverter Olivenkerne statt. Streut man so verfälschten Pfeffer auf ein Gemisch aus gleichen Theilen Glycerin und "Wasser, so sinken Olivenkerne unter, Pfeffer bleibt an der Oberfläche. (Durch Chem. Zeit. No. 19. J G. H. reber die Prüfung des Olivenöls. — Von Dr. 0. Bach. Wie alle bisher vorgeschlagenen Methoden zur Unterscheidung und Erkennung der einzelnen fetten Oele sowohl für sich, als auch namentlich in Mischungen unter einander, den Stempel der Unsicher- heit an sich ti'agen, so hat auch die von J. König beobachtete That- sache, „dass die in den Pflanzenfetten vorhandene Menge Glycerin eine viel geringere, als zur Bindung der Fettsäuren erforderlich ist, und dass der Gehalt an Oelsäure in den Pflanzenfetten wesentliche Verschiedenheiten zeigt" zur Aufstellung eines sicheren Prüfungsver- fahrens nicht geführt. Die von B. ausgeführten Bestimmungen des Glyceringehaltes in verschiedenen Olivenölen haben ergeben, dass der Gehalt an letzterem je nach der Art der Abstammung, sowie der Qualität des Oeles von 1,6 bis 4,68 Proc. schwanken kann. In gleicher Weise ergab auch die Bestimmung der Oelsäure, dass der Gehalt derselben in den verschiedenen Olivenölen von 45 bis 54 Proc. schwanken kann. Da andererseits aber z. B. das BaumwoUensamenöl, welches wohl am meisten zur Fälschung des Olivenöls benutzt wird, 5 Proc. Glycerin imd 59,5 Proc. Oelsäure entliält, so geht hervor, dass Beimengungen des letzteren zum Olivenöle mit Hilfe dieser scheinbar so exacten Methode nicht zu entdecken sind. Der in Nachstehendem beschriebene Gang zur Untersuchung des Olivenöls gründet sich im Wesentlichen auf die Bestimmung des Schmelzpimktes der in dem Oele enthaltenen Fettsäuren und auf deren Löslichkeit in einem Gemische von Alkoholessigsäure. Die zur Verfälschung des Olivenöls verwendeten Oele, auf deren Gegenwart bei der Prüfung des ersteren Rücksicht zu neh- men ist, sind folgende: BaumwoUensamenöl (Cottonöl), Sesamöl, Erd- nussöl (Arachisöl), Sonnenblumenöl, Rüböl und Ricinusöl. Der Nach- weis der letztgenannten beiden Oele bot bisher keine Schwierigkei- ten, da Rüböl leicht dm-ch seinen Schwefelgehalt beim Verseifen in der Silberechale zu entdecken war und Ricinusöl sich dm-ch seine Löslichkeit in Alkohol zu erkennen gab. In neuerer Zeit kommt jedoch ein aus den Pressrückständen des Olivenöls vermittels Schwefel- Prüfung dos Olivenöls. 367 kohlenstoff gewonnenes Product (Sulfuröl , Piüpaöl) in dem Handel vor, welches ebensowolil beim Verseifen die Schwefelreaction giebt, als auch mit dem Ricinusöle die Eigenschaft der Löslichkeit in Alkohol theilt. Eine Beimischung dieses Oels zu gewöhnlichem Olivenöle kann deshalb bei der Prüfung nach der gewöhnlichen Methode leicht Veranlassung zu Täuschung geben. Bei der Prüfung eines Olivenöls verfährt man folgender- maassen : Behufs allgemeiner Orientirung wird zunächst die sogenannte Elaidinprobe vorgenommen. An diese schliesst sich die Prüfung mit Salpetersäm^e. Das zu untersuchende Oel (circa 5 C.C.) wird in einem Probii-gläschen mit seinem gleichen Volumen Salpetersäure vom spec. Gew. 1,30 eine Minute lang tüchtig geschüttelt, nach dieser Zeit hat das Oel folgende Farbe angenommen: Olivenöl blass- grün, Baimiwollensamenöl gelbbraun, Sesamöl weiss, Sonnenblumenöl schmutzig weiss, Erdnussöl, Rüböl und Ricinusöl blassrosa. Sofort nach Beobachtung der Färbung wird das Probirgias in ein im vol- len Sieden befindliches "Wasserbad eingestellt und darin während 5 Minuten belassen. Hierbei zeigt sich, dass die Einwirkung der Salpetersäure auf Cottonöl imd Sesamöl am heftigsten, bisweilen so heftig ist, dass ein Herausschleudern des Oeles aus dem Glase statt- findet. Nach Verlauf von 5 Minuten, nachdem das Probirgias aus dem Wasserbade genommen worden ist, zeigen sich folgende Far- ben: Olivenöl und Rüböl orangegelb, Ricinusöl goldgelb, Sonnen- blumenöl rothgelb, Sesamöl und Erdnussöl braungelb, Cottonöl roth- braun. Nach 12- bis ISstündigem Stehen bei circa 15" sind Olivenöl, Rüböl und Erdnussöl fest erstarrt, Sonnenblumenöl, Ricinusöl und Cottonöl salbenartig (schmierig) geworden, Sesamöl vollkommen flüs- sig geblieben. Mischungen von OKvenöl mit geringen Mengen von Cottonöl imd Sesamöl kennzeichnen sich dadurch, dass anfänglich zwar die ganze Masse, obschon dunkler gefärbt, als reines Olivenöl erstarrt, dass sich aber nach 24 beziehungsweise 36 Stunden auf der Oberfläche der fest erstarrten Masse ein braunes Oel abscheidet, während die untere Sclücht nunmehr die gelbe Farbe des reinen Olivenöls zeigt. Die Gegenwart von Rosmarinöl, wie solches in denaturirten Oelen gewöhnlich vorkommt, übt bei der Schüttlung mit kalter Salpetersäure keinen Einfluss aus. Nach dem Erhitzen ertheüt sie aber dem Oele eine allerdings nur geringe dunklere Färbung. Mit Lauge denaturirte Oele verhalten sich ganz so, wie reine. Behufs Bestimmung des Schmelzpunktes der Fettsäiu-en werden 10 g. Oel mit 5 g. Kalihydrat unter Zusatz von etwas Wasser und Alkohol auf dem Wasserbade verseift. Nach vollständiger Ver- jagung des Alkohols wird die verbliebene Seife in heissem Wasser gelöst und aus der klai^en Lösung durch Zusatz von Salzsäure die 308 Prüfung des Olivenöls. Fettsäuren abgeschieden. AVenn letztere nach fortgesetztem Erhitzen auf der Salzlösung als vollkommen klares Gel schwimmen, wird ein Theil der Oelschicht in ein enges, dünnwandiges Probirgläschen gebracht und darin erstarren gelassen. Die Bestimmung des Schmelz - beziehentlich Erstarrungspunktes geschieht, indem man das die Fett- masse enthaltende Probii-gläschen in ein mit Wasser gefülltes Becher- glas, welches vermittelst einer kleinen Flamme erwämat wird, ein- stellt und mit Hufe eines in die Fettsäuren eingetauchten Ther- mometers, welches während der Beobachtung sanft hin und her bewegt wh'd, genau den Punkt beobachtet, wo die ganze Masse voll- kommen klar wird, imd den, wo sich um das Quecksübergefäss anfangen Wolken zu bilden. Es hat sich nun gezeigt, dass die aus reinem Olivenöle entstammenden Säuren, unbeschadet der Abstam- mimg des ersteren, zmschen 26,5" und 28,5" schmelzen und nicht niedriger als 22" erstarren. Die zui' Yerftilschung des Olivenöls angewendeten Oele zeigen bezüglich des Schmelzpunktes üirer Fett- säuren ganz wesentliche Abweichungen von ersterem. Die Schmelz - beziehentlich Erstarrungspunkte der Säuren von Cottonöl, Sesam öl und Erdnussöl liegen bedeutend höher, und die von Sonnenblumenöl, Rüböl imd Ricinusöl liegen wesentlich niedriger, als die der Säuren des Olivenöls. Die Fettsäuren von Cottonöl . . schmelzen bei 38,0" und erstarren bei 35", Sesamöl . . - - 35,0", - - - 32,5", Erdnussöl . . - - 33,0" - - - 31,0", Sonnenblumenöl - - 23,0" - - - 17,0", Rüböl ... - - 20,7" - - - 15,0", Ricinusöl . . - - 13,0" - - - 2,0". Obige Zahlen weichen von den bei Olivenöl erhaltenen Daten so weit ab, dass sich mit Hilfe der Schmelzpunktbestimmung sehr gut Verfälschimgen von dem Umfange, wie solche im Haiidel vor- kommen, nachweisen lassen, denn ein Gallipoli - Olivenöl, mit 20 Proc. Somienblumenöl versetzt, schmilzt schon bei 24" und erstarrt erst bei 18".' Ein Nizzaöl, mit 20 Proc. Cottonöl vermengt, schmüzt erst bei 31,5" und erstarrt schon bei 28". Ein GaUipoliöl, mit 33 V3 Proc. Rüböl vorsetzt, schmilzt schon bei 23,5" und erstaiTt erst bei 16,5". ]\Iit 50 Proc Rüböl versetzt, findet schon bei 20" Schmelzung tmd erst bei 13,5" ErstaiTung statt etc. Zur Prüfung der Lösliclikeit der Fettsäuren in Alkohol -Essig- säure benutzt man die von David zur Bestimmimg der Stearinsäure vorgeschlagene Methode. Das Princip der letzteren beruht darauf, dass, wenn man in eine alkoholische Lösung von OleTnsäure tropfenweise Essigsäure giesst, ein Moment kommt, in welchem sich die Oelsäure vollkom- men ausscheidet, dass aber Stearinsäure, welclie in einem Gemenge 1) Es sind stets die Fettsänrcn zu verstehen, Prüfung von Chininpillen. 369 von Alkohol und Essigsäure unlöslich ist, auch unlöslich bleibt, wenn das Gemenge Oleinsäure enthält. ]yian hat deshalb, um die beregte Methode zur Prüfung der Olivenöls anwenden zu können, folgende Manipulationen vorzunehmen: In einer Flasche mischt man gleiche Theile Eisessig und Wasser zusammen. Femer bringt man in eine kleine, in Vio ^-C. getheilte Röhre: 1 CG. reine Oelsäure, 3 G.G. Alkohol von 95 Proc. und 2 G.G. Essigsäure. Hierbei darf sich nichts ausscheiden; setzt man aber noch ^/^o G.G. Essigsäure zu, so beginnt die Trübung, und wenn auf dem Gemenge von Alkohol imd Essigsäui-e 1 G.G. Oleinsäure (oder anfänglich mehr) schwimmt, ist die Flüssigkeit zur Anwendung fertig. Ist dies nicht der Fall, so variirt man die Verhältnisse, bis man dahin gelangt, dass durch Zusatz von Vio C.G.Essigsäure vollständige Ausscheidung stattfindet. Ist dies erreicht, so mengt man Alkohol und Essigsäure in den durch diesen vorläufigen Versuch festgestellten Verhältnissen, z. B. 300 Alkohol und 225 Essigsäure. Zur Alkohol -Essigsäure setzt man dann 1 bis 2 g. Steaiinsäure und benutzt zum Versuche die überstehende klare Lösung. Von dem zu prüfenden Oele (Säuren) giebt man nun zunächst 1 G. C. in die Eöhre, fügt 15 G.G. Alkohol- Essigsäure hinzu, schüttelt tüchtig um und lässt das Ganze bei 15^ ruhig stehen. Ist das Olivenöl rein, so löst sich dasselbe vollkom- men klar auf und die Lösung behält diese Eigenschaft auch bei. BaimiwoUensamenöl ist unlöslich. Die durch gelindes Erwäi-men erhaltene Lösung erstarrt bei 15*^ zu einer weissen Gallerte. Aehn- lich verhält sich Sesamöl und Erdnussöl. Sonnenblumenöl löst sich, scheidet aber bei Ib'^ einen körnigen Niederschlag aus. Rüböl ist vollkommen unlöslich und schwimmt als Oelschicht auf der Ober- fläche. Ricinusöl ist dagegen genau wie OKvenöl klar löslich und kann deshalb mittels dieser Methode im Olivenöle nicht nachgewie- sen werden. Zur Erkennung desselben dient neben der directen Prüfung des Geis mit Alkohol die Bestimmimg des Schmelzpunktes des Säuren. Olivenöl mit 25 Proc. Gottonöl scheidet kömigen Niederschlag ab, ebenso bei einem Zusätze von 25 Proc. Se- samöl. Geringere Zusätze lassen sich mit Hilfe dieser Methode aber nicht erkennen. Bei Rübölzumischung ist die Grenze der Er- kennbarkeit erst 50 Proc, dann erst scheidet sich auf der Alkohol- lösung das Gel vollkommen aus. Die erhebliche Erniedrigung des Schmelzpunktes der Fettsäuren im Vereine mit der Schwefelreaction und der Unlöslichkeit des Gels in Alkohol bietet aber auch hier ein Mittel zur Erkennung geringerer Quantitäten in einem Olivenöle. (Chemihr-Zeit So. 24j O. E. Zur Prüfung Ton Chininpillen empfiehlt Henry B. Parsons im Märzheft der .. Amerikanisch -Phannaeeutischen Rundschau und Zeitimg " eine Methode ziu- quantitativen Bestimmung des Chinins in gelatinirten, überzuckerten oder comprimirten Ghininpillen, mit wel- Arch. d. Pharm. XXI. Bds. 5. Hft. 24 370 Kenntniss der Fäulnissalkaloide. eher er stets sehr befriedigende Resultate erzielt haben Avill und welche darin besteht, dass er eine Quantität von je 10 Pillen in einem Porzellanmörser mit 3 bis 5 cm. kaltem destillirtem Wasser aufweicht und zu der mit dem Pistill gleichmässig zerriebenen Masse 2 Gramm frisch dargestelltes pidverförmiges Calciumhydrat mischt und auf dem Wasserbade austrocknet. Die trockene zu Pulver zer- riebene Masse soll dann in einem Tollens'schen Extractionsapparat (Zeitschi'ift für analyt. Chemie 1878, B. 320) oder einem kleinen flachbodigen Kölbchen mit Aether vollständig erschöpft , die erhaltene Lösung in kleiner tarirter Schaale abgedunstet und etwa 1 Stunde bei + 125" C. getrocknet werden. Das erhaltene Gewicht repräsentirt dann die in den zur Untersuchung gezogenen Pillen enthaltene Quantität wasserfreien Chinins (C^oH^^N^O^). Die vorstehend empfohlene Methode kann nur als eine Modifi- cation des bekannten älteren Verfahrens zm- Bestinimimg des Chinins in Chininpräparaten angesehen werden. Beide haben die Behand- lung mit Aetzkalk gemeinsam und während die ältere die Extraction des Chinins mit Chloroform vorschreibt, empfiehlt die obige, Aether zu verwenden. Der Verfasser betont jedoch, dass bei solchen Pillen, zu deren Herstellung Glycose verwendet worden sei, welche letztere bei Behandlung mit Kalkhydrat in Chloroform theilweise lösliche Producte ergäbe, die Cliloroform- Extraction nicht geeignet sei, wäh- rend Aether nur das Chinin löse. P. Zur Kenntniss der Fäulnissalkaloide. — Professor Dr. L. B rieger theilt in der Zeitschrift für physiologische Chemie Vli., 3 mit, dass er, da die Frage nach der Entstehimg der Fäulnissalkaloide (Ptomaine) ein allgemeines Interesse für die Pathologie besitze, seit langer Zeit bemüht sei, die Ursache der Entstehimg der so vielfach beobachteten giftigen Alkaloide aus Eiweiss oder anderen Bestand- theilen des Protoplasmas zu ermitteln. Auch er habe iii dem Neurin und dem Eiweiss Substanzen gefunden, welche unter gewissen Be- dingungen, die auch für die Verhältnisse des Thierkörpers zuträfen, giftige Producte büden. Er habe femer auch die Erfahrung gemacht, dass bei der FäuMss von Eiweiss giftige Substanzen nur im ersten Stadium der Fäulniss sich vorfänden und mit dem Weiterfortschreiten derselben wieder verschwänden. Er sei bei diesen seinen Versuchen sehr bald auf die Umwandlungsproducte der Eiweisskörper, auf die Peptone, aufmerksam geworden imd habe gefunden, dass Pepton, welches er aus 200 g. nassem Fibrin durch 24 Stunden lange Ein- wirkung von Magensaft bei Bluttemperatur hergestellt und welches fäulnissfrei gewesen und weder Indol, noch Phenole oder aromatische Oxysäuren enthalten habe, nachdem er es rasch bis zur SNTups- consistenz eingedampft und nun mit Aethylalkohol gekocht, dann den nach dem Verdunsten desselben verbleibenden Rückstand mit Amyl- alkohol länger^ Zeit digerirt habe, — an diesen letzteren eine beim Prüf, von Saccus Liquiritiae für pharmaceut. u. techn. Zwecke. 371 Abdampfen amorphe, braune Substanz abgegeben hätte, welche auf Frösche schon in sehr geringen Mengen giftige Wirkung zeige. Er empfiehlt zur Reinigung dieses giftigen Extractes die Behandlung mit neutraler Bleiacetatlösung, Filti-ation, Entfernung des Blei aus dem Fütrat mittelst Schwefelwasserstoff, wiederholtes Ausschütteln mit Aether. Eindampfen, nochmaliges Ausziehen mit Amylalkohol , Ein- dampfen \md Aufnehmen des Rückstandes mit Wasser und Filtriren. Die entfärbte wässerige Lösung enthalte nun die giftige Substanz. Sie gehe sowohl aus saurer, wie aus alkalischer Lösung in Amyl- alkohol über, jedoch in der Kälte schwieriger als beim Erwärmen; sie sei leicht löslich in Wasser, aber absolut unlöslich in Aether, Benzol, Chloroform. Sie zeige eine grosse Widerstandsfähigkeit, denn weder Kochen, noch langes Diu-chleiten von Schwefelwasserstoff, noch starke Alkalien vermögen sie zu verändern. Gegen die gebräuchlichsten Alkaloidi-eagentien verhalte sie sich folgend : mit Phosphormolybdänsäiu-e und Phosphorwolü-amsäure ent- stehe ein voluminöser weisser Niederschlag, mit Tanninlösung eine dunkle Färbung; Kalium -Cadmiumjodid, sowie Kalium -Quecksilber- jodid gäben einen compakten gelben, Cadmium-Wismuthjodid einen rothen Niederschlag. Goldclilorid und Quecksilberchlorid gäben eben- falls Niederschläge, Platinchlorid aber nicht. Jodhaltige Jodwasser- stoffsäm-e, sowie Jodlösungen, gäben braune Niederschläge. Mit Ferridcyankalium und Eisenclilorid entstehe blaue Färbung, Sehr charakteristisch sei das Yerhalten der giftigen Substanz gegen das Millon'sche Reagens (1 Tlü. Quecksilber, 1 Thl. kalte rauchende Salpetersäure : zur Lösimg 2 Thl. destill. Wasser) ; es entstehe damit ein weisser Niederschlag, der beim Kochen intensiv roth werde und dadurch beweise, dass die Lösung ein hydroxylirtes oder amidirtes Benzolderivat enthalte. Wenige Tropfen dieser verdünnten wässerigen Losung hätten genügt, Frösche innerhalb 15 Mnuten, eine subcutane Injection von 2 g. kräftige Kaninchen innerhalb kürzester Zeit zu tödten. — Die- selbe toxische Substanz werde auch aus gefaultem Fibrin, Casein, Gehirnsubstanz, Leber, Muskelfleisch gebildet. P. Prüfang ron Snccus Liquiritiae für pliarmaceutisehe und teehnisclie Zwecke. — Die Untersuchung des Succus Liqui- ritiae richtet sich nach Prof C. L. Die hl in Louisville bekanntlich auf die Bestimmimg des Feuchtigkeitsgehaltes, auf die Quantität und Art der in Wasser löslichen Substanzen, sowie auf die Menge des in Wasser unlöslichen Rückstandes. Die Bestimmung des Feuchtig- keitsgehaltes und die Lösimg des Extractes in kaltem Wasser bieten keine Schwierigkeiten, dieselben treten erst ein bei der nöthig wer- denden Filtration der Lösung. Dieselbe geht in der Regel so lang- sam von statten, dass inzwischen Gährung und Scliimmelbildung eintritt, so dass das Prüfungsresiütat offenbar an Zuverlässigkeit ver- 24* 'M2 Prüf, von Succus Liquiritiae füi- phannaceut. u. tcchn. Zwecke. liert. Der Verfasser hatte früher, theils um das Giimmi zu ent- fernen, theils um diu'ch eine einzebio Fällung sogleich ein möglichst reines Glycyn-hizin zu erhalten, das Filtrat mit Alkohol behandelt und dabei gefunden, dass diese alkoholische Lösung sehr leicht filtrirte. Er kam nun auf den Gedanken, da ein verdünnter Alkohol (2 : 1 Wasser), die löslichen Bestandtheile des Succus Liquiritiae zweifellos in Lösung nimmt, den Alkohol nicht nach, sondern schon vor der Filtration dem wässerigen Extractauszug zuzusetzen und empfiehlt nun auf Grund der erhaltenen befiiedigenden Residtate, die Prüfung in folgender Weise zu unternehmen: I. lg. Succus Liquiritiae wird bei wässeriger Wärme so lange getrocknet, bis keine Gewichtsabnahme mehr stattfindet. Der Gewichts- verlust ist gleich dem Feuchtigkeitsgehalt. n. 10 g. des Succus werden in 1 Flasche mit 100 g. destilhrtem Wasser bis zum vollständigen Zerfallen der Probe digerirt, nach dem Erkalten werden 200 g. Alkohol vorsichtig darauf gegossen und die Flasche gut geschlossen und tüchtig geschüttelt. Diese Manipiilation bezweckt die gleichförmige Abscheidung des Niederschlages, welcher sich sonst leicht an die Seiten der Flasche setzt. Nach mehrstün- digem Stehen unter gelegentlichem Umschütteln wird die jMixtm- durch ein genügend grosses, doppeltes Filter filti'irt und der Nieder- schlag, nachdem alle Flüssigkeit abgetropft ist, auf dem Filter mit- telst einer Mischung von .2 Theilen Alkohol und einem Theil Was- ser so lange gewaschen, bis das Filtrat farblos ist. m. Man lässt sodann den auf dem Filter befindlichen Rückstand an der Luft trocknen und erschöpft denselben alsdann solange mit destillirtem Wasser, bis das Fütrat farblos ist. Das erhaltene wäss- rige Filtrat wird sodann bis auf ein geringes Maass eingedampft und dieses in eine kleine tarirte Porzellanschale überti'agen. Die grössere Schale mag mit möglichst wenig warmem destillirtcn Wasser ge- waschen und die erhaltene Lösung zum Inhalte der kleinen Schale gethan werden, deren Lihalt wird sodann bei massiger Wärme zur Trockne eingedampft und der Rückstand als gummöse Substanz in Rechnung gestellt. rV. Der unter m. auf dem Filter hinterbliebene Rückstand wird ebenfalls bei massiger Wärme so lange geti-ocknet, bis kein Ge- wichtsverlust mehr stattfindet, und wird sodann unter Benutzung des äusseren Filters als Gegentara für das innere gewogen imd als unlösliche Substanz in Reclmung gestellt. V. Das unter H. erhaltene alkoholische Filti-at wird bei massiger Wärme zur Syrupsconsistenz eingedampft, der Rückstand sodann in Wasser gelöst, mit dem er stets eine vollkommen klare Lösung giebt. Sodann wird verdünnte Schwefelsäure so lange zuge- setzt, als noch ein Niederschlag entsteht. Dieser, bestehend aus Glycyrrhizin, wird mit Wasser gewaschen und an der Luft trocknen gelassen und sodann in starkem Alkoliol gelöst; dabei liinterbleibt Volumetr. Bestimmung fremder Luft iii d. Kohlensäure. 37c ein schwarzer, ungefähr 15 Procent des Glycyrrhizins betragender Rückstand , welchem jeder süsse Geschmack abgeht , welcher aber in Ammoniak -Flüssigkeit lösbar ist. Die alkoholische Lösung des Glycyrrhizins wird nunmehr filtrirt und das Filter mit starkem Alkohol gewaschen. Das ganze Filtrat wird dann zur Trockne ver- dampft, der Rückstand in einer geringen Quantität Ammoniak - Flüssigkeit gelöst, in einer tarirten Porzellanschale zur Trockne ver- dampft und dessen Gewicht als Ammoniak - Glycyrrhizin in Rech- nung gestellt. VI. Das unter V. erhaltene schwefelsaure Filtrat wird mit Na- tiiumhydrat- Lösimg neuti'alisirt, auf ein bestimmtes Volumen gebracht und mittelst Fehling's Xormal - Lösung der Gehalt an Glucose volu- metrisch festgestellt. Vil. Durch Addition der Quantitäten von "Wasser (I.), von gum- mösen Substanzen (IH.), von unlöslichen Substanzen (IV".), von Am- moniak - Glycyrrhizin (V.), und von Glucose (VI.) und durch Sub- traction der erhaltenen Summe von dem ursprünglichen Gewicht der in Untersuchimg genommenen Probe erhält man das Gewicht der anderen in "Wasser löslichen Substanzen, welche als Extractivstoffe in Rechnung gestellt werden mögen. VIII. Die Summe der in dem Extracte enthaltenen Quantitäten gummöser Substanzen (IH.), von Ammoniak -Glycyrrliizin (V.), von Glucose (VI.) und von Extractivstoffen (VII.) mag als die Gesammt- menge der in AVasser löslichen Substanzen angenommen werden. Nachstehend eine Zusammenstellung der Resultate, gewonnen unter Zusatz des Alkohols vor der Filtration (neue Methode) und unter Zusatz des Alkohols nach der Filtration (alte Methode.) 100 Theile Süssholzexti-act - Pasta enthielten : Untersucht nach der neuen Methode alten Methode Wasser Gummöse Substanzen . . . Ammoniak - Glycyrrhizin . . Zucker Extraktivstoffe In TTasser lösliche Substanzen Unlösliche Substanzen . . . (Amerik. pharmacmd. Rundschau.) •20,20 20,20 15.35 14,62 15,25 13,90 6,42 6,25 37,48 38,83 74,50 73,60 5,30 6,20 100,00 100,00 P. timmi ma: fr Binder Luft Apparat zur Tolunietrischen Bestimmung in der Kohlensäure von J. Sohnke. — Es ist für die ]\Iineral- wasser - Fabrikanten von grosser "Wichtigkeit, die zur Darstellung 374 Volumetr. Bestimmung fremder Luft in d. Kohlensäure. kohlensaurer Wasser verwendete Kohlensäure leicht, schnell und für die Praxis ausreichend genau auf den Gehalt an fremder Luft unter- suchen zu können. Ein kohlensaures Wasser, welches z. B. auf je 100 C. C. des in ihm enthaltenen Kohlensäuregases 3 — 5 CG. Luft enthält, übt be- kanntlich einen weit grössern Druck auf die Gefässwandungen und den Kork aus, als luftfreies, wodurch nicht unbedeutende Verluste an Bruch und Leckage entstehen. Beim Oeft'nen einer Flasche sol- chen Wassers wird ein oft nicht unbedeutender Theil desselben herausgeschleudert und der Rest verliert seine Kohlensäui-e binnen wenigen Minuten. Der Gehalt an fremder Luft in der Kohlensäure düi-fte bei eisen- haltigen ]\Iineralwässern nicht mehr als 7io Pi'oc, bei den übrigen kohlensauren Müieralwässern nicht über 1 Proc. betragen. Der nachstehend beschriebene Apparat dient zur volumetrischen Bestimmung der der Kolüensäure beigemengten Luft und lässt diese Bestimmimg aus jedem für die Mineralwasserfabrikation gebräuch- lichen Apparate zu. A und B sind Liteiüaschen, die mittelst der Eöhren b und c bis zum Boden verbunden sind. Das Eohr a in A geht eben durch den Kork und dient zum Blasen. Flasche B, vom Kork ab in je 100 C.C. eingetheilt und zum genauen Ablesen mit einer gleichfalls getheüten Wasserstands- rohre versehen, ist durch Rohr d, das eben durch den Kork geht, zwei- mal rechtwinkelig umgebogen ist, durch den Hahn 2 unterbrochen wird imd als Gasentbindungsrohr unter der Glocke E mündet, mit dem Cj^linder D verbunden, ausserdem durch das zwei- mal rechtwinkelig gebogene Rohr e, das gleichfalls niu: eben durch den Kork reicht und durch den Halm 1 unterbrochen ^vil•d, mit einem Selterheberhahne 4 verbunden, der in den Kork einer Flasche Sel- terswasser eingebohi't werden kann. Die Glocke E hängt fi-ei mit- telst getheüten Korkes im Cyünder D, ist nach oben verengert, mit einem Hahne 3 versehen, von diesem herab in je 1 C.C. getheüt. Ueber dem Hahne erweitert sich dieselbe wieder zu dem Räume F, der mittelst Rohr f bis zum Boden mit dem Kochfläschchen G ver- bunden ist, an letzterem ist noch das Blaserohr g angefügt, i ist ein Trichter, h ein Heberrohr zum bequemen Füllen oder Ent- leeren des Cylinders D. Zum Gebrauche des Apparates wird die Flasche A zu */ioi Flasche B vollständig mit einer 10 proc. Bittersalz- oder Chlorcalciumlösung Vegetabilische Alkaioide u. die Methodeu itiier Abscheidung. 375 gefüllt, der Cylinder D zu Va — % ^^i^ einer 5 — 10 proc. Aetz- natroiilüsung , iind die Rolirleitungeu e und d von atmosphärLscher Luft befi'eit, indem man längere Zeit bei e reine Kohlensäui-e ein- leitet und diese wiederholt diu-ch Blasen an Rohr a, wähi-end Hahn 1 geschlossen, die Hähne 2 und 3 aber geöffnet sind, aus B durch E wieder austreibt. Zweckmässig ist es, bis zur völligen Entlüftung des Apparates nui' soviel Nati'onlauge in den Cylinder D zu geben, dass das Rohr d an seinem Ende nur wenig davon überragt wird. Zur Untersuchung verbindet man das freie Ende des Rohres e durch einen Schlauch mit dem Kohlensäui-ebehälter , während schon Koh- lensäiu-e durchsti-ömt oder mit einem Selterheber, durch den eine Flasche ]\Iineralwasser bereits angebohrt war; hierauf öffnet man Hahn 1 luid sehr langsam den Selterheber - Hahn. Die zu imter- suchende Luft tritt dui-ch Rohr e nach Flasche B, treibt deren In- halt nach Flasche A und kann in B in je 100 C. C. abgelesen werden. Durch Ansaugen bei g hebt man nun die Lauge aus Cylinder D, wähi-end Hahn 3 geöffnet, in die Grlocke E, bis Raimi F und Fläsch- chen Gr damit angefüllt sind und schliesst Hahn 3. Sobald man Hahn 2 öffnet, Hahn 1 schliesst und bei a ein- bläst, tritt die Luft aus B unter die Glocke E und wird die Koh- lensäure derselben sehi- schnell verschluckt, sobald man Hahn 3 so wenig öffnet, dass eben ein langsamer Strom Lauge aus F und Gr an den "Wänden nach E herabrinnen kann. Der nicht verschluckte Antheü wird in einzelnen C.C. abgelesen, hiervon bei jedem neuen Versuch der Rauminhalt des Selterhebers nebst Schlauch und Rohi- bis zum Hahne 1 abgezogen und der Rest durch die Anzahl von 100 C.C. aus B entnommener Luft dividii't, um den Procentgehalt an Nicht- kohlensäure zu erfahren. Der Appai-at ^vird von der Glasinstnimentenfabrik von Alt, Eberhai-dt & Jaeger in Hmenau i. Th. complet zum Preise von 25 Mark gehefert. fCorrespondenzblatt des Ver. deutscJwr Min. - Wasser -Fahri- kanten.J P. IJel)er yegetabilische Alkaloi'de nnd die Methoden ihrer Abscheidung hielt Math. Hay vor dem nordenglischen Apothe- kerverein in Edinburg einen Vortrag, der als eine übersichtliche Zusammenstellung der Gewinnungsmethoden der Alkaioide wichtig ist, da man manchmal in den Fall kommen kann, eine neue Droge auf etwaigen Alkaloidgehalt zu imtersuchen. Die ausführlich behan- delten Eigenschaften, Lösungsverhältnisse und Zersetzungen der Alkaioide übergehend kommen ^stt zu der Frage, ob die an ü-gend einer Pflanze beobachtete Wirkimg einem Alkaloid zuzuschreiben ist oder sonst einem wirksamen Princip; durch physiologische Ver- suche mit den Pflanzenauszügen an Thieren lässt sich schon meist ein Schluss auf den Charakter des wirksamen Bestandtheües ziehen; 376 Vegetabilische Alkaloi'dc u. die Methoden ihrer Abscheidung. in Pflanzen , die auf das Nerv^ensystem wirken , Tetanus , Paralyse oder Narkose hervorrufen, darf man mit ziemlicher Sicherheit auf ein Alkalo'id schliessen, während Einwirkung auf das Muskelsystem ein neutrales Princip anzeigt, sowie in der Regel alle einfach bitter schmeckenden, tonisch wirkenden Pflanzen ebenfalls ein neutrales Princip enthalten; auch in abführend, brechenerregend oder rein adstringirend wirkenden Mitteln findet sich selten ein Alkaloid, son- dern meist ein neutrales Princip oder ein Harz. Bei der Isolirung des Alkaloids ist die Beobachtung der Lös- lichkeitsverhältnisse der begleitenden Körper sehr wichtig, da es besonders darauf ankommt, ein Lösungsmittel zur Extraktion anzu- wenden, das von den fremden Körpern möglichst wenige aufnimmt, oder nur solche, die sich leicht vom Alkaloid ti'cnnen lassen. Aus dem mit Wasser oder "Weingeist mit oder ohne Säurezusatz her- gestellten Auszug lässt sich das AEvaloid entweder dui'ch Fällung aus dem ursprünglichen Auszug oder diu'ch Lösung aus dem ein- gedickten Extract isoliren. Immerhin ist es ein Vortheil, vorher einen Theil der anderen organischen Körper zu entfernen, am besten diurch basisch essigsaures Bleioxyd, das mit dem Alkaloid keine Verbindung eingeht, dagegen organische Säuren, Glykoside, Eiweiss- körper, Stärke, Gummi und Farbstoff ausfällt; das Filtrat versetzt man zur Ausfällung von Dextrin und Zucker mit Ammoniak, fdtrirt, fällt überschüssiges Blei durch Schwefelsäiu-e und hat nun das Fil- trat rein genug, um daraus das Alkaloid zu fällen oder aus- zuschütteln. Als Fällungsmittel dient, wenn das Alkaloid in "Wasser unlös- lich ist, ein Alkali oder ein Alkalicarbonat , im andern Falle eines jener zahlreichen Salze und Säuren, die mit sämmtlichen Alkaloiden Niederschläge geben. Zu letzteren Fällungsmitteln gehören: 1) einfache organische Säuren, wie Gerbsäure und Pikrinsäure, 2) zusammengesetzte anorganische Säuren, Phosphorwolframsäure, Phosphormolybdänsäure und Phosphorantimonsäure ; 3) Chloride von Schwermetallen, von Platin, Gold, Iridium, Palladium ; 4) manche Doppeljodide, wie Quecksilber -, Wismuth- und Cad- miumj odidkalium. Die Fällung geschieht in den meisten Fällen am zweckmässig- sten in saurer Lösung. Die Methoden der Abscheidung der Alkaloide mittelst eines Lösimgsmittels beinihen darauf, dass aus alkalischer Lösung das Alka- loid durch Aether, Chloroform, Benzol, Amylalkohol, Petroleumäther und ähnliche Körper aufgenommen werden kann, dagegen nicht aus saiu-er Lösimg. Vorerst wird das saiu^e wässrige Extract mit Soda neutralisii't, zur Trockne verdampft, aus dem Rück.stand durch abso- luten Alkohol das Alkaloid gelöst unter Zurücklassung von Eiweiss und andern Stoffen. Nachw. V. Sü'ontian durch cliroms.Kali. — Asbest ü.Filfrircn z. präpariren. 377 Das alkoliolische Filtrat wird wieder mit Soda gesättigt, ein- getrocknet, der Rückstand in Wasser gelöst und nacli dem Ansäuern mit Schwefelsäure ziu* Entfernung von Fett und Harz mit Aether geschüttelt ; scliliesslich nimmt man aus der alkalischen Lösung das reine Alkalo'id diu'cli Aether auf. Sind mehrere Alkaloidc von ein- ander zu trennen, so geschieht dies unter Benutzung des verschie- denartigen Verhaltens gegen die allgemeinen Lösungsmittel. (The Pharm. Journ. and Tr ansäet. Third Ser. No. 662 und 664. p. 719 und 758.) M. Zum Nachweis Ton Stroiitian durch chromsaures Kali. Aehnlich, wie die verschiedene Löslichkeit der schwefelsauren Salze von Baryum, Strontium und Calcium einen "Weg zur Trennung der drei Metalle bietet, verhält es sich auch mit deren chromsauren Salzen. Baryumchromat ist unlöslich, Calciumchromat löslich in "Was- ser, während Strontiumchromat die Mitte einhält und nur unter gewissen Bedingungen ein scharfes Verhalten zeigt. Speciell über die Löslichkeit des Strontiumchromates und zu dem Zwecke, dessen Verhalten zu scharfer Trennimg zu benutzen, stellte Ran so m Ver- suche an, die folgendes ergeben: 1) Gelöste Strontiumsalze können nachgewiesen werden dm-ch neutrales Kaliumchromat und Erwärmen, vorausgesetzt, dass die Lö- sung mindestens 0,5 Proc. Strontiumsalz enthält; 2) freie Essigsäure verhindert die Fällung besonders in der Kälte; 3) Neutralisation der Essigsäure ändert nichts an diesem Ver- halten ; 4) bei der gewöhnlichen Methode , die drei Metalle Baryum, Strontium und Calciimi nachzuAveisen , ist ein üeberschuss fi-eier Essigsäui'e beim Auflösen der Carbonate zu vermeiden, da die Essig- säure die Fällung von Strontiumchromat verhindert. (Pharm. Journ. and Tranmet. Third Ser. No. 658. paff. 626.J M. Asbest zum Filtriren zu präpariren, giebt Casamajor, angeregt diu'cli die häufigen Klagen über ungenügende Leistungen der Asbestfilter, nähere Anleitung, aus der zunächst hervorgeht, dass schon die "Wahl des Roh -Asbestes wichtig und der als australischer im Handel bezeichnete gegen Säuren am widerstandsfähigsten ist. Der Asbest wird diu'ch ein grobes Drahtsieb gerieben, der durch- fallende Theil auf einem feinen Sieb durch aufströmendes "Wasser von den fernsten Partikelchen getrennt, der zurückbleibende Asbest- brei im Becherglas mit starker Salzsäiu-e ausgekocht, auf dem Trichter mit durchlöchertem Platinconus mit "Wasser ausgewaschen und nach , dem Trocknen in der Porzellanschale geglüht. (Journ. Änier. Chem. Sog. — New Remedies, Vol. XII . No. 2. pag. 45. J M. 378 Negerkaffee. — Kochsalzlösung als Reagens auf Eiweiss etc. — Gelsemin. Xegerkaffee, ein auf Dominika gebräuchliches Ersatzmittel für Kaffee, besteht nach einer Mittheilung von Dr. Nichols aus den Samen von Cassia occidentalis, einer auf Dominika verbreiteten, „l'herbe puante", „cafe marron" und „wüd coffee " genannten Pflanze, deren Kraut in der Yolksheilkunde als wirksames Diui-e- ticum angewandt wü'd. Sowohl die gerösteten Bohnen, als der fer- tige Kaffee sollen im Aroma von arabischem Kaffee kaum zu unter- scheiden sein und das massenhafte Vorkommen der Pflanze das Einsammeln der Samen in grösserem Maassstabe gestatten. (Report on the Royal Gardens at Keio. — The Pharm. Journ. and Transact. Third Ser. No. 655. pag. 560. J M. Angesäuerte Kochsalzlösung als Reagens auf Eiweiss und Pei)ton im Urin. — Mischt man einen eiweisshaltigen Urin mit einer gesättiglen Kochsalzlösung, so zeigt sich keine Reaction, wohl aber, wenn die Kochsalzlösung mit einer Mineralsäui-e ange- säuert ist. Auf dieses Verhalten gründet Wm. Roberts den Nach- weiss von Eiweiss und findet als das beste Yerhältniss eine Lösung von 1 Th. Kochsalz in 2^2 Th. Wasser, der 5 7o verdünnte Salzsäure von 1,052 zugesetzt sind. Setzt man dem Harne vorsichtig sein gleiches Volumen Kochsalzlösung zu , so entsteht an der Berühnmgs- fläche eine woBdge Zone, die diu-ch weiteren Zusatz von eiweiss- haltigem Harn oder Wasser wieder in Lösung gebracht wird, also nicht auf einer Coagulation beruht. Setzt man umgekehi-t die Koch- salzlösung ti'opfenweise zum Hai-n , so versch^vindet beim Umschütteln die Trübung wieder, bis sie nach Zusatz von mindestens dem gleichen Volumen Kochsalzlösung permanent bleibt. Die Reaction ist so empfindlich, wie die mit Salpetersäiu'e , ist aber bei stark- gefärbtem Urin, der diu-ch Salpetersäure oft tiefer gefärbt wird, vor- zuziehen; ferner wird durch die Salzlösung auch Pepton gefällt, durch Salpetersäure nicht. Wie im Urine von Patienten, die grössere Dosen harziger Substanzen, wie Copaivabalsam , genommen, Salpeter- säure auch bei Abwesenheit von Eiweiss eine Trübung verursacht, die aber beim Erwärmen verschwindet, so lässt sich auch mit der Salzlösung diese Unterscheidung bewirken, indem die entstandene Trübung, wenn sie von Eiweiss herrührt, auf Zusatz von Harn im Ueberschuss verschwindet, dagegen permanent bleibt, wenn sie durch Copaivabalsam verursacht ist. (The Lancet. — New Remedies. Vol. XII. No. 1. pag. 17. M. Grelsemin, das Alkaloid von Gelsemium sempervirens, hat Gerrard in reinem Zustande, ebenso dessen Salze in kiystallisirter Form dargestellt, nachdem bis jetzt nui' das amorphe Alkaloi'd bekannt war, für welches Sonnenschein die Zusammensetzimg C'^H'^NO* angegeben hat. Nach den Arbeiten von Gerrard entspricht jedoch das Gelsemin der Formel C'^H^^NO-^, was auch duich die 25usammeii- Bestimmung des Alkaloidgehaltes der Strychnossamen. 379 Setzung seiner Haloidvcrbindungen , sowie des Pktiii- und Goldsalzes bestätigt wird, Zui- Darstellung des Gelscmins wiixl nach Gerrard die wässerige Lösung des vom Harz befi-eiten weingeistigen Extractes der Wurzel mit überschüssigem Ammoniak versetzt, das Gelsemin zugleich mit der Gelseminsäure durch Aether ausgeschüttelt, die ätherische Lösimg mit Salzsäiu'e versetzt, bis die Fluorescenz ver- schwimden ist und alles salzsam-e Gelsemin ausgefällt ist, das dann nach Entfernen des Aethers in Alkali aufgenommen imd mit Chloro- form oder Aether ausgeschüttelt wird. Die Ausbeute an salzsaurem Gelsemin beträgt 20,0 g. aus 12 Ko. Unter den Reactionen des Gelsemins ist besonders die mit Schwefelsäure und' Manganoxyd charakteristisch; in Schwefelsäiu-e löst sich Gelsemin farblos auf; setzt man dann wenig Manganoxyd zu imd rührt mit dem Glasstab imi, so entsteht eine tief carmoisin- rothe Fäi-bimg, die in grün übergeht und so deutlich ist, dass sie selbst in einer Lösung von 1 Mllig. Gelsemin m 100,000 MüHg. Schwefelsäure noch deutlich ist. Bei YergiftungsfäUen mit Gelsemium ist das Gift leicht zu erkennen an der starken blauen Fluorescenz der Lösimg der Gelse- minsäure beim Zusatz von Alkali; die Isolirung des Gelsemins ge- schieht ähnlich der von Strychim, beide werden diuch Schwefelsäure nicht zerstört, dagegen ist für das Gelsemin die Probe mit Mangan- oxyd charakteristisch, aber nur bei gleichzeitiger Constatirung der physiologischen Wirkimg die Gegenwart des Alkaloids beweisend. fThe Pharm. Journ. and Transact. Third Ser. No. 659. pag. 641. J M. Zur Bestmimiing des Alkaloidgehaltes der Strychiios- sameil besitzen Avir von Dragendorff eüie Methode, die zwar sehr exacte Resultate liefert, dagegen zur Werthbestimmimg der Droge für den Apotheker etwas umständlich ist, während bei anderen Ver- fahren, die Alkaloide mittelst Chloroform auszuziehen, der Nachtheü in der grossen Schwierigkeit liegt, das Samenpulver völlig zu er- schöpfen, Alkohol allein aber die Alkaloide sehr gut löst, aber auch zu viel Farbstoff aufnimmt, der den Alkaloiden hartnäckig anhaftet. Dem Mangel einer einfacheren und rascheren Methode helfen Dun s tan imd Short ab durch Extraction des Samenpulvers in einem kleinen Extractionsapparat mit als Rückflusskühler dienender langer Glasröhre imd Yerwendimg einer ]\Iischung von 75 Th. Chloroform und 25 Th. Weingeist als Extractionsmittel ; 5 g. feingepulverte Stiychnossamen werden in dem Extractionsapparat mit 40 C.C. der Chlorofonnmischung erschöpft, was 1 — 2 Stimden in Anspruch nimmt, der erhaltene Aus- zug nacheinander mit 25 C.C. und mit 15 C.C. zehnprocentiger Schwefelsäure ausgeschüttelt, die saure Lösung im Scheidetrichter vom Chloroform geti-ermt imd wenn nöthig liltiirt, sodann mit Ammoniak alkalisch gemacht und mit 25 C.C. Chloroform ausge- 380 Apparat z. continuirlichen Extraktion. schüttelt, das nun sämmtliches Alkaloi'd enthält. ]\Ian verdampft das Cliloroform in gewogener Schaale und wägt, nachdem nach Ver- jagiing des Chloroforms die Schaale eine Stunde auf dem Dampfbade gestanden, nach welcher Zeit das Gewicht constant bleibt. Ver- schiedene Proben von gepulverten Stryclmossamen des Handels er- gaben auf obige Art untersucht einen Alkaloidgehalt, der sich inner- halb der Grenzen von 2,56 und 3,57 Proc. bewegte, welche Diffe- renzen die verschiedene Wirkungsintensität der Präparate von Nux vomica aus verschiedenen Bezugsquellen genügend erklären. (The Pharm. Journ. and Transact. TJiird Ser. No. 060. pag. 665 J M. Ein Apparat zur contimiirliehen Extraktion mittelst AJkohol, Aether etc. nach O'Conor Sloane ist in nebenstehender Abbildung veranschaulicht. Das Gefäss -4, einem Apparat zur Bodenanalyse entnom- men, dient zur Aufnahme der zu extra- hirenden Substanz; die untere OefEaung ist durch ein Stückchen Schwamm und eine 2 Ctm. hohe Schicht groben Glas- pulvers locker verschlossen. C ist der lilecherne Condensator mit zinnerner Kühl- röhre ; als Condensator lässt sich zweck- mässig eine umgekehi-te Fii-nisskanne mit abgenommenen Boden verwenden, deren Handhabe von oben nach unten versetzt ist. Die Kühlröhre mündet mittelst eines Korkes diu-ch den Hals und ist unterhalb desselben dm-ch einen Kautschoukkork a mit der gläsernen Abtropfröhre verbun- den, die ^^^edenlm durch eine beinahe rechtwinklig gebogene, nach der Abtropf- röhre hin leicht geneigte Glasröhre mit dem Kolben B in Verbindung steht; letz- terer dient zur Aufnahme des Extraktions- mittels. Die Funktion des Apparates ist dem- nach einfach; die Dämpfe der im Kolben B erwärmten Flüssigkeit werden im Condensator verdichtet, tropfein von da in den Recipienten, bis dieser soweit gefüllt ist, dass die Flüssigkeit bei dem Winkel B in die senkrechte Röhre liinabsteigt, die als längerer Heberschenkel dient, worauf sämmtliche Flüssigkeit aus dem Recipienten mit einem Ruck in den Kolben zurückfliesst ; dieser Process der Percolation wird bis ziu' völligen Erschöpfung der Substanz öfters wiederholt. Fasst die Korkflasche 1 Liter, der Recipient 400 C. C. imd der Condensator 5 Liter , so erfolgen die Entleerungen des Recipienten bei Exti-action mit Alkohol in Inter- Nachweis von Schwefelkohlenstoff. 381 Valien von 20 Minuten. Beim Zusammensetzen des Apparates ver- wende man möglichst weite Verbindungsröhren, was die Operation wesentlich fördert. fJourn. Anier. Chetn. Soc. — New Remedies. Vol. XII. No. 3. paff. 72 J M. Nachweis toii Schwefelkohlenstoff. — Die technische Ver- wendung des Schwefelkohlenstoffs , auch die missbräuchliche , ist so ausgedehnt geworden, dass die Nothwendigkeit chemischen Nach- weises desselben häufig genug sich ergiebt. Vitali w^endet liierzu ein eigenthümliches und in seinen Eesultaten sehr befriedigendes Verfahren an, welches einer eingehenderen Besclu'eibung auch an dieser Stelle wohl werth ist. Der erforderliche Apparat besteht aus einem mit reinstem Wasserstoffgas gefüllten Gasometer, w^elches Gas zuvor durch eine Eeihe ü - förmiger Eöhi-en geleitet wurde, in denen sich gestossenes Glas oder Bimssteinstücke befinden, geti'änkt mit Lösungen von Bleiniti'at, Silbersulfat, Aetzkali. Auch eine mit Schwe- felsäiu'e angesäuerte concentiirte Lösung von KaKumpermanganat kann zur Tränkung der Bimssteinstücke und damit zur Eeinigung des Wasserstoffs benutzt werden. Die Flüssigkeit , in welcher man Schwefelkohlenstoff vermuthet, wird in eine dreihalsige Flasche zunächst dem Gasometer gebracht und eine ebensolche zweite vorgelegi; , worin sich eine Brechweinstein- lösung befindet. Man lässt mm einen Wasserstoffstrom zuerst durch die zu untersuchende Flüssigkeit und von da diurch die Brechwein- steinlösung sti'eichen, in welcher etwaige Spiu-en beigemengten Schwefelwasserstoffes zurückgehalten w^erden, während das Wasser- stoffgas, beladen mit dem in der zu prüfenden Flüssigkeit vorhan- denen Schwefelkohlenstoff, dui'ch ein Chlorcalciumi'ohi- streicht, um endlich, je nachdem man Flam m enreactionen oder nasse Eeactionen beabsichtigt, durch eine Platinspitze oder eine rechtwinklig gebogene Glasrölire auszutreten. Mit dem austretenden Gase werden nun zunächst die schärferen und am meisten beweisenden Eeactionen angestellt, die anderen zur Bestätigung nachher. Man lässt also in erster Eeüie das Gas durch einige Cubikcentimeter alkoholischer Kalüösung gehen, fügt dann eine sehr geringe Menge neutrales Ammoniummolybdat und einen leichten Ueberschuss verdünnter Schwefelsäure zu, wodurch bei Anwesenheit auch der geringsten Spuren von Schwefelkohlenstoff eine allmählich in Weinroth über- gehende Eosafärbung auftritt. Die färbende Substanz, Molybdän - Aethyldisulfocarbonat , kann mit Schwefelkohlenstoff ausgeschüttelt werden. Eine andere Menge des Gases leitet man durch ein klei- nes Volumen weingeistiger Lösung von Bleiacetat, worauf man einige Tropfen Aetzkalüösung zusetzt imd zum Kochen erhitzt. War Schwe- felkohlenstoff zugegen , so tiütt hierbei durch entstehendes Schwefel- blei Dunkelförbung ein. Diese beiden Eeactionen zusammengenom- men sind beweisend. Waren irgend erhebliche Mengen von Schwe- 382 Vei"fdlschung von "Weinstein. — Anbau von Cannabis indica. felkohlenstoff vorhanden, so wird sich derselbe auch schon durch den Geruch des austretenden Gases verrathen und die Flamme des angezündeten wird je nach der Menge des Schwefelkohlenstoffs ent- weder durchweg oder wenigstens im Centi-um blau erscheinen, dabei auch den bekannten Geruch verbrennenden SchAvefels erkennen las- sen. Nähert man ihi- ein zuvor diu-ch irgend welches Oxj^dations- mittel gebläutes Jodstärkeijapier, so wird dasselbe entfärbt, imd umgekehrt ein Jodsäm"estärkepapier blau gefärbt. Auf einem in die Flamme gehaltenen Porcellanplättchen entsteht ein gelber Schwefel- fleck, der durch Behandeln mit etwas Kalilauge und nachherigen Zusatz von Nitroprussidnatrium oder Bleiacetat als solcher näher charakterisirt werden kann. Wii-d an Stelle des Porzellans eine Silberplatte quer diu-ch die Flamme gehalten, so entsteht auf ihr ein schwarzer Fleck von Schwefelsilber. Lässt man auf Porzellan- plättchen einzelne Tropfen der Lösungen von Aetzkali, Bleiacetat, Cadmiumsulfat , Chlorantimon oder arseniger Säure antrocknen und unterbricht damit die Flamme, so werden die charakteristischen Färbungen der betreffenden Schwefelmetalle hervorgerufen. Soll Schwefelkolüenstoff in mehr oder weniger festen Substan- zen nachgewiesen werden, so unterwarft man dieselben in möglichst zerkleinertem Zustande einer Destillation mit schwefelsäurehaltigem Wasser, um dann mit dem Destillat wie oben angegeben zu verfah- ren. Handelt es sich endlich um seine Entdeckimg im Leuchtgas, so wird mit letzterem das erwähnte Gasometer gefüllt und im Uebrigen in gleicher Weise manipulirt. (L'Orosi, Anno VI. p. 74.J Dr. G. V. Verfälschung ron Weiiistem. — In der DispensLranstalt des von Vital i geleiteten Krankenliauses wm-de seit einiger Zeit Ijeim Extemporisiren einer Lösung von Tartarus boraxatus die Beobachtung gemacht, dass an Stelle einer klaren eine trübe Flüs- sigkeit resultirte. Ebenso ging es beim Versuche, den Weinstein mit Hülfe von Natiiumcarbonat in Lösung zu bringen. Eine Prü- fung auf die gewöhnlichen Verfälschungsmittel des Weinsteins lie- ferte ein negatives Resultat, dagegen ergab die chemische und mikro- skopische Untersuchung eine bedeutende Beimischimg von Weizen- mehl, so dass es sich wohl empfelilen dürfte, den eingekauften gepulverten Weinstein mit kochendem Wasser zu behandeln und, wenn die resultirende Flüssigkeit nicht wasserhell ist, einen Tropfen Jodlösung zuzusetzen. (VOron, Anno VI. pag. SO.J Dr. G. V. Anbau von Cannabis indica. — Nach Landerer wird der- selbe in neuerer Zeit auch in Griechenland beüieben und das Ki-aut diu-ch Schleichhändler nach Aegypten vertrieben. Trotz der stren- gen Verbote des Gebrauches des Hanfkrautes oder der betreffenden Präparate ergaben statistische Ermittelungen, dass in Aegj^jten jähr- Untei-s. bedr. Baumwollenstoffo. — Bleihalt. Verzinn, v. Conservebüchsen. 383 lieh gegen 200,000 Pfund des Krautes Verwendung finden, wodurch gegen 10,000 Menschen durch Missbrauch getödtet werden. Man verwendet sowohl das Ki-aut, als Auszüge mit Syrup, Ho- nig, Butter und auch mit Branntwein. Am giftigsten zeigt sich das Hai'z, welches meistens dadurch gewonnen wird, dass um die heisse Mittagszeit Leute durch die Hanffelder gehen, welche lederne Güi-tel mit Mengen von Lederstreifen tragen, an denen das aus- geschwitzte Harz haften bleibt und später durch Abschaben entfernt und gesammelt wird. lldt. Mikroskopische rntersucliuug bedruckter Baumwolleu- stoffe. — - Bei der Untersuchung von bedruckten Kattunen behufs Feststellung der bei ihrer Herstellung angewandten Farbstoffe und Fabrikationsmethoden entstellt häufig die Frage, ob der Farbstoff als solcher imierhalb der Faser erzeugt, oder ob er fertig gebildet ange- wendet und mittelst Albumin fbdrt ist. Geradezu überraschend wirkt nach R. Meyer in solchen Fäl- len ein Blick durch das IVIikroskop. Macerirt man mittelst einer Nadel das Gewebe soweit, dass die einzelnen BaumwoUfasem isolirt werden, so erscheinen diese, falls sie von den farbstoffbildenden Materialien im gelösten Zustande durchtränkt waren, diucli ihre ganze Masse hindiu-ch gleichmässig gefärbt und durchscheinend. Bei manchen Farbstoffen zeigt sich kömiges Gefüge, aber die charak- teristische Form der Faser ist ungeändert und deutlich zu erkennen; der Farbstoff ist innerhalb derselben überall gleichmässig abge- lagert. Beim Albumin verfahren jedoch erweist sich die Faser selbst als vollkommen ungefärbt, aber an zahlreichen Stellen findet man einzelne gefärbte Fetzen koagulirten Albumins von aussen ange- klebt; hier und da sieht man auch solche infolge der Maceration von der Faser losgelöst frei im Gesichtsfelde abgelagert. fBer. d. d. ehem. Ges. 16, 455. J C. J. Bleilialtige Yerzinnung Ton Conserrebüclisen. — Die unerlässliche Fordenmg, dass ziu- Verzinmmg des zu Conservebüch- sen verwandten Weissbleehes nur ganz bleifreies Zinn genommen werden soll, nöthigt zur genauesten Prüfimg dieser Büchsen. Meistens ist deren Verzinnung so dünn, dass auch bei grösster Vorsicht die durch Abkratzen des Bleches erlangte Probe immer etwas Eisen enthalten wii'd. Dies macht nach P. Carl es das gewöhnliche Ver- fahren : Lösen in massig concentrirter Salpetersäure, Fällen mit Schwe- felsäure und Bestimmen des Zinns als Zinnsäure in der Lösung und des Bleis als Bleisulfat im Niederschlage ungenau, was von ihm angestellte synthetische Versuche bewiesen: der mit Schwefelsäure erhaltene Niederschlag entliielt nicht niu- reines Bleisulfat, sondern je nach Beschaffenheit der Lösung Zinn und Eisen in variabler Menge. 384 Luft, die Petxoleumdämpfe enthält. — Dilophospora gram. Desm. Yerf. empfiehlt daher folgendes Verfahi-eii. Man lost die Ver- zinnung des Weissbleches in salpetersäurearmem Königswasser voll- ständig auf, verjagt diu-ch Kochen den Säui-eüberschuss , verdünnt den bleibenden Rückstand mit Wasser und sättigt mit Schwefelwas- serstoffgas. In der Flüssigkeit findet sich dann alles Eisen; das gebildete Gemenge von Schwefelzinn und Schwefelblei wird längere Zeit mit Schwefelalkali digerirt. Das Schwefelzinn allein ist darin löslich, man verwandelt es in Zinnsäure und das Schwefelblei in Bleisulfat, so dass sich leicht durch Bereclmung das correspondirende Verhältniss beider Metalle feststellen lässt. Es Hess sich so in der immer Eisen in beti-ächtlicher Menge enthaltenden abgekratzten Verzinnung das Blei nachweisen, wenn auch niu- Spuren davon vorhanden wa- ren. (Journal de Pharmacie et de Chimie. Serie 5. Tome 7. f. 28ij.J a Kr. Wirkung des Einatlimeiis ron Luft, die Petroleum- dämpfe enthält. — Poincare Hess verschiedene Thiere (Hunde, Kauincheu, Meerschweinchen) in Luft leben, wde sie Personen ein- athmen, die viel mit Petroleum zu thun haben. Er beobachtete bei diesen Thieren eine grössere Häufigkeit und Weite der Athmungs- bewegimgen, eine viel grössere Intensität des Herzschlages, biswei- len heftiges Hautjucken, Schlafsucht und Appetitlosigkeit. Die Meer- schweinchen aUein starben nach einem Aufenthalte von 1 bis 2 Jah- ren in diesem Medium, wähi'end die andren Thiere, wie es scheint, unbegrenzt lange darin auszuhalten vermögen. Bei der Leichenöffnung fand Verf. eine mehr oder minder inten- sive luid allgemeine Congestion der Lungen, der Hirnhaut, der grauen Hirnmasse imd der Nieren; plötzHches Zuströmen von Blut in die Lungen, die Hii^nhaut und selbst zwischen die Muskelbündel des Herzens, eine beti'ächtHche Anschwellung der EpitheHumzeUen der Lungenbläschen. Obgleich die bei der Peti'oleumdestillation beschäftigten Arbeiter sich einstimmig nur über Eingenommenheit des Kopfes und einen heftigen Reiz auf die Nasenschleimhaut be- klagen, so ist doch denjenigen Personen, die das Petroleum zui- Heizung und Beleuchtung gebrauchen, anzuempfehlen, seine Ausdün- stungen durch Verwendung gut schHessender Gefässe mögHchst zu ver- mindern und den IndustrieUen anzm-athen, Abzugskamine in den Lagerräumen anzubiingen und nur unter Rauchfängen die Destilla- tion und Reinigung desselben vorzimehmen. (Journal de PJuwmacie et de Chimie. Serie 5. Tome 7. pag. 290. Assoc. scient. 1883.J C.Kr. Dilophospora graminis Desm. — Wie Richon mitthoilt, fand mau neuerdings in England und Frauki-eich auf dem Getreide diesen neuen Parasiten verbreitet, dessen Vorkommen seit 40^Jahren Verwend. v. Naplitol b. Behandl. v. Krätze. — Bromkalium geg. Diabetes. 385 nur auf gewissen Gramineen, wie Alopecui-us, Agrostis, Seeale etc. beobaclitet worden war. Verf. fand die von dem Pilze ergriffenen Theile der Aelire schwarz gefärbt, cylindrisch , mit kleinen halbkugelförmigen Wärz- chen besät. Diese sind mit einer Mittelöffnimg versehen, aus der cylindrische Körnchen mit Federchen entspringen, die im Inneren eine graue Decke bilden. Eine einzige Aehre kann 20 bis 30 tau- send dieser Körnchen enthalten; deshalb erscheint es dringend ge- boten, auf die Gefahi' aufmerksam zu machen, welche durch diesen furchtbaren Feind droht, dessen Yerbreitimg nur diu-ch aufmerksamste Untersuchung der Saatfrucht vorgebeugt und durch Verbrennen des ergi-itfenen Getreides, Eiulialt gethan werden kann. f. Journal de Pharmacie et de Chtmie. Serie 5. Tome 7 . pag. 313. Journ. de med. et de pharm, de VAlg.) G. Kr. Terweudimg von Naplitol bei Behandlung von Krätze. Dr. Guerin macht hierüber im Journal de therapeutique , besonders in Betreff der von Prof. Hardv im Hospital de la Oharite angewan- dten Salbe, Mttheilungen. Sie wird aus 10 Thln. reinem Naphtol und 100 Thln. Vaselin bereitet. Man löst das pulverisirte Naphtol in der Hälfte seines Gewichtes Aether, mischt diese Lösung mit einem Theile des Vaselins und erwärmt das Ganze auf .30 bis 40^, bis aller Aether vollständig verdampft ist; man fügt sodann den Rest des A^asehns zu und mischt die Masse sorgfältig. Die homo- gene Salbe wird vor Luftzutritt geschützt aufbewahrt und kann bei allen Stadien der Krätze angewandt werden. (Journal de Pharmacie et de Chimie. Serie 5. Tome 7. pag. 316. J' C. Kr. Bromkalium gegen Diabetes wendet nach Angabe in „Me- dical Press" ein nicht genannter Arzt seit sechs Jahren an und behandelte in dieser Zeit fünfzehn Fälle. Er beachtet die herkömm- liche Diät von Kleberbrod u. dergl. gar nicht, denn er ist der An- sicht, dass die Krankheit nicht in der Gegenwart von Zucker im Harn, sondern in einer Störimg im Organismus besteht, wodurch Zucker im Uebermaasse entsteht. Ein diabetischer Patient, der ihn wegen gewisser Nervenleiden consultirte, verlor unter Behandlung mit Bromkalium, täglich 3,654 g., die Diabetes. Seitdem wendet der betreffende Arzt dieses Mittel stets imd immer mit guten Er- folgen gegen diese Ki-ankheit an. Als ganz unerlässUch nothwendig betrachtet er daneben körperliche Thätigkeit jeder Art. Zu gene- reller Behandlimg dienen je nach Art des Falles Alkalien, Eisen, Arsenik, Chinin. Besonders beachtenswerth ist bei dieser Medica- tion die völlige Nichtbeachtimg der Diät, f Louisrille Medical News. — American Journal of Pharmacy. Vol. LIV. 4. Ser. Vol. XII. pag. 5S4.J P- Arch. d. Pharm. XXI. Bds. 5. Hft. 25 386 Resina Scammonii. Resilia Scammonii. — Charles A. T. Doensch percolirte gepulverte, allem Anscheine nach echte Scamraoniumwurzel zu 8 Liter Tinctur aus 5 Kilog. Wurzel. Es wurde V2 Liter Wasser zugesetzt, der grösste Theil des Alkohols durch Destillation wieder- gewonnen, der etwa 2 Liter betragende Rückstand in viel kaltes Wasser geschüttet. Das gefällte Harz wurde wiederholt mit warmem Wasser gewaschen, dann getrocknet, in einer kleinen Menge Alkohol gelöst, wie oben abermals gefällt und sorgfältig getrocknet. Das Resultat waren 270,46 g. oder 5,4092 % > das so erhaltene Harz entsprach allen vorgeschriebenen Anforderungen und war von grün- lich grauer Farbe, drei zur Vergleichung geprüfte Harze des Handels verhielten sich jedoch anders. Jede der folgenden Lösungen dei- letzteren wurde im Wasserbade zur Trockne verdunstet \md der Rückstand gewogen. Löslich in Unlöslich. 1,081 1,199 0.530. Aether. Benzol. Terpenthinöl. Alkohol. Wasser L 1,574 0,025 0,020 1,270 1,030 n. 1,173 0,023 0,720 0,303 1,574 m. 2,695 0,022 0,434 0,733 0,586 Die ätherischen Extracte wurden in warmer Kalilösung gelöst, ein Ueberschuss von Salzsäure zugesetzt, der Niederschlag gewogen, von dem GeAvicht des Aetherextractes in Abzug gebracht und für reines Scammonin gehalten. Es ergab I. 0,599 g. (11,98 %), n. 0,546 g. (10,92%), m. 2,258 g. (45,16%). Der Niederschlag von I. war dunkelbraun, wurde durch Schwefelsäure weder braun noch kirschroth, nahm mit Oxydationsmitteln keine blaue Farbe an, war also weder Terpenthin- noch Guajac-Harz; der von 11. und III. war hellgelblichbraun , wurde durch Schwefelsäure dunkelroth, kann also in der Hauptsache als Terpenthinharz angesehen werden. Die Lösungen von Benzol, Terpenthinöl und Alkohol wurden nicht weiter geprüft, da sie kein Scammonin enthalten konnten. Die wässerigen Lösungen gaben beim Sieden einen Niederschlag, der auf seine Lös- lichkeit in Kaliumnitratlösung (Albumin) imtersucht, während die Fil- trate mit Bleisubacetat und Borax (Farbstoff und Gummi) und mit FehHngscher Lösung (Zucker) geprüft wurden. ^ Farbe. Erhitzt. Kaliiunuitrat. Bleisubacetat. I. heUgelb käsiger Ndschl. n. strohfarb. l^^^^^ löslich theils löslich m. dunkel kein Ndschl. starker Ndschl. Ndschl. entfärbter Borax. starker Ndschl. kein Ndsclü. kein Fehling'sche Lösung. Niederschlag Ndschl. kein Nd.schl. Niederschi. Niederschi. Die Asche von den drei Scammoniumproben des Handels war in verdünnter Salzsäiu-e nicht ganz löslicli; die sauren Lösungen ent- hielten Kalk, von I. und IL auch Magnesia, f American Journal of rharmacy. Vol. LIV. 4. Ser. Vol. XII. paff. ')4:') seq.J R. Coniferin i. d. ZuckeiTübe. — Darstell, v. Kohlenoxyd. — Zähigk. v. Salzlös. 387 Das Vorkommen von Coniferin in den rerholzten Oe- weben der Zuclterrübe constatirte Edm. 0. von Liiipmann, nachdem er und imabhängig von ihm Scheibler bereits vor mehreren Jaliren die Anwesenlieit von Vanillin im Rübenrohzucker nach- gewiesen hatten. Das Coniferin hat die Eigenschaft, in Berührung mit Phenol und concentrirter Salzsäm-e sehr rasch und im Sonnenlichte fast augenblicklich eine intensiv blaue Farbe anzunehmen, welche Eigenschaft dem längst bekannten Nachweise von Phenol durch mit HCl befeuchtetem Fichtenholz zu Grunde liegt. Lippmann konnte mittelst dieser Eeaction nicht nur die An- wesenheit von Coniferin in stark verholzten Geweben der Zucker- rübe nachweisen, sondern es gelang ihm auch die Reindarstellung desselben. Bei der Saftgewinnung geht das Coniferin in Lösung und wird dann bei der Behandlung der Rübensäfte mit Kalk zersetzt, indem sich Vanillin abspaltet. Auch schon beim andauernden Kochen von Coniferinlösungen wird Vanillin gebildet, dessen charakteristischer Geruch unverkennbar hervortiütt. fBer. d. d. ehem. Ges. 16, 44.) C.J. Eine neue Darstellungsmethode TOn Kohlenoxyd be- schreibt E, Noack. Auf ca. 400" erhitzter Zinkstaub reducirt in reichlicher Menge die Kolüensäure zu Kohlenoxyd, man bedient sich zweckmässiger Weise eines etwas weiten, nicht ausgezogenen Ver- brennungsrohres, füllt es unter Freilassimg eines Kanals der ganzen Länge nach mit Zinkstaub und schliesst mit zwei Asbestpfropfen. Man lässt das gebildete Kohlenoxj^dgas noch eine mit Natron- lauge gefüllte Flasche passiren und thut gut, zwischen Kohlensäure- apparat und Verbrennimgsrohr zm* Ziu-ückhaltung etwa mitgerissener Salzsäure eine Flasche mit Sodalösung einzuschalten. Bei schwachem Erhitzen des Rohres, welches sich nicht bis zum Glühen zu steigern braucht, kann man auf diese Weise mit etwa 200 g. Zinkstaub in kurzer Zeit über 20 Liter Kohlenoxydgas erhalten. (Ber. d. d. ehem. Ges. 16, 75.J C. J. Die Zähigkeit TOn Salzlösungen studirte Wagner und zwar nach der Ausflussmethode. Den Versuchen wurden unterworfen die Chloride, Nitrate und Sulfate der zweiwerthigen , schweren Metalle und die Nitrate der alkalischen Erden. Aus seinen Versuchen ergiebt sich für die Beziehung zwischen Zäliigkeit und Temperatur: 1) Eine Proportionalität zwischen der Grösse der Zähigkeit und der Grösse der Abnahme mit der Temperatur existirt nicht; 2) die Abnahme für gleiche Temperatiu'intervalle ist um so grösser, je niedriger die Temperatur ist; 3) es besteht keine einfache Beziehung zwischen der Abnahme der Zäliigkeit imd dem specifischen Gewichte und der Concenti-ation 25* 388 Destillation i. Vacixum. — Uran. — Einwirk. v. Schwefelsräui-e a. Zimmtsäure. einer Lösung. Hinsichtlich der Beziehung zwischen Zusammensetzung und Zähigkeit fand J. Wagner, dass mit einer Ausnahme die Zähig- keit mit dem Procentgehalte in immer stärkerem Maasse zunahm. ^Ann. Phys. Chem. 18, 259. J C. J. Destillation im Vacuum. — A. Schuller hat mit einer von ihm construirten, selbstthätigen Q\iecksilberluftpunipe eine Reihe von Destillationen resp. Sublimationen im Yacuum ausgeführt. Wir entnehmen der diesbezüglichen Mittheilung folgendes: 1) Yon den untersuchten Elementen sind viele subKniirbar, besonders Se, Te, Cd, Zn, Mg, As und Sb, während die leicht schmelzbaren Bi, Pb, Sn sehr schwer sublimiren , Sn noch nicht bei Rothgluth. 2) Na, Se, Te, Cd, Zn, As und Sb verdampfen im Vacuum so leicht, dass man dies Verhalten bei der Reindarstellung benutzen kann. 3) Bei organischen Körpern zeigte sich, dass verschiedene, leicht zersetzbare G-emische wie Talg, Wachs, Colophonium ohne Zersetzung im Vacuum destilliren und so von Verunreinigmigen befi'eit werden können. fAnn. Phys. Chem. 18., 317.J C. J. Das Uran studirte C. Zimmermann eingehender. Das geschmolzene Uran besitzt einen silberähnliclien Glanz, lässt sich etwas hämmern, jedoch nicht zu dünnen Platten ausschla- gen, es ist sehr hart, wird aber durch Stalil geritzt. Die glänzende Oberfläche bedeckt sich allmälilich mit einem stahlblauen, später schwarzen Häutchen, vermuthlich von Uranoxydoxydid. Während geschmolzenes Uran auch in der Wärme von Salpe- tersäure nur sehr langsam oxydirt wird, verwandelt es sich im fein- vertheüten Zustande in der Wärme unter Entwicklung von NO rasch in Uranylnitrat. In verdünnter Schwefelsäure löst es sich unter Wasserstoifentwickelung zu Uranosulfat. Salzsäure löst das Uran schon in der Kälte auf unter stürmischer Wasserstoifentwickelung und zwar bildet sich zunächst eine hyacinthrothe Lösung von ür^Cl'', welche nach und nach in eine grüne von UrCl* übergeht. Essig- säure, Kali - imd Natronlauge und Ammoniak sind auch in der Wärme ohne bemerkbaren Einfluss auf das Uran. Sein specif. Gewicht ergab sich zu 18, 68. (Liehig^s Ann. Chem. 216, l.J C. J. Durch Einwirkung von Schwefelsäure auf Zimmtsäure erhielt E. Erdmann die Distyrensäure und einen Kolilenwasser- stoff das Distyrol. Das Rohproduct -snu-do mit Aether verdünnt und dann mit Natronlauge geschüttelt. Die Säure wurde von Al- kali aufgenommen, während die Aethersclücht das Distyrol enthielt. Die Distyrensäure ist in Aether, Alkohol und Eisessig sehr leiclit löslich, liedeutend schwerer u\ TjigroYn , docli fällt sie auch aus die- Kronenquelle z. Salzhnuin in Suhlesien. — Chemie d. Zellkerns. 380 ser heiss gesättigten Lösung beim Erkalten amorph. Ihre Bildung erfolgt nach der Gleichung: 2C»H»0''' = C^m»60^ + CO^. Das Distyrol ist eine farblose Flüssigkeit mit schöner blauer Fluorescenz, welche sich nach längerem Stehen verriiigert und schliesslich fast vollständig verschwindet. Es entsteht aus der Zimmt- säiu'e nach der Gleichung: 2C»H802 = Ci«Hi« + 2C0^. Durch Erllitzen mit Schwefelsäure und Kaliumbiclu'omat wird es zu Benzoesäure oxydirt. Brom vereinigt sich mit Distyrol zu qi6jji6Bj.2^ welches schneeweisse lockere Nadeln bildet. ( Liehig' s Ann. Chem. 216, 17 DJ C. J. Die Kronenquelle zu Salzbrunn in Schlesien analysirte Prof. Poleck. Unter Berechnung der Carbonate als Bicarbonate und sämmt- licher Salze ohne KrystaUwasser, ergiebt sich nachstehende Zusam- mensetzung der KronenqueUe in 1000 g. Wasser: Chlornatrium . . . 0,05899 g. Natriumsulfat . . . 0,18010 - Kaliumsulfat . . . 0,04085 - Natriumbicarbonat . . 0,87264 - Lithiumbicarbonat . 0,01140 - Calciumbicarbonat . 0,71264 - Magnesiumbicarbonat . 0,40477 - Strontiumbicarbonat . 0,00280 - Manganbicarbonat . 0,00181 - Eisenbicarbonat . . 0,00913 - Aluminiumphosphat 0,00036 - Thonerde .... 0,00047 - Kieselsäure .... 0,03460 - 2,33056 g. Diese chemische Zusammensetzung der KronenqueUe stellt sie in die Reihe der alkalisch - salinischen Säuerlinge, und ihr verhält- nissmässig nicht unbedeutender Gehalt an doppeltkohlensaurem Li- thium neben Natron in jene der stärkeren Natron - Lithiumquellen. (Jowrn. pract. Chem. 27, 45.J C. J. Chemie des Zellkerns. L Quantitative Bestimmung des Nucle'ins. Gesetzmässige quantitative Beziehungen, die innerhalb lebender Organe zwischen der Phosphorsäiu-e einerseits und stickstoffhaltigen Substanzen anderseits obwalten, haben vielfach das Interesse der 3Ü0 Chemie des Zellkerns. Physiologen auf sich gelenkt. Im Pflanzenreich beobachtete man, dass zugleich mit der Neubildung stickstoffhaltiger Gewebe auch eine Zunahme der Phosphorsäure in den betreffenden Organen erfolge. Im Thierreiche führten quantitative Untersuchungen über die Ausscheiduhgsproducte zu einem ähnlichen Ergebnisse und man fand, dass der Urin eines hungernden Organismus auf eine bestimmte Menge Stickstoff auch eine bestimmte Menge Phosphorsäure enthält. Ferner erkannte man, dass unter solchen Verhältnissen, wo der Körper mehr Stickstoff in der Nahrung aufnimmt, als er im Harn ausscheidet, auch die Menge der Phosphorsäure in der Nahrung grösser ist als in den Extracten imd ergiebt sich hieraus, dass mit dem Ansatz von stickstoffhaltigem Material auch ein Ansatz von Phosphorsäure Hand in Hand geht. Diese und ähnliche Erschei- nungen führten zu der Annahme einer Verbindung der Eiweisskör- per mit Phosphaten oder mit Phosphorsäure. Die Frage, ob das Nuclein bei den erwähnten Vorgängen betheiligt ist, hat A. Kossei zu weiteren Versuchen veranlasst, wodui'ch uns Aufschluss über jene Frage gegeben wird. Quantitative Bestimmung des Nucleins. Das von Kossei angewandte Verfahren war folgendes : Das betreffende fi-ische Organ wurde fein gehackt und gewogen, sodann zerrieben, mit wenig Gerbsäiu-elösung und gewöhnlicher verdünnter Salzsäure Über- gossen und gut durchgeknetet. Der Brei wird durch ein kleines Filter von aschearmem Papier filtrirt und zuerst mit sehr ver- dünnter Salzsäure, dann mit siedendem Alkohol und zuletzt mit Aether extrahirt. Die extrahirte Organmasse iwird ätherfeucht in einer grossen Platinschale angezündet. Die grösstentheils verkohlte Substanz wird mit Soda und Salpeter verbrannt und in der Schmelze die Phosphorsäure bestimmt und das Eesiütat als Nucleinphosphor- säure bezeichnet. Zu der Bestimmung der Nucleinphosphorsäiu^e im Eiter und in der Hefe wird die Gerbsäure nicht angewandt, sondern der Eiter oder der mit Wasser aufgerühi'te Hefebrei mit verdünnter Natronlauge bis ziu- trüben Lösung versetzt imd ein Ueberschuss von Salzsäure und Alkohol zugefügt, der Niederschlag abfiltrirt, erst mit kaltem, dann mit siedendem Alkohol ausgewaschen imd mit Soda und Salpeter verascht etc. Die Quantität der in dieser- Weise gefundenen Nucleinphos- phorsäiu-e wird in aUen Fällen mit folgenden Wertheu verglichen, 1) mit dem Gewicht des feuchten Organs und 2) mit der Ge- sammtmenge der Phosphorsäure des betreffenden Organs. Die Bestätigung dafür, dass die gefundenen Phosphorsäure - Zah- len wirklich den Nuclein - Gehalte der betreffenden Organe entspre- chen, liefert eine Vergleichung derselben mit dem mikroskopisch erkennbaren Kernreichthum der betreffenden Gewebe. Besonders Taiuobotam. 391 autfallend ist das Verliältniss des leukämischoii Blutes zum normalen, ferner die Vei'gleicliung des Muskels in erwachsenem Zustande mit dem kernreicheren embryonalen Muskel, endlich des frischen Eiters mit dem degenerirten. • Ausser der Phosphorsäure traten als charak- teristische, den Eiweissstoffen nicht zukommende Zersetzungspro- ducte der Nucleine noch Guanin, Hypoxanthin und Xanthin auf. Es giebt auch Körper, die man ihrer Eigenschaft nach mit Recht als Nuclein bezeichnet, die aber bei der Zersetzung weder Hypoxanthin noch Xanthin oder Guanin liefern. Diese Nucleine stehen freilich zu den übrigen dieser Gruppe insofern in einem Gegensatz, als sie nicht aus zellenreichem, lebensfähigen Gewebe stammen, also auch nicht Bestandtheile des Zellenkernes sein können. II. Bildung von Guanin aus Nuclein, Verhalten der stick- stoffreichen Basen des Thierkörpers unter physiologi- schen und pathologischen Bedingungen. Früher war der Ursprung des Hypoxanthins und Xanthins im Thierkörper in falscher Richtung, nämlich in den Eiweisskörpern gesucht worden. Kossei hat nun gezeigt, dass das Nuclein als die Quelle dieser Körper im Organismus anzusehen ist, sowie auch dass thierische und pflanzliche Organe beim Kochen mit Säuren mehr Hypoxanthin und Xanthin liefern, als man bisher annahm. Als Begleiter des Hypoxanthins und Xanthins findet sich in vielen thierischen Organismen und auch in der Hefe das Guanin, wel- ches durch Einwirkung der Salpetersäure in Xanthin übergeführt wird, und es entsteht das Guanin neben dem Hypoxanthin und Xan- thin aus dem Nuclein. Eine Sohlussfolgerung ergiebt, dass nach den angeführten Ver- suchen und Thatsachen Guanin durch Oxydation Guanidin und die- ses Harnstoff bildet und lassen sich die Substanzen, die somit in einer genetischen Beziehung zu einander stehen, in eine Reihe brin- gen, deren letztes Glied auf der einen Seite der Harnstoff und auf der anderen Seite der Zellkern ist. Eine Beziehung des Hypoxanthins zur Bildung der Harnsäure sei hier nicht unerwähnt. Die Muskeln solcher Organismen, welche als Hauptproduct des Stoffwechsels die Harnsäui-e ausscheiden, sind viel reicher an Hj^poxanthin , als die des Menschen und Pferdes. fZeitschr. f. Physiolog. Chemie. Bd. VII. pag. 7.J C. Seh. Taurobetai'll. — Die grössere Beständigkeit und "Widerstands- fähigkeit des Taurins gegen Alkalien und Säui-en veranlassten L. Brieger an ihr jene Veränderungen, deren die Amidosäuren durch Reagentien fähig sind, eingehend zu studiren. Der Umstand, dass viele Amidosäuren im thierischen Haushalt gebildet werden, machte eine nähere Kenntniss ihrer Umwandlungsproducte wünschenswerth 392 Oxyhiimoglobin des Si;hwoines. imd wurde deshalb die Mciglichkcit oiiior bctainähii liehen Substanz ins Auge gefasst imd verfährt Verfasser dabei auf folgende Weise. Es wird Taurin in 3 mal soviel Kalihydrat, als zur- Neutralisation des Taurins nöthig ist, enthaltenden Methylalkohol geschüttet, und kalt gelöst. Dann wird Jodmethyl zugefügt und lose verkorkt 1 Tag bei Seite gestellt. Dann wird zur Trockne abgedampft, der Rückstand mit wenig "Wasser aufgenommen, filtrirt und durch Alkohol eine jod- und jodkaliumhaltige Verbindung ausgefällt. Durch wiederholtes Lösen in Wasser und Fällen mit Alkohol wird die Substanz gereinigt und schliesslich mit nassem Silberoxyd in der Kälte rasch zersetzt und schnell vom gebildeten Jodsilber abfiltrirt. Durch wiederholtes Lösen in Wasser und Fällen durch Alkohol wird der Körper chemisch rein erhalten. Wird dieser Körper mit Natronlauge gekocht, so spaltet sich Trimethylamin ab. Die Analyse führte zu der Strukturformel CH^ — N(CH^)3 I CH2— SO^— 0. und zu der Benennung Taurobetain. Es ist leicht in Wasser löslich, unlöslich in aljsobitem Alkoliol, Aether etc., unterscheidet sich von den bekannten Betainen dadurch, dass aus seinen Salzen die Säuren sich äusserst leicht abspalten. Es schmilzt bei 240" C, zersetzt sich hierbei und verkohlt. Beim Kochen desselben mit Barytwasser bildet sich neben Trimethylamin ein in "Wasser lösliches Barytsalz. fZeitschr. f. Physiol. Chemie. Bd. VII. füg. 36.) C. Seh. Oxyhämoglobiii des Schweines. — Die Thatsache, dass demjenigen, welcher sich mit der Darstelhmg gi'össerer Mengen des Blutfarbstoffes beschäftigt, nicht immer genügende Mengen Ilundeblut zur Verfügung stehen, brachte J. Otto auf den Gedanken, zur Dar- stellimg des Blutfarbstoffes das Schweineblut zu verwenden. Durch mehrfache Versuche hatte er gefunden, dass sich zur Isolirung der Blutkörperchen am besten verdünnte Kochsalzlösung eignet. Nach geschehener Isolirung wurden die Körperchen bei 50** in möglichst wenig Wasser gelöst, die Lösung filtrirt und nach dem Erkalten im Verhältniss von 4 : 1 mit kalt gehaltenem absolutem Alkohol ver- setzt. Die hellrothen Krystallnadeln zerfliessen bei gewöhnlicher Zimmertemperatiur selu- leicht, geringe Fäulniss befördert die Lösmig der Körperchen ungemein, ohne dabei die spätere Ausscheidung- schön rother Oxyhämoglobinkrystalle irgendwie zu gefährden. Die noch etwas feuchten Kiystalle zeigten, in Wasser gelöst, ein voll- kommen reines Oxyhämoglolnnspectnnn, die Elementaranalyse ergab folgende Werthe: "^ Kohlenstoff 54,17 °/o, Wasserstoff 7,3.S »/o, Stick- stoff 16,23 7o, Schwefel 0,66 "/„, Eisen 0,43 7o, Sauerstoff 21,36 »/o- (Zeitschrift f. Physiol. Chemie, Bd. VII. pag. 67. J C. Seh. Kxystall. Methämoglobin. — Künstl. gefärbt. Rothwein. ~ Eatauhiaextract. 303 Krystallinisehes Mctliämoslobin. — O. Hüfner und J. Utto ist es durch Zufull geluuycu, das Mcthämoglobin krystaUisiit darzustellen. Wenn Lösim gen von erstmals umkiystallisirtem Schweine- Oxyliämoglobin /Aim Zwecke des Umkrystallisirens mit dem vierten Theil absoluten Alkohol versetzt und in eine Kältemischung gestellt Averden, so scheidet sich nach einigen Tagen eine schmutzig braune, homogene Masse ab, die theilweise einen eigenthümlichen Atlasglanz besitzt und unter dem Mikroskop als lauter kleine Krystallnädelchen ei"scheint: Unikrystallisirt geben diese Nädelchen reines Methämo- globin von folgender elementaren Zusammensetzung: Kohlenstoff 53,99 %, Wasserstoff 7,13 %, Stickstoff 16,19 %, Schwefel 0,66 »/o, Eisen 0,449 "/o, Sauerstoff 21,58 7o- (Zeitschrift f. Fhysiol. Clwmie. Bd. VII. pag. 65.J C. Seh. TJntersiicliung künstlieh geerbter Rothweine. — Pastro- vich erinnert daran, dass Facen s. Z. ein Mittel zur Weinunter- suchung veröffentlichte, das auf der entfärbenden Einwirkimg von Mangandioxyd beruht. Schüttelt man einen Natiirwein eine Viertel- stunde lang mit einem gleichen Gewichte des grobgepiüverten Man- gandioxydes, so entfärbt er sich vollständig, während die verschie- denen beüiigerisch zugesetzten Farbstoffe imverändert bleiben A\airden. Pasü-ovich fand, dass diese Reaction durchaus nicht zu einer solch allgemeinen Anwendimg sich eignet und dass namentlich die Weine, welche mit Malvenblüthen, Heidelbeeren, Campecheholzextract, OrseiUe oder Cochenille gefärbt A\n.u-den, eben so leicht sich entfärben wie Naturwein. Dagegen übt Mangandioxyd keine Wirkimg auf das Fuchsin aus imd dieses Verfahren ist empfindlich genug, um die Gegenwart von Fuchsin in verschnittenen Weinen aufzufinden, selbst wenn sie 2 Miliig. pro Liter enthalten. Wenn die von dem Mangan- dioxyd abfiltrirte Flüssigkeit eine rothe Farbe behält, so kann man daraus schliessen, dass der Wein mit Fuchsin verfälscht war. (Repertoire de Pharmacie. Tome X. pag. 538. Bull. soc. chim.J C. Kr. Ratanhiaextract. — In einer grösseren Abhandlung über die verschiedenen Bereitungsweisen dieses Extractes, seine Bestandtheüe, sowie sein Verhalten zu den gebräuchlichsten Reagentien, verglichen mit einer entsprechend starken Tanninlösimg, gelangt Professor E. Schmitt zu der Ansicht, dass Wasser das beste Auflösungsmittel zum Erschöpfen der Ratanhiawiu'zel ist; dass hierbei die gemischte Methode (eine vorgängige Maceration imd darauffolgende Infusion) die beste Ausbeute an Extract liefert; dass so erhaltenes Extract aUe Eigenschaften einer guten pharmaceutischen Zubereitung besitzt und der Apotheker auch sein Exti'actum i-atanhae wie seine übrigen Extracte selbst bereiten muss, wobei er ausserdem noch seinen pe-, cuniären Vortheü finden wird. (Journal des sciences me'dicales de Lille. Tome V. pag. Ib.) C Kr. •^04 Ilariiimtersucliiuig. — Uniwaiidl. v. Tliierblut. — Kiiallgasgemenge. Hanmiitersucliung: auf Zucker mit Feliliiij^'scher Lö- sung. — - Wird Harn clirect mit Echling'schor Lösung auf Zucker untersucht, so kann dies Anlass zu verschiedenen Irrungen geben, von denen eine besonders häufig vorkommende darin besteht, dass Harnsäure ebenfalls bei Siedetemperatur in dieser Lösung die Re- duction bewirkt. Wie Gantrelet mittheilt, besteht jedoch thatsächlich folgender Unterschied bei der Bildung des Kupferoxydulniederschlages: wäh- rend die Reduction durch den Zucker beim Kochen selbst erfolgt und sich beim Abkühlen nicht vermehrt, beginnt bei der Harnsäure die Reduction erst, wenn man das Probirrohr aus der Flamme zurück- zieht und die Reduction dauert sogar während des Erkaltens fort. (Repertoire de Pkarmacie. Tome X. paff. 536.J C. Kr. Umwaiidluns^ yon Tliierblut in der Kälte zu festem Dunginittel. — Trocknes Thierblut bildet eines der an Stickstofl' reichsten Düngmittel. Man coaguKrt es bereits mit verschiedenen Mitteln: mit Fex-ridsulfat , salpeterhaltiger Schwefelsäure, der man Phosphate zufügte etc. Marguerite Delacharlonny sagt: die Coagulation variire nach der Natur des angewandten Ferridsulfates, und nach der eben übli- .chen Yerfahrungsweise mache sich die Coagulation schlecht, da hier- bei ein sehr kostspieliges Abdampfen erforderlich sei. Er schlägt daher vor, ein Ferridsiüfat anzuwenden, das folgende Formel hat: Fe2034S03 + 12H0. ]\üt diesem Salze wird von dem im Blute enthaltenen Wasser fast die Hälfte auf natürliche Weise eliminirt; so verringern sich die Kosten der Bereitung um die Hälfte. (Journal de Pharmacie et de Chimie. Serie 5. Tome VlI. pag. 171. Ac. d. sc, 95, 841 J C. Kr. lieber die Verbrennung yon Knallgasgemengen stellten Mallard und Le Chatelier eine Reihe von Versuchen an, um die Entzündungstemperatur, Schnelligkeit der Verbreitung der Flamme, Druck und Temperatur bei dem Verbrennen und das Gesetz der Abkühlung der durch die A^erbrennuug erzeugten Gase zu erforschen. Sie fanden, dass, trotz der entgegenstehenden allgemeinen Annahme, zu Rothgluth erhitzte Gegenstände, wie Drahtnetze von Lampen, Zunder etc. unter besonderen Bedingungen die Entzündung sclüa- gender AVetter und in Folge dessen schwere Unfälle herbei zufüliren vermögen. (Bulletin de la Societe chitnique de Paris. Tome 39. fag. 2.) C. Kr, Bücherschau. 395 C. Bii(?h erschall. Kurze Anleitung zur Maassanalyse. Im Anschluss an die „kurze Anleitung zur (qualitativen Analyse." Mit speciel- 1er Berücksichtigung der Vorschriften der Pharmakopoe, bearbeitet von Dr. Ludwig Medikus, Professor an der Universität Wüi-z- burg. Tübingen 1883. Verlag der H. Laupp'schen Buchhandlung. Vor nicht lauger Zeit (Archiv 220, 716) bot sich die Gelegenheit, die zweite Auflage der kurzen Anleitung zur qualitativen Analyse von Prof. Me- dikus zu besprechen und dieselbe als sehr geeignet zu bezeichnen, um in der Hand des Lehrherrn für die jungen Eleven der Pharmacio als Wegweiser in dem Gebiete der analytischen Chemie dienen zu können. Sehr zeitgemäss hat Prof. Medikus dieser qualitativen Analyse eine Anleitung ziu- Maass- analyse folgen lassen, in welcher auf die Vorschriften der Pharmakopoe spe- cieUe Rücksicht genommen wird. In der Einleitung bespiicht der Verfasser den Begriif Aequivalenz, die verschiedene Anordnimg der Maassanalysen und die Maassgefässe imd giebt sodann einige allgemeine Eegeln, die bei der Ausführung von Maassanalysen beachtet werden müssen. Das Werk theilt sich in folgende Hauptabschnitte : Alkali - und Acidi- metrie ; Oxydimetrie ; Jodometrie mid Fällungsanalysen. Der erste Abschnitt umfasst die Herstellung der Indicatortlüssigkeiten , der Normalalkalien und Normalsäiu'en , die Bestimmung der Basen, wobei nach der Pharmakopoe Kalkwasscr und Salmialvgeist herangezogen werden, der Carbonate — Werth- bestimmung von Rohsoda und Rohpottasche — imd ätzender neben kohlen- saui'en Alkalien. Sodann folgen die Bestimmimgen von Schwefelsäure, Am- moniak und Salpetersäure in Salzen, von Thonerde in neuti'alen Salzen und von Chloralhydrat ; daran schliessen sich die maassanalytischen Bestimmungen freier Säuren, die Bestimmimg der Acidität von Essig, Wein imd Bier und die von Weinstein. Im Kapitel der Oxydimetrie werden nach Anleitung zui- Herstellung der Kaliumpermanganatlösung und der Normaloxalsäm-e die Bestimmimgen von Eisen, Eisenoxydul imd Eisenoxyd, sowie nebeneinander, von Ferro - und Ferrid- cyanwasserstoff, von Kupfer in neutralen Salzen, ferner von salpetriger und Salpetersäure, sowie von Kalk, Braunstein und Wasserstoffsuperoxyd behan- delt. Ueberall werden in diesem, wie im vorgehenden und in den folgenden Kapitebi die entsprechenden Prüfungen der Pharmakopoe exakt und ausführ- lich klargelegt. Die Jodometi'ie — auch hier wird die Bereitung der Stärkelösung, der Zehnteljod-, Zehntelnatriumthiosulfat- und Zehntelarsenigsäui'elösmig gelehrt — bringt die Bestimmungen von Tliioschwefelsäui'e in Salzen, von schwef- liger Säure, Schwefelwasserstoff, arseniger und Arsensäiu-e, von Antimonoxyd im Brechweinstein, von freiem Jod, sowie von Clilor und Brom. Es folgen noch die Bestimmungen chlorsaurer Salze, von Braunstein, unterchlorigsau- ren Salzen und von Eisen in Oxydsalzen. 396 Bücherschau. Der vierte Abschnitt — Fiillungsanalysen — enthält die Bestimmung von Chlor-, Brom- und Jodwasserstoffsäure mit Silberlösung nach Mohr, die Mohr'scho iSilhorbostimmung, die Cyanwasscrstoifbestimmung (sowohl mit Chloi'iiatrium , als auch mit Kaliumchromat als Indicator) und die Bcstim- ]nuug des Silbers mit Rhodanammonium. Sodann folgen die Bestimmungen von Chlor, Brom, Jod und Cyan mit Silber- und Rhodauammoniunüösung, von Phosphorsäure mit Uranlösung, von Zucker, Stärke und Dextrin mittelst Fehling'scher Lösung und endlich die Seubert'sche Phenolbestinunung. Ein sich über circa 30 Seiten erstreckender Anhang lehrt die Bestim- mung des Kohlensäui-egehaltes der Luft nach Pettenkofcr, die Untersuchung von Trink- und Gebrauchswasser hinsichtlich der Bestimmung der organi- schen Substanz, der Härte, des Chlorgehaltes, des Ammoniaks, der sali)etrigen und Salpetersäure luid endlich die Untersuchung des Harnes, soweit sich dieselbe auf die qualitative wie quantitative Ermittelung von Chlor, Phos- phoi'säure, Zucker, Harnstoff, Harnsäure und Ei weiss beschränkt. Die letzte Seite des Werkes, welches auf 132 Seiten eine Fülle von Ma- terial enthält und sicher eine freundliche Aufnahme finden wird, bringt eine Atomgewichtstabelle. Es sei allen CoUegeu hiermit aufs beste em- pfohlen. G- e s e k e. Dr. Carl Jehn. Die Naturgesckichte des Cajus Plinius Secundus für Deutsche übersetzt und niit Anmerkungen von Prof. Dr. G-. C. Wittstein in München. Leij^zig, Verlag von Gressner und Schramm 1880 (bis 1882.) Diese Frucht langjähi'iger philologischer und natui'wissenschaftlicher Studien des Nestors unter den deutschen gelehrten Pharmaceuten , deren Druck i. J. 1880 begann mid Ende d. J. 1882 vollendet -wui-de , giebt uns erwünschte Veranlassung, auf die ungeminderte Ausdauer und Umsicht des Verfassers auch in vorgerückten Jahren hinzuweisen. Um die 37 Bücher, in welche der alte römische Natmiorscher Plinius — gebor, i. J. 23 nach Chr. und ums Leben gekommen i. J. 79 bei jenem Ausbruch des Vesuvs , welcher die Städte Herkulanum , Pompeji und Stabiä verschüttete — sein ausgedehntes naturgeschichtliches Werk eingetheilt hat, zu Gruppen zu vereinigen, hat der Uebersotzer imd Kommentator Wittstein eine gewisse natürliche Abgrenzung eingeschlagen, wodurch aus dem Ganzen 6 Bände entstanden sind. Diese haben zwar einen verschiedenen Umfang, was aber gegenüber dem VVerthe dieser Anordnmig völlig bedeutungslos ersclieint. AVittstein's erster Band enthält das I — VI. Buch des Plinius (die Dedikation an den Kaiser Titus Flavius Vespasianus, das Inhaltsverzeiclmiss des ganzen Wer- kes, die Kosmographie und Geographie) ; der zweite Band das ATI — XL Buch des Pünius (Naturgeschichte des Menschen und der Thicre) ; der dritte Band das Xn — XIX. Buch (Naturgeschiclite der Pflanzen); der vierte Band das XX — XXVII. Buch (Arzneimittel aus dem Pflanzenreiche)-, der fünfte Band das XXVIII — XXXn. Buch (Arzneimittel vom Tliierreiche und aus dem Wasser); der sechste Band das XXXIH — XXXVE. Buch (von den Metal- len und Steinen, von den bildenden Künsten in Verbindung mit der Ge- schichte der vorzüglichsten Künstler und Kimstwerke). An diesen sechsten Band schliessen sich die von Wittstein in der Vor- rede (ausser den immittelbar auf die letztere folgenden Tabellen über die Münzen. Maasse und Gewichte der Alten) versprochenen Anhiinge, welche über 8 Druckbogen füllen. Diese Anhänge sind ein Denkmal des unermüd- lichen Fleisses und der wissenschaftlichen Umsicht AVittstein's. Sie bestäti- gen so recht augenscheinlich, dass die Natui-gescliichte des Pliuius als eine Bücherschau. 397 Encyklopädie des damaligen Wissens, des Standes der exakten Wissenschaf- ten, Künste und Gewerbe um die Zeit von Christi Geburt zu betrachten sei, welche nicht blos von Natiufi-eunden imd Kundigen, sondern A'on jedem Gebildeten gelesen zu werden verdient. Diirch diese Anhänge Wittstein"s steht Plinius grosses Werk nun jeden Augenblick der Beuutzmig offen: denn nach jeder Richtung hin ermöglichen sie, sofort imd ohne Zeitverlust zu finden, was Plinius in irgend einer Beziehung über irgend eine Materie und irgend einen Gegenstand äussert. Diese Anhänge enthalten genau geord- nete, vollständige alphabetische Verzeichnisse über I) die von Plinius benutzten Autoren und öffentlichen Urkunden. II) die im Buche über Anthropologie besprochenen Zustände. ni) die bildenden Künste, geordnet nach A) Baukunst und Bild- hauerei. B) Malerei und Plastik, C) MetaUgiesserei. IV) die Pflanzen und nutzbaren Theile derselben. Edukte und Produkte, V) die Geographie in 19 alphabetischen Abtheilungen nach Bergen, Gebirgen, Vorgebirgen, Bezirken, Kastellen, Kolonien, Engpässen, Flüssen, Häfen, Inseln. Ländern. Meeren. Meerbusen, Meerengen, Quellen, Seeen, Städten, Sümpfen, Völkern, VT) Kosmographie, Vil) Landwirthschaft, VIU) Mediciu, alphabetisch geordnet nach allgemeinen Bemerkungen nach Arzneimitteln und zwar vom Menschen, von den Mineralien, von den Pflan- zen, von den Thieren, vom Wasser, nach Ki'ankheiten xvad Gebrechen, IX) Mineralogie, X) Zoologie, nach Thieren, nach Theilen von Thieren, Edukten und Produkten. Durch diese schätzenswerthen Anhänge ist der Gebrauch des Werkes zum Orientiren und Nachschlagen erst recht ermöglicht worden: denn was das von Plinius gegebene Inhaltsverzeichniss oft erst nach langem Suchen oder in ^-ielen Fällen auch gar uicht dai'bietet. das leisten die voll- ständigen und übersichtlich geordneten Anhänge Wittstein's ohne die geringste Mühe. Man kann daher dem Verfasser hiefiü' uicht genug dank- bar sein und erkennt sofort, was ein zwar nicht zünftiger, aber mit natm-- wissenschaftlichen Kenntnissen ausgerüsteter Philologe auch auf dem Gebiete des klassischen Alterthums zu leisten im Stande ist. Dem Cajus Pünius Secundus wai'en die Naturforscher von heute gewis- sermaassen die Schuld abzutragen verpflichtet, dass Einer unter ihnen, der auf der Höhe des heutigen natiirwissenschaftlichen Standpunktes steht, das einzige auf uns überkommene Werk des Plinius kommentii-e. Wittstein hat diese Pflicht zu lösen unternommen und hat sie mit der ihm eigeuen Aus- dauer glücklich durchgeführt. Die 31 Bücher, welche Plinius über Geschichte, jene 20 Bücher . welche er über die römischen Kriege in Deutschland , die 3 Bücher, welche er imter dem Titel ,, der Zögling '• über die Eedekunst, das Buch , welches er als Praktiker über das Spiesswerfen der Reiterei etc. ge- schrieben hat, sind, wie gesagt, nicht auf uns gelangt. Aus der Fi-eund- schaft amseres älteren Plinius. sowie seines Xeffen, des jüngeren Plinius, mit Tacitus darf man schliessen. dass auch PHnius in seinem ausgedehn- ten Werke von 20 Büchern über die römischen Kriege (mit den Deut- schen) unserer Vorfahren rühmlich gedacht habe. Wenigstens halten Avir ihn wie Tacitus für objektiv genug, unseren flu- ihre Freiheit muthig käm- pfenden Vorfahi-en Recht widerfahren zu lassen. SoUte das Glück woUen. dass dieses Werk des Plinius noch aufgefunden würde, so würde man dies wohl bestätigt finden. Diese Erwägung und die weitere, dass in Pünius Xatm-- geschichte Hunderte von Forschern und Kompilatoren angeführt sind, deren eigene Werke total verloren gegangen und deren Namen ledigüch durch Pli- nius's Vermittlung auf uns gekommen sind, verpflichtet uns dem Ueber- setzer und Kommentator Wittstein zu Dank. Urtheilt doch Alexander von 398 Bücherschau. Humboldt über die Naturgeschichte seines alten Kollogen Plinius also: „dem grossen encyklopädischeu Werke des ülteren Plinius kommt an Eeichthum des Inhalts kein anderes Werk des Alterthums gleich; es hat auf das ganze Mittelalter mächtig nachgewirkt." Ueber Vieles, was wir jetzt aus guten Giiinden der Religion und Wissenschaft zum Aberglauben rechnen, und wor- über wir ein Lächeln nicht unterdiücken können oder uns ärgern über die cynische Anschauungsweise der damaligen Zeit, enthält das Werk eine Menge von richtigen Anschauungen über Naturdinge, und staunen wir häufig über Ansichten, welche vor mehr als 1800 Jalu'en schon verbreitet waren oder von Plinius ausgesprochen wurden. Dieser hatte einen vollständigen Einblick in den Stand der naturwissenschaftlichen Anschauungen seiner Zeitgenossen imd seines Volkes, des Volkes, das zu der Zeit über Palästina heiTSchte, als Christus dort geboren ward und lebte. Schon aus diesem Grande enthält die NaturgeschicMe des Plinius vie- les, was allgemein wissenswerth erscheint; aber auch in pharmakognostischer und pharmakologischer Beziehimg bringt uns das Sammelwerk des Römere viel Interessantes , was wir von anderer Seite längst ^-ielfach bestätigt wis- sen oder in neuerer Zeit bestätigen oder widerlegen hörten. Man ist ei'staimt, welche Kenntnisse z. B. in der Pomologie